Die Rolle der Finanzmärkte für die Wirtschaft und was sind überhaupt Futures ?

in #deutsch7 years ago (edited)

Liebe Steemit Community,
liebe Freiheitsfreunde,
liebe Freiheitsfeinde,

ich habe in der Vergangenheit viel über Futures geschrieben, ohne zu bedenken, dass es viele Leute gibt, die sich nicht ständig mit den Finanzmärkten befassen.
Das war ein Fehler.
Ich hätte besser vorher einen allgemeinen Artikel über Futures schreiben sollen.
Das werde ich hiermit nachholen.

Was sind überhaupt Futures?

Futures sind Terminkontrakte die ihren Ursprung in der Landwirtschaft haben.
Die ersten Futures (für Reis) gab es in Japan im 17. Jahrhundert.
Futures sind also kein neuartiges Finanzprodukt, sondern begleiten uns schon sehr lange.
Mit Futures spekuliert man auf die zukünftige Wertentwicklung bestimmter Waren.

Sogar Thales von Milet soll sich schon als eine Art Futures Trader betätigt haben, indem er auf die zukünftige Preisentwicklung von Oliven spekuliert hat.

Bildquelle Wikipedia

„Man hielt ihm […] aufgrund seiner Armut vor, dass die Philosophie eine nutzlose Beschäftigung sei. Da er nun infolge seiner Sternbeobachtung erkannt hatte, dass es eine reiche Olivenernte geben werde, soll er noch im Winter […] für alle Ölpressen in Milet und Chios Anzahlungen hinterlegt und sie, da niemand dagegenhielt, für einen geringen Betrag gemietet haben. Als aber der rechte Augenblick gekommen war, und gleichzeitig und plötzlich ein hoher Bedarf an Ölpressen entstand, habe er sie zu seinen Bedingungen vermietet und viel Geld dabei gemacht. Er habe damit bewiesen, dass es für Philosophen leicht sei, reich zu werden, wenn sie nur wollten, es jedoch dies nicht sei, wonach sie strebten.“

– Aristoteles: Politica 1259a

Quelle: Wikipedia

Der ganze Futures Markt ist im Prinzip ein Versicherungsmarkt gegen Preisschwankungen und wir sollten alle auf Knien danken, dass es diese Märkte gibt.

Schauen wir uns dazu ein fiktives Beispiel an:
Ein Bauer möchte gern im Frühjahr Weizen aussähen, hat aber kein Geld für das Saatgut.
Ein Müller hat Angst, dass es in diesem Jahr zu Missernten kommt und würde gerne jetzt schon den Weizen kaufen, so lange die Preise noch niedrig sind, er hat aber nicht genug Lagerkapazitäten, da seine Lager noch halbvoll sind.
Also machen die beiden einen Vertrag:

Der Bauer verspricht im Herbst 100 Tonnen Weizen, zu dem festgelegten Betrag von 20'000€ , zu einem festen Termin zu liefern und der Müller verpflichtet sich die vertraglich vereinbarte Menge Weizen zum festgesetzten Preis an dem vorher vereinbarten Termin abzunehmen. Der Müller leistet eine gewisse Anzahlung, von der der Bauer sein Saatgut bezahlen kann.
Schon ist ein Futures Kontrakt entstanden und beide sind glücklich.
Der Bauer hat sich zum Verkauf von Weizen verpflichtet, er ist also short Weizen.
Der Müller hat sich zum Kauf von Weizen verpflichtet, er ist also long Weizen.

Steigt nun der Marktpreis für Weizen über den vertraglich vereinbarten Wert, sagen wir auf 30'000€ für 100t, wird auch der Vertrag im Wert steigen. Der Müller könnte theoretisch seinen Vertrag mit Gewinn weiterverkaufen oder er macht gleich einen weiteren Vertrag mit einem anderen Müller, in dem er sich verpflichtet, 100t Weizen für den Preis von 30'000€ zu liefern. Schon hat er die Gewissheit, dass er zu dem Zeitpunkt wenn der Vertrag wirksam wird, 10'000€ Gewinn einstreicht. Er kauft dann Weizen für 20'000€ ein und verkauft ihn sofort für 30'000€ weiter.

Fällt der aktuelle Marktpreis für Weizen unter den vertraglich vereinbarten Wert, sagen wir auf 10'000€ für 100t Weizen, freut sich der Bauer, jetzt ist sein Teil des Vertrages mehr wert, er könnte sofort mit einem anderen Bauern einen Vertrag machen, indem er sich verpflichtet, zum gleichen Zeitpunkt 100t Weizen zum Preis von 10'000€ zu kaufen. Schon hat er 10'000€ Gewinn eingestrichen, da er ja 100t Weizen für 10'000€ kaufen muss, aber gleichzeitig einen Vertrag mit dem Müller hat, in dem festgelegt ist, dass er 100t Weizen für 20'000€ verkaufen darf. Er könnte aber auch einfach seinen Vertrag mit dem Müller an jemand anderen weiter verkaufen und so einen Gewinn einstreichen.

Ein Beispiel aus dem Leben - der Autokauf:
Fast jeder hat es schon mal gemacht (ich noch nicht). Man geht zum Autohändler, lässt sich einen Neuwagen mit diversen Extras und Speziallackierung zusammenstellen. Das Auto kann aber erst in 3 Monaten geliefert werden, deshalb schließt man mit dem Autohändler einen Vertrag und leistet eine gewisse Anzahlung. Schon hat man einen Futureskontrakt geschlossen.

Sind die Finanzmärkte unfair?
Jeder geht ständig Kaufverträge ein, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob das jetzt fair ist oder nicht. Obwohl man bei den Kaufverträgen, z.B. im Supermarkt nicht genau wissen kann, ob der Preis nun fair ist oder nicht. Man kann zu einem anderen Supermarkt gehen und die Preise vergleichen, aber das ist mit Aufwand (Kosten) verbunden. Auch dann hat man noch keine Gewissheit, ob die Preise fair sind, da man ja nur eine Seite des Preises kennt.
Den Einzelhandelspreis.

Die Finanzmärkte sind hier viel fairer, man kennt sowohl den Verkaufspreis, den man zahlen muss um long zu gehen. Dies ist der sogenannte ask price. Man kennt aber auch den Kaufpreis, den die andere Seite bereit ist zu zahlen, wenn ich verkaufen will (short gehen) den sogenannten bid price.
Den Unterschied zwischen beiden Preisen nennt man den bid/ask spread.

Schauen wir uns noch mal das Weizenbeispiel an.
Weizen Futures werden unter dem Börsenkürzel /ZW gehandelt.
Ein Weizenfuture (wheat future) weißt folgende Merkmale auf:

  • Börsenkürzel /ZW
  • umfasst 5000 Bushels pro contract = 300'000 lbs = 136'077 kg
  • initial margin = $1,375 pro Kontrakt (= Sicherheitsleistung/Anzahlung)
  • Wert pro Punkt Preisänderung = $50
  • momentaner Preis = $464.50
  • momentaner notional value: $23,212.50 pro Kontrakt (=Nominalwert)

Hier ein 3 Monatschart:
ZW.jpeg

Bildquelle: ThinkOrSwim trading platform



Der bid/ask spread und die Rolle der Market Maker:

ZW 2.jpeg

Bildquelle: ThinkOrSwim trading platform



Der bid/ask spread ist die Differenz zwischen An-und Verkaufspreis.
In diesem Beispiel ist die Differenz zwischen An-und Verkaufspreis ein halber Punkt (Wertänderung pro Punkt = $50), also $25 für 5000 Bushel (136'077 kg) Weizen mit Lieferung im Mai (das Verfallsdatum für Futures ist immer der dritte Freitag im Monat, oft auch nur der dritte Freitag im letzten Monat des Quartals).
Dies ist die Gewinnspanne des Market Makers. Das sind die, die am Trading Floor stehen und verpflichtet sind einen Markt für sämtliche Orders zu bieten.
Diese Leute braucht man, da es sonst schwierig wird, dass Käufer und Verkäufer zusammentreffen.
Die Käufer und Verkäufer sitzen zu Hause am Computer und kaufen/verkaufen per Mausklick, die Orders landen dann beim Market Maker, der in der heutigen Zeit meist ein Computeralgorithmus ist.
Wobei es bei den Agrarohstoffen immer noch menschliche Market Maker gibt.
Der Market Maker ist also eine Art Zwischenhändler.
Der Market Maker verpflichtet sich also im obigen Beispiel den Futureskontrakt für Weizen mit Lieferung im Mai für 464.50 zu kaufen und für 465 zu verkaufen. Von den $25 Spanne zwischen Bidpreis und Askpreis lebt er.
Vergleicht mal diese lächerlich kleine Handelsspanne, mit der Handelspanne bei Autohändlern und dann überlegt noch mal ob die Finanzmärkte unfair sind.
Fairer und transparenter als die Finanzmärkte geht es nicht.
Wer die Kurse zu hoch findet kann short gehen und wer die Kurse zu niedrig findet kann long gehen.
Fragt mal einen Autohändler nach seinem Einkaufspreis.
Ich bin gespannt was er sagt.

Natürlich denkt niemand daran, sich den Weizen tatsächlich liefern zu lassen.
Wie weiter oben schon gesagt, ist der Futuresmarkt ein reiner Versicherungsmarkt.
Vor dem Verfallstag, oder am Verfallstag schließt man einfach seinen Kontrakt wieder und wenn man weiterhin eine Position halten will, eröffnet man eine neue Position im nächsten Verfallsmonat/-quartal.
Ist jemand einen Kontrakt long zeigt die Position in seinem Account die Zahl +1 an. Um seinen Position zu schließen, muss er einfach einen Kontrakt verkaufen.
Ist jemand einen Kontrakt short zeigt die Position in seinem Account die Zahl -1 an. Um seinen Position zu schließen, muss er einfach einen Kontrakt kaufen. Die Differenz zwischen dem Preis, den man bekommen oder bezahlt hat, als man die Position eröffnet hat und dem Preis, dem man bekommt oder bezahlt, wenn man die Position schließt, ist dann der Gewinn oder Verlust.

Contango und Backwardation:
In der Regel befinden sich Rohstofffutures in contango, d.h. Futures mit einer längeren Laufzeit haben einen höheren Preis, hier werden Dinge wie Lagerkosten, Zinsen, Versicherungskosten, usw. mit einberechnet.
Der aktuelle Future (front month) ist billiger als der Future der weiter in der Zukunft liegt (back month).
Weizen befindet sich momentan in contango, wie man an folgendem Bild sehen kann:
ZW 4.jpeg

Bildquelle: ThinkOrSwim trading platform



Öl hingegen befindet sich momentan in backwardation, d.h. der front month ist teurer als der back month, das ist ungewöhnlich, liegt aber wahrscheinlich an der Syrienkrise.
CL.jpeg

Bildquelle: ThinkOrSwim trading platform



Warum sind Futures Märkte und Spekulanten so wichtig?
Ich habe ja weiter oben gesagt, dass wir auf Knien dafür danken müssen, das es Futuresmärkte gibt.
Bei einigen wird beim Lesen dieser Zeilen sicherlich der Blutdruck nach oben geschossen sein. Liest man doch immer, dass die Spekulanten schuld am Hunger in der Welt sind, wenn sie die Nahrungsmittelpreise hochtreiben.
Das ist natürlich Quatsch. Erstens treibt der einzelne Spekulant gar nichts hoch und zu einem Markt gehören immer zwei Seiten. An der Börse wird nur Angebot und Nachfrage zusammengeführt und die Zukunftserwartungen eingepreist.
Der Preis ist das wichtigste Steuerungssignal in einer Marktwirtschaft. Er zeigt den Produzenten an, wann es rentabel, ist mehr von einer bestimmten Ware zu produzieren.
Sind die Preise für einen bestimmten Rohstoff sehr hoch, werden auch teurere Produktionsverfahren rentabel und das Warenangebot wird sich in der Zukunft vergrößern und wieder zu niedrigeren Preisen führen. Sind die Preise zu niedrig, wird die Produktion gedrosselt, oder ganz eingestellt und Kapital findet seinen Weg in andere Sektoren. So läuft das seit Beginn der Menschheit.
Schaltet man den Preis als Steuerungssignal aus oder legt ihn, wie im Sozialismus staatlich fest, können die Produzenten nicht mehr richtig kalkulieren und es gibt in der Regel zu wenig von Allem. Dann heißt es Schlangestehen und wenn es keinen Schwarzmarkt gibt, verhungern die Leute. Das wussten auch schon die Sowjets und haben deshalb bis zu einem bestimmten Grad, Schwarzmärkte zugelassen.
Da die Finanzmärkte ein riesengroßer Versicherungsmarkt sind, können dort Produzenten und Dienstleister ihre Risiken abladen. Gäbe es diese Märkte nicht, müssten sie ihre Risiken beim Kunden abladen, also höhere Preise verlangen und es gäbe viel höhere Kursschwankungen bei den Einzelhandelspreisen. Auch könnten die Banken und Versicherungen ihre Risiken nicht mehr hedgen und es gäbe entweder gar keine Versicherungen oder Kredite oder eben nur zu viel schlechteren Konditionen.

Jetzt noch zur Rolle der Spekulanten, also denjenigen Marktteilnehmern, die überhaupt nichts mit dem gehandelten Finanzprodukt zu tun haben und auch keine Risiken absichern wollen.
Nun ohne Spekulanten geht es nicht. Wer soll den z.B. die andere Seite der trades von z.B. Fluglinien, die sich gegen Ölpreisteigerungen absichern wollen übernehmen?
Ist z.B. der Ölpreis sehr niedrig, wollen alle Fluglinien long Öl gehen, um sich niedrige Preise für Treibstoff in der Zukunft abzusichern. Sie können ja schlecht das ganze Öl direkt kaufen. Wo sollen sie das lagern?
Gäbe es jetzt keine Spekulanten, die der Meinung sind, dass der Ölpreis noch weiter fällt und deshalb short gehen wollen, platzt das Geschäft.
Ohne Spekulanten gibt es keine liquiden Märkte und deshalb keine Möglichkeit für Produzenten ihre Risiken abzusichern.

So, ich hoffe ich habe mit diesem Artikel euren Wissenshorizont wieder etwas erweitert und ihr wisst zukünftig, was ihr von Politikern zu halten habt, die fordern man müsste die Märkte eindämmen und die Spekulation verbieten.
Die CME (Chicago Merkantile Exchange), also die Börse an der der ganze Futureshandel stattfindet, gibt es übrigens seit 1898. In dieser Zeit hat die CME und die anhängigen Clearingstellen (die sorgen dafür, dass die eingegangen Verträge auch eingehalten werden und springen notfalls ein, wenn ein Marktteilnehmer platzt) zahlreiche Finanzkrisen ohne staatlichen Hilfen überlebt.
Ganz im Gegensatz zu den Investmentbanken.
Wut auf gierige Bänker, die sich verzocken und dann durch den Steuerzahler gerettet werden ist berechtigt. Wobei die Wut hier nicht auf die Bänker gerichtet werden sollte, sondern auf die Politiker, die ihnen das Steuergeld in den Rachen werfen.
Wut auf Märkte, Börsen und Spekulanten ist nicht berechtigt.
Die verdienen eher ein Denkmal.

Bis bald,
Stephan Haller

Sort:  

Danke, als Absolvent eines humanistischen Gynmasiums und jahrelanger "Quälerei" mit den alten Griechen bin ich Dir ob dieses Hinweises echt dankbar, Thales hat es "erfunden" bzw erstmalig dokumentiert!
rechtfertigt meine Schulform retrospektiv, auch wenn ich das nicht wußte bisher!
War er der wirklich erste??
Ich denke nein!! Das werden ja schon die Sumerer oder andere Vorläufer kapiert haben, oder??
Wobei Thales von Milet* wahrscheinlich um 624/23 v. Chr.; † zwischen 548 schon sehr früh war!!
Hatte nicht aber auch Fugger z.B vor den Japanern etwas ähnliches, oder die Chinesen und Mongolen??
Das gäbe es ein echte Doktorarbeit, mein Lieber!!!
Dank Dir für die Bereicherung hier!!

Ich schätze eine Art von Futures Kontrakten gab es wohl schon viel früher.
Spätestens als die Menschen sprechen lernten.

Ein sehr guter Artikel.
Anhand der Beispiele hast Du den Sachverhalt wirklich sehr gut verständlich erklärt!

Danke!

Nichts zu danken, Stehpan.
Ich hoffe, andere sehen es ähnlich wie ich! ;-)

Sehr detailliert und fachlich korrekt erklärt. Hat wissenschaftlichen Charakter und trägt zum Verständnis der Menschen bei!

Danke, das freut mich.

Vielen Dank @stehaller fuer den sehr informativen und gut erklaerten Bericht zu Future Kontrakten. Ich kann Dir aus meiner Erfahrung nur zustimmen zu dem oben gesagten, aber es besteht auch berechtigte Kritik auf welche Du nicht eingegangen bist und diese moechte ich kurz benennen.

Zum Beispiel ist Dein oben beschriebenes Szenario eines perfekten Rohstoffmarktes Kaeufer und Verkaeufer sind zu jeder Zeit "praesent" und schaffen dadurch einen "fairen" Marktpreis. In der Realitaet ist dies leider nicht der Fall. So ist bekannt das die Edelmetallmaerkte "meistens" zu bestimmten Uhrzeiten (in der frueh wo kaum Handel ist) geshortet werden mit einer unverhaeltnismaessigen grossen Anzahl an Kontrakten, obwohl der Markt von der Liquidaet sehr niedrig ist. In diesem Szenario wird kuenstlich grosser Druck aufgebaut um den Preis zu druecken (die Taeter sind nach der Anklage der Deutschen Bank auch bekannt) und gegen die Short Wut der Banken kann der normale Markt nichts machen.

Ein weiterer Punkt ist doch auch das eben diese reinen Preisspekulanten mit richtigen real Life Produzenten und Haendlern in einen Markt agieren. Da kann man natuerlich sagen dass die Preisinteressen von Spekulanten nicht im Einklang sind mit den Interessen von Produzenten und Haendler welche einen stabilen und nicht volatilen Markt bevorzugen.

Als letzten und dritten Punkt ist auch noch die kredifinanzierte Spekulation zu nennen wodurch Future Maerkte nicht nur im Risiko und Volatilitaet steigen sondern letztendlich noch mehr durch Notenbankpolitische Zinsmanipulationen betroffen sind.

Da informationsvorsprung ein wesentlicher Faktor fuer Profit und Gewinn darstellt kann ich kaum guten Gewissens glauben das unsere perfekten Markteilnehmer den selben schnellen Zugang zu allen Informationen haben um darauf zu reagieren. Ein hoffnungsloses Katz und Maus Spiel - waer ist schneller!!!
Nichts desto trotz gebe ich Dir Recht das Future Maerkte auch eine wichtige Funktion erfuellen koennen wenn die richtigen Bedingungen geschaffen sind.

Lieber @masterthematrix, danke für den langen Kommentar.
Wer zu einer Zeit, in der die Märkte nicht sehr liquide sind, tonnenweise Kontrakte auf den Markt wirft schneidet sich doch ins eigene Fleisch. Und schau Dir doch mal an, wie lange diese Kursauschläge andauern, bis sie wieder ausgeglichen sind.
Wenn Du die stop hunters meinst, die profitieren nur von der Dummheit der anderen, die übernacht stops benutzen. Wer seine Haustür offen lässt, darf sich nicht wundern, wenn er beklaut wird.

Ein weiterer Punkt ist doch auch das eben diese reinen Preisspekulanten mit richtigen real Life Produzenten und Haendlern in einen Markt agieren. Da kann man natuerlich sagen dass die Preisinteressen von Spekulanten nicht im Einklang sind mit den Interessen von Produzenten und Haendler welche einen stabilen und nicht volatilen Markt bevorzugen.

Ja, die interessen sind unterschiedlich, aber je mehr Marktteilnehmer, desto höher die Liquidität, desto geringer die Kursschwankungen.
In jedem Markt haben die Marktteilnehmer unterschiedliche Interessen.
Du willst beim Einkauf niedrige Preise, der Verkäufer hohe.

Zum Informationsvorsprung, den gibt es heute nicht mehr. Früher war das ein Thema, heute kann man das vergessen. Ich kenne keinen professional trader, der sich je für Nachrichten oder sonstige Informationen interessiert hätte.
Das was man heute tradet sind mathematische Wahrscheinlichkeiten.
Aber nehmen wir an, Du würdest den AAPL earnings report schon 24 h vorher kennen.
Wie würdest Du ihn traden?
Niemand kann voraussagen, wie die Märkte reagieren.
Da hab ich schon so viel erlebt, wo der Markt total anders reagiert hat, als man es erwartet hätte.

So, ich hoffe ich hab jetzt keine deiner Fragen vergessen,
Bis bald, Stephan

Vielen Dank Stephan dass Du auf meine Fragen so ausfuehrlich eingegangen bist.
Ich wollte mit diesen Fragen eine etwas mehr kritische Beleuchtung der Future Maerkte ansprechen.
Ohne mich zu wiederholen aber was sind denn aus Deiner Sicht die schwachstellen der Future Maerkte oder der Maerkte allgemein? Ich kann mir nicht vorstellen dass Du darin das "perfekte System" siehst da es so etwas nicht geben kann.
Und vielleicht kannst Du auch etwas zu den bestaetigen Manipulationsanstrengungen der Banken beim LIBOR, Rohstoffmarkt oder Zinsspread Geschaeften etwas sagen.

"Aber nehmen wir an, Du würdest den AAPL earnings report schon 24 h vorher kennen.
Wie würdest Du ihn traden?"
Wenn ich den Report frueher haette wuerde ich auch nur Wahrscheinlichkeiten traden, aber diese waeren ja durch meinen Wissensvorsprung deutlich zu meinen gunsten erhoeht. Sprich wenn ein Earningsreport ueber den Erwartungen liegt steigt die Wahrscheinlichkeit fuer long und wenn Earnings drunter liegen steigen die Wahrscheinlichkeiten fuer Short.

Vorab, bitte entschuldige, dass ich Dir heute keinen Upvote mehr geben kann, aber meine Voting Power liegt am Boden.
Nun zu deiner Frage:
In den futures markets gibt es keine Schwächen. Das einzige Problem, das ich sehe sind die down limits, sowas sollte es nicht geben. Aber ein System wie die CME, das es seit über 100 Jahren gibt, und in dieser Zeit sämtliche Krisen ohne Probleme überstanden hat, hat keine Schwächen.
Etwas kritisch sehe ich die settlements, da hat man schon oft das Gefühl, dass da beschissen wird ohne Ende, aber zu dem Zeitpunkt sollte man als retail trader sowieso schon in den nächsten Monat gerollt oder geschlossen haben. Das ist was für die Arbitrageure .

LIBOR, Credit Swaps und das Rohstofffixing in London hat mit den Futuresmärkten nichts zu tun und beeinflusst sie auch nicht. Das ist Sache der Banken und die bescheißen natürlich. Das betrifft einen als Trader nicht. Solange man sich an den US Börsen bewegt, gibt es keinen Betrug.

Der Earningsreport bringt Dir gar nichts, da Du trotzdem nicht weißt, wie die Märkte reagieren. Ich habe schon so oft erlebt, dass die Kurse nachbörslich nach den earnings release wahnsinnig gestiegen sind und am nächsten Tag bei Handelseröffnung sind sie total abgestürzt. Es wurden schon Manager wegen Insiderhandel verurteilt, obwohl sie Geld verloren haben, da sie zwar vermeintlich richtig getradet haben, die Märkte aber trotzdem anders reagiert haben.

Danke fuer deine Zeit und deine gute Erklaerung. Ich bin gespannt was noch so von Dir kommt und welchen Handelstil du pflegst?
Ich habe mich vom Handelansatz sehr vom Buch von Michael Voigt praegen lassen "Das grosse Buch der Markttechnik" wahrscheinlich kennst Du es auch?

Meinen Tradingstiel kannst Du bei meinen weekly trade updates sehen. Meistens verkaufe ich 30 delta strangles und manage bei 50% of max profit oder 21 DTE. Mein vega risk hedge ich mit etwas short deltas. Oder SPX put calendar spreads, je nachdem wie hoch/ niedrig die IV ist.
Das Buch kenne ich nicht und die meisten Bücher zum Thema sind auch Schwachsinn, weil sie fast alle directional trades empfehlen.
Ich trade im Prinzip wie die Floor Trader früher. Auch trade ich zu 99% Optionen.

Super Artikel!
Beim Weizen verstehe ich nun warum manche Meterologen so reich sind!
Wenn Kachelmann sagt es gibt eine grosse Dürre in den USA diesen Sommer dann hat das grosse Auswirkungen auf den Future von Weizen
Halt ein Marketmaker Pump and dump :-)
Oder der Kostolany of Wetter ;-)

Danke!
Früher sind die wirklich immer vom Trading Floor nach draußen gegangen und haben das Wetter beobachtet.

Ein äußerst interessanter Artikel. Ich wollte schon immer genau verstehen, was mit futures gemeint ist. Ich muss mir den Artikel trotzdem noch einmal durchlesen 😂

Danke @stehaller für diese tolle Erklärung von Futures👍 Habe mehr Wissen durch diesen Post über die Börse erlangt, obwohl es och viel zu lernen gibt😊

Sehr gut erklärt. Auch im Hinblick zur Ehrenrettung der Futures Spekulanten.

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