BGH-Urteil: Bier ist NICHT bekömmlich!

in #gesellschaft7 years ago

Wer kennt und liebt das nicht? Man ist mit der Familie oder mit Freunden sonntags im Grünen wandern oder mit dem Rad unterwegs. Es folgt eine Rast in einem Biergarten. Blauer Himmel, Sonnenschein - es könnte kaum schöner sein. Nach dem anstrengenden Weg sitzt man in geselliger Runde, unterhält sich und hat Spaß. Noch eine Sache und der Tag ist perfekt: Etwas Leckeres auf die Gabel und ein schönes, kühles, bekömm... ups ... äh ... wohltu.. nee, vermutlich auch nicht... naja, ein Bierchen halt.


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BGH stuft „bekömmlich“ als irreführend ein
Brauereichef Gottfried Härle reagierte enttäuscht: „Damit geht ein ganz selbstverständlicher und traditioneller Begriff für die Beschreibung deutscher Biere verloren. Nicht nur wir sind davon betroffen, sondern die ganze deutsche Brauwirtschaft.“ Bier werde seit Jahrzehnten mit „bekömmlich“ verbunden. Nun muss er sein Bier mit „geschmackvoll“ oder „süffig“ beschreiben. [1]

Da bin ich aber froh, dass sich der #Staat so gut um mich kümmert. Gerade bei den Dingen, die Otto Normalverbraucher gar nicht auf dem Schirm hat. Wie oft wäre man schon dahingerafft worden, gäbe es niemanden, der die Zeit und das #Geld der Gesellschaft für die wirklich wichtigen Dinge im Leben verbraten würde? Wie war früher überhaupt ein Zusammenleben ohne die ganzen #Gesetze und #Verordnungen möglich?

An Lächerlichkeit kaum noch zu Überbieten

Jetzt mal ehrlich. Wir haben uns schon vor einiger Zeit darüber lustig gemacht, dass es ellenlange Verordnungen gibt, die die korrekte Länge einer Schnullerkette festlegen. Wir wissen jetzt auch, dass Gurken nicht nur grün und wässrig sein müssen. Die korrekte Länge und ihr Krümmungsverhalten ist auch geregelt. Was ist eigentlich noch alles notwendig, dass selbst der staatsverliebteste Typ endlich mal aufwacht und sich fragt, ob die in Brüssel oder sonst wo eigentlich noch alle Latten am Zaun haben?

Der Teufel steckt im Detail und dafür hat der Bürger kein Auge

Das kleine, unscheinbar wirkende Adjektiv (= Wie-Wort) "bekömmlich" ist also irreführend. Nun, versuchen wir kurz darüber nachzudenken. Abgesehen davon, dass nicht jeder Mensch ein #Bier gleich gut verträgt (das kann z.B. mit der Stammwürze zusammenhängen), ist natürlich Alkohol im Spiel.

Zu viel Alkohol kann unter Umständen zu Kopfschmerzen, Dehydrierung, Schwindel, Kotzerei und Scheißerei führen. Doch woher soll man das wissen, wenn nicht vom Staat durch aufwendige Studien ermittelt?

Es gab eine Zeit, da haben sich Großeltern und Eltern darum gekümmert, Ihre guten und schlechten Erfahrungen an die Kinder und Enkel weiterzugeben. Man mag es kaum für möglich halten, aber es gab vor 30, 50 und 100 Jahren Menschen, die ohne tausende Gesetze und Verordnungen lebensfähig waren. Heute unvorstellbar.

Irreführung nur beim Bier? Von wegen...

Nach einer durchzechten Nacht mit 40 Maurerbomben und Mettigel würde der eine oder andere sagen: "Uiuiui, das ist mir aber nicht gut bekommen". AHA! Also war es nicht bekömmlich - trotz Werbung!

Und wie ist es bei anderen Werbungen? Mir fällt spontan Folgende ein: "Commerzbank - Die Bank an Ihrer Seite". Ihr könnt das ja gerade selber mal ausprobieren. Ich habe mich jetzt mehrmals versichert. Ich habe mindestens dreimal nach links und rechts geguckt - HIER IST KEINE BANK!

Letztens war in der Region, in der ich beheimatet bin, ein stärkeres Unwetter. Unweit sind zahlreiche Flüge und Züge ausgefallen. Dummerweise kam ich gerade aus dem Urlaub und wollte mit dem Zug nach Hause fahren.

Da stand ich also am Bahngleis. Völlig durchnässt und auf die Anzeigetafel schauend stellte ich fest: Der Zug fällt aus. Praktisch zeitgleich lese ich "Die Bahn macht mobil". Ja wat denn nun!?!?

Aufregen bringt ja doch nichts

Ich läute jetzt den Feierabend ein. Wenn ich mich beeile, erwische ich noch ein paar der letzten Sonnenstrahlen. Also ab in den Garten und erstmal ein schönes und BEKÖMMLICHES Bierchen trinken... Prost!

Eure Meinung: Bekömmlich oder nicht?

Was haltet Ihr davon, dass Menschen vom Volk dafür bezahlt werden sich über belanglosen Stuss auszulassen? Ich weiß, dass es "treue" Bürger gibt, die nicht nachvollziehen können, warum man sich darüber aufregen sollte. "Das ist doch nur Bier" oder "das ist ja auch nicht bekömmlich, wenn man zu viel trinkt." würde der einen oder andere sagen.

Haben wir denn wirklich keine anderen Probleme als diesen Blödsinn? Mir kann doch niemand weismachen, dass er es gut findet, dass für sowas Steuergeld verbraten wird.

Quellen

[1] https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.bgh-urteil-werbung-fuer-bekoemmliches-bier-verboten.6352a7e4-50f8-4782-b90d-c0fd40b7ffac.html

https://tradelatur.de/bier-nicht-bekoemmlich/

Sort:  

Wäre es doch "nur" der BGH, der sich mit solchen Dingen befasst...

Der ganz große Moloch sitzt in Brüssel und schmarotzt ebenfalls auf unsere Kosten.

Traurig aber wahr! Warten wir mal ab was mit der Plastiksteuer passiert. Die scheint ja der nächste große Fortschritt zu werden.

Glühlampen - Staubsaugermotoren - Plastiksteuer

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Eine einzige große "Wir regeln die Welt heile"- Erfolgsgeschichte!

Gefällt mir, die Reklexion auf unseren fürsorgenden Regierungsapparat, in dessen Schoß wir uns alle wohl fühlen !!

Danke :) Wie trostlos das Leben ohne Knute wäre.

Das was ich gerade lächerlich finde ist ehrlich gesagt wie manche sich darüber aufregen dass, das Wort "bekömmlich" nicht mehr für die Beschreibung deutscher Biere verwendet werden darf. Und jetzt? Ist halt ein Versuch die Bevölkerung vor dem Irrglauben Bier sei gesund zu schützen. Wie du selbst schon sagst ist das natürlich kein dringendes Problem gewesen und ja es gibt wichtigere Dinge doch es ist eben nur eine kleine Sache. Eine kleine Sache über die man sich nicht aufregen muss. Der Staat sagt dir nur nochmal das Bier nicht "bekömmlich" ist und du kannst dir endtweder dessen bewusst sein und trotzdem weiter Bier trinken oder du überdenkst deinen Bier Konsum. Und das wars auch schon, meiner Meinung nach ist das nichts worüber man sich aufregen sollte/muss. Außerdem ist das ja anscheinend ein Urteil des BGH heißt irgendjemand hatte ein Problem damit das der Begriff bekömmlich als Beschreibung für deutsches Bier verwendet wird. Dem Urteil des BGH nach hatte er damit recht. Unnötig? Ja vielleicht aber so läuft das eben ab. In einer Demokratie kannst du ja nicht einfach vor Gericht sagen ne das ist ein unnötiger Antrag wir wollen damit kein Geld "verschwenden". Denn dann musst du dir ja die Frage stellen, bis wann ist so ein Problem unnötig, wer bestimmt ob die Steuergelder bei der Lösung eines Problems jetzt verschwendet werden oder nicht. Ich verstehe das so etwas nicht zufriedenstellend ist aber das geht in einer Gesellschaft in der jeder seine Meinung etc äußern kann eben nicht. Es wird nie so sein das man alles was die anderen machen gut findet aber solange die anderen nichts machen was andere Menschen ausgrenzt oder verletzt würde ich sagen "leben und leben lassen" wenn manche Menschen ein solches Urteil eben wichtig finden sollen sie es eben machen schadet ja keinem und ist Teil einer Demokratie. Schönen Tag noch!

Danke für deinen ausführlichen Kommentar.

Ist halt ein Versuch die Bevölkerung vor dem Irrglauben Bier sei gesund zu schützen.

Das verstehe ich auch so und ich finde es falsch. Dass Alkohol in großen Mengen nicht gesund ist, weiß JEDER. Trotzdem hat ebenso jeder das Recht zu entscheiden wie er damit umgeht.

Die Klage kam übrigens vom Abmahnverein VSW und dieser beruht sich darauf, dass der Slogan gegen EU-Recht verstößt, weil "gesundheitsbezogene Angaben für alkoholische Getränke nicht erlaubt sind".

In einer Demokratie kannst du ja nicht einfach vor Gericht sagen ne das ist ein unnötiger Antrag wir wollen damit kein Geld "verschwenden".

Da bin ich bei dir. Doch diese ganzen Klauseln, Verordnungen und Gesetze werden ja irgendwo (meistens Brüssel - wie hier auch) geschmiedet. Und da frage ich mich eben wohin das noch führen soll. Man kann nicht alles eineindeutig regulieren. Irgendwann weiß man ja überhaupt nicht mehr, ob man sich gerade in Grauzonen befindet, bereits gegen irgendwas verstößt oder alles im Lot ist.

Abgesehen davon geht mit jeder Verordnung mehr Freiheit flöten und das ist mein Hauptkritikpunkt - hier geht es nicht nur um Bier.

"leben und leben lassen"

Absolut! Das erreicht man aber nicht mit mehr Gesetzen.

Dir auch einen schönen Tag ;)

Danke dir für deine ausführliche Antwort:) zum ersten Punkt den du da angesprochen hast muss ich dir widersprechen da ja kein Bürger unter 16 Jahren davon abgehalten wird Bier zu trinken. Der Konsum steht ja jedem frei und wird auch nicht geächtet nur ist es halt nicht "bekömmlich". Im Endeffekt würde es mich wundern wenn diese Regelung irgendeinen Einfluss auf den Bier Konsum der deutschen hat. Das macht das ganze natürlich praktisch gesehen ziemlich unnötig aber theoretisch finde ich den Hintergrund des ganzen gut. Es wird nochmal klar bekannt gegeben hey bier ist nicht gesund trink nicht so viel. Wie ein Vater es seinem Sohn sagen würde. Ein einfacher Rat. Das Recht Bier zu trinken hat ja trotzdem jeder über 16 jährige er hat nur eine erneute Warnung zu den gesundheitlichen Folgen bekommen. Beim nächsten Punkt den du ansprichst, das man nicht alles eindeutig regulieren kann bin ich ganz auf deiner Seite, jedoch halte ich es hier für sehr schwierig eine "goldene Mitte" zu finden. Vielleicht sollten Cannabis und andere Drogen legalisiert werden, vllt sollten Alkoholische Getränke ohne Altersgrenze verkauft werden,... ich denke jedoch das die Gesellschaft (der durchschnittliche Bürger) nicht dafür bereit ist und eine "Erziehung durch den Staat benötigt" in Form von Altersgrenzen für Alkohol, verbot von Drogen etc. Das interessante ist jetzt woran das liegt. Du hast ja die Erziehung durchs Elternhaus angesprochen. Die Frage ist dann wohl was falsch läuft wenn ein großer Teil der Bevölkerung anscheinend Drogenverbote, Tempolimits und Altersgrenzen beim Alkoholverkauf etc brauch. Das wäre wahrscheinlich eine bessere Anlage für die Steuergelder gewesen die bei diesem BGH Urteil "verschwendet" wurden. Auch ich würde mir eine Welt mit mehr Freiheit wünschen weiß aber wenn ich ehrlich bin nicht ob das funktionieren würde:) ich denke das Menschen (noch) zu sehr von niederen Trieben gesteuert werden und vielleicht noch eine Weile brauchen werden bis sie in der Lage sind eine Gesellschaft ohne endlose Regulierungen zu gründen. Wer weiß was die Zukunft bringen mag:) Solange solche Gesetze nur Empfehlungen darstellen die ich im Grunde ihrer Message als positiv erachte (wie in diesem Fall) habe ich aber kein Problem mit den Urteilen des BGH und lebe mein Leben. Das ganze ist wirklich ein intetessantes Thema über das ich schon länger nicht mehr so ausführlich nachgedacht habe. Ich hoffe aber auch das der Trend in Zukunft eher in die Richtung gehen wird Probleme vom Grund her zu lösen beispielsweise wieso manche Menschen Drogenprobleme bekommen und diesen Menschen gezielt zu helfen statt das Ganze einfach illegal zu machen und so Schwarzmärkte zu erschaffen,... aber alles sehr komplizierte Themen. Finde es aber sehr gut das du ein solch komplexes Thema mal aufgreifst. Danke und schönen Abend;)

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