Revolution zur Wintersonnenwende
Die Zeit um Weihnachten herum steht für innere Einkehr und Besinnung, wie wohl jedem christlich geprägten Mitteleuropäer ein Leben lang vorgesagt, –geschrieben und –gesungen wird. Den anderen Mitteleuropäern auch, aber die interessiert das eher weniger. Wann immer es in die Wintersonnenwende hinein geht, treten Weihnachten und Besinnung in die Konstellation der zweieiigen Zwillinge. Dann bekomme ich die Begriffe semantisch kaum noch getrennt und begegnet mir einer davon alleine, assoziiere ich sofort den anderen. Es ist wie Wahnsinn nach Virenbefall. Bekanntlich hilft bei Viren nichts, außer Abwehr. Seit meiner frühen Jugend nahm das Fest daher zunehmend wesensfremde Züge an, die weniger mit Besinnung, als vielmehr mit ihrem Gegenteil zu tun hatten. Dann, wenn ich nach dem „offiziellen“ Teil, endlich meine Freunde treffen und mich der Feiertag–Sause hingeben durfte. Doch bis dahin war es ein langer, schwieriger Weg.
In der Kindheit der fünfziger und sechziger Jahre, bedeuteten Advent und Weihnachten für mich Spießrutenlaufen, mit äußerst lästigen Pflichtübungen neben, zugegeben, auch schönen Erscheinungen wie Plätzchen und weihnachtlichem Frieden. „Hast du schon die Geschenke für Großvati und Großmutti fertig?“, war neben der Bäckerei, das Hauptproblem meiner Mutter, die peinlich genau darauf achtete, dass jedes ihrer sechs Kinder mindestens ein Geschenk für ihre Eltern parat hatte. Diverse Tanten und Onkel zählten selbstverständlich auch dazu, weil die ihre Festtage wann immer es möglich war, gerne bei Vati und Mutti, meinen Großeltern verbracht haben. Die eigenen Eltern muss ich in dem Zusammenhang sicher nicht erwähnen.
Mutterinstinkt
Es gab viele Verwandte, die mit einem Geschenk bedacht werden mussten und jede Form der Verweigerung wurde von der Mutter schon beim Entstehen instinktiv gewittert. Woraufhin sie genügend zwingende Gründe anzuführen wusste, warum die Geschenkproduktion vor Weihnachten eine so wichtige Pflicht ist. „Das ist dein Taufpate und warum denkst du nicht an deine liebe Tante, die dir auch immer etwas schenkt. Was ist mit Onkel Rudi und Tante Edith? Na ja, wenn du keine Zeit hast, in dem Fall ist es nicht gar so schlimm. Willst du denn ganz ohne Geschenk dastehen?“ Das waren noch die harmlosen Varianten ihrer Überzeugungskunst, wie sie eher zu Beginn des Advent vorgetragen wurden.
Oft genügte das, um uns Kinder zur Einhaltung der Pflicht zu bewegen. Den Druck konnte sie beliebig erhöhen und Widerstand war nie eine Option, weil sie dabei nur immer schriller wurde. Die saisonal wiederkehrende Pflicht bedrückte mich ganz enorm und je näher das Ereignis rückte, desto schwieriger wurde es, die Geschenkproduktion vor mir herzuschieben. Ensprechend schlampig fielen die Ergebnisse meiner Bastel- und Malarbeiten aus, womit ich mir nicht nur meine künstlerische Talentprognose vermasselt habe, sondern die Weihnachtstage sich wie eine kleine, persönliche Hölle anfühlten.
Nachtleben
Die alljährliche Zeremonie bei meinen Großeltern fand wie immer am ersten Weihnachtsfeiertag statt. So war auch das glimpflich verlaufende Ende des Heiligabends kein Grund zur Entspannung. Die Eltern hatten ihre Geschenke zum Glück bekommen, doch nun blieb gerade noch eine Nacht, um letzte Arbeiten für den nächsten Tag fertigzustellen.
Zwischen den Kinderzimmern entsprang geschäftiges Treiben, neben mühsam unterdrückten Auseinandersetzungen, Flüstern, sowie Hin– und Herhuschen. „Wo ist die Schere? Gib sofort mein Uhu her!“ „Nur, wenn du das Tesafilm wieder rausrückst!“ „Du Sau!“ „Ruhe da oben! Ihr sollt schlafen, gleich komme ich hoch! Was hast du jetzt noch im Mädchenzimmer zu suchen? Ab ins Bett!“ „Meinst du, das trocknet noch?“ „Verdammt, es hält nicht!“ „Das kostet dich eine Tafel Schokolade.“ „Erpressung!“ Meine kleine Schwester war ein Genie im Abzocken und Horten von Süßigkeiten, die eine Währung für sie waren. Sie hatte sehr oft, was die Anderen gebrauchen konnten. Heiligabend war zuverlässig eine der unruhigsten Nächte des Jahres.
Entspannung
Am nächsten Vormittag gab es, trotz hastig hergestellter Geschenke, des Großvaters bauchiges „Jö“ beim Auspacken und sein warmes, langsam gebrummtes „Dankeschön“, das oft mit mildem, großmütterlichen Strich über den Haarschopf verbunden war. Danach fiel alle Last von mir. Es war wieder einmal geschafft und schon sehr früh wurde mir klar, wie der Hase läuft. Kaum eine der Enkelarbeiten erschien je an Wänden, oder auf Tischen der großbürgerlichen Residenz. Selbst nicht die Werke meiner älteren Schwester, die außer mit Nadel, Faden und Schere, auch Zeichenstift und Pinsel für unglaubliche Künste zu nutzen verstand. Nur im Herrenzimmer fand sich das eine oder andere Stück wieder.
Talente
Wir produzierten überwiegend für eine Schublade und nur wenige Werke schafften es, offen ins Herrenzimmer zu kommen, wo sie in meist diskreten Lagen betrachtet werden konnten. Eine einzige Enkel–Arbeit gelangte in allen Jahren überhaupt an die Hauptwand des Herrenzimmers. Es war die DIN A3–Zeichnung eines viel zu früh, viel zu hoch gerühmten Cousins aus Wien. Seine Tuschezeichnung eines antiken Schiffskörpers wurde vom Glaser gerahmt und aufgehängt. Der Künstler heißt mit Vornamen so, wie mein Großvater, sah ihm auch ganz besonders ähnlich und hat tatsächlichauch auch das entsprechende Talent. Leider fand er nach seiner Pubertät nicht mehr zu voller, geistiger Gesundheit zurück.
Wunschzettel
Besonders Weihnachten hatte ich kaum eigene Wünsche. Das lag wohl daran, dass es in der Kindheit eher weniger Ware gab, als zuviel. Fernsehen hatten wir auch noch nicht, was konkrete Wünsche hätte wecken können. Wir trafen uns daher täglich zum Spielen auf der Straße und waren eine ziemlich kompakte Bande relativ freier Wilder, die erst bei Einbruch der Dunkelheit wieder zuhause erwartet wurden. Als es schließlich darum ging den Wunschzettel zu schreiben, meine Mutter war da unerbittlich, notierte ich in Absprache mit meinem Bruder unter Mühen ein paar altersgerechte Wünsche, aber wirklich von Herzen gewünscht hätte ich mir als Kind einzig nur, dass mein Vater endlich aufhörte, mich zu verprügeln. Hat er aber nicht. Es wurde immer schlimmer, bis ich 11 Jahre alt war und der Großvater mich endlich in ein Internat steckte, bevor sein Schwiegersohn aus Versehen das eigene Kind im Suff erschlägt. Das wäre für den stadtbekannten Direktor eines hiesigen Industrieunternehmens untragbar gewesen. Seit dem Internat blieb mir die vorweihnachtliche Erpressung durch die Mutter erspart, was nicht die einzige Befreiung war, die ich der Internierung in einem bischöflichen Konvikt zu verdanken habe.
Krampus
Ich konnte mich mit der Zeit zunehmend dem alljährlichen Ritual entziehen. Nicht zuletzt ist das auch dem tiefen Verständnis meiner schönen Rose geschuldet. So hat sich, im Laufe der Jahre, das Schenken bei mir einzig dem Lustprinzip untergeordnet, um zu Weihnachten schließlich ganz eingestellt zu werden. Nicht einmal Frau und Kinder bekommen etwas von mir und glaube nur niemand, dass es mir dabei etwa schlecht gehen würde. Ich bin einfach milder im Umgang mit mir selbst geworden und kann mir fast alles verzeihen. Meine Lieben mögen mich auch ganz ohne rituellen Warentausch, so dass ich mich lieber vom Krampus holen lassen würde, als dem alljährlich wiederkehrenden Wahn zu verfallen. Das empfehle ich jedem vernünftigen Menschen und sollte dieser dann trotzdem etwas zu Weihnachten geschenkt bekommen, macht das überhaupt nichts. Geschenke nimmt man freundlich dankend entgegen, ganz gewissenlos. Weihnachten ist nur ein Fehler im System. Eine wüste Kette aus Missverständnissen und mutwilligen Umdeutungen alter, überlieferter Rituale.
Das Titelbild stammt von gellinger und wird bei pixabay gehostet.
Der Teller mit Weihnachtsgebäck kommt von FlyerBine, ebenfalls gehostet auf pixabay.
Crash Test Dummies on Steem
Schon immer hat mich das Antizyklische fasziniert, was nie einfach war aber überraschend oft befreiend wirkt. Die absolute Verweigerung institutionalisierten Konsums bedeutet für mich eine durchaus reflektierte, politische Haltung als Marktteilnehmer, der sich nicht länger von irrationalen Massenphänomenen zum Konsum hinreißen lässt. Im Prinzip ist es ein revolutionärer Akt, der sich auf sehr viele, ähnliche Phänomene projezieren ließe wie z.B. Valentinstag, Muttertag usw. Der Konterrevolutionär nennt es im Fall der Jahresendkampagne oft rachsüchtig herabsetzend Weihnachtsdepression oder gar -psychose, weil man gerade mit solch antizyklischem Verhalten Menschen ihre pathologische Hingabe an Massenpsychosen überhaupt erst bewusst gemacht hat.
Lieber @afrog,
den hast du wirklich sau-gut geschrieben, den Artikel!
Hab' ihn sehr gerne gelesen. Allerdings auch mit sehr gemischten Gefühlen.
Tja, wir haben bei einigen Begebenheiten, die du erwähnt hast, leider sehr sehr ähnliche (zum Teil gleiche) Erfahrungen machen müssen.
Ich sehe es ähnlich wie du. Diese Erlebnisse waren zwar sehr schlimm und die Taten des Akteurs unverzeihlich, aber ich bin für mich recht zufrieden damit, wie ich mich mit diesen / trotz dieser Erfahrungen entwickeln konnte.
Auch einige Kommentare, die ich hier gelesen habe, sind durch ihre Deutlichkeit und Offenheit hervorragend.
Bis bald, lieben Gruß, @double-u
Herzlichen Dank lieber @double-u.. Ich war mit einem Freund im Spanier, habe sogar ein paar Bekannte getroffen und das Essen hat auch geschmeckt. Speisekarte, wie seit 40 Jahren. Dabei habe ich andauernd geguckt, ob du rein kommst, weil du früher ja immer irgendwann rein gekommen bist.
Klar das war schlimm für uns Kinder, aber es ist auch ein großartiges Gefühl, heil an Leib und Seele da raus gekommen zu sein. Ich meine in einer Form, dass man trotz aller Demütigung kein gestörtes Arschloch geworden ist, eben nicht in einer Sekte vor imaginären Wesen herum kriecht und keine Kinder quält, weil man es nicht anders gelernt hat. Das ist doch einfach prima. Noch wunderbarer ist es, überhaupt gar kein Gefühl zu haben, wenn man daran denkt und ja, mir tut der Mann sogar leid, weil er immer noch genau so verpeilt ist wie früher und sein Denken sich keinen Zentimeter weiter bewegt hat. Wie arm ist das denn? Wenn man sich über Jahrzehnte nicht entwickelt, weil man glaubt , die Krone der Schöpfung zu sein, das Maß aller Dinge. Wenn man genau so dumm in die Kiste fällt, wie man schon immer gewesen ist. Das ist echt traurig und ich wünsche niemandem, so abtreten zu müssen.
Ich habe keinen Kontakt mehr zu den Leuten. Irgendwann, nach einem Besuch mit anschließend obligatorischer Migräne fand ich, dass diese Menschen mir nicht gut tun und als dann noch meine Kinder anfingen, sich über die Blasiertheit dieses Mannes zu beschweren, musste ich nicht einmal mehr Adieu sagen. Der Drops war gelutscht. All das ist überwunden, ganz ohne Krücken. Besser noch: Ich bin selbst Vater, sogar schon Großvater. Sicher war ich nicht das Musterexemplar aus der Schule für moderne Pädagogik, aber meine Kinder sind in Frieden erwachsen geworden, gesund und verstehen es hervorragend, sich einen Spaß zu machen. Was will ich mehr? Das ist, wie Abitur, Promotion und Nobelpreis hintereinander.
Sind wir mal ehrlich, Werner. Diese armen Menschen konnten doch auch nichts dafür. Sie waren Opfer der Zeitgeschichte. Kinder prügeln war nach dem Krieg ein akzeptierter Erziehungsstil. Das wilhelminische Zeitalter war ja nicht etwa vorbei, nur weil es diesen Trottel von Kaiser nicht mehr gab. Es war doch noch in allen Köpfen drin und oben drauf kam dann auch noch noch die volle Ladung Faschismus. Was würdest du von solchen Menschen erwarten? Wie würdest du mit ihnen umgehen? Genau! Man müsste sie wegsperren aber 1945 wären dann noch weniger Menschen übrig gewesen und dich und mich hätte es gar nicht gegeben.
Steem on, Alter. Wir sollten uns mal wieder treffen!
Ich habe mir gerade richtig Zeit genommen und Deinen neuen Artikel aufmerksam gelesen. Bewegt hat mich v.a., Du kannst es Dir sicherlich schon denken, der Abschnitt "Wunschzettel".
Wenn jemand es schon als Erlösung empfindet in ein Heim "abgeschoben" zu werden, dann muß es für denjenigen, in diesem Falle also Dich, "zu Hause" die Hölle gewesen sein. Ganz ehrlich, mir kommen beim bloßen Gedanken an Deine damalige Situation die Tränen. Ich habe selbst zwei kleine Kinder und ärgere mich schon über mich selbst, wenn ich unter Stress stehend mal etwas lauter geworden sein sollte. Aber für Eltern, die ihre Kinder verprügeln, habe ich nur Verachtung übrig.
Was das Schenken anbelangt, so halte ich es wohl ähnlich wie Du. Dem zwanghaften "Pflichtschenken" habe ich innerhalb meiner Familie völlig entsagt. Ich schenke lieber "frei nach Schnauze", wenn mir einfach gerade danach ist.
Seit dem ich das so handhabe, kann ich Weihnachten echt genießen! ;-)
Hi @andyjaypowell. Herzlichen Dank für deine Aufmerksamkeit und den lieben Kommentar. Im Zusammenhang mit einer sehr spezifisch belasteten Zeitgeschichte und der konkreten Situation, als profaner Hanauer Pöbel eine dünkelbehafte Direktorentochter zu schwängern, aus einer Familie, die als „Exoten“ der höheren Gesellschaft aus Wien über Berlin nach Hanau gekommen war, kann ich meinen Alten wenigstens ein bisschen verstehen. Als jungerSchreiner mit Familie zu studieren um sich anschließend in einen Beruf am Bau reinzuwühlen, alles in höchstem Tempo unter kritischen Blicken eines absoluten Überfliegers, Kontolleurs und Almosenstifters, dem er stets nur gefallen wollte, das war sicher auch kein Vergnügen. Was natürlich nichts entschuldigt. Ich verstehe nur, wie es dazu kommen konnte.
Ich war sozusagen der Blitzableiter und meine Geschwister haben mir das auch stets gedankt, denn er hat sich nur an mir, seinem ersten Sohn vergriffen. Mein Vater war nicht so, dass ihn die vornehmen Österreicher akzeptiert hätten und so hatte er es leider nötig jemanden zu finden, den widerum er nicht akzeptieren konnte. Es ist meist diese Art Notdurft, niedere, primitive Instinkte, die den Menschen das Leben miteinander schwer machen. Insofern fühlte ich mich auch nicht abgeschoben, sondern gerettet. Die Zeit im Internat war für mich eine, um die Wunden zu lecken, mich zu finden und vor allem auszuruhen. Das war das Beste, was unter den damaligen Umständen passieren konnte. Ich wurde nie wieder geprügelt außer einer Ohrfeige vom Direktor, die ich sowas von verdient hatte.
Es spricht wirklich für Dich, daß Du ein gewisses - naja "Verständnis" ist nicht ganz richtig -
für das Handeln aufbringst. Die Blitzableiter Metapher passt perfekt. Ich kann mir das bestens vorstellen.
Klasse geschrieben. Vor allem dein letzter Abschnitt. Du hast so recht. Manchmal muss man sich bewusst selbst vom Spielfeld rausnehmen. Dabei ist oftmals nicht einmal eine besonders rebellische Haltung notwendig. Einfach "nö" sagen zu dem ganzen Konsumterror und zur Tagesordnung übergehen. Selber zu wissen, dass man den ganzen Quatsch nicht braucht, wirkt in der Tat sehr befreiend!
Ich wünsche dir auch ein glückliches und erfolgreiches neues Jahr. Rutsch gut rein. 💫
Vielen Dank für dein Verständnis, liebe @laylahsophia. Ich fürchte trotzdem, mich mit diesem Outing nicht überall beliebt gemacht zu haben. Aber das macht überhaupt nichts. Das Schönste am Älterwerden ist die Gnade, zunehmend nur das zu tun zu müssen, was man wirklich tun will. Ich schenke, wenn mir danach zumute ist. Danke für das Lob. Das ist der wertvollste Lohn für einen, der nur noch Autor sein will.
Das ist ein schöner Vorsatz, dass du nur noch Autor sein willst. Ich denke, du kannst damit erfolgreich sein, wenn du genau das tust, was dir dein Herz sagt. Du machst das schon alles richtig. :)
Den Vorsatz nur noch Autor zu sein, fasste ich vor einem Jahr, vor dem Einstieg in Steemit. Ich wollte nur noch schreiben. Jetzt, ein Jahr und 3731 Posts später denke ich, auch einer zu sein. Dazu muss man nicht unbedingt von einem Verlag ernannt werden. Man kann sich getrost selbst zum Autoren küren. Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Wenn ich mit dem Schreiben erfolgreich Leser und Coins einsammle, bin ich auch einer.
Das Geniale an Steemit ist, dass deine Leser dir sagen, was du bist. Seit ich hier schreibe, lese ich unter beinahe jeder Veröffentlichung, es gut zu tun. Heute weiß ich, dass es sich dabei nicht um reinen Community–Honig handelt und das macht mich glücklich.
Schön, dass du auch tapfer dabei geblieben bist, @laylahsophia. Der Einstieg auf dem Steem ist kein Zuckerschlecken. Januar und Februar hatte ich noch Bedenken, was aus uns werden wird, wenn noch viel mehr Steemians unter #deutsch schreiben. Jetzt sind wir eine ganz tolle Community geworden, unter deren Schirm sich tatsächlich viele, sehr gute Autoren versammelt haben, die niemals zuvor jemand Autor genannt hätte. Das ist eine ganz prächtige Entwicklung.
Du hast eine besondere Gabe, Alltägliches pointiert auf den Punkt zu bringen! Amüsant zu lesen, jedoch mit dem gebotenen ernsten Unterton.
Ich kann deine Überlegungen nachvollziehen. Es lebt sich in der Vorweihnachtszeit wesentlich entspannter ohne den zwanghaften Austausch von Geschenken. Diese Erfahrung mache ich auch seit einigen Jahren und es geht meinen Lieben und mir gut damit.
Einen guten Rutsch und ein glückliches, erfolgreiches Neues (Autoren)-Jahr!
Grüß dich @vieanna. Ich danke dir für den lieben Kommentar und freue mich darüber, dass auch du zu den Steemians gehörst, die sich auf der Blockchain locker nach oben schreiben konnten. Umso mehr freut mich natürlich auch die kurze, fachliche Einschätzung meiner Texte, durch eine nicht nur von mir anerkannte Autorin.
Dass wir unseren Kindern vorleben, wie es auch anders geht, das ist unsere heimliche Revolution, liebe @vieanna. Ich spanne jedes Jahr auf die Umsatzzahlen des Einzelhandels zu Weihnachten. Sinken die eines Tages, ohne signifikante Begleiterscheinungen beim Bruttosozialprodukt, hat sich unser Denken im Markt manifestiert. Aber ich hatte mal einen interessanten, russischen Kollegen, der nebenbei Leute über seinen Server aufs Kreuz gelegt hat. Als ich bewunderte, wie einfach das geht, zuckte er gelangweilt mit den Schultern und sagte: „Jeden Tag stehen mindestens zwei neue Dumme auf.“
Das ist der Grund, warum ich nicht aufgebe, wenn jedes Jahr aufs Neue zu hören ist, dass der Umsatz höher liegt, als im Vorjahr. Irgendwann müssen doch auch die Dummen was merken in einer Zeit, da die Menschheit in beinahe inflationärer Weise neues Wissen schöpft.
Servus @afrog,
danke für dein impliziertes Lob!
Bei deinen Geschichten habe ich mir schon öfters gedacht, dass sie als gedrucktes gesammeltes Werk nicht nur Steemians erfreuen würden.
Ja, jetzt werden sie wieder über uns hereinbrechen, die Jubelmeldungen über weihnachtliche Umsatzsteigerungen. Hurra - immer weiter, immer höher! Ich finde das absurd und höchst bedenklich. Auch, dass sich internationale Konzerne wie Amazon auf Kosten des Buchhändlers um die Ecke bereichern.
Ich bin froh, dass es mir gelungen ist, mich dem weihnachtlichen Konsumterror zu entziehen. So halte ich es auch mit anderen von der Gesellschaft und der Blumenindustrie aufgezwungenen "Festtagen" wie Valentinstag oder Muttertag.
Veränderung beginnt im Kleinen. In diesem Sinn hoffe ich, meinem Sohn in dieser Beziehung ein Vorbild zu sein.
Bin zwar paar Jährchen jünger als Du, aber die Überreste des Geschilderten hab ich auch noch mitgekriegt.
Große Klasse, danke
Danke für die Klasse, lieber @leroy.linientreu. Einem, der so schreibt wie du, nimmt man das wirklich sehr gerne ab.
Antizyklisch ist halt der harte Weg. Gerade zu solchen"Feiertagen" kriegt man das ja immer wieder aufs Brot geschmiert. Wenn man sich so verhält, wie es für einen selber richtig wäre, kommt man in Konflikt mit all den Menschen, die sich Jahre, Jahrzehnte verbiegen lassen. Und dann soll ausgerechnet zu Heiligabend / Weihnachten eine Schmierenkomödie aufgeführt werden, die letztlich sich nur noch "falsch" anfühlt. Weil sie falsch ist. Natürlich kann man aber versuchen, wie "synchron" mit eigenen Bedüfnissen mit sich ins Reine zu kommen. Wir sind vorletztes Jahr in Ägypten zu Weihnachten gewesen. Dafür dieses Jahr wieder zu Haus. So wie es sich halt richtig anfühlt.
Das ist der richtige Ansatz, lieber @martinwinkler. Danke für deinen Kommentar in dem ich, hoffentlich nicht ganz abwegig, unterdückte Aggression zu entdecken meine. Auf dem Weg zum „richtigen“ Leben ist die Aggression das erste, was wir zwingend in den Griff bekommen müssen. Das geht am einfachsten, wenn du konsequent abklärst, ob es etwas mit dir zu tun hat, was dich gerade emotional aufwühlt. Überraschend oft landet man mit diesem reflektiven Kniff in einer Wohlfühlzone der Gelassenheit, von der aus die Dinge sich total anders anfühlen, als jemals zuvor. Immer wieder ist zu entdecken, dass es das blöde Gefühl deines Gegenübers ist, in das du gerade hinein gezogen werden sollst, weil dein Gegenüber das momentan so braucht.
Insofern war für mich das Antizyklische auch nie ein harter Weg, sondern der einzig mögliche, der sehr oft zum Richtigen geführt hat. Ich meine, antizyklisch unterwegs zu sein ist ja kein neues Grundgesetz für besonders schlaues Verhalten. Oft genug befindet man sich damit auch auf dem totalen Holzweg.
Kindheit der 50+60 er Jahre? Omg ich hatte ja keine Ahnung 😉 einerseits hat Weihnachten für mich etwas schönes, weil alle in gebe Stimmung sind und ich dadurch auch zum geben inspiriert werde andererseits der Konsum, und dieses aufgesetzte "alles muss schön und ordentlich sein (Mensch Haus Essen Baum etc)"
Fuck it, wann feiern wir das fest des Chaos wo alles möglichst unordentlich sein muss? 😀
Das ist jetzt bisschen meine persönliche Geschichte, bin da stark geprägt durch meine Kindheit der 80+90 er
Ja, @flurgx, es wird immer wieder neue Generationen geben, falls die Menschheit weiterhin Glück hat. Das Setup hat „Omg“ so angelegt und selbst wenn jede Generation glaubt, der Nabel der Welt zu sein und den Stein der Weisheit endlich gefunden zu haben, so relativiert sich die Bedeutung des Individuums trotzdem immer wieder, im Laufe seiner Zeit. In diesem kosmischen Mahlstrom alleine dem Verstand zu vertrauen, mutet schon recht blauäugig an. Außerdem verfügt die Menschheit ja von Anfang an über den Verstand, onthogenetisch, wie phylogenetisch (Entwicklung des Individuums, Entwicklung der Art) und schau, was damit geschaffen wird. Man haut sich noch immer lieber gegenseitig übers Ohr, wenn nicht gar tot, wobei sich die ärgsten Verbrecher tatsächlich auch noch den Verlierern überlegen fühlen. Wie gesagt, wenn wir weiterhin Glück haben, kommt die Menschheit eines Tages auch darüber hinweg und wenn du fest daran glaubst, so nennt man das Gottvertrauen. Ob man dem Konzept Gott nun Glauben schenken mag, oder nicht.
Ja ja der der liebliche Austausch besinnlicher Nettigkeiten wie : Du Sau ...
"Das empfehle ich jedem vernünftigen Menschen und sollte dieser dann trotzdem etwas zu Weihnachten geschenkt bekommen, macht das überhaupt nichts. Geschenke nimmt man freundlich dankend entgegen, ganz gewissenlos. Weihnachten ist nur ein Fehler im System. Eine wüste Kette aus Missverständnissen und mutwilligen Umdeutungen alter, überlieferter Rituale."
Wie ich dich für diese fortgeschrittene Reife bewundere. Es gibt ja kaum noch Menschen die nicht selbst einmal Kritik an der materiellen Verfangenheit geübt haben, aber wirklich konsequent die verhassten Rituale ablegen, welche doch meist nur Stress und Kopfzerbrechen verursachen, traut sich kaum einer wirklich. Aber dank dieses Artikels fasse ich Neuen Mut ... wer weiß ob ich es diesmal zu neuen Ufern der Selbstständigkeit schaffe ... einfach Danke... :D
„Du Sau“ ist ganz normaler Klartext unter Kindern. Das zeigt im Kontext auf einfache Weise, wie der artifizielle Zauber, selbst dieser „heiligen“ Stunden, den eher profanen Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist. Nicht, dass ich mir das vorher ausgedacht hätte! Dein Kommentar hat mich darüber nachdenken lassen, was ich da, von einer Metaebene aus betrachtet, eigentlich geschrieben habe. „Du Sau“ zeigt ganz praktisch, wie sich jedes artifizielle Gerüst nach kurzem Nachdenken, herrlich einfach in Nichts auflösen lässt.
Mit Bewunderung komme ich gar nicht klar. Ich habe nicht das Rad neu erfunden, sondern schreibe über normale Sachen wie Dekadenz, Fäulnis und Menschen die sich Mühe geben in einem System zu bestehen, das äußerst fragwürdigen Automatismen folgt. Ich freue mich darüber, etwas gegeben zu haben, was jemandem nutzt. Danke für deinen freundlichen Kommentar, @vonhandfotogafy. Kommentare sind mein bevorzugtes Speed.
Du verteilt halt auch guten Stoff, in deinem ersten Antwort - Abschnitt beschreibst du übrigens genau das, was ich gedacht habe als ich meinen ersten Satz schrieb,... herrlich 😆
Für die meisten ist Weihnachten irgendwo immer mit Stress verbunden. Klar hat das Fest auch seine schönen Seiten, aber ehrlich gesagt, ist doch jeder irgendwo froh, wenn die Festtage wieder vorbei sind. Mit den Geschenken kommt mir sehr bejannt vor, wo immer ein gewisser Zwang hinter war und man alles auf den letzten Drücker erledigt hat. Deswegen bin ich froh, dass wir uns innerhalb der Familie seit einigen Jahren nichts mehr schenken, das ist viel entspannter.
Ich wünsche dir auch einen guten Rutsch ins neue Jahr und ein erfolgreiches Steemit Jahr! ;)
Liebe @steemflower, danke für deinen lieben Kommentar. Ich bin froh über jede Bestätigung meiner gelebten Theorie, in der ich mittlerweile ziemlich fortgeschritten bin. Heute brauche ich nicht einmal mehr eine Übereinkunft mit meinen Leuten, um das Fest feiern zu können. Sie kennen mich und wissen, was bei mir Sache ist, ohne dass sie gezwungen sind, ihre Sache in irgend einer Weise anpassen zu müssen. Ich habe kein Problem mehr damit, zu Weihnachten etwas geschenkt zu bekommen. Das ist der große Sieg, den ich mit meinem Artikel gefeiert habe.
Das Schenken selbst ist bei mir kein besonderer Akt mehr, der in irgend einer Weise zu feiern ist. Ich meine, natürlich schwillt mir in dem Moment einer Wertübergabe kurz die Brustmuskulatur etwas an, aber das merkt hoffentlich niemand. Es gibt für diesen Akt keinen bestimmten Termin mehr und oft nicht mal einen besonderen Anlass.
Die dicksten Dinger dieser Welt werden in einem Nebensatz verschenkt. Genau so werden sie übrigens auch gestohlen.
Eine Bewegende Weihnachtsgeschichte mein Lieber.
Ich finde es krass, spannend und traurig zugleich deine Worte zu lesen.
Den Wunsch von zuhause Wegzugehen kenne ich nur zugut. Manchmal ist die eigene Familie eben nicht das Beste, was einem Kind passieren kann, traurig aber wahr.
Ich wünsche dir dennoch eine ruhige und gemütliche Zeit, ohne Hektik, Stress und Zwänge.
Danke fürs Lesen und den Kommentar Rachel. Ich denke, dass ich deinen lieben Wünschen in jeder Beziehung nachkommen werde und hoffe, auch den @asperger-kids wird es immer so gut gehen, wie mir heute.
Man muss wissen, dass die jungen Menschen nach dem Krieg sehr, sehr verunsichert waren. Sie wussten nicht mehr, was falsch oder richtig ist und sie wollten nach dem Zusammenbruch nur noch unbeschwert leben. Doch niemand hatte eine Ahnung, wie unbeschwert überhaupt funktioniert.
Wenn du in so eine Situation hinein geboren wirst, bist du bereits als Säugling weitgehend auf dich selbst gestellt. Ich könnte Geschichten schreiben, dass du das Weinen anfängst. Aber ich will ganz sicher nicht der Autor in der Geschichte des Steem werden, der als erster die Damen zum Weinen brachte.