Leben und Tod gehören zur natürlichen Ordnung

Ein kurzer Plausch mit einer Spaziergängerin lässt mich beschwingt zurück. Sie freute sich über die Buchsbäume in "unserem" Vorgarten:

Es ist schön, dass Sie die nicht herausgerissen haben. Die meisten Menschen machen das so, weil sie Angst haben vor der Ausbreitung und die andere Pflanzen anstecken könnten. Und hier sehe ich, dass sie jetzt wieder kommen! Sie haben wohl überlebt!

Wir plauderten noch eine Weile über die Natur und ihre erstaunlichen Wirkweisen. Die Buchsbäume haben sich von ganz allein erholt!

Die Natur folgt ihrer eigenen Gesetzen und findet immer den richtigen Weg.

Tot oder lebendig - Spielregeln für das Leben

Das Leben eines Menschen unterliegt ebenfalls natürlichen Gesetzmäßigkeiten, nur halten wir uns nicht immer daran oder verdrängen sie. Wie das Thema Tod und Sterben. Wir alle wissen, dass unsere Geburt bereits der erste Tag vom Ende unserer Lebenszeit ist. In unserem Alltag spielt dies selten eine Rolle. Das Thema Tod ist einfach unangenehm und keiner will daran erinnert werden, das "irgendwann" alles vorbei ist. Dabei macht die Endlichkeit unseres Lebens durchaus Sinn - wer möchte mit 120 noch am Gehwagen mühsam durch die Straßen ziehen und die Gedanken nicht mehr richtig ordnen können?

Arbeit und Geld verdienen bestimmen einen großen Teil unseres Lebens. Dennoch würde niemand auf seinem Sterbebett sagen:

Ach hätte ich doch mehr gearbeitet!"

Im Rückblich wird oft erst erkannt, dass das Leben dem Überleben untergordnet war. Hätte ich doch dies oder jenes anders gemacht! Könnte ich doch noch einmal ... Ich wollte doch eigentlich etwas ganz Anderes für mein Leben...

Gebet des älter werdenden Menschen - Theresa von Avila

Oh Herr, Du weißt besser als ich, dass ich von Tag
zu Tag älter und eines Tages alt sein werde.

O Herr, Du weißt besser als ich,
dass ich von Tag zu Tag älter
und eines Tages alt sein werde.

Bewahre mich vor der Einbildung,
bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema
etwas sagen zu müssen.
Erlöse mich von der großen Leidenschaft,
die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.

Lehre mich, nachdenklich, aber nicht grüblerisch,
hilfreich, aber nicht diktatorisch zu sein.
Bei meiner ungeheuren Ansammlung von
Weisheit erscheint es mir ja schade,
sie nicht weiterzugeben – aber Du verstehst o Herr,
dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte.

Bewahre mich vor der Aufzählung endloser
Einzelheiten und
verleihe mir Schwingen, zur Pointe zu gelangen.
Lehre mich schweigen über meine Krankheiten
und Beschwerden.
Sie nehmen zu, und die Lust, sie zu beschreiben,
wächst von Jahr zu Jahr.

Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen,
mir die Krankheitsschilderungen anderer
mit Freude anzuhören,
aber lehre mich,
sie geduldig zu ertragen.

Lehre mich die wunderbare Weisheit,
dass ich mich irren kann.
Erhalte mich so liebenswert wie möglich.
Ich möchte kein Heiliger sein – mit ihnen lebt es sich so schwer -,
aber ein alter Griesgram ist das Krönungswerk des Teufels.

Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete
Talente zu entdecken, und verleihe mir o Herr,
die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.

 

Wertschätzung und Dankbarkeit

Mit dem Blick auf die eigene Endlichkeit könnten sich Prioritäten verschieben. Das menschliche Miteinander, Freunde und Familie kann eine höhere Wertschätzung bekommen, indem es nicht mehr als selbstverständlich genommen wird. Jeder Tag zählt, denn theoretisch kann morgen schon alles anders aussehen.

Meine Großmutter gab mir folgenden Rat für eine gute Partnerschaft:

Schlafe abends nie ein mit ungeklärten Dingen. Schließe den Tag ab, sei dankbar und kläre mit deinem Mann möglichst alle Unstimmigkeiten. Nimm niemals ungute Gefühle oder Gedanken mit ins Bett!

Der Schlaf wird auch als der kleine Tod bezeichnet. Dieser Tipp meiner Oma ist beispielhaft auch für den großen Abschied und könnte lauten:

Komm mit dir und den Deinen ins Reine, bevor du stirbst, dann ist es einfacher.

Mit einer Klärung des eigenen Lebens könnte man rechtzeitig beginnen und nicht warten, bis es dann vielleicht zu spät ist. Familiäre Streitigkeiten lassen sich eventuell doch bereinigen und Schuldgefühle tun sowieso nicht gut. Manchmal ist man selbst derjenige, der den ersten Schritt tun muss.

Ein Innehalten mit dem Blick auf das eigene Leben muss nicht jeden Abend oder jede Woche stattfinden. Aber es macht Sinn, immer mal wieder auf das zu blicken, was man alles "erreicht" und erlebt hat. Oft sind es auch viele kleine Dinge, für die man dankbar sein kann. Es gibt genug Menschen, denen es sicher schlechter geht als dir.

Mister Hades meint: Nichts ist selbstverständlich ... außer ich!

 

Tod und Leben von Reinhardi auf Pixabay

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