Waldbrände bedrohen russische atomare Wiederaufbereitungsanlage in Majak

Nachdem in der letzten Tagen bereits das Atomwaffenforschungszentrum in Sarow geräumt werden musste, weil ein Waldbrand die Einrichtung bedrohte und als Sicherheitsmaßnahme eine acht Kilometer lange und 150 Meter breite Brandschneise in den Wald geschlagen wurde, ist nunmehr die atomare Wiederaufbereitungsanlage in Majak von den Flammen bedroht. Bereits 1957 war Majak, der Schauplatz einer atomaren Katastrophe. Am 29. September 1957 explodierte in Majak ein unterirdischer Tank mit extrem gefährlichen radioaktiven Abfällen. Es handelte sich dabei um den „vermutlich“ dritt.schwersten Unfall, hinter den Katastrophen von Tschernobyl (1986) und Fukushima (2011).

1956 begannen die Kühlleitungen eines 300 Kubikmeter fassenden Tanks undicht zu werden und weil die Kühlung ausfiel, begann der Inhalt des Tanks zu trocknen. Durch den Funkenflug eines internen Kontrollgeräts, kam es am 29. September 1957 zur Explosion der auskristallisierten Nitrate. Es gab keine nukleare, sondern eine chemische Explosion, welche eine enorme Anzahl von radioaktiven Stoffen freisetzte. Darunter befanden sich langlebige Isotope wie z.B. Strontium mit einer Halbwertszeit von 29 Jahren, Cäsium (30 Jahre) und Plutonium (24.000 Jahre). Hinsichtlich der freigesetzten Radioaktivität ist der Unfall von Majak mit jenem von Tschernobyl vergleichbar. Der große Unterschied der Ereignisse war, dass in Majak etwa 90 % des Materials innerhalb des Betriebsgeländes blieb. Insgesamt wurde die Radioaktivität über eine Fläche von 20.000km² verteilt.

In dem betroffenen Gebiet lebten damals 270.000 Menschen. Innerhalb von acht Monaten... brachte man jene 10.700 Personen in Sicherheit, welche in der geringsten Entfernung zum Unfallort lebten. Eine seriöse Aussage über die gesundheitlichen Auswirkung auf diese Menschen kann nicht getätigt werden, weil es keine medizinische Überwachung der betroffenen Personen gab.

Nach der INES-Skala stellt der Unfall von 1957 ein Ereignis der zweithöchsten Kategorie 6 dar. Nach den Angaben des Helmholtz-Zentrums-München wurden die Auswirkungen des Unfalls lange Zeit unterschätzt. Müsste man das damalige Ereignis nach heutigen Maßstäben bewerten, würde man ihn in der INES-Skala mit der höchsten Kategorie, INES-7 bewerten. Es wäre somit eine Katastrophe, welche sich auf einer Stufe mit jener von Tschernobyl und Fukushima befindet.

Zahlreiche Zeugen berichteten einst von einem hellen Schein, welcher noch hunderte Kilometer weit entfernt, sichtbar gewesen ist. Es handelte sich dabei um die Explosion. Die damaligen sowjetischen Medien erklärten dieses Ereignis jedoch als Wetterleuchten bzw. Polarlicht. Der Majak-Unfall konnte übrigens bis in die 1970er Jahre vertuscht werden. Das kann damit begründet werden, weil sich die Kontamination auf den Ural beschränkte und es zu keinerlei radioaktivem Niederschlag im westlichen Europa kam. Die westliche Öffentlichkeit erfuhr durch einen vom sowjetischen Wissenschaftler und Dissidenten, Schores Medwedew, in der Zeitschrift „New Scientist“, erstmals im Jahre 1976 von dem Ereignis. Die sowjetische Führung gestand erst im Jahre 1989, die damaligen Geschehnisse, als wahrheitsgemäß ein.

Heutige Schätzungen gehen übrigens davon aus, dass die damalige Kontamination, direkt und indirekt, bis zu 150.000 Menschenleben gekostet hat. Das derzeitige „Problem“ der Waldbrände ist, dass sich bei der Katastrophe selbst und in den Folgejahren, zahlreiche ausgetretene atomare Partikel immer noch im Boden und den Pflanzen befinden. Diese sind nun durch die Brände bedroht. Die Brände könnten diese aufwirbeln, freisetzen und in weiter weg befindliche Gebiete verteilen. Während der Bürgermeister von Osersk, Viktor Trofimtschuk, zusätzliche Schritte ergreifen will, um die Bedrohung abzuwenden, warnt der russische Atomkonzern Rosatom vor einer künstlichen Panikmache.

Rosatom-Vertreter Sergej Nowikow meint zu den derzeitigen Waldbränden: „Das Feuer ist etwa 80 Kilometer von Majak entfernt. Deshalb sei das große Atommüllaufbereitungs- und Lagerungszentrum nicht bedroht, Es gibt derzeit keine Gefahr für die Stadt oder die Anlage.“

Berichten des Zivilschutzes zufolge wurde übrigens ein Feuer am Kernforschungszentrum Sneschinsk nahe Tscheljabinsk im Ural gelöscht. Die Einsatzkräfte würden in der Region bleiben, um die Lage zu überwachen, teilte die Behörde der Agentur Interfax mit...

Die direkten und indirekten Bedrohungen des Klimawandels, sind eine enorme Gefahr für uns alle...

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