RE: "Lasst mich sterben..."
Danke @kadna für Dein ausführlichen Kommentar und Deine Anerkennung! Es ist auch ein Balanceakt zwischen Frustration & Durchhaltevermögen. Ständig begegne ich frustrierten Kollegen, von denen ich mich nicht beeinflussen lassen darf und versuche einen Funken Motivation von mir rüberspringen zu lassen, was ebenso unheimlich viel Energie kostet.
Auf jeden Fall verstehe ich in dem Moment Deine Gefühlswelt, die ja definitiv völlig zu Recht inne weilt. Solche Situationen sind es meistens, die auch die Menschen von öfteren Besuchen abhält. Aber selbst wenn man keine richtige Gespräche führen kann, ist die einfache Anwesenheit mehr Balsam für die Seele, als alles andere. Die Wünsche mit der Pille kenne ich auch nur genügend, ebenso das "Ich will nichts essen und nichts trinken". Es ist eine Herausforderung, solche Wünsche zu akzeptieren und deren Würde zu wahren.
Die Sterbekultur kommt wieder! Und JA - es läuft vieles anders als früher. Die Lebenserwartung wird immer höher. Die familiären Strukturen haben sich geändert. Früher waren die Großeltern noch feste Familienmitglieder im Haushalt - in dem meistens die weibliche Partei Zuhause war - und hatten ihre Aufgaben, welche solange die Ressourcen aufrecht erhielten, bis das Herz aufhörte zu schlagen - Ausnahme bei Krankheiten. Der Mehrgenerationen-Haushalt ist heute nur noch sehr selten der Fall.
Erstmal will ich Dir meine Anteilnahme zukommen lassen. Sterbekultur ist momentan groß wieder im Aufschwung in den meisten Institutionen. Oft ist es auch eine Frage der Personals. Man macht es ist wirklich leichter, wenn eine ausführliche Patientenverfügung vorhanden ist, welche oftmals sinnlose Therapiemaßnahmen und quälende Untersuchungen einem erspart. Und diese Zeit kann genutzt werden, um sich zu verabschieden und auf den Schmerz vorzubereiten.
Gerne!