Website Grundlagen für Gründer und Start-Ups

Die erste Website für’s eigene Start-Up ist wichtig. Für dich als Gründer, weil es oft eine der ersten Manifestationen der eigenen Idee ist. Und für eure zukünftigen Kunden, denn dort treffen viele zum ersten Mal überhaupt auf eure Idee. Damit euer Website-Entstehungs-Prozess so sauber und entspannt wie möglich abläuft, und damit danach eine Website steht, die wirklich tut was sie soll, hier drei Goldene Regeln für eine gute Website!

1 – Ziele beachten
Eure Website muss eigentlich nur zwei Sachen tun: verkaufen und nicht völlig bescheuert aussehen. Alles weitere ist nice-to-have, toll für später und optional.

Für das Verkaufen sind drei Punkte relevant:
Die Besucher sollten lange genug bleiben, um überhaupt zu begreifen, worum es geht und was das Produkt oder die Dienstleistung für sie verändert. Dafür muss augenblicklich und sehr direkt eine Verknüpfung zwischen Website und Besucher entstehen. Dazu wiederum habt ihr genau 3 Sekunden Zeit.
Klar können ein schickes Design und technischer Schnickschnack hilfreich sein – müssen es aber nicht. Hier geht es um Vertrauen, und das entsteht durch Verständnis. Aufgeräumt, klar und verständlich schlägt also cool, witzig und modern.

Die Seite muss Spuren ihrer Besucher einfangen. Denn sonst habt ihr nichts in der Hand, und könnt den eben begonnenen Dialog gar nicht weiterführen und somit auch nicht zu einem Abschluss kommen. Diese Spuren sind meist Name und E-Mail-Adresse, das kann aber natürlich je nach Branche und Kommunikationsstrategie variieren.
Schneller Tipp: Newsletter und Abonnenten unbedingt über ein Newsletter-Tool verwalten, und nicht über Outlook! Ein Newsletter-Programm gibt euch rechtliche Sicherheit durch einen eingebauten double opt-in, eine gute Oberfläche zum Erstellen von HTML-E-Mails und detaillierte Statistiken über eure Leser. Gute Programme dieser Art sind z.B. MailChimp oder Clever Reach.

Die Website muss Besucher zu Interessenten und dann zu Käufern konvertieren. Dazu musst du verstehen, was deine Besucher wollen. Und das führt direkt zur zweiten goldenen Regel:

2 – Blickpunkt wechseln
Behaltet eure Kunden im Fokus, und deren Bedürfnisse – nicht eure. Für die Kunden ist das 2.000 Euro-Logo meist nebensächlich. Wichtig ist das Logo für euch als Start-Up-Team, weil man sich dann so schön professionell fühlt, das aufregende Kribbeln des investierenden Jungunternehmers.

Bezieht euer unternehmerisches Kribbeln aus den ersten Verkäufen. Punkt. Nicht aus Websites, Logos, NDAs, Firmenhandyverträgen und dergleichen. Besonders dann, wenn investiertes Geld im Spiel ist. Und verkaufen könnt ihr nur, wenn ihr die Bedürfnisse eurer Kunden und zukünftigen Kunden in den Fokus rückt. Das heisst für die Website: macht euch nochmal deutlich, was eure Kunden umtreibt. Beschreibt das in IHREN Worten. Nehmt euch Zeit für die Texte, hört genau hin was eure Kunden wie sagen und verwendet diese Formulierungen. Zeigt eure Lösung in Bildern, die EURE KUNDEN berühren.

Alles andere? Die schicken Social Media Ideen, der tolle Diashow-Slider, die komplizierte API zum Newsletterprogramm, die verrückte Texterin, die einen Feature-Rap versprochen hat? Ignorieren. Alles, was euch mehr gibt als eurem Kunden: Einfach ignorieren. Und falls euch das schwerfällt: dann sucht euch einen Kunden oder jemanden, der wirklich euer Kunde sein könnte, setzt diesen vor eure Website oder den Roh-Entwurf der Seite und hört genau hin, was er oder sie dazu zu sagen hat.

3 – Flexibel bleiben
Jedes Start-Up verändert sich laufend – Schwerpunkte verschieben sich, der Markt bringt doch andere Ergebnisse als die Marktforschung, das Team wechselt, die Kunden finden einen ganz anderen Aspekt interessant als gedacht … Das ist gut so. Nur: eure Website sollte diese Veränderungen abbilden können. Das heisst, ihr braucht Zugang zu eurer Website, und ihr solltet geübt darin sein, an der Website Änderungen vorzunehmen.

Es stirbt zwar langsam aus, aber noch immer finden sich Agenturen, die einem anbieten eine Website auf ihrem skurrilen eigenkreierten Redaktionssystem zu bauen, das leider auch nur sie bearbeiten können, und nur auf einem PC mit Windows XP läuft, und euch monatlich 130 € kostet.

Nicht annehmen, solche Angebote. Wenn ihr eine Agentur beauftragen könnt und wollt, dann lasst euch vorab das Redaktionssystem, in dem die Seite angelegt wird, zeigen. Am besten so, dass ihr es eine Weile wirklich ausprobieren könnt. Und dann testet, ob das zu euch passt, ob ihr euch an das System gewöhnen könnt, ob ihr es wirklich nutzt. Denn eine verstaubte, tote oder schlichtweg unpassende Website ist noch schlimmer als gar keine Website.

Und wenn ihr eure Website, zumindest am Anfang, selber machen wollt? Dann lest aufmerksam weiter!

Die revolutionäre Idee
Nicht jedes Start-Up sollte WordPress für seine Website wählen. WordPress ist praktisch, wenn ihr jemanden im Team habt, der sich gerne intensiv damit beschäftigen wird und auch Sicherheits- und Backupthemen im Blick hat. Denn, das wird leider zu selten erwähnt: ein schlecht gepflegtes WordPress-System ohne die entsprechend aktualisierten Sicherheits-Plugin ist ein herrliches Ziel für übende Hacker. Was zum einen an dem holprig gewachsenen WordPress-Code liegt, zum anderen natürlich an der schieren Masse: WordPress-Seiten sind so weit verbreitet, dass es sich richtig „lohnt“, sie anzugreifen. So wie es sich nach wie vor eher „lohnt“, Viren für PCs zu erschaffen als welche für Macs.

Ein weiterer (und aus meiner Sicht fast noch gravierenderer) Nachteil von WordPress: viele Themes werden immer noch als Blogs konzipiert – aber als statische Business-Websites genutzt. Das bedeutet für ein unerfahrenes Gründerteam im Zweifel, dass sie einfach die angedeutete Blog-Struktur mit Inhalten ausfüllen – und nicht auf einem weißen Blatt Papier eine Struktur entwerfen, die zu ihnen und vor allem zu ihren Kunden passt. Siehe oben, Bedürfnisse und Verkaufen. Wozu das führen kann? Über-Uns-Seiten mit Datum und like-this-Knöpfchen, und drunter ein Kommentarfeld … Kann mir einer mal mit sinnvoller Geschäftslogik erklären, warum ich eine der wichtigsten Seiten auf meiner Website in das Format eines schnöden Blog-Posts stecke und mir dann nicht mal die Mühe mache, die Blog-Post-Formatierungen zu entfernen?

Manche sind so clever und schalten die Kommentarfunktion aus. Aber, ganz ehrlich: wenn ich mich über ein Team von Menschen informieren möchte, die etwas Neues in der Welt bewegen – wie wirkt das auf mich, wenn unter den hübsch lächelnden Köpfen steht: „Die Kommentarfunktion ist ausgeschaltet“? Also ich bekomme in so einem Moment große Lust, mir meine selbergemachte Minestrone über den Kopf zu schütten.

OK, und was nehmen wir stattdessen?

Ziemlich gut geeignet für ein Start-Up, das schnell loslegen und seine Ideen und Verkaufsstrategien online testen will sind Baukästen wie Jimdo oder Squarespace. Ein solcher Baukasten erlaubt dir auch als Anfänger, der sich nicht zu tief reinarbeiten will, mit wenig Aufwand eine vorzeigbare Seite zu bauen – an der du die wichtigsten Elemente deiner Seite, nämlich Texte und Bilder, schnell und sicher live testen kannst. Wenn du viel Feedback erhalten hast und deine Baukasten-Seite ausgiebig testen konntest, kannst du ja immer noch einen Designer anheuern und dir eine größere, individuellere Seite bauen lassen.

Ja, für beide dieser genannten Baukästen muss man zahlen, zumindest für die werbefreie Variante. Genau das finde ich aber richtig – vor allem da es sich hier um überschaubare Summen handelt, die meistens Hosting, Updates und Backups beinhalten. Denn deine Website ist inzwischen eines der wichtigsten Bausteine in deinem Marketing. Und wenn du eine geschäftliche Beziehung zu einem vertrauenswürdigen Website-Baukasten-Anbieter eingehst, hast du eine erhöhte Chance, eine Reaktion auf deine Fragen, Feature-Requests und Anregungen zu erhalten.

Jimdo hat eine kostenlose Variante und Squarespace bietet eine ausgiebige Testphase an – so kannst du also in Ruhe testen, welches System dir liegt und womit du gerne arbeiten würdest.

Über Ricarda Kiel:
Ricarda Kiel Portrait
Ricarda Kiel hat einen Online Kurs geschrieben, der Solopreneuren und kleinen Teams beibringt, wie sie eine wirkungsvolle eigene Website selber konzipieren und umsetzen.
Du findest sie auf Facebook oder unter www.diegutewebsite.de.

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