[DE/EN] Progressive Metal ist die schlechteste Musikrichtung mit der man als Musiker starten kann / Progressive Metal is the worst music genre one can start with as a musician

in #progressive7 years ago (edited)

An english version is down below
Autor: Alexander Ringler


Wie könnte der Einstieg in progressive Musik aussehen?

In meinem letzten Text habe ich Argumente geliefert, warum progressiver Rock und Metal für Musiker durchaus die besten Stile darstellen können. Mit diesem Text will ich meine Ursprungsthese nicht widerlegen, sondern erweitern, denn was ich in der Amateurmusiker-Szene bisher erlebe, ist dass Bands sich den Label ‚Progressive‘ aufgesetzt haben, dabei aber qualitativ schlechte Leistungen liefern.

Im folgenden kommt möchte ich also darlegen, woran das liegt und wie man die Problematik lösen kann.


Die fehlende musikalische Basis

Es gibt diese zwei Extreme, dass der Musiker zuerst studiert, bevor dieser eine Gitarre in die Hand nimmt (Dream Theater), oder dass der Musiker beschließt ein Instrument zu lernen, um eben sofort progressive Musik auszuüben. Das funktioniert so nicht. Die ersten Musiker, die progressiven Rock gemacht haben, hatten meistens mindestens zwei Standbeine, die ihnen geholfen haben ihren Stil zu entwickeln. Zum einen gab es schlicht gesagt die Rockmusik im weitesten Sinne und meistens haben diese Musiker auch Jazz und/oder Blues als zweites Standbein.

Damit möchte ich nicht ausdrücken, dass jeder progressiver Rocker und Metaller Jazz studieren muss, aber es soll klar werden, dass die musikalische Basis enorm gewesen ist und um den heutigen Standards zu genügen, reicht es nicht ohne die nötige Vorbereitung einfach drauf los zu musizieren.

Den Musikern muss klar sein, was mit dem progressiven Rock geschehen wird, wenn der Name zu oft als Label verwendet wird, um Qualität vorzugaukeln, wenn die Künstler dahinter noch Anfänger sind.

In diesem Sinne sei nochmal betont, dass es keine Schande ist, als Anfänger auch anfängerfreundliche Musik zu lernen. Es ist heutzutage nicht schwer komplexe Musik zu notieren, aber es wird immer gleichermaßen schwer bleiben das eigene Instrument zu spielen und das bedarf Zeit. In einer schnelllebigen Kultur, die wir mittlerweile erreicht haben, kann das nicht oft genug betont werden, denn wir sind es gewöhnt, alles innerhalb von 2 Tagen über Amazon zu bekommen. Aber genauso, wie wir von Kindern nicht erwarten innerhalb von einer Woche lesen zu können, sollten wir von uns Musikern auch nicht erwarten, Musik zu machen, die per Definition außerhalb unserer persönlichen Grenzen liegt, bevor wir unsere eigenen Grenzen erweitern.


Was können neue progressive Bands machen

Nach meiner Erfahrung bringt jeder Musiker sehr unterschiedliche Erfahrungen mit in die Band. Wenn wir davon ausgehen, dass keiner der Musiker den nötigen Hintergrund hat, um mit progressiven Rock oder Metal zu starten, brauchen alle Beteiligten eine gewisse Grundneugier auf das neue.

Im ersten Schritt sollte die Band einen coolen Song komponieren, den Sie gemeinsam spielen können. In der Zwischenzeit beschäftigt sich einer der Gitarristen intensiver mit dem Blues und fragt sich dann, wie man eben diesen Song um sein Element erweitern kann. - Je nach Bandstruktur, kann es passieren, dass der erste Song aber nicht verändert werden sollte, also wird dieser Blues zu einem Teil des nächsten Songs. Ähnliches kann ein Keyboarder (mit einschließlich Klaviersound) entscheiden etwas über den Jazz zu lernen und aus den selben Gründen mit diesem Hintergrund am übernächsten Song mitwirken.

Im zweiten Schritt beginnt die eigentliche Stilfindung. Die musikalische Basis sollte irgendwann erforscht sein und die Musiker müssen sich mit Fragen auseinandersetzen, die beispielsweise den Sound der Instrumente betreffen oder welche Elemente anderer Musik einzubinden ist. Eine neue Band braucht mindestens ein halbes Album an gemeinsamer Musik, bevor Sie ihr erstes Konzeptalbum schreiben können.

Im dritten Schritt ist zu prüfen, ob sich die Band in ihrer Härte verliert. Die Gefahr besteht bei Progressive Rock weniger, aber beim Metal ist es so, dass auch aufgrund der Reaktion der Metal-Szene, die Musik eben immer härter ‚sein muss‘. Wer progressiven Metal machen möchte, dem muss klar sein, dass das nicht die selbe Zielgruppe ist. Und während viele Metaller sehr offen sind für neue Ideen, wird auch schnell klar, dass Opeth und Arch Enemy nicht exakt die selben Fans haben.
Bei Progressive Rock besteht eben die Gefahr, dass man sich stattdessen in einer Komplexität verliert, die der Zuhörer dann nicht nachvollziehen kann. Das ist ein Thema für sich, aber grundsätzlich würde ich für jede Musikrichtung formulieren, dass ihre Aufgabe ist, den Horizont der Zuhörer zärtlich zu erweitern. So kann man Schritte von Pop-Musik zu Rock, dann zu Metal und schließlich zu Progressive Rock gehen. Es sollte die Komplexität nicht so sehr übersteigen, dass 'Dream Theater'-Fans ein Problem damit haben, die Musik zu verstehen, denn wenn diese Brücken nicht gebaut werden, wird der Zuhörer den Weg zu neuer Musik nicht gehen.

Diese drei Schritte sind als Kreis zu verstehen, wenn man die Idee ernst nehmen möchte, dass progressive Musik sich eben entwickeln muss. Ich sehe aber auch, dass Bands mit fortschreitendem Alter irgendwann beschließen, dass ihr Stil fertig entwickelt ist. Das ist auch keine Schande, sondern irgendwo auch menschlich. Arjen Luccassen hat über sein Album ‚The Source‘ gesagt, dass es jmd. anderes geschrieben haben könnte und er hätte dennoch vor Gericht gewonnen, wenn er argumentiert hätte, dass diese Musik nach Ayreon klingt. Vielleicht ist das juristisch nicht richtig, aber er war sehr glücklich darüber seinen Stil gefunden zu haben und damit gewissermaßen abgeschlossen zu haben.


Tango Argentino als musikalische Basis?

Abschließend möchte ich ein wenig über meine musikalische Basis reden. Ich habe früher in Rock- und Metalbands gespielt und kann schon sagen, dass dieses Standbein bei mir gefestigt ist. Ich habe im weitesten Sinne keine Ausbildung zu Blues oder Jazz hinter mir und dennoch behaupte ich, dass ich eine ausreichende musikalische Basis habe, die es mir ermöglicht progressiv zu sein: Tango Argentino.

Ich tanze seit 7 Jahren Tango und habe mich auch musikalisch damit beschäftigt. Tango Argentino vereint zwei Eigenschaften: Zum einen ist es vorhersehbar genug, damit Tänzer, die ein bestimmtes Tangostück nicht kennen dennoch in der Lage sind dazu zu tanzen und darauf zu improvisieren. Andererseits ist die Musik für den Musiker so komplex, dass man nicht so ohne weiteres diesen Stil kopieren kann. Song- und Riffstruktur hat sich in der Popmusik nicht durchsetzen können und Metaller greifen die Themen in der Regel nicht auf, aber der Tango erfreut sich dennoch einer 100 jährigen Beliebtheit weltweit.

Ich war bereits auf der Suche und habe eine CD gefunden, von der behauptet wurde, dass es progressiver Rock mit Tango Elementen sei. Unglücklicherweise klingt diese CD (ohne es beim Namen zu nennen) sehr amateurhaft und nur weil es eine Band aus Buenos Aires ist, heißt es nicht, dass es Tango ist. Ich glaube, dass im argentinischen Tango noch viel Potential schlummert, welches nützlich für progressiven Rock und Metal sein kann.

Hier habe ich meine musikalische Basis anhand eines kleinen Tango, den ich komponiert habe, demonstriert.


Fazit

  • Du solltest deine musikalische Karriere mit Musik beginnen, die nicht Progressive Rock und Metal ist
  • Sie sollten für neue Ideen offen sein
  • Man sollte geduldig sein
  • Du solltest deine eigenen Grenzen kennen und sie langsam erweitern

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Peace


What could be a good start into progressive music for a musician?

In my last text, I have argued that progressive rock and metal can be the best styles for musicians. With this text, I do not want to disprove my original thesis, but to expand, because what I experience in the amateur music scene so far, is that bands set up the label 'Progressive', but at the same time deliver poor quality.

In the following I would like to explain, why this is and how to solve the problem.


The missing musical basis

There are these two extremes that the musician studies first, before he picks up a guitar (Dream Theater), or that the musician decides to learn an instrument in order to practice progressive music at once. It does not work like that. The first musicians who made progressive rock usually had at least two pillars that helped them develop their style. For one thing, there was simply rock music in the broadest sense and most of the time these musicians also have jazz and / or blues as their second mainstay.

I do not want to say that every progressive rocker and metalhead has to study jazz, but it should be clear that the musical base has been enormous and to meet today's standards, it is not enough to make music without the necessary preparation.

The musicians have to be aware of what will happen to progressive rock when the name is used too often as a label to fool quality when the artists behind it are still beginners.

In this sense, it should be stressed once again that it is no shame to learn beginner-friendly music as a beginner. It is not difficult to write down complex music today, but it will always be equally difficult to play your own instrument and it takes time. In a fast-paced culture that we've achieved in the meantime, that can not be emphasized enough, because we're used to getting everything through Amazon within 2 days. But just as we do not expect children to read within a week, we should not expect musicians to make music that is by definition beyond our personal boundaries before we expand our own boundaries.


What can new progressive bands do?

In my experience, every musician has very different experiences in the band. If we assume that none of the musicians has the background to start with progressive rock or metal, everyone involved needs some basic curiosity about the new one.

In the first step, the band should compose a cool song that you can play together. In the meantime, one of the guitarists deals more intensively with the blues and then wonders how to expand this song to its element. - Depending on the band structure, it may happen that the first song should not be changed, so this Blues will be part of the next song. Similarly, a keyboarder (including piano sound) decide to learn something about jazz and, for the same reasons, contribute to the next song with this background.

In the second step, the actual style finding begins. The musical basis should eventually be explored and the musicians have to deal with questions that concern, for example, the sound of the instruments or which elements of other music is involved. A new band needs at least half an album of shared music before you can write their first concept album.

The third step is to check whether the band loses to its hardness. The danger is less with Progressive Rock, but with Metal it's just that because of the reaction of the metal scene, the music just has to be harder. If you want to do progressive metal, you have to realize that you don't target the same group of fans. And while many metalheads are very open to new ideas, it quickly becomes clear that Opeth and Arch Enemy do not exactly have the same fans.
With Progressive Rock, there is the danger that you will instead lose yourself in a complexity that the listener can not comprehend. That is a topic of its own, but in principle I would say for every musical genre that its task is to delicately broaden the listener's horizon. So you can go from pop music to rock, then to metal and finally to progressive rock. It should not exceed the complexity so much that 'Dream Theater' fans have a problem understanding the music, because if these bridges are not built, the listener will not make the path to new music.

These three steps are to be understood as a circle, if one wants to take the idea seriously that progressive music has to develop. But I also see that bands as they get older decide that their style is finished. That is no shame, but somewhere human too. Arjen Luccassen has said about his album 'The Source' that it could be written by something else and he would have won in court if he had argued that this music sounds like Ayreon. Maybe that's not legal, but it shows that he was very happy to have found his style and, so to speak, completed it.


Tango Argentino as a musical basis?

Finally, I would like to talk a bit about my musical base. I used to play in rock and metal bands and I can say that this foothold is solidified with me. In the broadest sense, I have no background in blues or jazz and yet I maintain that I have a sufficient musical base that allows me to be progressive: Tango Argentino.

I've been dancing tango for 7 years now and have been musically involved with it. Tango Argentino combines two qualities: Firstly, it is predictable enough that dancers who are not familiar with a particular tango piece are still able to dance and improvise on it. On the other hand, music is so complex for the musician that you can not easily copy that style. Song and riff structure has not prevailed in pop music and metallers usually do not pick up the themes, but the tango still enjoys 100 years of popularity worldwide.

I was already searching and found a CD that was claimed to be progressive rock with tango elements. Unfortunately, this CD (without naming it) sounds very amateurish and just because it's a band from Buenos Aires does not mean it's tango. I believe there is still a lot of potential in Argentine tango that can be useful for progressive rock and metal.

Here I demonstrated my musical basis with a small tango that I composed.


Conclusion

  • You should start your musical career with music other than Progressive Rock and Metal
  • You should be open to new ideas
  • One should be patient
  • You should know your own limits and expand them slowly

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Peace

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Hey danke für den ausführlichen Artikel, ist weniger meine Musik, aber ein Freund meinerseits erzählt des Öfteren, dass er Soloprojekte (eine Person Bands) am meisten feiert. Kannst Du uns zu der Thematik und Herangehensweise aufklären? Ich bin mir nicht sicher, ob es da auch was im progressive Metal Bereich gibt. Soweit ich mich erinnern kann, war das Doom und Black Metal. Naja, weißt Du mehr darüber?


Gerade im Metal Bereich ist die Gage doch extrem gering, oder? Ich meine die meisten Bands verdienen durch Merchandise und Tourneen in kleinen Bars. Denke die Meisten machen das weniger aus Profitgründen (wie im Pop-Bereich), sondern mehr aus Leidenschaft und Hobby.

Witzig, dass Du Tango mit eingebracht hast - wie auch im Kampfsportbereich war Bruce Lee auch ein ausgezeichneter Tango Tänzer. Sehr wertvoll wenn sich Disziplinen funktional verbinden lassen.

Hi und danke für den Lob,

  • eine Person Bands
    Dazu könnte ich was schreiben, weil ich bald einen Musikerkollegen treffe, der genau das macht. - Ich möchte ihn auch dazu überreden Steemit (und vor allem Dtube und Dsound) für seine Musik zu nutzen und bestimmt lässt sich das verbinden.
  • Soloprojekte
    Im Bereich Prog würde ich da Arjen Luccassen nennen. Er hat in seinem Projekt Ayreon unzählige Gastmusiker eingeladen, die nach seinen Vorgaben gearbeitet haben und darüber hinaus hat er auch andere Projekte, in denen er allein oder relativ allein musiziert hat.
  • Mein Projekt
    So ähnlich mache ich das übrigens auch, nur mit deutlich weniger Geld :-D Etwa im Herbst 2018 wird Album, eine Rock Oper, die im Stil Prog Rock mit leichten Anteilen von Tango, ist, fertig.
  • Bruce Lee und Tango
    Ich habe Wing Tsun probiert und es zwar nicht fortgeführt, aber für mich war ab Tag 1 klar, dass der Tanz und die Kampfkunst prinzipiell nach der selben Philosophie arbeitet. Und Lee hat ja auch Wing Tsun gelernt. Das schöne an Tango als Tanz, Progressive Rock als Musik und Jet Kun Do als Kampfkunst ist ja eben, dass das alles Philosophien sind, die nicht durch Dogma und Traditionen einzuschränken sind. Du öffnest deinen Verstand dafür, das zu tun, womit du dich vollkommen ausdrücken kannst.

Ich muss sagen, dass es mich absolut nicht überrascht, dass Lee auch Tango getanzt hat :-D aber diese Info ist mir neu.

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