RE: 8 Punkte die ich in der DDR gut fand
Als ehemaliger DDR-Bürger kann ich einiges zwar nachemfinden, aber dem Grundkontext deines Beitrage snur entschiedes widersprechen.
"Starkes Gemeinschaftsgefühl"? Das ich nicht lache. Nur weil man den anderen brauchte, hielt man zusammen. Alle hatten ja nichts (ich übertreibe hier mal), und deshalb musste man sich notgedrungen helfen und zu helfen wissen. Aber in dieser ach so tollen Gemeinschaft wurde dann auch gerne gegenseitig angeschissen.
Frage mal die, die wegen ihrer abweichenden Meinungen im Bau oder in Bautzen gelandet sind. Oder die Kinder, die den Jungendwerkhof durchleben mussten. Und Uni war nur für die möglich, die sich mit dem System arrangierten. Wer nicht zur Armee ging, durfte normalerweile auch nicht zur Uni.
Auf Pioniernachmittage, FDJ-Gehirnwäsche und Deutsch-Sowjetische-Freundschaft kann ich weiterhin gerne verzichten.
Klar hatte man weniger Sorgen um seine Zukunft, denn diese hatte der Staat für einen ja vorgeplant. Sogar den Beruf und die Arbeit hat er etlichen DDR-Bürgern zugewiesen, ob sie diesen ausüben wollten oder nicht.
Genau so einen Beitrag könnte man wohl auch über das Dritte Reich schreiben, aber Rosinenpickerei hilft uns nicht weiter. Ich zumindest bin heilfroh, dass dieser Spul vorbei ist, auch wenn ich natürlich selbe auch so einige positive Erinnerungen habe, die ich nicht missen will.
Mit Sprüchen wie "absoluter Quatsch" und "Unsinn" disqualifizierst du dich leider mal wieder selbst. Deine Erfahrungen mögen so gewesen sein, wie du darüber schreibst, meine und die vieler anderer waren aber nun einmal anders.
Ich habe auch nicht geschrieben, dass man wegen abweichender Meinungen sofort in den Jugendwerkhof kam. Aber genug rebellische KInder durften sich dort die Mauern von Innen betrachten. Fragen wir doch mal diejenigen, die als Kinder dort eingesperrt wurden. Die sehen die DDR mit Sicherheit nicht so rosig wie du. Und in den Bau oder nach Bautzen kamen auch nicht nur Republikflüchtige, denen du hier zu unterstellen scheinst, sie seien daran ja selber schuld. Ich denke aber, das weißt du auch selber.
Deine Erfahrungen und deine Meinung lasse ich dir gerne. Ich bleibe trotzdem bei meiner. Der Zusammenhalt war nicht organisch, sondern aus der Not gewachsen. Es wurde getauscht wenn man etwas hatte, und gegeben oft auch nur, wenn man etwas dafür bekam. Die Menschen waren leider damals auch nicht netter und hilfsbereiter als heute, auch wenn man sich das im Osten heute so gerne erzählen tut und auch du das hier ja so betonen willst.
Ja heute gibt es mehr Kriminalität und auch eine hohe Arbeitslosigkeit, und viel Menschen klagen über zuviel Immigration. Aber persönliche Freiheit ist ein viel zu hohes Gut, um es diesbezüglich aufrechnen zu wollen. Jedenfalls für mich, der sehr dankbar ist, dass die Geschichte hier diesen Weg genommen hat.
Für mich und eigentlich fast alle die ich kenne, ist das Leben heute besser als damals. Wir sind alle nicht reich und mussten nach der Wiedervereinigung auch so einiges an Rückschlägen einstecken.Zusammenhalt gibt es auch heute noch, und zwar genau dort, wo es ihn früher auch gab. Nach unten getreten wurde auch früher, das scheint leider in der Natur vieler Menschen zu liegen. Das ist heute leider so, und war bereits in der DDR der Fall. Da kannst du Unsinn schreien, so oft wie du willst.
Aber so ist das Leben nun einmal, es braucht meist ein großes Maß an Eigenverantworung und Durchsetztungsvermögen. Wenn all deine Geschichten der Wahrheit entsprechen sollten, hast du das ja selber in deinem Leben des öfteren bewiesen. Aber im Alter glorifizieren wir alle unsere eigene Vergangenheit, insbesondere unsere Jugend und KIndheit. Ich nehme mich selber dabei gar nicht aus. Aber wenn man die Schiene der eigenen Erfahrungen einmal verlässt, kann man meist doch feststellen, dass es damals vielleicht gar nicht so toll gewesen ist, wie man sich das selber einreden tut.
Wie auch immer...genieße dein Leben im Hier und Jetzt. Wenn die DDR für dich das bessere Deutschland gewesen ist, nehme ich das zur Kenntnis. Ich wie gesagt, bin froh, dass es sie nicht mehr gibt!
Absolute Zustimmung, lieber @maxinpower. Ich habe in meiner Kindheit, Jugend und junger Erwachsener stark unter den Repressalien der DDR Diktatur gelitten. Dazu beigetragen hat, das ich in einem religiösen Elternhaus aufgewachsen bin.
Ich durfte nicht studieren (trotz Notendurschnitt 1,4), bekam keine Lehrstelle, da ich nicht an der vormilitärischen Ausbildung teilnahm. Nach der Schule wurde mir ein Arbeitsplatz zugewiesen. Mein Vorgesetzter war ein "Roter" (Kommunist), der mir das Leben schwer machte, wo es nur ging. Ein weiterer Punkt war die fehlende Reisefreiheit.
Mein (wirkliches) Leben begann erst, nachdem die DDR Geschichte war.
Ich hoffe, dass dein wirkliches Leben auch weiterhin noch viele wunderbare Überraschungen für dich parat hält. Da wir älter werden, dürfen wir nun so langsam auch einige der unangenehmen Begebenheiten unseres Lebens vergessen und uns an dem erfreuen, was Gegenwart und Zukunft uns bieten. Auch wenn es dort manchmal recht anstrengend sein kann, bin ich doch froh, dass wir nun genau hier sind. Bester Grüße aus dem Fernen Osten mein lieber @germansailor!
Absoluter Quatsch, ganz sicherlich bist du nicht wegen irgendetwas Politischem in den Jugendwerkhof gekommen . Ich bin mehr als angeeckt, ich weiß nicht, ob du meine anderen Beiträge über mein Leben in der DDR gelesen hast, die ich auch als Autobiografie herausbringen werde.
Ich hatte Berlin-Verbot, Meldepflicht, und wenn ich ins Ausland wollte, musste ich mich abmelden. Trotzdem war ich jedes Jahr im Sommer in Ungarn am Balaton und im Winter in Sotschi Urlaub machen.
Und klar saßen in Bautzen Republikflüchtlinge, aber jedem, der auf diesem Weg das Land verlassen wollte, war doch klar, was passiert, wenn sie ihn erwischen. Ich habe letztlich meinen Ausreiseantrag gestellt und vier, fünf Monate später den Bescheid im Briefkasten gehabt, dass ich innerhalb von 24 Stunden das Territorium der Deutschen Demokratischen Republik zu verlassen habe.
Ab der 7. Klasse war ich so gut wie nie in der Schule, habe drei Lehren begonnen - okay, dazu hat man mich mehr oder weniger gezwungen, aber ich war im Grunde nie anwesend. Passiert ist mir nie etwas.
Ich habe im Osten Modeschmuck hergestellt und verkauft und damit richtig gut verdient. Hier wollte ich Gewerbegenehmigung und Wandergewerbeschein einklagen, hatte sogar einen Anwalt. Ich habe sie zwar nicht bekommen, aber passiert ist mir hier auch nichts. Das Ende vom Lied war, dass ich jahrelang meinen Plunder verkauft habe und nicht einmal Steuern dafür bezahlen musste. Das Einzige war, dass ich, wie schon erwähnt, Repressalien in Form von Meldepflicht und Berlin-Verbot dadurch erhalten habe. Aber dann habe ich mich halt ganz brav abgemeldet, und auch hier ist mir nie etwas passiert. Und kaum zu glauben, dass ich so viele Schutzengel hatte. In den 60er und 70er Jahren mag es vielleicht richtig krass gewesen sein, aber in den 80er und 90ern ganz sicherlich nicht mehr.
Und ich hätte es fast vergessen: Ich war auch in der Schwerter-zu-Pflugscharen-Bewegung in der DDR, die ja kirchlich initiiert war, sehr aktiv. Und obendrauf hatte ich noch den Dienst mit der Waffe verweigert. Und auch hier ist mir nichts passiert, es hat im Grunde überhaupt niemanden interessiert.
Ich kann mir nur vorstellen, dass du bei der Grenzöffnung 10 Jahre alt warst, denn was du schreibst, auch in deinen anderen Kommentaren, dass der Zusammenhalt nur war, weil man von anderen etwas will und sich gegenseitig angeschissen hat - selten so einen Unsinn gelesen. Man hat sozial miteinander gelebt und von selbst geholfen, ohne zu erwarten, dass das Gegenüber das Gleiche macht.
Heute kannst du überall hinreisen, wohin du willst, falls du es dir leisten kannst, und kannst auch endlos Bananen essen. Aber ich garantiere dir eins: Ein Großteil derer, die damals auf die Straße gegangen sind und "Wir sind das Volk" gerufen haben, würden heute ganz still im Wohnzimmer sitzen und nur hoffen, dass die Mauer 5 m höher gebaut wird.
Das Leben ist heute 100 Mal beschissener, als es jemals zu DDR-Zeiten hätte sein können. Und das sagt einer, der siebenstellig verdient hat. Arbeitslosigkeit, soziale Hängematte, geradezu groteske hohe Kriminalität, die nicht bestraft wird - da müssten so einige eigentlich wirklich nach Bautzen -, und ein Miteinander auf Augenhöhe gibt es überhaupt nicht mehr. Von oben wird nach unten getreten, und jeder ist sich selbst der Nächste.