Grenze
Grenze
Eine Grenze ist der Rand eines Raumes. Ein Trennwert, eine Trennlinie oder eine Trennfläche. Grenzen können geometrische Räume begrenzen. Dazu gehören politische oder administrative Grenzen, wirtschaftliche-, Zollgrenzen oder Eigentumsgrenzen. Grundstücksgrenzen werden im Liegenschaftskataster nachgewiesen. Räume können unscharf begrenzt sein, etwa Landschaften, Kulturgrenzen oder Verbreitungsgebiete, die man in der Natur kaum durch Linienstrukturen festmachen kann.
Die Besitznahme unserer Welt ist immer auch ein Akt der Grenzziehung. Das Bauen, das Erschaffen von Architektur, bedeutet immer einen Raum von jener Umgebung abzugrenzen, in die er eingefügt wird. In der Architektur ist die Grenze omnipräsent. Im Entwurfsprozess ist man in ein komplexes Grenzgeflecht eingebunden. Die Möglichkeiten sind begrenzt durch unsere Sprache, unsere Kultur, unsere Vergangenheit, den verfügbaren Materialien, Technologien und nicht zu vergessen durch die Beschaffenheit der direkten Umgebung. Das unmögliche zu vollziehen wäre somit gleichzusetzen mit einer Grenzüberschreitung.
Diese progressive Handlung erzeugt eine neue Grenze. Dieser uns umgebende Kontext aus unterschiedlichsten Begrenzungen wandelt sich unentwegt, ohne dabei klar umrissen zu sein. Die Identifizierung jener Grenzen, die bereits bezwungen worden sind, erscheint oftmals klarer als eine Bestimmung neu etablierter Grenzlinien im Moment ihrer Überschreitung. Betrachtet man die Grenze nicht nur als etwas Beschränkendes, sondern als Eingrenzung, so wird sie zum Hilfsmittel. Grenzen bestimmen damit auch ein einträgliches Feld, in dem wir uns bewegen können – sie bilden einen Rahmen, der einer Ausuferung ins Bodenlose entgegenwirkt.