Das unblutige Finale (eine Kurzgeschichte) - #QuickieWM - LimeSoda Style
Ein Kontrastprogramm zur Fußball WM von @limesoda & @nissla initiiert? #QuickieWM
Dieser Beitrag ist mein Versuch für @limesoda's #QuickieWM.
Wie, Was, Wann, Wo funktioniert es?
Es werden 7 Begriffe aus der Welt des Fußballs vorgegeben
Einen Text mit den 7 Begriffen schreiben, ohne Bezug zu Fußball, am Besten sinnvoll
1 Woche Zeit bis das nächste Thema von @limesoda bekannt gegeben wird
Hashtag #QuickieWM nutzen
Wenn einer oder mehrere vorgegebene Begriffe mit einem Bild darstellen werden, gibt das natürlich einen Bonus
Mehr Info's gibt es im Beitrag von @limesoda #QuickieWM - LimeSoda Style
inklusive des QuickieWM Spielplans.
Meine Begriffe für die letzte Runde der QuickieWM:
- Objekt der Begierde
- Der entrückte König/Stellvertreter Gottes
- Die traurige Gestalt
- Männerfreundschaften
- Bildstörung/Videobeweis/Schiedsrichter
- Magier
- Der Schauspieler/ Der Trickser
Das unblutige Finale

Gurkerl fährt mit einem guten Gefühl im Bauch den Rechner in seinem Redaktionsbüro herunter. Genug für heute. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag. Zudem macht er ja ab sofort nicht nur einfach so Feierabend, legt wie üblich auf dem Nachhauseweg in seiner Stammkneipe noch einen Zwischenstopp ein, um beim ersten Bier des Tages die Theken-Neuigkeiten aus seinem Stadtviertel zu erfahren. Nein, jetzt führt ihn sein Weg geradewegs in die intime Zweisamkeit. Direkt in die Arme seiner frisch angetrauten Ehefrau.
Doch vor dem Vergnügen steht noch ein letzter Anruf in Sachen Altstadtsanierung. Sein (Bild 1)Objekt seiner Begierde: Dribblinski. Denn vielleicht konnte die Kollegin wahrhaftig den Termin für das so heiß ersehnte Interview mit dem Bürgermeister festmachen? Außerdem interessierte es ihn brennend, wie das Treffen mit dem Voll-Pfosten Harald Müller gelaufen ist.
Dribblinski nahm den Anruf sofort entgegen.
„Hallo Olaf, was steht an?“
„Zwei Fragen an dich. Hast du die Knalltüte Müller bereits getroffen und wie sieht es mit einem Termin beim geistig entrückten Superstar (Bild 2) aus? Hat sich da was ergeben?“
„Die Knalltüte hat, ohne zu platzen, geliefert was wir von ihm erwartet haben. Der Termin beim Stellvertreter Gottes (Bild 2) ist morgen um Punkt 11:00 Uhr in seiner Residenz.“
„Klasse gemacht. Das läuft wie geschmiert. Kannst du mir das Interview mit Müller in die Cloud legen?“
„Geht in Ordnung. Doch wäre es besser, wir würden uns noch kurz treffen, um ein paar Details zu klären. Ich bin morgen früh nämlich nicht im Büro. Wir sehen uns erst vorm Rathaus. Wie wäre es in einer halben Stunde bei Donna in der Teestube? Einverstanden?“
Am frühen Abend in der Teestube. Das geht Olaf dann doch etwas zu weit.
„Dribblinski, quäle mich bitte nicht noch in der Freizeit mit Raucherstäbchen und esoterischen Teemischungen. Wir treffen uns im Kurzen Eck bei Paule an der Theke. Bier fehlt es vielleicht an Esoterik, ist aber als isotonischer Durstlöscher unschlagbar.“
„Auch gut. Dann bis gleich.“
So viel zum Vorhaben, den direkten Weg nach Hause einzuschlagen.

Die Ausschnitte aus dem aufgezeichneten Gespräch, das seine Kollegin mit dem Fraktionsvorsitzenden Harald Müller geführt hatte und nun ihrem Kollegen in kleinen Happen servierte, machen Olaf fast sprachlos. In seiner Euphorie, innerhalb kürzester Zeit gleich zweimal zum Interview gebeten zu werden, ließ der treue Vasall des Bürgermeisters auch noch das bisschen Verstand, was ihm zur Verfügung steht, vollkommen außer Acht und reitet sich somit noch tiefer in die Scheiße. So langsam wird der Mann zur tragischen Gestalt (Bild 3), so der erste Eindruck des Journalisten.
Nachdem der erste berufliche Appetit gesättigt ist und Dribblinski wieder ihr Aufnahmegerät in der Tasche verschwinden lässt, wendet man sich dem morgigen Termin mit Sepp Trichter, dem Dogen von Trichter-Town zu. Olaf weiß genau wie wichtig es sein wird, während dieses Gesprächs den Bürgermeister mit den gesammelten Fakten an die Wand zu nageln. Gelingt das nämlich nicht, laufen die internen Drähte der aufgebauten Männerfreundschaften (Bild 4) auf Hochtouren. Spätestens am Abend wären alle krummen Aktivitäten in Sachen Ausschreibung auf Null gefahren. Alle Recherchen wären für die Katz.

„Wieso bist du morgen früh nicht im Büro? Hast du noch eine andere Geschichte am Laufen?“
Dribblinski erkennt die Notwendigkeit dem Kollegen auf die Sprünge zu helfen.
„Schon vergessen, dass ich mich etwas aufbrezeln soll? Genau das steht morgen an. Aber keine Panik, ich bin rechtzeitig am Rathaus.“
„Das soll dir auch geraten sein, denn ohne dich bleibt mir die Tür verschlossen.“
Ganz nebenbei gibt Olafs Kollegin dem Wirt das Zeichen zum Bezahlen.
„Sag mir noch, bevor ich mich auf den Weg mache, was ist mit dem Kamera-Equipment? Du oder ich?“
Während Dribblinski ihren Orangensaft bezahlt, bestellt Olaf bei Paule noch ein Pils.
„Um die Sachen kümmere ich mich, da ich sie vorher noch auf dem Liegenschaftsamt brauche.“
Damit ist vorerst alles geklärt. Während seine Kollegin das Kurze Eck verlässt, begibt sich Olaf an die Theke, nimmt sein Pils entgegen und zahlt auch sofort.
Als Paule ihm das Wechselgeld gibt, lehnt der Wirt sich seinem Stammgast entgegen und erkundigt sich:
„Hast du was läuten hören, dass dem Magier (Bild 6) seiner Frau das schmale Haus hinten in der Altstadt versprochen wurde?“
Natürlich weiß der Angesprochene sofort, wer mit dem Magier gemeint ist. Dahinter versteckt sich kein anderer als Günter Keller, der von Trichter auserkorene Sanierungsexperte. Das Agnomen hat sich Keller durch seine Fähigkeit verdient, im Abstand von maximal zwei Jahren immer wieder eine neue Firma zu gründen, nach spätestens einem Jahr Insolvenz anzumelden und stets Geld in der Tasche zu haben. Ein guter Grund bei dem Mann, der den Magier sowieso auf dem Radar hat, alle Alarmglocken schrillen zu lassen.
„Paule, tu mir einen Gefallen und labere nicht um den heißen Brei rum. Gib dem Gaul Hafer und lass die Katze aus dem Sack. Wer hat dir was auf die Theke gehustet?“
In dieser Rolle und das weiß Olaf (als sein Stammgast) ganz genau, gefällt der Wirt sich besonders gut. Wie jeder Wirt oder Friseur ist er immer bestens informiert, rückt aber nur mit den aufgeschnappten Infos raus, wenn ihm der stehende Applaus sicher zu sein scheint. Alle Voraussetzungen für stehende Ovationen mit anschließendem Schulterklopfen scheinen Paule in greifbarer Nähe. Denn anders ist es nicht zu erklären, dass er seinen Arbeitsplatz verlässt, sich vor die Theke begibt und Olaf ins Ohr flüstert:
„Dem Stork sein Junger, der hat das vorgestern hier am Buffet rausgelassen. Und ihm selbst sei das Eckhaus an der engen Gasse versprochen worden. Mehr kann ich dir auch nicht sagen.“
Olaf Gurkerl, der eigentlich schon seit über einer Stunde in der Gesellschaft seiner Frau den Feierabend genießen sollte, spielt gerade mit dem Gedanken dem Wirt im Kurzen Eck einen Kuss mit Zungenschnalzer zu schenken. Kaum vierzehn Stunden vor dem Showdown mit dem Bürgermeister rollt ihm Paule diese Glückskugel vor die Füße.
Zur innigen Dankbekundung kommt es zwar nicht, doch lässt Olaf seinen Informanten wissen, dass er das geilste, gottverdammte Arschloch diesseits des Urals sei.
Am nächsten Morgen um Punkt 9:00 Uhr hat Olaf im Büro von Ella Bleimehl all das aufgebaut und abgesprochen, was es für ein richtiges Fake-Interview braucht.
Die Verwaltungsangestellte labert fast fünfundvierzig Minuten lang so sicher all die Floskeln einer Ahnungslosen in das Mikrofon, als hätte sie vorab einen Teleprompter gefüttert. Wer im Nachhinein diese Aufnahme zugespielt bekommt, ist sich vollkommen sicher, dass diese Frau die Ahnungslosigkeit zu ihrer Passion gemacht hat. Damit ist Olafs interne Informantin wieder so sauber wie nach einer 90° Wäsche.
Anschließend packt der Journalist nicht nur sein Equipment zusammen, er sortiert auch in aller Ruhe seine Gedanken. Der Bürgermeister kann ihn nicht im Beisein seiner Kollegin vom Interview ausschließen. Die mediale Konsequenz wird dem Dogen nicht in den Kram passen. In diesen sauren Apfel muss er zwangsläufig beißen. Dribblinski soll mit der Esay-Going-Schleim-Ouverture beginnen, Trichter langsam den Blutdruck senken und ihm das Gefühl der Sicherheit vermitteln. Erst wenn alle möglichen Szenarien einer gelungenen Altstadtsanierung dem größten Schauspieler und Trickser (Bild 7) aller Zeiten zu Füßen gelegt wurde, wird er selbst die Führung des Gesprächs von seiner Kollegin übernehmen.
Seit dem frühen Morgen hat Olaf Gurkerl all seine Informationen, das Bild- und Tonmaterial, sowie die zurechtgebogenen Gerüchte von der Straße Stück für Stück zu einer erdrückenden Anklageschrift zusammengestellt.
Das Drama kann also, was den Journalisten betrifft, beginnen.
Eva-Maria Berg, auch bekannt als Dribblinski und angehende Journalistin mit leichter Blasenschwäche, erwartet ihren Kollegen bereits im dritten Stock des Rathauses, dort wo sich das Refugium des Dogen befindet. Ohne die körperlichen Attribute seiner Frau in irgendwelchen Halbschatten stellen zu wollen, muss Olaf anerkennen, dass Dribblinskis Stylistin ganze Arbeit geleistet hat. Dieser Sahneschnitte kann auch Sepp Trichter nicht widerstehen. Da ist sich Olaf so sicher wie selten zuvor.
„Hey Dribblinski, was haben sie aus dir gemacht? Jetzt musst du nur aufpassen, dass der da drinnen nachher vor lauter Sabber im Mund noch ein vernünftiges Wort über die Lippen bringt. Du siehst nämlich klasse aus.“
Eva-Maria geht das Kompliment runter wie Öl. Genau das hat sie jetzt gebraucht, denn die Nervosität scheint ihre inneren Organe in ein regelrechtes Chaos gestürzt zu haben. Leicht zu erkennen an der einsetzenden Unruhe in ihren Beinen.
Dieses Getänzel entgeht auch dem Kollegen nicht, der dieses Phänomen bereits zu Genüge von den Redaktionssitzungen kennt.
„Eva, tu mir einen Gefallen und geh sofort pinkeln. Wenn es nicht klappt, lass dir einen Katheter legen. Aber gedribbelt wird heute nicht.“
Die Angesprochene versucht sich an einem Lächeln.
„Keine Bange, ich bin leer wie mein Sparschwein. Der Rest ergibt sich von ganz alleine, wenn wir nur mal da drin sind.“
„Okay, hoffen wir das Beste. Denn nasse Unterhosen soll nachher nur der Doge haben. Wir sind vorbereitet, hoffen auf keine Bildstörung, haben anschließend einen Videobeweis und den Job des Schiedsrichters (alle zu Bild 5) sollen nachher die Anderen übernehmen.

Vier Stunden später sitzt Olaf Gurkerl wieder in seinem Büro und arbeitet an dem Artikel, der die Leser auf einen baldigen Wechsel im Amt des Bürgermeisters vorbereitet. Eine eiligst einberufene Redaktionskonferenz hatte zuvor einstimmig beschlossen, intern noch geheim gehaltene Unterlagen bezüglich der Vorgänge um die Altstadtsanierung an die Staatsanwaltschaft weiter zu leiten.
Die allererste Konferenz übrigens, die Eva-Maria Berg ohne Dribbel-Einlagen überstand.

Wow Toller Bericht ich ziehe meinen Hut. lg
Dein Beitrag wurde von einem Kurator @markus.light (kein Bot!) des German-Steem-Bootcamp gesichtet und mit einen Upvotes über ein paar Cent belohnt.
Hihi, feines Finale. Somit ist Kroatien für mich nun doch Weltmeister.
Ich bin aber doch froh, dass die WM nun vorbei ist, lese deine Geschichten lieber am Stück und freue mich, dazu doch immer mal wieder die Gelegenheit zu erhalten.
Obwohl... Was macht eigentlich Herbert?!
LG, Chriddi
Herbert, so viel sei verraten, hat mich zum Mittagessen eingeladen.
Das Treffen könnte in einem Zeilensalat enden.
Grund genug also an der Schraube für die sensible Vorfreude zu drehen.
Der Rest ist reine Gefühlssache ...
Wolfram
Ha, da hast du den Dreh ja richtig cool hinbekommen - alle Achtung! Als wenn es alles Elfmeter für dich wären ;-) Super Artikel! Finale grande! Lieben Gruß
Kadna
Hallo Kadna!
Du weißt ja, wie das mit den Elfmetern so ausgehen kann...
Aber, wenn du der Meinung bist, ich hätte das Ding versenkt, dann braucht es auch keinen Videobeweis!
Danke für das Kompliment
Wolfram
Hihi - wie lange sich dieser "Fußballsprech" wohl hält? Wenn es nach Kunigunde geht... nicht lange ;-)
Gerne doch und lieben Gruß
Kadna
... und morgen hat die Erdbeere ihren Auftritt!
So viel kann ich dir verraten, Madame ist stocksauer!
Cool - da freu ich mich schon!
Hi @w74, I'm @checky ! While checking the mentions made in this post I found out that @nisslainitiiert doesn't exist on Steem. Maybe you made a typo ?
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