Naturlyrik aus dem Wohnzimmer [004]: "Des Anglers Glück"
In unserer Gesellschaft gibt es zahlreiche Gemeinden, auch Communitys genannt, deren Mitglieder mehr oder weniger isoliert vom Rest ihr Dasein frönen. Insbesondere eine dieser Gemeinschaft gerät im Zeitalter der Digitalisierung immer mehr in Vergessenheit: Die der Angler.
So wollen wir uns heute das Einzelschicksal eines dieser Individuen anschauen, das es immer wieder aufs Neue tapfer mit der Natur und dem eigenen Geduldsfaden aufnimmt.
Des Anglers Glück
Der Angler sitzt an einem See
Doch ist kein Fisch in Sicht
Bald ist Weihnacht, doch fällt kein Schnee
Nur Eiseskälte sticht.
Der Angler sitzt an jenem See
Und fängt an einzudösen.
Konzentration ist schnell passé
Wenn Lippe und Sabber sich lösen.
Doch plötzlich da, ganz unverhofft,
ertönt ein lautes Platschen.
Der Angler hörte es oft,
wie Fisch auf Wasser klatschen.
Ein Ruck geht durch die Angelschnur,
bis in die Fingerspitzen.
Mit der Rute auf dem Schulterblatt,
beginnt er nun zu flitzen.
Ein ungleicher Kampf nimmt seinen Lauf,
zwischen Land- und Wassertitanen,
Im Mensch bäumt auf, sich Urgewalt
Bringt Natur in seine Bahnen!
Mit andern Worten, ganz salopp,
der Angler steht auf, es macht kurz „flopp!“
Mit einem Mal im Winterklee,
(der Dichter entschuldigt schonmal fürs Klischee,)
betrachtet der Angler in seufzender Ruh
den ausgefransten Herrenschuh.
Worin bestand nun des Anglers Glück?
mögt ihr euch sicher fragen.
Folgt der Geschichte noch ein Stück,
dann kann ich es euch sagen.
Zum Glück fing unser Angler hier,
keinen Fisch, denn wisst: sein Weib,
verabscheut wie kein zweiter Mensch
zum Mahl des Fisches Leib.
Der Angler ist so hocherfreut,
er hat den Fang vermieden.
der See behielt sein liebstes Kind,
der Mensch den häuslich Frieden.