Mein Brief an den ersten Menschen im Weltall, der die Existenz Gottes anzweifelte.

in Deutsch Unplugged2 years ago (edited)

Guten Tag Herr Gagarin,
Ich habe ihre Aussage ,,I looked and looked but I didn't see god" nach der Rückkehr aus dem Weltall gelesen und werde diese im Folgenden Schreiben bewerten. Bei ihrer Aussage haben sie sich nur auf den Aspekt der Wissenschaft bezogen und den Glauben außen vor gelassen. Wie Huber oder Borg bereits beschrieben haben, ist Gott eine Erscheinung außerhalb von Raum und Zeit. Er übersteigt das Denken von Menschen wodurch seine Existenz nicht begründbar ist. Es gibt nur Indizien in unserer Geschichte, die aber nie ergründet und bewiesen werden können. Das Weltbild beruht in der heutigen Zeit vermehrt auf dem der Wissenschaft und lässt den Glauben außen vor. Der Glaube an ein ,,Mehr" hat nachgelassen, weil es schwer zu begreifen ist. Wofür früher der Glaube notwendig war, kann heute mit der Wissenschaft argumentiert werden. Dadurch verliert der Mensch in der heutigen modernen Zeit der Sinn für etwas, was nicht zu greifen und nicht zu beweisen ist. Dies wird durch ihre Aussage deutlich. Wie Wolfgang Huber bereits geschrieben hat, hat sich Glaube von Wissenschaft getrennt und verliert so an Bedeutung. Aber wie ist es beispielsweise mit der Liebe? Liebe scheint zu existieren, auch wenn niemand die Existenz mit der Wissenschaft beweisen kann. Sie beruht nur auf unserem Glauben. Warum kann Gott dies nicht auf sein? Existent, aber nicht begründbar. Die Wissenschaft hat uns weit gebracht und uns ein besseres Leben beschert, ob Medizin oder Technik, genau wie der Wandel vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild. Ich denke aber, dass der Glaube in unserer in unseren Gedanken niemals verschwinden sollte, da sonst wie von Wolfgang Huber beschrieben, unsere ,,Erfahrungswissenschaft" stark eingeschränkt wird. Der Glaube an ein Meer und an Gott als etwas, was all unsere Gedanken übersteigt, muss weiter mit einbezogen werden, da sonst unsere Wahrnehmung und die ,,wahre" Wirklichkeit stark eingeschränkt nur von einer Seite gesehen wird und keine differenzierte Wirklichkeit erschaffen werden kann. Dies ist eine Aufgabe, die neben der begründeten Wissenschaft schwer, aber durchaus machbar ist. Aus aus meinen oben genannten Aspekten wird deutlich, dass ihre Aussage nicht differenziert ist und nur aus der Sicht der Wissenschaft getätigt wird. Die Sicht des Glaubens wird nicht miteinbezogen, weshalb die Existenz von Gott mit dieser Aussage nicht widerlegt wurde und ich den Aussagewert als nicht sehr hoch einschätze.
Liebe Grüße Christian

kreuz-himmel-glauben-i.jpg

brigitte.de

Sort:  
 2 years ago (edited)

„Glauben ist Opium fürs Volk.“

„Es macht uns ein Geschwätz nicht satt.“

Wer sie noch nicht kennt: Suche die Quellen der Sprüche. Gesucht werden die Namen zweier sehr mutiger, kluger Menschen. (Rätsel ohne Preisauslobung!)

Es hat noch niemand die Menschen effektiver ausgebeutet, als es jeder Kirche und auch manch gewitztem Guru gelungen ist.

Warum behalten Gläubige ihre, meiner bescheidenen Ansicht nach verzerrte Weltsicht, nicht für sich? Warum müssen sie jeden Menschen damit belästigen? Warum nerven sie ständig auch jene, die überhaupt nie wissen wollten, an was Absurdes rundum so geglaubt wird? Wieso erkennt niemand unter den Gläubigen, dass ihr Glauben für die Außenwelt rein gar nichts bedeutet, solange sie nicht zu Kreuzzügen aufbrechen, Hexenverbrennungen veranstalten, ihre Mitmenschen zu Tode bomben, oder in moralische Zwangsjacken pressen um ihre weltlichen Werte zu vereinnahmen? Warum wohl verbindet sich Glaube stets mit der weltlichen Macht?

Überhaupt: Wie soll Gagarin etwas, das in der menschlichen Realität nicht existiert, logisch widerlegen? Gagarin hat daher das einzig Richtige gesagt, als er auf die Frage eines gewitzten Journalisten antwortete. Übrigens, kein Gläubiger wird dort draußen Gott jemals sehen können. Es sei denn, ein besonders maligner Glaube würde Trugbilder ins Weltall zaubern, die mal wieder niemand sonst sehen kann. Warum halten Gläubige nicht endlich ihren Mund über die eigene Privatsache, wenn sie nicht explizit danach gefragt werden?

Vordergründig, weil mal wieder katholischer Kirchentag ist und dreißigtausend Gläubige erleuchtet auf den Straßen herum hüpfen für einen Glauben, der auch im postfeudalen Kapitalismus noch bestens dazu geeignet ist, die Mehrwertschaffenden bei der Stange zu halten. Also muss sich auch diesmal, angesichts mitteilungshungriger Medien, das christliche Wahrheitsministerium wieder um Gagarins Spruch kümmern.
Und ewig grüßt das Murmeltier. Hintergründiges will ich gar nicht anfangen, zu erklären. Weil Glaube privat ist.

Gottgläubige! Lasst die Welt endlich mit euren Hirngespinsten in Ruhe! Das ist euer privates Ding! Unsere vollkommen absurde, ökonomische Realität (gewachsen aus Machtmissbrauch und Glauben) bereitet mir schon genug Probleme. Da brauchen wir wirklich keine Botschaft aus einem theoretischen Überbau, der einzig dafür pervertiert wurde, um Leibeigene ruhig zu halten, während alte und neue Ausbeuter den Reichtum unserer Welt mit gierigen Fingern und blutigem Schwert zusammen raffen.

Gott war bisher nur Instrument für Skrupellose. Gott ist Machtmittel für die Einen und verspricht Hoffnung den Anderen. Das klingt schizophren, aber missbrauchter Glaube ist das effektivste Machtmittel auch noch in unserer Zeit. Obwohl jeder Mensch genau weiß, dass Glaube auf Dauer nur Priester und Herrschaften satt macht. Glauben war, ist und bleibt ein Instrument zur Unterdrückung und Ausbeutung. Der gute Rest davon ist Privatsache.

 2 years ago 

Also Opium für's Volk ist eine Formulierung von Karl Marx. Der hat allerdings nicht den Glauben damit tituliert, sondern die Religionen, noch spezifischer: die Kirchen. Aus meiner Sicht also die Institutionalisierung des individuellen Glaubens. Und das deckt sich ziemlich mit meiner eigenen Wahrnehmung - ich mag niemandem seinen Glauben ausreden. Er kann sicher manchem Halt und Orientierung bieten. Mein Problem fängt halt beim Missionieren an...

Das Zitat mit dem Geschwätz kam mir irgendwie dunkel bekannt vor, aber ich konnte es nicht wirklich einordnen. Natürlich war es nicht schwer zu finden - als Zeile aus dem "Einheitsfrontlied" von Bertold Brecht. In der Version von Ton Steine Scherben gefällt es mir am besten ;-))

 2 years ago (edited)

Ich will ganz sicher keinem Menschen seinen Glauben ausreden und schon gar nicht Glauben als falsch anprangern. Wer bin ich, dass ich ein Gegenüber verurteilen könnte, das konfessionell organisierten Banden auf den Leim gegangen ist? Wie gesagt, Glauben ist Privatsache. Ich wende mich ganz entschieden gegen jede Art von Gebettel, Sendungsbewusstsein, Mission, sowie die systematische Unterwanderung unseres angeblich säkularen Staatswesens durch die dreiste Einmischung in Gremien des Staates, wie z. B. im Rundfunkrat, bzw. Fernsehrat, etc..

Was haben Kirchen in einem Staatsvertrag verloren? Mit dem Vatikan in Italien kann ich das ansatzweise verstehen. Der ist ein Staat – reine Definitionssache eben. Hier sind Kirchen private Veranstaltungen und daher als solche zu behandeln, zu besteuern und gnadenlos vom Staatsanwalt zu verfolgen. Genau an dieser Stelle versackt unser Staat seit seiner Gründung in der Verantwortungslosigkeit.

Komme mir nur ja niemand mit dem Guten, was diese verruchten Organisationen tun. Wie wir heute alle ahnen, steckt dahinter ein klares, ausbeuterisches, ja sogar kriminelles Kalkül und im Vatikan, das zwitschern dort inzwischen die Spatzen von den Dächern, regiert die Mafia. Aber die brauchen wir hier in Deutschlands Kirchen gar nicht um in die Abgründe der vermeintlich Guten zu blicken. Nur der Staatsanwalt sieht nicht, hört nicht und sagt nichts.

Danke für die Teilnahme am Rätsel, das so richtig keines war. Obwohl, Gibt es noch Brecht in den höheren Bildungswegen? Haben Sie abgeschafft und Marx war ja sowieso nie so richtig dabei, bei der staatlich organisierten Schulbildung. Der hat zwar am allerklügsten über die Wirtschaft geschrieben, aber den Kapitalisten gefällt er irgendwie nicht. Klar, wer lässt sich schon gerne seinen eigenen Untergang voraussagen, wissenschaftlich belegt.

 2 years ago 

Danke für den Beitrag, den ich in gewisser Weise auf meiner Lebenslinie sehe: Glauben und Wissen gegeneinander abzuwägen, auszubalancieren, einzunorden.

Wie so oft, ist die Thematik in jeder Hinsicht sehr viel komplexer. Das beginnt bei der Historie um Gagarin und endet bei Kant: "Ich mußte also das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu bekommen", lautet ein berühmter Satz in der "Kritik der reinen Vernunft".
https://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/aa03/019.html

Gagarin wird mit Anspruch auf historische Wahrheit auch anders dargestellt:
https://www.jesus.ch/magazin/spiritualitaet/326185-juri_gagarin_flog_ins_all_und_fand_gott.html

Sehr hübsch auch dies hier:
https://de.rbth.com/geschichte/84869-sowjetische-kosmonauten-und-religion-glaubten-an-gott

Natürlich kann der Ausgangspunkt auch jemand anders sein, der behauptet, "im Himmel" oder "am Grund der Welt" Gott nicht gesehen oder nicht gefunden zu haben.

Der Punkt der modernen (Natur-)Wissenschaften ist, Erklärungen zu finden, ohne sich auf Gott zu berufen. Es wäre viel bequemer, jede Frage nach einem Warum mit "weil Gott es so will" zu beantworten. Aus der methodischen Ausgrenzung von Gott als Ursache ergibt sich fälschlicherweise die Unterstellung, es gebe keinen Gott.

Aber auch die Meinung, es gebe einen Gott, beinhaltet schwer wiegende methodische Fehler. Diese herauszufinden, ist ein langwieriger, teilweise vertrackter Prozess. Und zwar ein subjektiver, ähnlich wie in der Kunst: was schön ist, kann ich, wenn ich es für mich beantworten kann, noch längst nicht für andere beantworten. Und ein Glaube ist keine Meinung und kein Fürwahrhalten, sondern etwas anderes. Der Vergleich mit der Liebe bringt es sehr gut auf den Punkt. Denn Liebe wird gelebt in der Überzeugung, dass sie möglich ist. Das hat sie gemeinsam mit Freiheit. Allzu leicht entstehen hier Verwechslungen mit undurchschauten Trieben und willkürlichen Entscheidungen, die den Sinn von Ideen wie Liebe und Freiheit verfehlen. So ergeht es auch der Idee von Gott.

Kant zu lesen, ist übrigens schwierig, aber es gibt sehr gute Einführungen in sein Denken. "sehr gut" ist dabei sehr subjektiv; sie selbst zu finden, ist Teil des Prozesses im Ringen um diese Fragen.

 2 years ago 

Ich bin nicht gläubig, eher agnostisch, und sehe das so wie hier beschrieben.

Dass man die Existenz von etwas nicht wiederlegen kann, ist für mich kein Grund, daran zu glauben. Ich kann auch die Existenz von rosaroten, um den Pluto kreisenden Elefanten nicht widerlegen.
Behauptungen, irgendetwas existiere, können viel schneller aufgestellt werden, als die Wissenschaft sie widerlegen kann.

Ich beginne zu 'glauben', sobald ich etwas beobachten, messen, berechnen ... kann.

Das heißt nicht, ich würde die Existenz von 'irgendetwas', das das Universum aus irgendwelchen Gründen erschaffen hat, ausschließen.

Vielleicht ist Gott ja ein arbeitsloser Universenbauer, der das unsrige erschaffen hat, um sich damit für einen neuen Job zu bewerben (in oben verlinktem Artikel finden sich weitere vergnügliche Spekulationen)? :)

 2 years ago 

Vielleicht war es auch weniger eine wissenschaftliche als eine politisch gefärbte Sichtweise: Gagarin war DER Vorzeigemensch der Sowjetunion, der die Errungenschaften des Sozialismus durch seine Reise ins All dokumentiert und präsentiert hat. Diese Rolle hat er, wenn man zeitgenössischen Berichten glauben darf, auch sehr gerne übernommen. Und der Glaube als solcher war dem Sozialismus ein Dorn im Auge. Solche Sätze gehörten also vielleicht zu einer sorgfältigen Inszenierung.

 2 years ago 

Ich hab die Aussage eher als neutrale kommentiert und den geschichtlichen Hintergrund außen vor gelassen. Andererseits ist die Politik und Gesellschaft natürlich auch ein wichtiger Aspekt, welchen man mit einbeziehen sollte.

 2 years ago 

Menschen im Weltall

Noch was anderes: wie hoch reichte Gagarins Flugbahn eigentlich?

Nach meinen Informationen betrug die maximale Höhe (Apogäum) der elliptischen Erdumrundung 315 km.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wostok_1

Das entspricht fast dem durchschnittlichen Perigäum (minimale Höhe) der internationalen Raumstation ISS (320 km) und gilt - durch internationale Festlegung - als Raumflug, weil es die 100-km-Marke überschreitet.

Hat sich das mal jemand Maßstabs-gerecht mit einem Globus angeschaut?
;-))

 2 years ago 

#PIEPZEGRUNZ , jaja .
Vor allem so , wenn das GottEnde z.B. Brot spendiert auch z.B. durch die Hände eines HeilAndes , dann verschwindet nicht irgendwo irgendwie ´n Sack Korn oder sowas.
Von wegen Balance , #URSACHEUNDWIRKUNG , da hat das GottEnde ´n paar Asse im Ärmel , die immer gern vergessen werden .

!invest_vote

@udabeu denkt du hast ein Vote durch @investinthefutur verdient!
@udabeu thinks you have earned a vote of @investinthefutur !

Coin Marketplace

STEEM 0.18
TRX 0.13
JST 0.028
BTC 56758.93
ETH 3033.46
USDT 1.00
SBD 2.30