Gedanken zum deutschen Steuerrecht; auch bezüglich der Nutzung von Steem(it).
Dieses Mal möchte ich meinen Gedanken über ein aus meiner Sicht äußerst unerfreuliches Thema freien Lauf lassen: Steuern und der damit verbundenen Einkommensteuererklärung.
Die Beschäftigung mit Kryptowährungen & Steemit machte das 'nur' sehr unangenehme Problem der Einkommensteuererklärung zu einem fast unlösbar erscheinenden.
Meine verstärkte Beschäftigung mit Kryptowährungen, insbesondere aber auch die Nutzung Steemits (die erst ab 2017 zu nennenswerten Erträgen führte) stellten mich vor die schwierige Entscheidung, wie mit den daraus resultierenden Konsequenzen bezüglich der Einkommensteuererklärung zu verfahren sei.
Um es ganz klar zu sagen: Nicht aufgrund eines schlechten Gewissen, sondern aus Furcht vor möglichen negativen Folgen verwarf ich letztlich den Gedanken, den Besitz von Kryptowährungen überhaupt nicht anzugeben.
Ob das Finanzamt hier auf Steemit bereits nach den Besitzern 'großer Accounts' sucht, kann ich nicht beantworten, allerdings erhielt ich schon ziemlich seltsam anmutende Kommentare von 'Abiturienten', die angeblich nichts dringender interessierte als die Frage, wie man Gewinne auf dem STEEM versteuert ... :-)
Die verzweifelte Suche nach einem Steuerberater.
Da mir das Steuerthema aber selbst ohne Kryptowährungen ein Graus ist und sich nun infolge der Steemit-Nutzung weiter deutlich verkomplizierte, reifte in mir die Idee heran, zum ersten Mal im Leben einen Steuerberater zu konsultieren. Hier beginnt nun auch der erquicklich bis fast lustige Teil meines Artikels:
Zunächst wagte ich mich an einen Steuerexperten und Freund meines Vaters heran:
"Ich hätte da ein Problem mit meiner Steuererklärung ... es geht auch um Kryptowährungen."
"Kryptowährungen?!? So ein Schwachsinn! Damit kenne ich mich nicht aus! Das interessiert mich nicht und wird es auch nie!"
Dann, nach kurzem Nachdenken:
"Ja ... wenn ich jünger wäre, dann würde ich mich da vielleicht noch mal einarbeiten aber so? Da lohnt sich doch der Aufwand nicht, bei den wenigen Klienten die das derzeit erst betrifft. Ähm ... um welche Summen handelt es sich denn überhaupt?"
"Hm ... so im Bereich von ungefähr xxx."
"Was?!? Das ist mir vieeel zu heiß, als Steuerberater werde ich ja schließlich zur Rechenschaft gezogen, falls dann am Ende irgendwas nicht stimmt! Such dir bitte jemanden, der sich damit besser auskennt!"
So sprach er also in seiner resoluten (aber doch freundlichen) Art und Weise, und obwohl er sich üüüberhaupt nicht für das Thema Kryptowährungen interessierte, löcherte er mich noch mindestens eine halbe Stunde mit Fragen darüber.
Ich dagegen stand wieder verzweifelt und alleine da, bar jeglicher Hoffnung. :)
Doch da, plötzlich, ein Silberstreif am Horizont: Hier auf Steemit wurde ich eines Users mit dem verheißungsvollen Namen @taxguy gewahr, der sich durch fachkundige Artikel über das komplizierte deutsche Steuerrecht hervortat. "Wer das wohl sein mag? Und wo in Deutschland er wohl praktiziert?" Zu meiner Überraschung stellte sich letztlich heraus, dass er nicht nur in derselben Stadt wohnt wie ich (wir hatten uns bald zu einem ersten Treffen in einem Café im Stadtzentrum verabredet und ein außerordentlich angenehmes und interessantes Gespräch geführt), sondern sogar im selben Stadtteil - tja die Welt ist klein!
Ihm habe ich meine Einkommensteuererklärung nun anvertraut, und wenn ich wollte, könnte ich sogar von der Option Gebrauch machen, seine Rechnung mit STEEM zu begleichen.
Kritik am deutschen Steuersystem.
So froh ich bin, nun endlich fachkundige Unterstützung zu genießen, so ärgerlich ist es meiner Meinung nach, dass der berüchtigte deutsche Steuerdschungel so etwas wie Steuerberater überhaupt erst nötig macht!
Wenn der Staat vom Bürger schon eine Einkommensteuererklärung verlangt, dann hat sie - verdammt noch mal - auch so einfach zu sein, dass wirklich jeder sie versteht und dazu in der Lage ist, sie innerhalb vertretbarer Zeit anzufertigen! Es kann doch nicht sein, dass man aufgrund der Kompliziertheit dieses einem vom Staat aufgebürdeteten 'Zettelkriegs' dazu gezwungen ist, jemanden zu bezahlen, nur um überhaupt festellen zu können, wie viel man daraufhin wiederum dem Staat zu entrichten hat. Im Prinzip leistet man im Rahmen der Anfertigung einer aufwändigen Steuererklärung doppelt negativ bezahlte Arbeit (Zahlung an Steuerberater und Staat). :)
Wenn ich daran denke, dass mir vor einiger Zeit meine nun 95-jährige Oma am Telefon sagte, sie habe den ganzen Nachmittag mit der Bearbeitung ihrer Einkommensteuererklärung verbracht, dann mischt sich mit dem Respekt dafür, dass sie das in diesem hohen Alter immer noch selbst kann(!), große Wut auf diesen Staat, der selbst alte Menschen ihre, womöglich sehr kurze, noch verbleibende Lebenszeit mit solch einem Mist verplempern lässt!
Leider wurde bisher noch jede Initiative, das deutsche Steuersystem zu reformieren, sprich: zu vereinfachen, abgeschmettert. So scheiterten jeweils Kirchhof und Merz mit dem Anliegen, die Steuererklärung müsse "auf einen Bierdeckel passen".
Was ich ändern würde.
Ein Hauptproblem des deutschen Steuerrechts ist es, im Streben nach 'Gerechtigkeit' dermaßen viele, und immer wieder neue Sonderregelungen einzuführen, dass aufgrund der wachsenden Komplexität und dem damit verbundenen Arbeits- und Zeitaufwand letztlich alle verlieren.
Wenn beispielsweise der Dorfbewohner argumentiert, er müsse doch den langen Fahrtweg zur Arbeit absetzen können, weil dieser ihn gegenüber dem ganz in der Nähe seines Arbeitsplatzes wohnenden Stadtmenschen benachteilige, dann könnte letzterer wiederum seine höhere Miete ins Feld führen, die er dann selbstverständlich ebenfalls von der Steuer absetzen können wollte. So kommt man letztlich vom Hundertsten ins Tausendste, und jeder findet seinen ganz speziellen Bereich, in welchem er gegenüber anderen benachteiligt sei und folglich steuerlich begünstigt werden müsse. Gerechtigkeit wird dadurch nicht erreicht, sondern ein Wirrwar an Regelungen, Ausnahmen und Ausnahmen der Ausnahmen ...
Ich würde ganz radikal jegliche Absetzungsmöglichkeit streichen und das dadurch gesparte Geld (weniger Rückzahlungen seitens des Staats, geringerer Verwaltungsaufwand) in niedrigere Steuern für alle Ummünzen!
Ganz nebenbei käme das eher wenig verdienenden Bevölkerungsschichten zugute, da normalerweise nur derjenige viel von der Steuer absetzen kann (und nun nicht mehr könnte), der auch viel hat.
Gegen weitere Zusatzbesteuerungen 'Reicher' (bzw. vom Staat so als 'reich' Eingestufter) wende ich mich: Die so oft geforderte 'Reichensteuer' ist für mich schon allein aus dem Grund völlig inakzeptabel, dass sie nur mittels massivem Eindringen in die Privatsphäre der Bürger überhaupt durchgesetzt werden könnte - denn wie anders (als per Hausdurchsuchung und Computerbeschlagnahmung) könnte ermittelt werden, wer beispielsweise viel Bargeld aufbewahrt oder Kryptowährungen besitzt, sofern er das nicht freiwillig offenbaren will?
Ebenso bin ich gegen Erbschafts- und Schenkungssteuern, denn wenn jemand Geld für seine Nachkommen erarbeitet und bereits Steuern darauf entrichtet hat, sollen diese das auch genießen dürfen. Nein, wenn überhaupt sollte Geld in dem Moment besteuert werden, wo es erwirtschaftet oder umgesetzt wird, alles andere fördert die ohnehin ausufernden staatlichen Überwachsungsbestrebungen.
Ausschließlich Umsatzsteuern?
Eine, vielleicht unausgegorene Idee möchte ich an dieser Stelle noch beisteuern (der Wortwitz ist gewollt): :-)
Wie wäre es damit, jegliche Steuern, bis auf die Umsatzsteuer komplett abzuschaffen? In dem Moment, wo Geld arbeitet, würde es besteuert, und ansonsten ließe der Staat den Bürger in Ruhe?
Um weniger Verdienende nicht zu benachteiligen könnte die Umsatzsteuer für lebensnotwendige Produkte sehr niedrig sein (oder gar ganz wegfallen), für Luxusgüter dafür höher deutlich liegen.
Nicht zu niedrige Steuern, sondern Steuergeldverschwendung sind das Problem!
Würdet ihr Geld in eine durchlöcherte Tasche stecken? Nein? Tut ihr doch ... zumindest in meinen Augen ist der Staat eine solche. Mich ärgert, dass zwar seitens der Politik (gerade auch der SPD) ständig nach höheren Steuern und Abgaben gerufen, aber zugleich in großem Maße Geld verschwendet wird. Einige besonders eklatante Beispiele, wo die zuständigen Politiker sich für höchst umstrittene Projekte bzw. Maßnahmen entschieden, mögen genügen:
- Stuttgart 21.
- Die Drohne "Euro Hawk".
- Der Flughafen Berlin.
- Die Bankenrettung.
Meiner Ansicht nach sollte Steuerverschwendung seitens der Politik prinzipiell ebenso intensiv verfolgt und geahndet werden wie Steuerhinterziehung.
Wäre das Steuerrecht einfacher und transparenter, würden durch wegfallenden Verwaltungsaufwand enorme Kosten gespart. Auch an vielen anderen Stellen ist mir der Staat zu aufgeblasen. Als Beispiel nenne ich die Arbeitsagenturen, die ich als völlig ineffektiv betrachte. Ein gut gemachtes Internetportal reichte m. E. völlig aus, um arbeitssuchenden Menschen einen Überblick über die aktuell verfügbaren Jobs zu verschaffen. Ansonsten halte ich einen Großteil der 'Förder- und Eingliederungsmaßnahmen' (Bewerbungstrainings, Vermittlung von Ein-Euro-Jobs etc.) für absolut überflüssig und teilweise sogar kontraproduktiv.
Kurz: Steuern und Abgaben sind nicht zu niedrig, sondern die staatlichen Ausgaben zu hoch.
Apropos Abgaben/Gebühren: Zwei von vielen möchte hier explizit (negativ) erwähnen:
- Über die Rundfunkgebühr schrieb ich bereits einen längeren Artikel sowie das Gedicht 'Land of the Fee'. :)
- Die Niederschlagswassergebühr muss entrichten, wer Regenwasser in die Kanalisation einleitet. Dazu ist zu bemerken, dass letztere (in Anbetracht der heutzutage Wasser sparenden Geräte, wie Waschmaschinen und Geschirrspüler) überdimensioniert und somit häufig von Verschlammung bedroht ist. Normalerweise müsste folglich der Staat jeden für das Einleiten von Regenwasser in die Kanalisation belohnen, statt ihn zur Kasse zu bitten ...
Der Staat ist insgesamt einfach zu gierig und kurzsichtig. Ist beispielsweise eine nachträgliche(!) Besteuerung von Pokerspielern sinnvoll, wenn diese sich dann aufgrund der vorher nicht einkalkulierten Zusatzausgaben nicht mehr über Wasser halten können und zu Sozialfällen werden, die dann wiederum der Steuerzahler finanzieren muss?
STEEM = zusätzliche steuerliche Probleme!
Solange man mit Kryptowährungen nicht tradet, sondern sie einfach nur erwirbt und dann aufbewahrt, sind sie nach einjähriger Haltefrist steuerfrei veräußerbar (was im Bereich des Aktienhandels ebenfalls wieder eingeführt werden sollte).
Richtig kompliziert, und wenn man Pech hat, sehr ungemütlich, könnte es aber im Falle 'unseres' STEEMs werden. Hier ließe sich der Stadpunkt vertreten, dass in dem Moment, wo STEEM 'redeembar' sind, bereits Steuern anfielen (so hörte ich es leider bereits des Öfteren von Menschen, die sich mit der Materie besser auskennen als ich). Theoretisch müsste man also mehrmals am Tag die Kurse checken, um anfallende Verdienste exakt in Euro umrechnen zu können. Was für ein Aufwand! Aber nicht nur Aufwand: Da die 'Gewinne' mittels der jeweils aktuellen Umrechnungskurse zwischen STEEM und Euro in Euro ermittelt werden, könnten aufgrund der hohen STEEM-Preise Ende 2017 enorm hohe 'Gewinne' entstanden sein, auch wenn der unglückliche Besitzer seine STEEM gar nicht in Euro umgetauscht hat. In der traurigen Realität des Jahres 2018 ist folglich ein Großteil seines 'Gewinns' wieder geschmolzen wie Schnee in der Sonne, aber in den Augen des Finanzamts wurden dennoch 2017 enorme Profite erzielt, von denen es seinen Anteil einfordert. Im schlimmsten Falle könnten also die Forderungen des Finanzamts gar höher liegen als der aktuelle Gegenwert der gesamten STEEM des Steuerpflichtignen in Euro.
Ob das in der Praxis tatsächlich für den Steuerzahler dermaßen nachteilhaft gehandhabt wird, weiß ich nicht, und ich habe den Eindruck, dass derzeit selbst Steuerberater und die Mitarbeiter der Finanzämter in Ermangelung klarer Regelungen noch nichts Genaues wissen.
Fairer ist es jedenfalls im Falle von Aktien geregelt, wo Steuern auf Gewinne immer erst dann anfallen, wenn man seine Aktien für Euros verkauft, und nicht aufgrund des Aktienwerts zu einem Stichtag (weil man ja hätte verkaufen können)!
Da der Wert des STEEM in Euro gemessen so stark schwankt, wäre es meiner Meinung nach sinnvoll, dem Finanzamt - wenn überhaupt - seine Gewinne in STEEM auszahlen zu können, wer x STEEM verdient hätte, zahlte davon z. B. 30 % ans Finanzamt, unabhängig davon, welchen Wert das in Euro ergäbe.
Ich plädiere aber ohnehin dafür, dass Steuern frühestens bei der Umwandlung von Kryptowährungen in Fiatgeld anfallen sollten und nicht schon beim Tauschen von einer digitalen Währung in eine andere oder durch die Möglichkeit, STEEM zu 'claimen', was zu einem noch höheren Aufwand beim Erstellen der Seuererklärung führt und zudem mit unklakulierbaren finanziellen Risiken einhergeht.
Hey @jaki01, vielen Dank für Deine positiven Worte und das Lob mir gegenüber. Natürlich gebe ich Dir auch in vielen anderen Punkten recht. Ich habe Dir ja auch schon im persönlichen Gespräch gesagt, dass ich durchaus ein Verfechter eines einfacheren und transparenteren Steuersystems bin. Dass wir als Steuerberater dann weniger Formulare auszufüllen hätten, fände ich gar nicht schlimm. Natürlich würde ein bestimmter Teil meines Klientels wegfallen, weil wieder mehr Personen selbst ihre Steuererklärung ausfüllen könnten. Das fände ich wichtig. Ich persönlich bin aber auch der Meinung, dass ich nicht studiert habe, um für andere Personen dann Formulare auszfüllen. Ganz ehrlich: dafür hätte ich meines Erachtens nicht studieren müssen (auch wenn die Formulare es leider manchmal verlangen). Und ich denke auch nicht, dass ich dann arbeitslos würde. Ich würde sehr gerne mehr 'sinnvolle' Beratung durchführen, also z.B. in Richtung Betriebswirtschaftliche Beratung. Denn ich bin immer noch der Meinung, dass der von mir geschaffene Mehrwert in anderen Bereichen größer sein kann als im Erfüllen gesetzlicher Pflichten (Erstellung von Jahresabschlüssen, Ausfüllen von Formular-Steuererklärungen).
Gern geschehen! :)
Deine Einstellung zu den 'Dingen' und auch die Ambition, sofern möglich, eigentlich lieber "betriebswirtschaftliche Beratung" leisten zu wollen, als 'Formularausfüllgehilfe' spielen zu müssen, gefallen mir.
Ich hoffe außerdem, dass durch diesen Artikel noch der ein oder andere STEEM(IT)-User auf dich aufmerksam geworden ist (die Diskussionen unter meinen Posts sind ja immer recht lebhaft, haha). :-)
Mein lieber Freund @jaki01,
dein Artikel spricht mir mal wieder zu 100% aus dem Herzen und dem Verstand! Leider bin ich erst heute aufgrund meiner Reise nach Wien, bei der ich offline war, dazugekommen, deine weisen Thesen genüsslich aufzunehmen. Das grauenhafte deutsche Steuersystem beweist die völlige Agonie des Wahlvolks. Diese Erkenntnis macht das Thema erst richtig schlimm.
Ich muss gestehen dass ich meine jährliche Steuererklärung immer machen lasse. Ich bin froh wenn ich damit nichts zu tun habe und dabei dann (meistens) noch ein paar Euro rausspringen.
Dieser Steuerdschungel ist ein Graus....
Ist aber schon verrückt, dass der Staat einem eine Steuererklärung aufbürdet, die so komplex ist, dass viele es vorziehen, einen Steuerberater zu bezahlen, statt sie selbst zu machen. Ein ganzer Berufszweig lebt von der Komplexität deutschen Steuerrechts - Wahnsinn pur! :)
Wenn ich etwas vom Staat wollte, könnte ich es noch verstehen, den mit meinem Anliegen verbundenen Aufwand auf mich zu nehmen, da aber der Staat etwas von mir will, sollte er die Steuerlast ermitteln und nicht ich die ganze Arbeit machen oder einen Steuerberater bezahlen müssen ...
Genau so sieht es aus!
Wenn man seine Steuererklärung nicht macht dann „übernimmt“ das Finanzamt das in Form einer Schätzung. Ich habe mir sagen lassen dass das aber für den Steuerzahler dann meistens der deutlich schlechtere Deal ist....
Hey @xels, so ist es meistens. Nach meiner Erfahrung sind Schätzungen für den Steuerpflichtigen eher ein schlechter Deal. Allerdings müssen dem Finanzamt überhaupt erstmal Einkünfte und die ungefähre Größenordnung der Einkünfte bekannt sein. Dann ist es dem Finanzamt erlaubt, mit der Schätzung zu Lasten des Steuerpflichtigen am oberen Ende die geschätzte Steuer festzusetzen.
Außerdem entbindet die Schätzung den Steuerpflichtigen noch nicht von der Pflicht, eine Steuererklärung zu erstellen. Diese Pflicht besteht im Regelfall weiter. Und genau deshalb ist die Schätzung meist ziemlich hoch. Damit der Steuerpflichtige seine Erklärung erstellt und damit beantragt, den aufgrund der Schätzung zuviel bezahlten Betrag wieder erstattet zu bekommen.
Ich finde es wichtig, dass du dieses Thema ansprichst. Die Tatsache, dass sie selbst Steuerberater nicht mit dieser Thematik auskennen, sagt meiner Meinung nach schon einiges aus bezüglich dem Sinn des aktuellen Steuersystems...
Wir kennen dieses Problem nur allzu gut. Sobald man nicht mehr der 'Norm' entspricht ist es extrem schwierig die richtigen Quellen zu finden, welche einem weiterhelfen können und bezeugen, dass man nicht etwas 'illegales' macht. Bis wir endlich rausgefunden haben, wie das in unserem Fall it, sind beinahe zwei Monaten vergangen.-.-
Ich habe bereits einige Berichte von @taxguy gelesen und bin mir sicher, du bist in guten Händen ;)
Danke für dieses wichtige Thema und deine nachvollziehende Meinung bezüglich dem deutschen Steuersystem
Beste Grüße
Sarah
Dass ihr das überhaupt heraussuchen müsst, ist doch im Grunde paradox:
Wenn ich etwas vom Staat wollte, könnte ich es noch verstehen, den mit meinem Anliegen verbundenen Aufwand auf mich zu nehmen, da aber der Staat etwas von mir will, sollte er selbst die Steuerlast ermitteln und nicht ich die ganze Arbeit machen oder einen Steuerberater bezahlen müssen ...
gilt da leider auch für uns auch wenn ich dieses Sprichwort in keinerlei Hinsicht nachvollziehen kann.
Da kann ich die erneut nur zustimmen! Ich sollte meinen bzw unseren Aufwand für die Recherche in Rechnung stellen können und diese dem Steueramt schicken. =) Und wenn nicht bezahlt wird eine Betreibung einleiten xD Das wäre doch mal ein guter Ansatz.
Herrlich die Idee liegt sehr nah an meiner Verfahrensweise ;)
mit sonnigen Grüßen aus Andalusien
Don Thomas
Hey @lebenaufachsen, Dein Reply ist wichtig. Bisher ist der Stand leider so, dass es ein kurzes Schreiben der Finanzverwaltung und eines der Bundesregierung gibt. Das ist alles von Seiten des deutschen Staates. Darin wird das Thema Umsatzsteuer angesprochen und auch der Handel mit Kryptowährungen. Kryptos und ihre Besteuerung bestehen aber leider nicht nur aus diesen beiden Fragestellungen. Zu anderen Fragen nehmen weder die Bundesregierung noch das Bundesfinanzministerium derzeit Stellung. Sie haben sich nach meinem Verständnis noch nicht so tief eingearbeitet, dass sie dazu etwas sagen könnten. Solange auf dieser Ebene nicht mal eine Vorstellung über die Besteuerung klar ist, können Steuerberater in vielen Bereichen leider auch nur im Trüben fischen. Deshalb versuche ich, die Steuererklärungen so zu erstellen, dass einerseits eine (mögliche) Steuerhinterziehung vermieden wird (damit einem später keiner "ans Bein pissen" kann), andererseits trotzdem die möglichen Argumenten für eine Steuerfreiheit zu ziehen.
Herzlichen Dank für diese ausführliche Erläuterung! Ich finde deinen Ansatz nachvollziehbar und unterstützenswert, dass du dich diesem Thema widmest! Jemand sollte mal beginnen auch wenn das momentane Steuersystems einige Fragen aufwirft-.-
Hey @lebenaufachsen, vielen Dank für die positiven Worte
Immer wieder gerne=)
Damit bist Du wahrscheinlich 99,9% der deutschen steemians schon einen deutlichen Schritt voraus.
Ich mag mir gar nicht ausmalen, was mein Steuerberater zu dem Thema sagt... Im Moment verweigere ich mich noch erfolgreich der Herausforderung.
Wir leben leider in einer totalen Lobby-Gesellschaft.
Der Bürger ist nur ein Spielball, der von der Politik beliebig übers Feld getreten wird.
Bei einem Lösungsansatz bin ich viel weiter weg als Du, der Du ja bereits Ideen ausgeführt hast.
Mein Gefühl sagt mir, daß wir das im bestehenden Steuersystem nicht in einer Form abgebildet bekommen, die uns gefallen wird. Ich höre die Kampfbegriffe "Geldwäsche", "Terrorfinanzierung", usw. bereits aus allen Megafonen schallen... :(
...begleiten uns schon seit der Zeit vor 9/11 und werden es als Vorwand noch sehr lange tun, genau wie der Solidaritätszuschlag ;)
mit sonnigen Grüßen aus Andalusien
Don Thomas
Mein Steuerberater hat mir mal einen Riesenwälzer gezeigt und dazu gesagt, es sei das dt. Steuergesetz, und es gibt keinen Menschen auf der Welt, der alle Gesetze kennt. Das war vor 10 Jahren. Sicher ist das Buch nicht dünner geworden. Einfach verrückt das Ganze! ;-)
Hey @andyjapowell, ich kann Dir recht geben. Der Riesenwälzer ist seitdem noch dicker geworden, die Abgaben, die wir leisten, noch höher geworden. Entgegen sämtlicher "Vereinfachungsgesetze" der letzten Jahre wird das deutsche Steuerrecht leider immer undurchsichtiger. Das auch zum Leidwesen der Steuerberater, da dadurch natürlich auch die Fehleranfälligkeit steigt und die Prämien für unsere Haftpflichtversicherungen immer höher werden. Und wie schon Dein Steuerberater Dir vor 10 Jahren gesagt hat: Keiner kennt die ganzen Gesetze. Weder die Steuerberater noch die Finanzbeamten. Die Steuerpflichtigen und die Steuerberater müssen aber dieses Jahr etwas in der Steuererklärung angeben, von dem sie denken, dass es richtig ist. Die Finanzbehörden werden sich die nächsten Jahre darüber den Kopf zerbrechen. Dadurch wird das Verhältnis auch noch sehr unausgewogen. Die Steuerpflichtigen und Steuerberater müssen unter Zeitdruck entscheiden, die Finanzbehörden haben noch mindestens vier Jahre Zeit für die gleiche Entscheidung. Und leider gibt es keine wirklich sachdienlichen Hinweise zur Vorgehensweise für uns.
Das ganze System ist total absurd.
Der Zehnt im Mittelalter war dagegen richtig fortschrittlich!
Deutsche Gesetze verbinde ich eher mit "Regalmetern" als mit "einzelnen Büchern"... ;)
Wir spinnen, wir Deutschen!
Wie so wir? Nimm bitte alle - inkl. Dir selbst - raus, die diesen Wahnsinn als solchen erkennen, einverstanden? ;-) ;-) ;-)
Auf welchem Individualistentripp bist Du denn gerade?? :)
Wo hast Du das alte Foto von mir aufgegabelt? ;-)
Immer dann, wenn Dir Dein Rechner mal ein bißchen langsam zu sein scheint, scanne und downloade ich gerade Deine Bilddatenbank!
So, wie es auch das Finanzamt mit Deinen Bankdaten macht.
Ja das kann passieren.
Ist beim Optionshandel oder Short Selling auch so.
Ich musste sogar schon auf Verluste Steuern bezahlen.
Gaga ist das alles. :(
Ich frage gar nicht nach dem "warum?" und "wieso?", weil es jeglichem gesunden Menschenverstand widerspricht.
Hey @stehaller, da kann ich Dir nur recht geben. Sind die Gewinne mal auf dem Papier, ist die Steuerlast schnell da. Auch wenn alles durch zwischenzeitliche Verluste wieder aufgebraucht ist. Dann müssen wir wenigstens sehen, dass wir die Verluste sichern und mit späteren Gewinnen gegenrechnen können. Wenigstens das als Anfang.
da gibt es noch mehr Beispiele wie z.B. die sogenannten Scheingewinne aus den verbotenen Schneeballsystemen wo du nur Geld verloren hast und noch für die Scheineinnahmen Steuern zahlen sollst, haha klar Umverteilung heißt das ja, absolut unmöglich sowas.
mit sonnigen Grüßen aus Andalusien
Don Thomas
Echt jetzt? Ich habe immer gedacht, dass man dann die Verluste im Jahr darauf geltend machen könnte?
Mir hat meine Steuerberaterin gesagt, dass ich als Selbständiger meine Steemit-Einnahmen als zusätzliches Konto angeben kann. Bin gespannt wie darauf die Versteuerung ausschaut.
Nachtrag:
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Richtig-versteuern-Kryptogeld-Millionaer-was-nun-3971930.html?seite=3
Das Problem ist, dass man in Deutschland einen short sale oder Optionsverkauf (also to open) erst einmal versteuern muss, als hätte man 100% Gewinn gemacht. Wenn man die Position dann zurückkauft um sie zu schließen wird der ganze Rückkaufwert als Verlust verbucht und wandert in den Verlusttopf.
Wenn Du jetzt im Dezember eine Position öffnest, dann zahlst Du im alten Jahr dafür Steuern.
Angenommen die Position läuft gegen dich und im Januar kaufst Du sie mit Verlust zurück, dann hast Du auf Verluste Steuern gezahlt die zwar bei erneuten Gewinnen verrechnet werden, sollte es aber keine Gewinne geben, dann hast Du Pech gehabt.
In USA ist das anders, da wird die Steuerpflicht erst beim Schließen der Position berechnet.
sehr schön erklärt kurz und prägnant.
Und es gibt für jedes Problem eine Lösung man muss nur lange genug danach suchen aber besser nicht zuhause.
mit sonnigen Grüßen aus Andalusien
Don Thomas
Super geschrieben!
Danke für das Lob! :)
Dem ist nichts hinzuzufügen.
In meinen Augen wäre es sinnvoll und fair wenn die Besteuerung erst zum Zuge kommt, wenn man, wie du sagst in FIAT wechselt oder wenn man mit den Krypots irgendein Produkt oder Dienstleistung einkauft.
Ich werde Deinen Artikel noch in Ruhe komplett lesen.
Aber beim Lesen der ersten Zeilen schoß mir der Gedanke durch den Kopf, daß Du noch zum Minimalstaatler oder Verfechter der Privatrechtsgesellschaft wirst, wenn die Entwicklung so weitergeht.
;-)
:)
In den Augen anderer wiederum bin ich linker Kommunist, haha - scheint immer eine Frage des Blickwinkels zu sein.
Ich finde den Gedanken, daß Steuern an sich das Problem sein könnten, wirklich schwer von der Hand zu weisen - oder besser gesagt, ich würde diesen Gedanken nicht einfach undiskutiert als Quatsch abtun. Aber auf der anderen Seite hat mich noch niemand überzeugen können, wie die Wasserversorgung in einer Privatrechtgesellschaft funktionieren sollte.
Man könnte tatsächlich ganz prinzipiell über Sinn und Unsinn von Steuern diskutieren, aber das habe ich hier gar nicht getan. Ich habe zunächst vor allem die komplizierte Art und Weise kritisiert, auf welche sie erhoben werden.
Gerade deines zweiten Punktes wegen bin ich ja "Kommunist": Ich sprach mich an anderer Stelle dafür aus, essentielle Infrastruktur in staatlicher Hand zu belassen ...
Allerdings auch das nicht so, wie es in Deutschland geschieht. Hier soll die Bahn Profit machen, was zu längeren Wartungsintervallen, fehlenden Waggons, Unpünktlichkeit, ... führt. In Frankreich oder Spanien soll sie vor allem funktionieren!
So sehe ich das auch: Stromnetze, Straßen, Schienen, Internet-Infrastruktur sollte in die öffentlichen Hand und rein private Unternehmen bieten auf dieser Struktur dann Dienstleistungen an.
Problematisch wird es immer wenn man das vermischt, wie im Falle der deutschen Bahn: weder wirklich staatlich und auch nicht richtig privat.
Über die Rentabilität der Bahn hat der gute Horst Lüning mindestens ein Video abgedreht. Ich fand es sehr interessant. Da die Bahn, mitsamt der dazu gehörigen Technik etc., nicht gerade mein Hauptwissensgebiet darstellt, halte ich mich mit Urteilen darüber lieber vornehm zurück.
Aber es liegt für mich auf der Hand, daß die Bahn funktionieren und Gewinn abwerfen sollte.
Funktioniert sie nicht, kann sie sowieso keinen Gewinn abwerfen.
Ob die Bahn noch zeitgemäß und rentabel ist - zumindest großflächig - vermag ich nicht zu beurteilen.
Aber auf der Strecke Husum - Westerland fährt sie mit Sicherheit Gewinne ein. Allerdings kam es diesen Sommer gerade dort auch zu extreme Verzögerungen.....
(wird jetzt sehr "off-topic" ... ;-) )
Aus meiner Sicht müssen nicht alle staatlichen Leistungen 'rentabel' sein. Soll z. B. eine Universität (oder gar eine Schule) dem Staat mehr Geld einbringen als sie kostet? Oder soll sie es Menschen ermöglichen, später einen Beitrag zum Funktionieren der Gesellschaft leisten zu können?
Die Bahn ist dann 'rentabel', wenn sie ihren Zweck erfüllt, also Menschen zuverlässig an Orte bringt, wo sie arbeiten und damit der Gesellschaft helfen oder sich entspannen können. Das ist keine so einfach messbare Rentabilität. Erfüllt sie ihre Aufgabe nur unzureichend, nutzt auch (finanzielle) Rentabilität nichts.
Ich glaube zu verstehen. Es ist die alte Frage, wie viel Staat brauchen wir. Welche Aufgaben sollte er übernehmen, und in welchem Maße.
Und wenn der Staat die Aufgabe der Sicherheit im Außen übernimmt, sprich die Hoheitsrechte über das Heer hat, dann möchte ich mir lieber nicht ausmalen, wie eine Armee agieren soll, um rentabel zu sein.... ;-)
Das dürfte ein gutes Argument für Deine Sicht der Dinge sein.
Wo wir gerade etwas off topic sind, schreibe ich das auch hier:
Der "Piano In Love-Mix" von "You're The One" hat mir übrigens sehr gut gefallen! Ich sollte mir deine Songs öfter mal anhören, statt mir immer nur die schönen Bilder anzusehen. :)
Ich habe mal einen Artikel zur Wasserversorgung in der Privatrechtsordnung geschrieben.
https://steemit.com/deutsch/@stehaller/muessen-wir-in-einer-privatrechtsordnung-alle-verdursten?sort=votes
Aber das ist sowieso nicht das Problem, da die Wasserwerke ja von den Gebühren leben und kostendeckend arbeiten müssen.
Von Steuern sind die also gar nicht betroffen.
Ich habe den Artikel erst mal "quer" gelesen. Dafür werde ich mir aber noch richtig Zeit nehmen, da mich das Thema interessiert.
Bei der Problematik der Wasserversorgung dachte ich v.a. an das Leitungsnetz, das jemandem alleine gehören könnte. Und Tanklastzüge als Konkurrenz? Das hatte ich schon mal gehört. Und hat mich nicht überzeugt. Aber ich werde Deinen Artikel noch genau lesen, bevor ich endgültig etwas dazu sage. Das nur vorab, weil das immer meine Bedenken waren.
In Neubau-Wohnsiedlungen hast du doch auch erstmal keinen Abwasseranschluss. Also ggf. über Pumpe, Brunnen etc. deinen eigenen Grundwasseranschluss und dann bis zum Abwasseranschluss (kann Monate bis Jahre dauern) Kloake.
In Deutschland kein Ding. Viel interessanter wird das in Wüstenregionen (denke für Beispiele an Israel und Kalifornien)...