scandinavia 4 [ger]
hallo liebe freunde
es ist mal wieder soweit, heute melde ich mich aus dem finnischen norden und hoffe euch mit einem weiteren teil meines reiseberichts den tag zu versüßen.
viel spaß beim lesen!
24.7.22 - 30.7.22
ich erwache in einem sonnigen bødo am späten vormittag und telefoniere nach dem frühstück eine weile mit meinen eltern, bevor ich in richtung fährhafen losfahre, hier stelle ich mich in die lange schlange von weiteren reisenden, die auch zu den lofoten fahren wollen.
um ca. 16 uhr legt das schiff ab und wir sind gute 4 stunden unterwegs, bevor wir moskenes ankommen, es ist eine ruhige und sonnige überfahrt und gut gelaunt fahre ich aus dem autodeck auf die inseln hinaus, es ist noch nicht so spät und deswegen entscheide ich mich dafür noch eine kleine wanderung zu machen. in yttersand parke ich den bulli und stapfe den steinigen pfad hinauf, aber als ich mich umdrehe um nochmal nach dem bulli zu schauen, sehe ich, dass ich leider das licht angelassen habe. also nochmal zurück und dann wieder los. der pfad führt recht steil auf einen bergkamm hinauf, von dem aus weite blicke in richtung atlantik und insellandschaft möglich sind.
es ist auch sehr klares wetter und die sich dem horizont nähernde sonne taucht alles in ein herrliches goldenes licht. als ich beim aussichtspunkt in ytresand eine gemütliche teepause einlege hab ich schon immer wieder über den abhang geschielt, der hier gute 200m hinab bis zum meer reicht, und gesehen, dass sich ein weiterer pfad am ufer entlang schlängelt. beim blick in die andere richtung, die der zwischen den bergen eingefassten bucht entdecke ich eine kleine hütte direkt am strand, aus steinen gebaut und mit gründach ist sie aus der ferne kaum auszumachen.
in meinem kopf entwickelt sich also die idee, den abstieg zu dieser hütte mit einem rückweg am ufer zu kombinieren und so nicht den gleichen weg zurück zu stapfen, wie den den ich hergekommen bin.
gegen 23 uhr erreiche ich die hütte, ein herrausfordernder abstieg, weil der steinige untergrund sehr stark mit moos und anderen kleinen pflanzen überwachsen ist, und ich nie weiß wie ich auftrete, ich breche mir also ein paar mal fast den fuß und stolpere den steilen abhang hinab.
endlich bei der hütte angekomme stelle ich fest, dass es tatsächlich eine wanderhütte mit ofen und holzvorrat ist und mache mir als erstes ein kleines heißes feuer.
zu diesem zeitpunkt hab ich schon für mich ausgemacht, dass ich hier zumindest ein paar stunden rasten möchte und schaue mir zum einschlafen die einträge im hüttenbuch an, es sind noch welche von 1993 dabei. hier kommen echt nicht oft leute vorbei, nach den einträgen etwa alle 1-2 wochen. da ich leider keinen schlafsack oder eine isomatte eingepackt habe, rolle ich mir meine jacke zusammen und schlummere auf dem zwischenboden gewärmt durch den ofen, grade geht die sonne hinter dem horizont unter. dann ist es auf einmal tag hell und kalt, ich frage mich wie lang ich gepennt habe, nur um festzustellen, dass die sonne grade am aufgehen ist, ein blick auf mein handy verrät mir, es ist kurz vor zwei. ich mache den ofen nochmal an, schenke mir einen tee ein und schlafe nochmal ein paar stunden, bis ich mich schließlich aufraffen kann und mein zeugs zusammenpacke.
hier am strand liegt jede menge strandgut herrum und ich suche eine weile nach einem schönen stück holz, welches ich als souvenir mitnehmen kann, allerdings sind die stücken hier eher halbe bäume und so schnalle ich mir schließlich eine art halbkugel aus metall auf den rucksack, sehr schön verrostet und einmal etwas schnieke gemacht ein hervorragender lampenschirm, denke ich mir.
allerdings ist das teil schon recht schwer, aber mein geplanter rückweg an der küste entlang versprach ja erstmal nicht zur kletterpartie zu werden. dachte ich jedenfalls.
der erste kilometer war auch mit ein bisschen von stein zu stein springen und aufpassen, dass man nicht ausrutscht gut zu schaffen, dann erreichte ich jedoch zwei schluchten, die zu groß waren um einfach drüber zu springen und sich zu allem übel auch nicht so einfach überbrücken ließen.
auf der suche nach einem weg hinüber wanderte mein blick also die klippen hinauf und ich glaubte eine möglichkeit zu erkennen…
ich kletterte also die klippen hinauf, nur um etwa 30m über dem wasser festzustellen, dass es doch steiler ist als es von unten ausgesehen hat.
meine boulderkünste sind zwar vorhanden, aber mit wanderschuhen, dem schweren rucksack und ohne sicherung 30m über dem klippen an einer fast senkrechten wand herum zu klettern erschien mir dann doch als etwas zu riskant, schließlich wollte ich hier ja nicht abrutschen und draufgehen.
der rückweg war jedoch fast so anspruchsvoll wie der hinweg und als ich endlich wieder in der nähe der hütte rauskam war ich sehr k.o. und hab dann auf der karte nach einem weg zurück über die hügel gesucht.
dort war auch einer eingezeichnet, leider hab ich den jedoch nie gefunden und bin am ende 3 stunden lang durch extrem unebenes terrain gestolpert, immer weiter hinauf, der regen setzte ein und meine füße waren ehh schon komplett durchnässt von den kleinen moorigen ebenen flächen auf denen sich das wasser der kleinen bäche sammelt, bevor es in den ozean fließt.
vollig kaputt kam ich irgendwann wieder auf dem kamm 250m über dem meer hinaus und fand den selben trampelpfad vom hinweg wieder. von hieraus gings dann nur noch bergab und nachdem ich zweimal auf dem regennassen schlickigen boden ausgerutscht war erreichte ich endlich, mit von blasen geschundenen füßen, den bulli. meine kleine wanderung hatte sich zu einer 14 stündigen tortur ausgewachsen und ich hab den restlichen tag schlummernd im auto gelegen, bevor ich gegen abend auf der suche nach einem ruhigeren schlafplatz, auf den parkplatz einer kleinen marina in eggum rollte, wo ich mein nachtlager schließlich aufschlafen und in ruhe pennen konnte.
der neue tag startet leider mal wieder mit einer menge wasser aus dem himmel und ich frühstücke ausnahmsweise mal im bulli, am späten vormittag mache ich mich dann los und fahre nichts böses befürchtend über die dörfer der lofoten, als mich nach einer kleinen talfahrt ein norwegischer polizist rauswinkt.
direkt rutscht mir mein herz in die hose und ich realisiere schnell, dass es sich um eine routinemäßige geschwindigkeitskontrolle handelt. neben mir stehen schon 4 weitere autos, deren daten eine weitere polizistin grade aufnimmt. dann kommt die schlechte nachricht, dass ich statt der geforderten 60 km/h etwa 13 km/h zu schnell war. das mag nicht viel klingen, aber leider sind die bußgelder hier in norwegen ziemlich happig und als ich erfahre, dass mich dieses vergehen etwa 400 euro kosten wird, wird mir gleich ganz anders.
aber wie beim parkticket in stockholm denke ich mir: selber schuld, du wusstest ja das es teuer ist, hier zu schnell zu fahren und warum sich den restlichen tag über etwas ärgern, dass eh nicht mehr zu ändern ist…
ein komisches gefühl bleibt trotzdem und auch der regen, der nochmal an intensität zulegt, als ich henningsvær erreiche macht die allgemeine stimmung im bulli nicht grade besser.
eigentlich ist hennigsvær ein altes fischerdorf auf der südseite von austvågøy, eine der mittleren inseln der lofoten. zwischen kleinen inseln verteilt sich dieser ort recht idyllisch und verstrahlt einen gemütlichen vibe, jedenfalls wenn man sich die fotos anschaut. der regen ist dem ganzen allerdings nicht grade zuträglich und auch nicht, dass es hier von touris nur so wimmelt. ein schäbiger souvenir-shop reiht sich an den nächsten und auch die preise schrecken eher ab als dass sie einladen.
enttäuscht laufe ich nach einer kleinen runde durch den ort wieder zurück zum auto und fahre weiter durch die vielen tunnel, bis ich nach einem routinemäßigen blick auf die warnlampen im armaturenbrett feststelle, dass eine LED leuchtet.
es ist diejenige, die anzeigt, ob die batterie geladen wird, außerdem stelle ich fest, dass der drehzahlmesser nicht auf mein gasgeben reagiert. passt irgendwie zu diesem tag, dass sowas auch noch passieren muss. am nächsten parkplatz fahre ich also raus und koche mir erstmal einen kaffee, bevor ich ein ebenfalls hier parkendes pärchen anspreche und frage, ob ich mal kurz etwas wifi von ihnen bekommen könnte um zu googlen, was die ursache für ein solches problem sein könnte.
der nette mann fragt direkt was denn los ist und ich erkläre ihm das problem, dann starte ich noch einmal und er meint es muss was mit der lichtmaschine sein, weil sonst der drehzahlmesser nicht beeinflusst wäre und so schauen wir durch die wartungsklappe in den motorraum und blicken direkt auf das problem. der keilriemen, der die wasserpumpe mit der lichtmaschine verbindet und diese antreibt hängt in fetzen gerissen von den rädern, auf denen er eigentlich laufen sollte.
glücklich, dass das problem nun lokalisiert ist, erinnere ich mich daran, dass ich sogar einen keilriemen dabei habe, weil sowas schon das ein oder andere mal passiert ist in der vergangenheit.
ich verabschieder mich von den beiden und mache mich an die reparatur. das geht relativ flink, weil man gut rankommt, nachdem erstmal das bett ausgebaut ist.
mit dem neuen keilriemen läd auch die batterie wieder und es kann weitergehen. ich freue mich sehr und fahre noch eine ganze weile, bis ich mein nachtlager an einer abgelegenen kleinen straße auf einer halbinsel in der nähe von forra aufschlage. hier ist es herrlich ruhig und durch die umstehenden bäume auch etwas dunkler, ich mache mir noch eine wärmflasche und schlummere glücklich über das gelöste problem ein.
leider beginnt auch dieser mittwoch eher feucht und nieselig, es ist ein bisschen schade, weil ich hier in dieser schönen landschaft unterwegs bin, davon aber nicht viel sehe, weil die tiefhängenden wolken alles überhalb von 200m verdecken und alles einfach grau und diesig ist.
das frühstück bringe ich flink hinter mich und als ich weiterfahren will, streikt der bulli etwas und will nicht anspringen, ich mache also noch eine kleine pause und lese eine runde, dann probiere ich es erneut und siehe da, eine menge qualm und dann läuft er schnurrend wie eine schmusekatze. allerdings fängt bei der abfahrt zurück zur landstraße ein enervierendes quietschen an, das ist der keilriemen denke ich mir. obwohl ich ihn gestern kräftig gespannt hatte, war das wohl nicht ganz genug. also alles wieder ausräumen und den motor frei gemacht.
mit einem spanngurt den ich an der heckklappe befestige spanne ich die lichtmaschiene kräftig und ziehe anschließend alle schrauben wieder fest. dabei bemerke ich, dass der keilriemen für diesen zweck ein bisschen zu lang ist, denn die einstellungsmöglichkeiten der lichtmaschiene sind begrenzt und man kann sie nicht endlos nach oben verstellen um den riemen zu spannen. ich hoffe allerdings, dass es reicht und dass ich in einer der nächsten städte einen händler finde, der einen riemen hat, der kürzer als 643mm ist.
als alles wieder eingebaut ist fahre ich ohne quietschen weiter und mache mich optimistisch auf die suche nach dem passenden ersatzteil. ich frage mich durch die tanken und werkstätten, aber es ist nicht einfach, entweder haben sie bereits geschlossen, um 16 uhr, oder sie haben nichts in dieser kürze.
auch die temperatur des kühlwassers macht mir etwas sorgen, sie ist zwar nicht krittisch, aber deutlich höher als vor der panne mit dem schlauch letze woche. als ich die plastikabdeckung des vorderen kühlers abschraube, stelle ich fest, dass obwohl ich nach dem einbau des neuen schlauchs den kühler entlüftet hatte, trotzdem nur das untere drittel richtig warm ist. die schlussfolgerung ist, dass der rest nur luft ist, die sich mit dem wasser durch die schläuche pumpt und schließlich hier am höchsten punkt gesammelt wird. also google ich an einer tankstelle nochmal wie das mit dem entlüften richtig geht und führe die anleitung aus einem forum punkt für punkt aus. es passen nochmal etwa 3-4 liter mehr wasser in den kreislauf und die luft ist nahezu vollständig raus.
dann baue ich das bett wieder ein und fahre eine weile, die motortemperatur ist nun wieder im beruhigenden unteren teil der anzeige und meine hibbelige stimmung findet endlich ihren ausklang, jedenfalls zu 90% denn die suche nach dem keilriemen wird definitiv kein kinderspiel.
gegen 21 uhr komme ich in biertavarre an und schlängele mich eine huckelige sandstraße entland, die mich bis zu einem kleinen parkplatz mit shelter und toilette bringt. hier angekommen telefoniere ich eine weile mit ada und koche nebenher eine protion reis als abendessen. wohl genährt und glücklich, dass die probleme der letzten zwei tage der vergangenheit angehören, schlafe ich nach ein paar folgen tatortreiniger unter zwei dicken decken ein.
beim heutigen frühstück telefoniere ich eine weile mit leander, in ein paar tagen steht die letzte abgabe für dieses semester an und wir müssen noch einige details an unserem gebäudeentwurf ausarbeiten.
als ich dann losfahre geht die suche nach dem keilriemen weiter und ich stoppe an verschiedenen tankstellen und autowerkstätten, aber so richtig kann mir niemand weiterhelfen. ich cruise also weiterhin die küste entlang und richtige mich schließlich in einer tankstelle mit dem laptop gemütlich ein. glücklicherweise läuft vectorworks auf meinem mac und ich kann die letzten änderungswünsche unseres dozenten in das 3d modell einarbeiten.
weiter gehts dann in richtung alta, hier hoffe ich morgen dann endlich das passende ersatzteil zu finden. ich komme an einem kleinen abzweig mit seeblick an und mache es mir am lagerfeuer gemütlich, denn die sonne ist grade am untergehen und es hat auch aufgehört zu regen.
der neue tag begrüßt mich mit viel sonne und ich fange glücklich an mir mein frühstück zu machen und den kaffee zu kochen, bevor ich eine ausgedehnte runde yoga mache und dann in der sonne noch eine weile lese. anschließend fahre ich ein paar kilometer weiter und frage mich in alta durch die verschiedenen autowerkstätten und sogar im vw autohaus können sie mir leider nicht weiterhelfen. aber tatsächlich finde ich dann doch einen passenden keilriemen bei einem autoteilehändler, der hat zwar auch nicht die exakt richtige größe, aber ist immerhin sehr nah dran und kürzer als derjenige den ich grade eingebaut habe. falls das quietschen also doch wiederkehrt, kann ich jetzt austauschen und den kürzeren kräftig spannen. in alta fahre ich dann auch noch zu einem campingplatz um meine klamotten zu waschen und während die maschiene läuft, arbeite ich weiter an der abgabe für die uni.
den abend verbringe ich auf einer sehr holprigen piste, die mich etwa 400m die berge hinauf führt und nach einem snack schnüre ich meine schuhe und laufe los in richtung alta canyon. das ist ein großes flusstal und nur etwa 6 km vom parkplatz entfernt.
es ist eine schöne wanderung und ich laufe durch viele sümpfe, bis ich schließlich einen wasserfall betrachte und eine pause einlege. ich erreiche den aussichtspunkt des canyons gegen 23 uhr und blicke von einer hohen klippe in die schlucht, die das wasser hier in tausenden jahren hineingewaschen hat.
zurück am auto beschließe ich noch ein bisschen weiter zu fahren und mein nachtlager am ufer eines kleinen sees aufzuschlagen. nach der wanderung falle ich müde und geschafft in die kissen.
auch der nächste tag begrüßt mich mit viel sonne und ich fahre den holperigen weg weiter vorbei an vielen rentieren, bis ich wieder auf die asphaltierte straße gelange und ihren geschwungenen kurven bergab durch ein flusstal folge. eine sehr schöne straße, nach etwa einer stunde komme ich wieder in alta an und fülle mein wasser an einer tankstelle auf.
etwa 100km weiter kurz hinter olderfjord parke ich in einer haltebucht auf einer kleinen halbinsel direkt am wasser. während ich mein couscous mache sehe ich eine kleine herde rentiere am wasser und schlafe nach dem essen schließlich ein.
vielen dank, dass ihr euch die zeit zum lesen genommen habt, ich drücke euch aus der ferne und sage freudig:
bis bald
love
pauli
vorherige posts der scandinavia reise:
scandinavia 1 ger
scandinavia 1 eng
scandinavia 2 ger
scandinavia 2 eng
scandinavia 3 ger
scandinavia 3 eng
Hey, hey. Ich würde dir empfehlen auch "deutsch" als Tag zu verwenden. So wirst du vermutlich im deutschen Bereich besser gesehen. Liebe Grüße