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RE: Der Goldpreis - zu hoch, zu niedrig? - genau richtig!
"Der Markt hat sie ja eingepreist, als alle Informationen offen auf dem Tisch lagen."
- Die Informationen (irrationale Umsätze und Gewinne bei Enron, nicht-kreditwürdige Kreditnehmer von Immobilienhypotheken, usw.) lagen aber schon auf dem Tisch, bevor die Kurse gecrasht sind, sie wurden nur ignoriert oder falsch interpretiert. Investoren mit einer zum Markt konträren Meinung konnten in dieser Situation viel Geld machen.
"Gene Fama hat nie irgendwelche Voraussagen gemacht."
- Fama hat das 3-Faktoren-Modell mitentwickelt. Das wird ja auch genutzt, um Voraussagen zu machen. Unabhängig davon ist Fama ein Experte, in dem Sinn, dass andere ihn als einen Experten, u.a. für Portfoliotheorie betrachten.
"Derjenige, der zugibt, dass er nichts weiß und stur jeden Monat den Strangle in Walmart verkauft, schlägt den Experten Warren Buffett mit seinem gesamten Research Team um Längen."
- Ich habe mich mit Strangles, Straddles & Co bislang nur theoretisch beschäftigt (CFA...), da ich, wie gesagt, nicht trade. Aber das ist eine Ex-post-Betrachtung. Ex post findet man immer Strategien, die eine tatsächlich angewendete Strategie schlagen. Oder hat jemand den WMT strangle 40 Jahre lang durchgezogen?
- Wenn man die WMT strangle-Strategie ab heute anwendet und genauso erfolgreich wäre, würde das die EMH widerlegen. Wenn die Informationen über den WMT Strangle auf dem Tisch liegen, dann sollte ein effizienter Markt sofort dazu führen, dass
a) mehr Trader den WMT Strangle traden
b) die entsprechenden Optionspreise steigen
c) eventuell die Volatilität von WMT sinkt
Das sollte gemäss EMH dazu führen, dass der Erwartungswert für den Return auf 0 geht (oder zumindest das alpha auf 0).
Die WMT Strangle hat man nur deshalb herangezogen, weil WMT eine der langweiligsten Aktien mit der niedrigsten IV ist (niedrige IV = billige Optionen).
Hätte man z.B. den RUT genommen und die Positionen frühzeitig gemanaged, um dem Gamma Risiko zu entgehen, sähe das Ergebnis noch besser aus.
Würde jeder versuchen Short Strangles zu verkaufen, würde der Gewinn natürlich gegen Null gehen (insgesamt sind Optionen sowieso ein Nullsummenspiel). Das gleiche gilt aber für jedes Wertpapier. Wenn alle plötzlich jeden Monat AAPL Aktien kaufen, wird auch keiner mehr Gewinn machen.
Short Strangles sind langfristig erfolgreich, da die Implied Volatility größer ist als die Realized Volatility.
Ein one standard deviation short strangle (short 16 delta put und call) hat eine theoretische Gewinnwahrscheinlichkeit von 68%. Da man ja die Optionsprämie bezahlt bekommt, verbessert sich der break even point und die theoretische Gewinnwahrscheinlichkeit auf ca. 72%.
Die tatsächliche Gewinnrate liegt aber bei 82% (für Indices).
Ist das ein Zeichen, dass die Märkte nicht effizient sind?
Nein.
Im Optionsmarkt haben wir es mit einem Versicherungsmarkt zu tun.
Der Verkäufer einer Option übernimmt die Rolle eines Versicherers oder eines Casinos.
Man hat einen vorher definierten Maximalgewinn, aber theoretisch einen unlimitierten Verlust.
Das hohe Risiko ist man nur bereit einzugehen, wenn eine hohe Gewinnwahrscheinlichkeit lockt.
Versicherungen sind insgesamt immer zu teuer, weil das zu versichernde Unglück für den Einzelnen meist so katastrophal ist, dass er gerne bereit ist “zu viel” zu bezahlen.
Der Zocker, der den unlimitierten Gewinn sucht, zahlt auch gerne zu viel bzw. nimmt eine zu geringe Gewinnwahrscheinlichkeit in Kauf.
Von der Angst und der Gier lebt der Option Seller.
Posted using Partiko iOS
Interessant.
Wenn die Gewinnwahrscheinlichkeit so hoch ist, warum fahren grosse Finanzinstitute (die das Risiko tragen können) nicht die Strangle-Strategie und verkaufen grossflächig solche Optionen (idealerweise automatisiert)? In einem effizienten Markt sollte diese Gewinnwahrscheinlichkeit nicht unausgeschöpft bleiben, oder?
Machen sie ja. Die Allianz verkauft z.B. ständig puts im SPX. Buffett macht auch ca. 1/3 seiner Gewinne mit Derivaten. Die wirklich großen (von denen aber man nie was hört) verkaufen auch ständig Strangle. Auch ich mache praktisch nichts anderes (ich bin aber nicht groß). In meinen Büchern beschreibe ich das Ganze genauer.
Laut Andre Kostolany verkauft der Vatikan ständig calls gegen seine Aktienpositionen.
Der normale Investor lässt unglaublich viel Geld liegen, wenn er nur Aktien kauft. Würde man anstatt die Aktien zu kaufen, einfach so lange puts verkaufen, bus man die Aktien irgendwann zugeteilt bekommt und dann calls gegen die Aktien, dann hätte man innerhalb 2-3 Jahren so viel Geld eingenommen, dass man den Aktienpreis wieder zurück hat.
Das Volumen müsste dann doch reichen, um den Gewinn gegen Null gehen zu lassen. Ist ja kein perpetuum mobile.