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RE: Politik 064 - Jeffrey Nyquist über Europa und Deutschland - 2014 1/2

in #deutsch7 years ago (edited)

Ich antworte gleich wieder unter dem ersten Kommentar, damit der Thread nicht zu rechtslastig wird. Auch dieser Kommentar ist lang, aber so kannst du vielleicht etwas besser in mein Gehirn blicken.

Über die verschiedenen Szenarien, wie mit einer zusammengebrochenen Sowjetunion umzugehen war, bin ich nicht umfangreich informiert. Wie es Militärs und Geopolitiker zu tun pflegen, wird in Szenarien gedacht und da existiert eine vielzahl davon. Von ziemlich realitätsnah bis weit davon entfernt ist alles dabi. Alles, was schon einmal gedacht wurde, ist weniger überraschend, wenn es zustandekommt, als wenn es noch nicht gedacht wurde. The Grand Chessboard von Zbigniew Brzezinski (1928-2017) ist mir selbstverständlich bekannt. Brzezinski stammt aus Polen und war meines Wissens Katholik, obwohl immer wieder gesagt wird, er sei jüdisch gewesen. Brzezinskis Vater war in der polnischen Unabhängigkeitsbewegung dabei und Diplomat der jungen polnischen Republik in den 1930er Jahren. Dass solche Leute den Sowjets so manches nachtragen, erstaunt mich nicht. Sie wurden von diesen anfang der 1920er angegriffen und nach dem Zweiten Weltkrieg übernommen.

Dass die westlichen Politiker rational, vernünftig und glaubwürdig handeln, habe ich kaum je behauptet. Man sieht ja, dass grosse Schwierigkeiten bekunden, den Bürgern zu erklären, dass der Ost-West-Konflikt wieder da ist. Dazu versuchen sie ihren Bürgern auch allerhand unlogischen und falschen Unsinn anzudrehen, wie dass es unbedingt sinnvoll sei, aus allerhand bündnis- und sicherheitstechnisch höchst problematischen Ländern ohne jegliche Prüfung Menschen aufzunehmen um dann noch zu behaupten, dass diese Menschen absolut positiv beitragen werden usw. Es ist kaum ein Unsinn so absonderlich, jeder westliche Politiker die Finger davon lässt und ihn nicht noch bewirbt. Dazu sind die westlichen Staaten durch ihre riesigen Sozialstaaten und die aus meiner Sicht absichtlich vorgenommene Indoktrinierung, Verdummung und Schwächung ihrer Bevölkerungen in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt.

Eigentlich wünsche ich solchen Tatsachenverdrehern allen nur möglichen Misserfolg. Jetzt kommt zum passenden Zeitpunkt zusätzlich der Ost-West-Konflikt hinzu, mit dem Resultat, dass sich die Menschen die Loyalitätsfrage stellen müssen. Ich stehe zu meinem Land, der Schweiz, zur Politik nicht immer. Der Osten hat für mich nichts anzubieten, das eine gespaltene oder gar ihm zugewandte Loyalität rechtfertigen würde. In meinen Nachforschungen bin ich irgendwann bei Leuten von Organisationen wie der John Birch Society gelandet, die sind bürgerlich, freiheitlich, marktwirtschaftlich und gegen Sozialismus, auch gegen Nationalsozialismus, wobei es zu Unterwanderungsversuchen kam. Im Mainstreamduktus nennt man das heute rechtsradikal, sei's drum. Diese Leute sagen seit bald 60 Jahren ähnliche Dinge und das hat mich ziemlich beeindruckt. Sie haben auch den Sozialismus britischer Prägung - den Fabian Sozialismus - ziemlich gut demaskiert. Ob das die Wahrheit ist, kann ich leider nicht sagen, ich finde gerade die alten Vorträge von dem viel zu früh verstorbenen Gary Allen für wichtig.

Zur NATO-Erweiterung kann ich nur soviel sagen, dass ich das Interesse einer Mitgliedschaft in der NATO vonseiten der osteuropäischen Länder nachvollziehen kann, da es eigentlich in noch stärkerem Masse die Linie gegen Russland zieht. Das wurde anfang der 1990 von vielen gewollt. Hätte man dann vonseiten des Westens gesagt, man habe sich mit Russland über das Schicksal dieser Länder geeinigt, wäre das kaum gut angekommen. Das hätte so ausgesehen, als würde sich der Westen lieber mit Russland über das Schicksal dieser Länder besprechen, als mit den Ländern selber. Über die UNO hätte man vielleicht ein Ding drehen können, das diese Länder zu einer blockfreien Zone erklärte.

Deutschland ist momentan total in der Zwickmühle. Man wünschte sich geradezu ein paar Leute an die Spitze, die nicht nur das Handwerk des Bewirtschaftens von Problemen verstehen, sondern über glaubwürdige Weitsicht. In Europa will ich keinen Krieg sehen, aber ist ein Frieden zum Preis der Selbstaufgabe etwas Wert?

Sort:  

"In Europa will ich keinen Krieg sehen, aber ist ein Frieden zum Preis der Selbstaufgabe etwas Wert?"
Wir haben uns doch schon längst aufgegeben. Die Kontrolle haben wir abgegeben an unsere "Eliten" und diese haben sie an die USA weitergereicht.
Welche Entscheidungen in der EU sind unabhängig?
Stoltenberg sagt deutlich, dass die Sanktionen gegen Russland bestehen muessen. Was hat die Nato mit den Sanktionen zu schaffen?
Der Petrodollar wird die nächsten 10-20 Jahre verschwinden und die USA ist dann nur noch ein grosses Griechenland mit einer ueberdimensionalen Armee, die man sich nicht mehr leisten kann.
Die Zukunft liegt in Asien. Mit dem Bau der Seidenstrasse wird sich der Einfluss Asiens enorm steigern.
Europa hat sich mit den Sanktionen ins Abseits befördert und wird in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, ein Anhängsel der verschuldeten USA.

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