Von der Zerrissenheit Havannas – Ein Reiseeindruck
Rhythmische Klänge, tanzende Menschen, fließender Rum und dampfendes Zigarrenaroma, der einen oder anderen Cohiba in den Gassen Havannas, sind vermutlich Vorstellungen die einem zunächst in den Kopf kommen, wenn man über Havanna zu sinnieren beginnt. Kurzum: Pure Lebensfreude.
Als Backpackreisender erlebt man die kubanische Hauptstadt hingegen „anders“. Nicht etwa „anders“ im Sinne von komplett gegenteilig. Vielmehr „anders“ im Sinne einer Art innerer Zerissenheit des Systems, des Landes, letztlich auch der dort lebenden Einwohner. Vielleicht eine Stadt der Gegensätze. Wohlwollender ausgedrückt eventuell eine Stadt der Verschiedenheiten, der Heterogenität.
Nehmen wir zum einen die erzkommunistische Staatsform. Eine Staatsform die sich, fernab von jeglicher politischer Wertung an dieser Stelle, zunächst einmal stark reglementierend auf die Einheimischen auswirkt. Eine Staatsform die sich jedoch mittlerweile gleichermaßen für den Kapitalismus zu öffnen beginnt. So befinden sich nur unweit des Manzana Kempinski Hotels, mit imposanter Rooftopbar über den Dächern der Stadt, in vor sich hin bröckelnden „Wohnungen“, in tiefster Armut lebende Menschen. Menschen die in Zeichensprache Touristen, die sich vermutlich irrtümlich in ihre Gegend verlaufen haben, um ein Stück Seife anzubetteln versuchen.
Der Zerfall eines großen Teils Havannas steht dabei gegenüber seiner einzigartigen Schönheit. So prunkt die historische Altstadt, La Habana Vieja, in ihrer bemerkenswerten Architektur und Buntheit vor einem auf wie eine fast märchenhaft anmutende Kindheitserinnerung eines Disneyfilms der 90er. Sie wirkt gepflegt und ungewöhnlich gut erhalten. Dies liegt nicht zuletzt darin begründet, dass die UNESCO, den einstigen Militärstützpunkt, zum Weltkulturerbe erhoben hat.
Als Backpacker ist natürlich auch der Austausch mit den Einheimischen von besonderem Reiz. Nun ja, dieser stellte sich nicht nur aufgrund meiner rudimentären Spanischkenntnisse und des generell eher dürftig verbreiteten Englisch auf Kuba, als schwierig heraus. Zudem gibt es in Havanna nicht viele Begegnungsmöglichkeiten mit Kubanern. Die Cocktailbars und Restaurants der Stadt sind für die dort lebenden Menschen kaum erschwinglich. So begegnet man ihnen dort vielmehr als Kellner oder als angestellte Musiker, die häufig nach drei gespielten Liedern den Geldkorb herumgehen lassen und anschließend, je nach Ertrag, das Musizieren und Tanzen einstellen.
Es wirkt alles berechnend trist und auf touristische Reisegruppen abgestimmt. Dabei lässt sich, nicht zuletzt im Zeitalter von Social Media, lediglich erahnen wie sich die in Havanna lebenden Menschen dabei fühlen müssen all die schier unendlichen Möglichkeiten in den Schaufenstern der Geschäfte, in den Bars, in den Hotels vor der eigenen Nasenspitze vorgelebt zu bekommen und gleichwohl es für sich als unerreichbar zu akzeptieren.
Und so wird trotz kultiger Oldtimer und moderner Clubs es wohl auch in Zukunft weniger die Realität als vielmehr die Idee von Havanna sein, die ausländische Touristen in die kubansiche Hauptstadt reisen lassen wird.
-Piotrek
Dieser Gastbeitrag wurde von meinem guten Freund Piotrek verfasst, der seine gewonnenen Eindrücke Havannas mit euch teilen wollte.
Was sind eure Erfahrungen?
Für mehr sorgfälltig ausgesuchter Blogposts: Like, resteem und follow @martinmusiol
Danke.
Sehr schöner Artikel und Fotos von Piotrek! Er sollte sich auch auf Steemit anmelden ;)
wird er bald auch machen. :)
Dann posten wir den Account hier
Die Fotos gefallen mir sehr gut - Cuba ist bestimmt wunderschön!
Ja ist es. Kann ich nur empfehlen! Planst du dahinzufliegen?
@martinmusiol