scandinavia 5 [ger]
hallo liebe freunde
den heutigen regnerischen tag habe ich im bulli verbracht und mich mal wieder etwas der schilderung der letzten ereignisse gewidmet, heute könnt ihr von meiner nacht am nordkap, weiteren bulli-herrausforderungen und dem finnischen norden lesen.
viel spaß dabei!
31.7.22 - 6.8.22
ich erwache gut ausgeschlafen auf dem parkplatz an der straße richtung norden, die renntiere letzter nacht sind immernoch auf der kleinen halbinsel und ich mache mich nach einem kleinen porridge frühstück auf den weg nach honningsvåg, dem letzten ort vor dem weiteren etappenziel dieser reise, dem nordkap.
allerdings ist heute auch der letzte tag um die abgabe für die uni fertig zu bekommen und ich versuche eine ganze weile leander zu erreichen, der aufgrund wochenendlicher feierei noch nicht wieder ganz im arbeitsmodus angekommen zu sein scheint.
meinen teil des projekts finalisiere ich in der shell-tankstelle des kleinen ortes und leite ihm dann alles per mail weiter, mit der bitte seinen teil hinzuzufügen und es dann final abzuschicken.
auf meiner karte sehe ich dann, dass auf der insel, auf der auch das nordkap liegt, eine weitere kleine halbinsel ist, deren spitze etwa 1,5 km nördlicher liegt, als der touristisch genutzte teil. dort gibt es auch einen etwa 8 km langen wanderweg, der bis auf die letzte spitze dieser halbinsel führt und ich beschließe dort hin zu stiefeln.
der weg zum parkplatz, von dem der wanderweg startet, ist recht steil und der bulli macht eine wunderbare figur, schließlich erreichen wir den kleinen asphaltierten platz und ich packe meinen rucksack zusammen, während ich mir noch eine große portion reis koche.
gegen 20 uhr laufe ich los und der weg stellt sich als recht steinig herraus, es geht etwa 250m bergab und schließlich erreiche ich eine wundervolle kleine bucht mit tollem ausblick auf die klippen, man kann grade noch das observatorium auf den felsen erkennen.
ich laufe bis zur spitze der halbinsel und begegne dabei weiteren renntieren und hasen, die sich hier zwischen all den möven sehr wohl fühlen.
für den sonnenuntergang suche ich mir eine gemütliche felsmulde, die mich auch vor dem wind schützt und blicke auf den immer rötlicher werdenden horizont, hinter dem nur irgendwann noch die arktis kommt, hier ist europa zuende. weil es so ein schöner klarer abend ist, blicke ich auch auf viele weitere fjorde und halbinseln, die südwestlich von hier ihre steinigen massen dem ruhigen atlantik entgegenstrecken.
als dann gegen etwa halb 12 die sonne hinter dem horizont versunken ist, schaue ich fasziniert den möven dabei zu, wie geschickt sie die thermik der hohen felswände nutzen, um kreisend immer weiter aufzusteigen, und das ohne einen flügelschlag zu tun, hoch über mir starten sie dann in richtung meer, wahrscheinlich zum fischfang. das treiben und rufen dieser vögel hat etwas angenehm beruhigendes und so schlummer ich auch kurz ein, nur um etwa eine halbe stunde später von der aufgehenden sonne geweckt zu werden.
der rückweg gestaltet sich etwas anspruchsvoller, weil es jetzt die höhenmeter zurück zum parkplatz zu erklettern gilt. aber bis auf zwei sehr steile episoden ist es ein gemütlicher fußmarsch und ich komme gegen 5 wieder am parkplatz und bulli an.
jetzt heißt es erstmal gemütlich schlafen und ich werde nur von zeit zu zeit vom geschäftigen treiben auf dem parkplatz geweckt, wenn neue menschen ankommen oder abfahren.
als es etwa 17 uhr ist folge ich der geschnörkelten straße die berge hinab bis zum campingplatz ein paar kilometer vor honnigsvåg, denn ein freund der familie, olli, lebensgefährte einer kollegin meiner mutter ist auch grade in der region und wir haben verabredet uns hier zu treffen.
auch er ist alleine unterwegs, war ein paar tage in finnland und möchte nach dem nordkap in richtung schwedischer norden, bevor er sich mit der fähre wieder auf den weg richtung deutschland macht.
aber als erstes genieße ich eine herrlich warme 6 minütige dusche und wasche meine dreckigen töpfe, dann reißen wir uns ein bierchen auf und kochen eine stattliche portion gnocci, die wir auf dem leider völlig nebelverhangenen campingplatz essen. dabei reden wir viel über die jewails vor und hinter uns liegende reise, schließlich wird es uns dann doch etwas zu kalt und wir laufen für eine kleine runde backgammon zur gemütlich geheizten küche des campingplatzes. nach dem zweiten bierchen gehts dann schlafen.
als ich erwache ist der kaffee schon fast fertig und olli und ich lassen uns noch flink einen topf porridge schmecken, bevor er losfährt in richtung kapp und ich der küstenstraße durch die vielen tunnel folge, dabei scheint eine herrliche sommersonne durch die fenster und ich höre schöne musik, als ein blick auf die anzeigen des bullis mir mal wieder ein paar sorgen macht. es scheint, als wäre das kühlwasser schon wieder etwas zu warm.
ich fahre also in olderfjörd auf einen parkplatz neben einem besucherzentrum und baue das bett auseinander, um mir den motorraum genauer anzuschauen, vielleicht ist es ja nur eine kleinigkeit…
und siehe da, es ist wirklich nur ein winziger riss, allerdings im hauptschlauch der kühlung, ich google also schnell was in einem solchen fall eine probante lösung ist, die leckage bis zur etwa 60km weit entfernten werkstatt zu flicken. ein guide verrät, dass die gerissene stelle mit sekundenkleber geschlossen und dann mit stabilisierendem klebeband umwickelt werden kann. nur hab ich leider weder das passende klebeband, noch sekundenkleber, also geh ich auf die suche und frage mich auf dem parkplatz und im souvenir shop durch, wo sie tatsächlich noch eine kleine tube kleber in einer schublade finden. auf dem parkplatz reicht mir ein motoradfahrer aus estland etwas klebeband und als alles umwickelt ist starte ich den bulli um mal wieder zu entlüften und es scheint alles abgedichtet zu sein.
da dies jedoch keine langfristige lösung sein kann fahre ich in lakselv auf den hof einer werkstatt und repariere mithilfe eines mitarbeiters den schlauch etwas professioneller, wir setzten ein stück plastikrohr ein und versiegel die schlauch übergänge mit metallernen schlauchschellen. auch hier ist nach etwa einer stunde wieder entlüften angesagt und 150€ ärmer rolle ich, mit dem festen entschluss vom hof, das dies mein vorerst letzter werkstattbesuch sein soll.
die arbeit hat sich anschienend gelohnt, denn ich komme ohne weitere probleme immer weiter richtung süden, passiere die finnische grenze und suche mir einen schönen schlafplatz an einem abgelegenen see. der weg dahin führt jedoch leider über nicht asphaltierte straßen durch den wald, aber das ist ja nicht das erste mal, denke ich mir und fahre selbstsicher den holprigen pfad entlag, bis es auf einmal recht schlammig wird und ich genau hinter einem großen stein steckenbleibe.
motiviert gehe ich ans werk und sammle stöcker und strauchwerk um den reifen wieder den nötigen gripp zu verleihen…
leider ist jedoch auch nach 2 stunden keine besserung der situation in sicht und außerdem zerbeißen mich die mücken ziemlich gründlich. mir wird klar, dass ich das aus eigenem antrieb nicht schaffe den bulli zu befreien, hier zu nächtigen ist wegen den mücken ebenfalls eine undenkbare alternative und so sammle ich kekse, tabak und wasserflasche ,aus dem auch von der reparatur und dem gesuche nach werkzeug völlig durcheinander gewirbeltem bulli, und wandere den waldweg zurück zur straße. es geht langsam auf 21 uhr zu und ich hab kaum hoffnung an diesem wochentag noch jemanden zu finden, der für mich anhält und mir mit seinem auto hilft den bulli herauszuziehen, aber probieren will ich es trotzdem, ich fühle mich unangenehm hilflos.
ich laufe und laufe, bis ich nach etwa 5 km auf eine art scheune mit ein paar autos und häusern stoße, und in dem einem fenster tatsächlich zwei junge menschen beim kochen sehen kann.
an der tür erzähle ich den beiden von meiner misere und sie sind tatsächlich bereit mir kurz auszuhelfen.
mit vereinten kräften des bullis und ihres alten toyota gelingt uns dann nach einigen versuchen das alleine nicht zu schaffende und der bulli landet wieder auf dem trockenen teil des waldwegs. extrem glücklich verabschiede ich mich von den beiden und fahre ein stückchen zurück bis zu einer breiteren stelle der straße und parke, der wanderrucksack ist schnell mit schlafsack, isomatte und moskitonetz bepackt und ich stapfe den waldweg weiter bis ich zu einem wundervollen lavuu gelange.
das ist eine art windschutzhütte, mit ökoklo und feuerstelle, grade als ich das feuer anmache und meine suppe koche, verschwindet die sonne am horizont. ich verbringe den weiteren abend, bei einer flasche malbec, telefonierend mit maria.
irgendwie hat am gestrigen abend die ganze flasche ihren weg erst in meine tasse und dann in meinen mund gefunden und ich starte diesen schönen sonnigen tag mit einem gehörigen kater. der weg zurück zum auto ist nicht weit und ich verlasse den wald mit quietschenden reifen, fahre aber nur ein paar hundert meter weiter zu einem rastplatz und schlafe mich hier in der mittagssonne nochmal richtig aus. den restlichen nachmittag organisiere ich dann meine weitere reise, lese viel und schreibe den reisebericht weiter. als der kater nachlässt und kurz bevor ich weiterfahre telefoniere ich noch mit peter, annika und marco, die seit ein paar tagen mit ihrem praktikum fertig und wieder in eberswalde angekommen, und dementsprechend glücklich sind. mein heutiges nachtlager erreiche ich nach etwa zwei stunden fahrt südlich eines großen stausees, quasi direkt am strand, aber leider ist es hier schon wieder am tröpfeln und ich wandere nach einer flinken runde nudeln mit pesto recht früh ins bett.
der regen hatte leider auch am nächsten morgen nicht nachgelassen, weshalb ich mir nach dem aufwachen ein langes gemütliches frühstück im bulli genemigte, bevor ich mein kochgeschirr einer gründlichen reinigung unterzog und gegen mittag den bulli in richtung sodankylä lenkte. diese kleinstadt erschien mir als wunderbare gelegenheit den tank mal wieder aufzufüllen und außerdem meine nudel und brotvorräte nachzukaufen.
an der letzten tankstelle vor dem ortsausgang konnte ich dann auch noch ein paar stunden das wlan nutzen und hab den letzten bolgeintrag fertig gemacht und hochgeladen. außerdem hab ich mir ein paar wanderungen angeschaut, die ich in den nächsten tagen gerne machen möchte, ich hab nämlich ein paar ersatzteile für den bulli bestellt und die liebe ada wird diese anfang nächster woche mit nach finnland bringen, von wo aus sie mich dann hoffentlich per post hier im norden erreichen. es gilt nun also die nächsten tage in der nähe zu verbringen und demzufolge auch schön zu gestallten.
da ich nicht mehr wirklich lust hatte viel weiter zu fahren hab ich mir einen entspannten schlafplatz etwa 20km außerhalb des ortes an einer flussbiegung gesucht. auf dem weg dahin zeigt mir die temmperaturanzeige allerdings schon wieder eine erhöhung an und als ich auf dem kleinen parkplatz ankomme, schaue ich direkt wieder auf den motor und sehe das weiterhin bestehende problem.
das eingesetzte plastikrohr hat von innen den schlauch durchstoßen und ein neues leck verursacht. nervig. es scheint so als hätte der schlauch nun endgültig sein lebensende erreicht, wahrscheinlich auch verständlich nach über 30 jahren, jedoch nicht grade passend, wenn man sich in der finnischen pampa befindet und landesweit keine passenden ersatzteile aufzutreiben sind. in der hoffnung, dass der ersatz rechtzeitig bei ada ankommt, bevor sie losfährt, schuster ich den schlauch erstmal wieder zusammen indem ich die schelle etwas weiter auf den schlauch schiebe und ein kleines stückchen abschneide. dann mal wieder entlüften und siehe da, es scheint erstmal dicht zu halten…
da das jedoch absolut keine vertrauenserweckende lösung ist, werde ich morgen wohl oder übel nochmal nach sodankylä zurückfahren und im baumarkt versuchen irgendwas zu finden, mit dem ich das problem wenigstens die nächsten 200 km überbrücken kann.
hier auf diesem kleinen parkplatz gibt es eine feuerstelle und eine art gemütliches grillhäuschen im blockhaus-stil. schnell ist das feuer an und während ich mich grade frage, ob all diese probleme vorhersehbar gesehen wären, ruft mich janni an. wir schnacken eine schöne weile und er bringt mich auf andere gedanken, mein optimismus kehrt zurück und nach einigen kapiteln lesen, kuschele ich mich in die decken und schlafe ein.
auch mein heutiges frühstück samt kaffee bereite ich auf dem wiederentfachten feuerchen zu und lese dann noch eine ganze weile, bis ich alles aufräume, neues feuerholz bereit lege und in richtung stadt aufbreche. meine provisorische reparatur scheint geglückt zu sein und ich rolle ohne weitere probleme auf den parkplatz vom baumarkt. leider ist dieser nicht übermäßig gut ausgestattet und ich nehme schließlich mit ein paar abwasserrohren vorlieb, die immerhin den richtigen durchmesser haben, mit genügend teflonband, gaffa und glauben wird das bestimmt funktionieren, bis der neue schlauch mich erreicht. außerdem hab ich in dem einen regal auch noch dieses schätzchen gesehen und es gleich mitgenommen.
in der hoffnung das neu eingeshoppte equipment nicht sofort zum einsatz bringen zu müssen, fahre ich wieder los und folge den landstraßen bis nach lusto. dieser ort liegt am nördlichen ende eines nationalparks, den ich ein wenig zu erkunden gedenke. aber zunächst hab ich eine weile mit lena telefoniert und von den letzten erlebnissen berichtet. so gegen 18 uhr stiefelte ich dann los, durch dichte fichtenwälder und eine eindrucksvolle moorlandschaft, bis mir dann auffiel, dass ich leider gar kein wasser eingepackt hatte.
hier in der natur eigentlich nirgendwo ein problem, weil immer irgendwo fließendes wasser ist, aber das war hier nunmal brackiges moorwasser, welches ich nicht einfach so trinken wollte. als ich dann eine gemütliche rasthütte erreichte, führte auch ein kleiner pfad zu einem strömenden bächlein. hier fand ich überraschend ein kleines jagtmesser mit lederner hülle und kochte anschließend das wasser über dem feuer ab, bevor ich mir einen tee und eine packung instant nudeln schmecken lies.
der weitere weg führte mich aus dem moor und durch einen eindrucksvollen wald, bis ich schließlich nach einem anstieg eine amethysten mine erreichte, die aufgrund der fortgeschrittenen uhrzeit leider schon geschlossen hatte, aber definitiv ein ziemlicher touristischer magnet sein muss. immerhin hatten sie hier einen kanister trinkwasser, auf der terrasse stehen und ich ruhte mich eine weile in der untergehenden sonne aus, bis ich dann den weg zum bulli zurückwanderte und glücklich über das neue messer den heutigen tag mit einem bier und einer ausgedehnten brotzeit beendete. nach dem die sonne in den rot-schimmernden wolken versunken ist, wird es nämlich dunkel, eigentlich ein normaler nächtlicher zustand, hab ich doch schon seit einigen wochen keine zufriedenstellende dunkelheit mehr erlebt.
den heutigen samstag verbringe ich vollständig auf dem parkplatz am rande des nationalparks, hier ist es ruhig und ich widme mich verschiedenen länger aufgeschobenen aufgaben. telefonieren, schreiben, aufräumen und lesen. außerdem ist es mal wieder recht regnerisch und ich genieße mit offener heckklappe das plätschern der tropfen auf dem dach des bullis. so verfließt der tag mit einem kleinen mittagsschläfchen und ehe ich mich versehe ist es wieder abends und es gelüstet mich nach einer portion spaghetti. anschließend schlafe ich ein.
vielen dank, dass ihr euch die zeit zum lesen genommen habt, ich drücke euch aus der ferne und sage freudig:
bis bald
love
pauli
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was für ein klasse post-danke