[Ich rante hier][Kommentar]Eine schwachsinnige DiskussionsteemCreated with Sketch.

in #opinion2 years ago

Um ehrlich zu sein verstehe ich diese ganze Debatte so langsam nicht mehr. Herr Wissing hat sich einen Hügel gebaut, auf dem er jetzt ums politische Überleben kämpfen wird. Normalerweise witterte ich in einer solchen Situation "Klientelpolitik", "Lobbyismus" oder gar "Vetternwirtschaft", so zynisch bin ich wahrscheinlich auch schon geworden.

Aber hier macht selbst das wirklich keinen Sinn! Der Gesetzesvorschlag beinhaltete von Anfang an extrem viele Ausnahmen: Der schönste, traditionsfortführendste Bugatti; der letzte, beste Porsche in jeglicher Fahrzeugkategorie und der reinrassigste Ferrari ist also selbst nach dem Stichtag 2035(!) noch sicher.

Unschön für den ein oder anderen Prinzipientreuen? Klar! Man kann dem EU-Parlament und der Kommission vieles vorwerfen. Das dort nur baumkuschelnde, ökoradikale, linksfeministische Freiheitshasser sitzen gehört auf keinen Fall dazu.

Hier geht es ganz klar um eins: Massenautos. Normale Leute für die ihr Auto in erster Linie Gebrauchsgestand ist, sollen möglichst klimaneutral von A nach B kommen können. E-Fuels sind vielleicht noch bilanziell CO₂-neutral, liegen jedoch laut prognostizierten Herstellungskosten dann bei rund 5€/l. Mag sein, dass es hier noch ein paar Dürchbrüche gibt, alles geschenkt... Aber wenn wir bedenken, dass bei einem durchschnittlichen Dieselpreis von 1,96€/l Wissings Partei schon anfängt Subventionen auszuschütten – man kann argumentieren richtigerweise – wie soll das erst bei der doppelten Summe sein?

Jetzt bin ich ja kein Gegner von Subventionen, aber das die gerade von der "Der Markt macht das alles viel besser"-Partei kommen, ist an Absurdität kaum zu überbieten. Man tut hier auch den eigenen Überzeugungen keinen Gefallen.

Statt als Teil der Forschrittskoalition die Gelegenheit zu Nutzen und dem deutschen Mittelstand dazu zu verhelfen wieder an die Spitze dieser Zukunftsmärkte zu gelangen, macht die FDP leider das Gegenteil. Langfristig gesehen sorgt diese Fixierung auf dem Verbrenner für eine Art von Osborne-Effekt. Die Leute, die sich die neue Technolgie leisten könnten, warten noch auf die "serienreife" der nächsten Autogeneration.

Und während die letzen Zweifler noch E-Fuels verteidigen, die Probleme wegreden und simple Fragen trotzdem unbeantwortet lassen, verliert vor allem der normale Bürger, um den man sich angeblich so viel sorgt.
Ehe wir uns versehen sind unsere Investments dann gestrandet. Das hilft Niemandem. Nicht den Unternehmen, die Batterietechnik, E-Auto-Technologie und die dazugehörige Technik sowieso schon viel zu lange stiefmütterlich behandelt haben. Und schon garnicht hilft es denen, die sich bis dahin noch einen neuen teuren Verbrennerklotz ans Bein hängen.

Wie kann man nicht sehen, dass wir E-Fuels – und Ausgangsstoffe wie Biomethan oder grünen Wasserstoff – für viel wichtigere Dinge brauchen werden, da sie in anderen Kontexten nicht nur nahezu alternativlos sind, sondern das auch bleiben werden?
Wie kann es sein, dass die selben Leute die E-Autos für netzunverträglich erklärt haben, jetzt auf einmal kein Problem darin sehen, den Stromverbrauch noch viel eklatanter zu erhöhen um E-Fuels in großem Stil herzustellen? Sehen die selben Leute, die den Ausbau ernuerbarer Energien für unmöglich und überhastet hielten, etwa auf einmal noch viel mehr Potenzial für grünen Strom als der enthusiastischste Jünger von Volker Quaschning, um ihn in ineffizienten Prozessen verschleudern zu können?

Die selben Leute, die die Produktionskette von E-Auto-Akkus verteufelten – nicht ganz unbegründet – beginnen auf einmal Hybride als Antwort herauf zu beschwören? Wie kann es sein, dass die selben Leute, die das mangelnde Netz an Schnellladesäulen, als totschlagargument benutzt haben, dass jetzt wahlweise bei E-Fuels oder Wasserstoff gar nicht erwähnen?

Die einzige Antwort, die ich gerade hierauf finde, ist: Man will eigentlich noch immer nichts ändern. Und jeder Weg, der irgendwie dabei hilft, klare Weichenstellungen zu verhindern, wird jetzt im Namen der der gut klingenden Technolgieoffenheit gegangen. Die Zukunft kommt. Und nach wie vor gilt: entweder man geht mit der Zeit, oder man geht mit der Zeit.

Eine Partei in der Floskeln von Disruption und Machertum zum guten Ton gehören, täte gut daran, sich dies endlich vor Augen zu führen.

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