Die wichtigsten Social-Media-Trends für 2017
1. Live-Streaming wird erwachsen
Bereits im vergangenen Jahr hatte ich einige Social-Media-Trends angesprochen, die in 2016 stark an Bedeutung gewinnen würden: der wichtigste darunter war wohl das Live-Streaming. Vor allem Facebook hat – neben anderen Anbietern – im aktuellen Jahr diverse Stunts hingelegt, um dieses neue Format groß zu machen. Nicht nur Nachrichtenmarken wie die Tagesschau oder Medienprofis wie Jan Böhmermann nutzen regelmäßig Facebook Live, um ihre Inhalte an Zuschauer zu senden, sondern auch Lifestyle- und Reise-Marken wie Adidas oder TUI. Auch wir bei t3n.de setzen die Funktion ein, um unseren Lesern eine geführte Tour durch unser Magazin zu bieten. Meiner Meinung nach wird das Live-Broadcasting im kommenden Jahr noch stärker zunehmen. Und zwar auch und vor allem durch den Einsatz privater Personen. Während Live-Streaming 2015 seine Geburtsstunde feierte und 2016 zum Werkzeug vor allem professioneller Protagonisten wurde, könnte 2017 der bislang noch nicht wirklich stattgefundene große Durchbruch bei den Privatnutzern kommen. Dass die Funktion einiges an Potenzial haben muss, erkennen Beobachter auch daran, dass Twitter plant Periscope in die Haupt-App zu integrieren. Live-Streaming wird erwachsen.
2. Virtual-Reality-Inhalte machen den nächsten Evolutionsschritt
Der nächste Evolutionsschritt in Sachen Live-Streaming und VR-Content ist passiert: Facebook hat gestern zusammen mit National Geographics den ersten Live-Stream als 360-Grad-Aufnahme veröffentlicht. Ab 2017, so heißt es von Unternehmensseite, sollen ausgewählte Seiten und Profile den Zugang zu dem neuen Feature erhalten. Dass Mark Zuckerberg von dieser Technologie mehr als nur fasziniert ist, lässt sich auch an dem 10-Jahresplan erkennen, den der Facebook-CEO zu Beginn 2016 vorgestellt hat. Er glaubt, dass virtuelle Realitäten die sozialen Netzwerke der Zukunft sind. Dass wir uns darin treffen, uns unterhalten uns amüsieren. Auch der Aufkauf von Oculus Rift zeigt, wie sehr der Unternehmer daran glaubt.
3. Plattformen standardisieren sich immer mehr
„Alles wird zum Einheitsbrei. Plattformen unterscheiden sich zumindest funktional immer weniger.“
Ein anderer Trend, der bereits spürbar ist, wird sich 2017 weiter zuspitzen: die Standardisierung der Plattformen. Instagram kopiert mit Stories den Mitbewerber Snapchat. Snapchat wiederum hat sich mit Memories vom „Ephemeral“-Content zumindest teilweise verabschiedet und bietet Möglichkeiten, bestimmte Erinnerungen für die Nachwelt aufzuheben – wie es auf Instagram seit langem Standard ist. Facebook wiederum schluckt seit jeher Nischenanbieter oder baut deren Funktionen nach, sobald sie die Massen begeistern. Gerüchten zufolge soll auch Youtube mit „Backstage“ daran arbeiten, sich von der reinen Videoplattform zum Social Network zu wandeln, in dem auch Bild- und Text-Postings möglich sind. Alles wird zum Einheitsbrei. Plattformen unterscheiden sich zumindest funktional immer weniger. Wenn überhaupt, nur noch durch ihre Nutzerschaft. Junge Anwender sind dort zu finden, wo die Erwachsenen noch fehlen. Der Kampf um die Aufmerksamkeit der Anwender wird somit immer härter für die großen Netzwerke.
4. Social Media wird wieder politischer
Zugegeben: Im Grunde waren soziale Medien immer auch ein politisches Thema – angefangen beim Datenschutz bis hin zu Big-Data-Auswertungen im Wahlkampf oder Überwachungsgebaren staatlicher Stellen. Doch vor allem auf Facebook und Twitter wurde in den letzten Monaten immer deutlicher, dass die Plattformen jetzt verstärkt zum Vehikel für politische Propaganda werden, die die Gesellschaft in ihren Grundmauern erschüttern könnte. Mithilfe von Falschmeldungen, Hasskommentaren, Fake-Accounts und Social Bots ist in 2016 eine enorme Stimmung gegen Eliten und Minderheiten betrieben worden. Für die Politik und IT-Konzerne heißt es 2017, noch stärker zusammenzuarbeiten, um diese Unsitten in den Griff zu bekommen. Facebook und Google kündigten bereits an, Fake-News-Seiten vom Werbenetzwerk auszuschließen. Das kommende Jahr wird dahingehend enorm spannend. In Deutschland vor allem auch im Hinblick auf die Bundestagswahl – insofern der Wahlkampf nicht wie in den USA verlaufen soll.