Hennenkopf
Der Hennenkopf in den Ammergauer Alpen - wie aus Bruchharsch-Gedanken Powderträume wurden. Eine lange Tour auf einen (eigentlich) einsamen Gipfel.
Nach langer Zeit habe ich endlich den Entschluss gefasst, dem Hennenkopf einen Besuch abzustatten. Eigentlich dachte ich, ich gehe auf direktem hinüber, erfahre eine gruselige Bruchharsch-Abfahrt und gehe auf direktem Weg wieder nach Hause...doch unverhofft kommt oft. Aber nun der Reihe nach.
Ich hatte meinen vorletzten Resturlaubstag. Es war schönes Wetter angekündigt, allerdings auch etwas höhere Temperaturen. Tags zuvor gab es noch Schauer im Tal und auch die Nacht über war es nicht wirklich kalt. Ich wollte endlich einmal die Tour die Tour auf den Hennenkopf antreten, also startete ich am Parkplatz in Unterammergau und folgte einmal mehr dem Forstweg zur Kuhalm. Allerdings ging es heute nicht zum Teufelstättkopf nach oben, sondern direkt weiter Richtung Laubeneck. Im Wald war der Schnee schon sehr weich und meine innere Einstellung zur heutigen Tour wurde immer mehr zu "Gipfel abklatschen und ab nach Hause".
Als ich aber an den Abzweig zum Laubeneck und auch aus dem Wald heraustrat, überraschte mich ein frisch mit 10-15cm Powder eingeschneiter Rücken. Ein erstes Grinsen ging mir über das Gesicht. Ich spurte also voller Vorfreude hoch. Am Laubeneck angekommen blickte ich hinter zum Hennenkopf. Jetzt schon hinüberqueren? Nein, den Schnee lieber mal noch mitnehmen, wer weiß, was kommt. Ich schaute kurz auf die Karte, sah eine nach Nordwesten gerichtete Schneise und fuhr doch eher steiler werdend 300hm in bestem Schnee hinab. Der erste Powdertraum war abgehakt. Jetzt wieder Felle dran und mühselig zurück zum Laubeneck. In der Zwischenzeit hatten mich 2 Herrschaften überholt und ich durfte deren Spur zum Hennenkopf folgen...Moment...unter der Woche noch 2 weitere Tourengeher am Hennenkopf? Die Besucherscharen halten sich doch sehr in Grenzen...anscheinend galt das nicht für heute.
Dankend ging ich also deren Spuren nach und holte sie kurz vor dem Gipfelkreuz ein. Wir unterhielten uns eine Weile - sehr angenehme Zeitgenossen, wie ich hier feststellen möchte - und entschieden, gemeinsam eine uns allen unbekannte Abfahrt in Richtung Lauskopf anzutreten. Wir genossen am ostseitigen Rücken vom Gipfel hinunter eine prächtige Firnabfahrt und als ich das Tal gen Norden wandte, wieder Pulverschnee vom Feinsten. Erst im Wald wurde er dann sehr weich. Hier mussten wir allerdings nicht mehr viel fahren, sondern fellten wieder auf und querten gefühlte Ewigkeiten zurück um das Laubeneck herum in Richtung Kuhalm. Am Abzweig Laubeneck/Teufelstättkopf jedoch verabschiedete ich mich, da ich diese Verhältnisse noch weiter auskosten wollte.
Jetzt ging es also durch das Teufelstättkopfkar hinauf zum Teufelstättkopf. Hier hielt sich der Schnee ebenfalls noch pulvrig gut und ich fuhr das Kar einfach einmal ab - um danach nochmals aufzusteigen, dieses Mal jedoch noch mit dem kurzen Abstecher zum Gipfelkreuz. Unerwarteterweise war der Anstieg hier bockhart und steil und ich schnallte mir schnell die Leichtsteigeisen unter die Schuhe. Ein kurzes Foto und schon ging es wieder hinab.
Aufgrund der jetzt doch fortgeschrittenen Zeit, schließlich hatte ich jetzt 2000 Höhenmeter in den Beinen, konnte ich mir die Abfahrt durch den Kurztalgraben nicht mehr o richtig angenehm vorstellen. Ich nahm also die etwas längere Alternative über den Pürschling in Kauf, da ich mir wegen der höheren Frequentierung hier einen fester eingefahrenen Hang mit Firnallüren erhoffte - Ich sollte Recht bekommen. Ich schwang den offenen Hang hinab bis zum Forstweg. Dieser war dann nur noch die letzte Pflicht hinunter zum Parkplatz.
Wer gerne 23km und 2000 Höhenmeter darf darf gerne diese Tour nachlaufen, man kann sie aber auch an vielen verschiedenen Stellen früher abbrechen und kleinere Zwischeneinlagen auslassen. Allerdings könnten dann einige schöne Abfahrten verloren gehen.
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