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RE: Politik 064 - Jeffrey Nyquist über Europa und Deutschland - 2014 1/2

in #deutsch7 years ago (edited)

“Not only retaking some of the former Soviet Republics, but probably going full fledged into a nuclear strike on the United States?“

Wann hat in der Militärgeschichte ein Land, das <10% in sein Militär investiert im Vergleich zu seine Gegner diese angegriffen?

Ich finde die #Kriegspropaganda um #Russland erschreckend. Bolton wünscht sich eine Zeit wie 1945. Das bedeutet Europa (was übrig bleibt) nach einem atomaren WW III.
„Die Wahrheit ist das erste Opfer des Krieges“
Das haben wir zuletzt im Irak gesehen. Wir sind die nöchsten.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157935/umfrage/laender-mit-den-hoechsten-militaerausgaben/
#deutsch

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Danke für den Kommentar!

Dass die Sicht von Jeffrey Nyquist eine einseitige ist, will ich nicht bestreiten, gerade deswegen bringe ich sie. Dass man sie auch diskutieren kann.

Was du beschreibst, ist etwa meine Ausgangssituation von vor etwa 3 Jahren. Damals war ich Putin-Fan und dann hat mir jemand - ein überzeugter Antikommunist - mal richtig den Kopf gewaschen und mir ernsthaft nahegelegt, eine handvoll Bücher zu lesen. Etwa das Schwarzbuch des Kommunismus von Stéphane Courtois oder The Perestroika Deception und New Lies for Old von Anatoliy Golitsyn. Auf Deutsch gibt es auch noch die Bücher von Torsten Mann Weltoktober und Am Vorabend der Weltrevolution. Auch in Oliver Janichs Die vereinigten Staaten von Europa ist einiges über die Taktik der Sowjets enthalten. Die Bücher des Cambridge Professors Christopher Andrew kenne ich noch nicht gut, mit dem Mitrochin-Archiv hat er aber einen riesigen Fundus an Material zur Verfügung. Ich kann nur sagen, dass die Bücher nicht angenehm zu lesen sind.

Ich bin überzeugt, mir viel Zeit genommen zu haben, die Geschichte Russlands und der Sowjetunion aus der westlichen Sicht und Interessenslage besser zu verstehen, ich bin weiter damit beschäftigt. Es ist an vielen Stellen kaum zu fassen, was sich dort alles abgespielt haben soll. Dass vieles davon bis heute nicht aufgearbeitet wurde, macht es auch nicht unbedingt besser. Dazu ist nicht wirklich klar, wie die russischen Geheimdienste im Ausland genau vorgehen. Sie sind gerade in der Desinformation und der Beeinflussung von Aktivisten stark. Mir hat das. was ich in letzter Zeit gelesen habe, arg zu denken gegeben und mich sehr skeptisch werden lassen. Deswegen nehme ich auch immer wieder Bezug auf antikommunistische Literatur und Menschen, die so eingestellt sind. Mir geht die tragische Geschichte vieler Länder nahe, die nicht nur unter dem alten Kolonialismus, sondern ganz wesentlich unter den Folgen revolutionärer Bestrebungen gelitten haben. Unter diesen wurden viele sozialistisch oder kleptokratisch. In Afrika, Südostasiens und Südamerika. Deswegen lehne ich das zugehörige Gedankengut grundsätzlich ab. Natürlich kann man teilweise sagen, dass da auch demokratische Entscheidungen zugrunde lagen, aber bei solchen systemischen Fragen sehe ich die Wahlfreiheit beim Individuum und nicht bei einem Kollektiv. Wer Sozialismus will, soll ihn für sich und eigenverantwortlich, ohne Fremdmittel realisieren dürfen, wer Marktwirtschaft will, soll auch das dürfen. In einem sozialistischen System geht das nichz, ergo will ich auch kein solches.

Es mag sein, dass man im heutigen Russland viele Dinge sagen darf. Das allein ist aber noch kein Beweis für eine offene, moderne Gesellschaft. Privateigentum etwa wird nach wie vor nicht wirklich garantiert in Russland, formal schon, aber darum geht es nicht, es geht um die Praxis. Mir ist das russische System der Geheimdienste sehr suspekt, was bei weitem nicht heisst, dass ich mit CIA, NSA, MI5 usw. keine Schwierigkeiten hätte. Die Geheimdienste waren stets eine grosse Stärke Russlands und das macht uns auch heute viele Probleme. Ich gehe nicht soweit, zu behaupten, die heutige Russische Föderation sei genau das gleiche wie die alte Sowjetunion, davor werde ich mich hüten.

Das Problem an der Statistik der Ausgaben für militärische Zwecke ist einerseits, dass die USA sich wirklich eine weltumspannende Präsenz leisten, die sehr kostenintensiv ist. Andererseits kaufen die Staaten im Westen viele Kriegsgüter bei nichtstaatlichen Betrieben ein, was in Russland wohl anders ist. Da wird mehr von sehr staatsnahen oder staatlichen Betrieben gekauft, was die Transparenz bei den Ausgaben nicht unbedingt erhöht. Eigentlich müsste man die Zahlen aufteilen in Rüstung nach verschiedenen Bereichen (Armee, Marine, Luftwaffe), Unterhalts- und Operationskosten, dann würde man mehr erkennen können.

Dass die Wahrheit im Krieg stirbt, sehe ich anders, da ich die Wahrheit für nicht sterblich halte. Ich sehe es so, dass sich in der Regel die Beteilgten sehr darum bemühen, sie zu verdecken. Dazu kommt es aber auch heute schon längst, ohne grossen Krieg.

Danke fuer Deinen Antwort.
Bin kein Fan von Sozialismus oder Putin, aber Putin handelt logisch und rational, was man von unseren Politikern nicht sagen kann.
Die amerikanische Geopolitik wird sehr gut in
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Grand_Chessboard beschrieben. Die Ukraine von Russland abzutrennen wurde also schon seit den 70-80-zigern geplant.

  • Marktwirtschaft: Die Gesetze der Marktwirtschaft wurden ausser Kraft gesetzt mit einer beispiellosen Subventionspolitik.
  • BNP Russlands etwa = BNP Australiens -> welche Armee kann man sich leisten?
    Folge: Entwicklung von Vergeltungs/Abschreckungswaffen um Nato auf Distanz zu halten.
    Nato: Stationierung von Patriotraketen in Rumänien und Polen, um russische Raketen abzufangen.
    Folge: radioaktiver Muell landet in Europa (fuer die USA kein Problem).
    Nato ändert Trigger fuer "Verteidigungsfall". Nato warns cyber attacks 'could trigger Article 5' as world reels from Ukraine hack. https://www.telegraph.co.uk/news/2017/06/28/nato-assisting-ukrainian-cyber-defences-ransom-ware-attack-cripples/
    NAO-Osterweiterung = Vertragsbruch .... usw.

Ich antworte gleich wieder unter dem ersten Kommentar, damit der Thread nicht zu rechtslastig wird. Auch dieser Kommentar ist lang, aber so kannst du vielleicht etwas besser in mein Gehirn blicken.

Über die verschiedenen Szenarien, wie mit einer zusammengebrochenen Sowjetunion umzugehen war, bin ich nicht umfangreich informiert. Wie es Militärs und Geopolitiker zu tun pflegen, wird in Szenarien gedacht und da existiert eine vielzahl davon. Von ziemlich realitätsnah bis weit davon entfernt ist alles dabi. Alles, was schon einmal gedacht wurde, ist weniger überraschend, wenn es zustandekommt, als wenn es noch nicht gedacht wurde. The Grand Chessboard von Zbigniew Brzezinski (1928-2017) ist mir selbstverständlich bekannt. Brzezinski stammt aus Polen und war meines Wissens Katholik, obwohl immer wieder gesagt wird, er sei jüdisch gewesen. Brzezinskis Vater war in der polnischen Unabhängigkeitsbewegung dabei und Diplomat der jungen polnischen Republik in den 1930er Jahren. Dass solche Leute den Sowjets so manches nachtragen, erstaunt mich nicht. Sie wurden von diesen anfang der 1920er angegriffen und nach dem Zweiten Weltkrieg übernommen.

Dass die westlichen Politiker rational, vernünftig und glaubwürdig handeln, habe ich kaum je behauptet. Man sieht ja, dass grosse Schwierigkeiten bekunden, den Bürgern zu erklären, dass der Ost-West-Konflikt wieder da ist. Dazu versuchen sie ihren Bürgern auch allerhand unlogischen und falschen Unsinn anzudrehen, wie dass es unbedingt sinnvoll sei, aus allerhand bündnis- und sicherheitstechnisch höchst problematischen Ländern ohne jegliche Prüfung Menschen aufzunehmen um dann noch zu behaupten, dass diese Menschen absolut positiv beitragen werden usw. Es ist kaum ein Unsinn so absonderlich, jeder westliche Politiker die Finger davon lässt und ihn nicht noch bewirbt. Dazu sind die westlichen Staaten durch ihre riesigen Sozialstaaten und die aus meiner Sicht absichtlich vorgenommene Indoktrinierung, Verdummung und Schwächung ihrer Bevölkerungen in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt.

Eigentlich wünsche ich solchen Tatsachenverdrehern allen nur möglichen Misserfolg. Jetzt kommt zum passenden Zeitpunkt zusätzlich der Ost-West-Konflikt hinzu, mit dem Resultat, dass sich die Menschen die Loyalitätsfrage stellen müssen. Ich stehe zu meinem Land, der Schweiz, zur Politik nicht immer. Der Osten hat für mich nichts anzubieten, das eine gespaltene oder gar ihm zugewandte Loyalität rechtfertigen würde. In meinen Nachforschungen bin ich irgendwann bei Leuten von Organisationen wie der John Birch Society gelandet, die sind bürgerlich, freiheitlich, marktwirtschaftlich und gegen Sozialismus, auch gegen Nationalsozialismus, wobei es zu Unterwanderungsversuchen kam. Im Mainstreamduktus nennt man das heute rechtsradikal, sei's drum. Diese Leute sagen seit bald 60 Jahren ähnliche Dinge und das hat mich ziemlich beeindruckt. Sie haben auch den Sozialismus britischer Prägung - den Fabian Sozialismus - ziemlich gut demaskiert. Ob das die Wahrheit ist, kann ich leider nicht sagen, ich finde gerade die alten Vorträge von dem viel zu früh verstorbenen Gary Allen für wichtig.

Zur NATO-Erweiterung kann ich nur soviel sagen, dass ich das Interesse einer Mitgliedschaft in der NATO vonseiten der osteuropäischen Länder nachvollziehen kann, da es eigentlich in noch stärkerem Masse die Linie gegen Russland zieht. Das wurde anfang der 1990 von vielen gewollt. Hätte man dann vonseiten des Westens gesagt, man habe sich mit Russland über das Schicksal dieser Länder geeinigt, wäre das kaum gut angekommen. Das hätte so ausgesehen, als würde sich der Westen lieber mit Russland über das Schicksal dieser Länder besprechen, als mit den Ländern selber. Über die UNO hätte man vielleicht ein Ding drehen können, das diese Länder zu einer blockfreien Zone erklärte.

Deutschland ist momentan total in der Zwickmühle. Man wünschte sich geradezu ein paar Leute an die Spitze, die nicht nur das Handwerk des Bewirtschaftens von Problemen verstehen, sondern über glaubwürdige Weitsicht. In Europa will ich keinen Krieg sehen, aber ist ein Frieden zum Preis der Selbstaufgabe etwas Wert?

"In Europa will ich keinen Krieg sehen, aber ist ein Frieden zum Preis der Selbstaufgabe etwas Wert?"
Wir haben uns doch schon längst aufgegeben. Die Kontrolle haben wir abgegeben an unsere "Eliten" und diese haben sie an die USA weitergereicht.
Welche Entscheidungen in der EU sind unabhängig?
Stoltenberg sagt deutlich, dass die Sanktionen gegen Russland bestehen muessen. Was hat die Nato mit den Sanktionen zu schaffen?
Der Petrodollar wird die nächsten 10-20 Jahre verschwinden und die USA ist dann nur noch ein grosses Griechenland mit einer ueberdimensionalen Armee, die man sich nicht mehr leisten kann.
Die Zukunft liegt in Asien. Mit dem Bau der Seidenstrasse wird sich der Einfluss Asiens enorm steigern.
Europa hat sich mit den Sanktionen ins Abseits befördert und wird in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, ein Anhängsel der verschuldeten USA.

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