RE: Linke und Rechte, Konservative, Libertäre, Grüne und wer auch immer - schaut Euch das an!
Ich habe so meine Probleme mit Herrn K., die mich sogar skeptisch darüber nachdenken lassen, ob er dieses Interview (welches ich zugegebenermaßen nicht in voller Länge geschaut habe) überhaupt geführt hat, das Material nicht geschickt zusammengeschnitten hat (leider sitzen sich die Gesprächsführenden ja nicht Aug in Aug gegenüber).
"Probleme" sind nicht gleichbedeutend mit "totaler Ablehnung". Ich habe schon einige Beiträge von ihm gesehen (vor allem auch zur Bildungspolitik, sozusagen unter Kollegen) und finde oft, das er teilweise gute Gedanken vorträgt, die es zu hinterfragen gilt. Aber von Vornherein bin ich diesem smarten Schwiegermutterliebling mit Vorsicht begegnet, denn er ist populistisch (diese Aussage mache ich ohne "Rechts-/Links-Eckenzuweisung"). Er ist ein wahrer Künstler der Rhetorik, dabei leider sehr suggerierend. Wenn einem so jemand über den Weg läuft, muss man immer vorsichtig und hinterfragend sein.
Klar müssen ALLE Menschen aufwachen (weshalb ich es auch gut finde, dass du spätestens in deinem PS auch wirklich ALLE, wenn auch etwas despektierlich, ansprichst), und zwar schon lange. Dabei hilft in meinen Augen nur humanistische Bildung, die den Menschen zu eigenständig denkenden Individuen erzieht. Individuen, die lernen, dass jede Wahrheit nur die eigene Wahrheit ist, es viele andere Wahrheiten gibt, auf die man sich nur einlassen muss, um unter abwägender Kriterienberücksichtigung endlich eine eigene Meinung zu bilden und diese auch zu vertreten.
Es ist nicht besonders klug, einerseits auf die manipulierenden "Mainstream-Medien" zu schimpfen, gleichzeitig - selbstverständlich ebenso manipulierenden - neuen Internet-Ikonen hinterherzulaufen und deren "Parolen" unreflektiert zu übernehmen. Hoffe, der "Zeitgeist" nur Entweder oder Oder zu akzeptieren, entwickelt sich bald in eine andere Richtung.
Ach so, zurück zu meinem Eingangssatz. Ich habe mich ja schon mal als gelegentlichen "Zeit"- und "Welt"-Leser geoutet (was nicht heißt, dass ich die vorgekauten Meinungen der Redaktionen unreflektiert übernehme) und kann mit diesem Artikel konform gehen:
https://www.welt.de/kultur/article225254427/Gunnar-Kaiser-hat-die-rote-Linie-ueberschritten-Ein-Kommentar.html
LG Chriddi
Liebe Chriddi,
Dem kann ich mich nur vollumfänglich und aus ganzem Herzen anschließen.
Den Herrn Kaiser kannte ich bis dahin nur vom Hörensagen, der ist mir zu intellektuell, ergo zu langweilig. Mir übrigens egal, was irgendein Journalist über wen auch immer denkt, wogegen er verstoßen hat, ob er als böse oder gut gilt und was seine Ex über ihn erzählt. Den verlinkten Artikel finde ich sehr unappetitlich, um das mal vorsichtig auszudrücken. Das spielt aber hier keine Rolle. Der Typ interessiert mich überhaupt nicht, obwohl ich feststellen muss, dass er mehr Eier in der Hose hat als 99% aller seiner Zeitgenossen. Welche politische Einstellung einer dabei hat, hat mich noch nie interessiert; solange ich sehe, dass er Nachteile in Kauf nimmt, nehme ich ihn ernster als pseudokritische Blockflöten.
In dem Interview geht es nicht um ihn, sondern um das, was Frau Wolf sagt. Die ist ja nicht irgendwer oder eine Nazibraut. Das wiederum impliziert nicht, dass ich alles toll finde, was sie da sagt oder irgendwann mal gesagt hat. Wenn ich was interessant oder beachtenswert finde, dann poste ich das und überlege nicht 2 h, wo der Fehler liegt, wer welchem Lager zugeordnet wird oder was man sonst alles einwenden kann.
Liebe @Chriddi, der von dir verlinkte Artikel in der Welt ist wirklich "unappetitlich", um Leroy zu zitieren. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass der Autor sich die alte, unverschämte Argumentations-Taktik (oder vielmehr: Pseudo-Argumentations-Taktik) zunutze macht, jemanden als Person anzugreifen (im vorliegenden Fall aufgrund einer polemischen Äußerung, welche völlig de- und dann anders re-kontextualisiert wird), die Person zu diskreditieren und als scheinbar logische Folge ALLES abzulehnen, was diese Person je gesagt hat und noch sagen wird.
Ich stimmte @leroy.linientreu zu, wenn er schreibt: "Mir [ist] übrigens egal, was irgendein Journalist über wen auch immer denkt, wogegen er verstoßen hat, ob er als böse oder gut gilt und was seine Ex über ihn erzählt. [...] solange ich sehe, dass er Nachteile in Kauf nimmt, nehme ich ihn ernster als pseudokritische Blockflöten."
Natürlich ist es kein Universal-Rezept, nach welchem wir uns gute Leute daraus backen könnten, dass sie Nachteile in Kauf nehmen für ihre Äußerungen; das tun Verschwurbelte auch. Und wir müssen auch nicht demjenigen vorbehaltlos aus der Hand fressen, der überzeugend sagt, unsere Werte seien in Gefahr. Aber wir sollten seine Einlassungen nutzen, uns untereinander zu vernetzen und uns auf unsere Werte zu besinnen und uns nicht kampflos zurück in unsere Hütten oder privaten Idyllen schicken zu lassen.