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RE: Mein Brief an den ersten Menschen im Weltall, der die Existenz Gottes anzweifelte.

in Deutsch Unplugged2 years ago

Danke für den Beitrag, den ich in gewisser Weise auf meiner Lebenslinie sehe: Glauben und Wissen gegeneinander abzuwägen, auszubalancieren, einzunorden.

Wie so oft, ist die Thematik in jeder Hinsicht sehr viel komplexer. Das beginnt bei der Historie um Gagarin und endet bei Kant: "Ich mußte also das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu bekommen", lautet ein berühmter Satz in der "Kritik der reinen Vernunft".
https://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa03/019.html

Gagarin wird mit Anspruch auf historische Wahrheit auch anders dargestellt:
https://www.jesus.ch/magazin/spiritualitaet/326185-juri_gagarin_flog_ins_all_und_fand_gott.html

Sehr hübsch auch dies hier:
https://de.rbth.com/geschichte/84869-sowjetische-kosmonauten-und-religion-glaubten-an-gott

Natürlich kann der Ausgangspunkt auch jemand anders sein, der behauptet, "im Himmel" oder "am Grund der Welt" Gott nicht gesehen oder nicht gefunden zu haben.

Der Punkt der modernen (Natur-)Wissenschaften ist, Erklärungen zu finden, ohne sich auf Gott zu berufen. Es wäre viel bequemer, jede Frage nach einem Warum mit "weil Gott es so will" zu beantworten. Aus der methodischen Ausgrenzung von Gott als Ursache ergibt sich fälschlicherweise die Unterstellung, es gebe keinen Gott.

Aber auch die Meinung, es gebe einen Gott, beinhaltet schwer wiegende methodische Fehler. Diese herauszufinden, ist ein langwieriger, teilweise vertrackter Prozess. Und zwar ein subjektiver, ähnlich wie in der Kunst: was schön ist, kann ich, wenn ich es für mich beantworten kann, noch längst nicht für andere beantworten. Und ein Glaube ist keine Meinung und kein Fürwahrhalten, sondern etwas anderes. Der Vergleich mit der Liebe bringt es sehr gut auf den Punkt. Denn Liebe wird gelebt in der Überzeugung, dass sie möglich ist. Das hat sie gemeinsam mit Freiheit. Allzu leicht entstehen hier Verwechslungen mit undurchschauten Trieben und willkürlichen Entscheidungen, die den Sinn von Ideen wie Liebe und Freiheit verfehlen. So ergeht es auch der Idee von Gott.

Kant zu lesen, ist übrigens schwierig, aber es gibt sehr gute Einführungen in sein Denken. "sehr gut" ist dabei sehr subjektiv; sie selbst zu finden, ist Teil des Prozesses im Ringen um diese Fragen.

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