Stärken und Schwächen — Worauf es wirklich ankommt
Was sind deine Stärken? Was sind deine Schwächen? — Das sind typische Fragen. Und: Die meisten Menschen sind auf diese Fragen kaum richtig vorbereitet, weil sie sich (selten) mit sich selbst, ihren Eigenschaften, ihren Stärken und Schwächen bewusst auseinandersetzen. Spätestens in einem Vorstellungsgespräch wird man mit ihnen konfrontiert.
Wer durchdacht, geschickt und kreativ antwortet, beweist kommunikative Kunstfertigkeit. Wer hingegen gute Bewerbungsratgeber liest, sich entsprechend vorbereitet, glaubwürdig und klug antwortet, ist im Vorteil.
· Ich bin ein Perfektionist.
· Ich arbeite zu viel.
· Ich habe keine Schwächen.
Diese und ähnliche Antworten sind Phrasen, die man lieber nicht nennt. Auch Ungeduld ist eine Schwäche, die häufig mit ausgeprägtem Ehrgeiz zusammenhängt. Wer zu schnell und zu viel auf einmal erreichen will, der Aufgabe aber (noch) nicht gewachsen ist, überzeugt nicht glaubwürdig. Wer zu viel arbeitet, offenbart möglicherweise, dass er sein Zeitmanagement nicht im Griff oder kein Privatleben hat; ein Perfektionist hingegen deutet an, dass er so perfektionistisch ist, dass er nicht einmal zu seinen Schwächen steht. Es ist nicht konstruktiv.
Es erfordert Geduld ein anspruchsvolles Projekt und andere Menschen zu führen. Verhaltenseigenschaften wie Geduld, Durchhaltevermögen oder Gelassenheit können sogar eine Tugend sein. Manche Herausforderungen erledigen sich von selbst, oder man erhält im Laufe der Zeit Informationen und Ideen, die eine bessere Lösung ermöglichen.
Es ist wünschenswert und sinnvoll, sich mit seinen Stärken und seinen Schwächen auseinander zu setzen — und mit ihnen ehrlich umzugehen. Intelligent ist, wer seine Schwächen Schwäche und seine Stärken Stärke sein lässt. Schließlich hat jeder gewisse Schwächen.
Wer aufrichtig nach den Stärken oder Schwächen fragt, interessiert sich dafür, ob jemand ehrlich und selbstkritisch ist. Wer Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit mit einem guten Vorsatz verbindet, ist in der Lage eine gute Antwort zu geben. Das bedeutet, eine Schwäche ruhig zugeben, mit Selbstbewusstsein dazu stehen, anschließend auch erklären, wie man mit ihnen konstruktiv umgeht.
Eine Empfehlung wäre folgendes Beispiel:
„Ich habe Probleme damit, vor größerem Publikum zu sprechen. Ich bin dann meistens nervös und fühle mich unwohl. Aber ich versuche das in den Griff zu bekommen. Deshalb habe ich begonnen, einen Rednerkurs zu belegen.“
Wer sich um seine Kommunikationsfähigkeit und Präsentationstechnik kümmert, für den ist die Schwäche auch kein Problem mehr. Im Gegenteil: Diese Maßnahme unterstützt die eigene Kommunikationskompetenz. Schließlich ist Durchsetzungsfähigkeit das, was von Führungstalenten erwartet wird.
„Ich habe einige Schwächen: xxx, yyy, zzz. Aber offen gestanden investiere ich meine Energie mehr in meine Stärken und entwickle sie. Und zwar so und so und so.“
Es ist ratsam, einige Schwächen zu nennen. Entscheidend ist, zu erkennen zu geben, dass man Prioritäten setzt. Nicht Energie und Zeit in Schwächen investieren, die vermutlich langfristige Schwächen bleiben, sondern Stärken und Talente weiter entwickeln. Das ist klug und beweist Charakterstärke.
Weitere Beispiele für Schwächen sind Aussagen wie diese:
· Ich kann schlecht Nein sagen.
· Meine Selbstorganisation könnte besser sein.
Wer seine Schwächen mit positiven Aspekten verbindet, gewinnt. Die fehlende Selbstorganisation lässt sich beispielsweise durch Maßnahmen ausgleichen; wer seine Aufgaben und Termine aufschreibt, behält den Überblick.
Wenn es um die Stärken geht, fühlen sich viele auf der sicheren Seite. Es ist einfacher, über die eigenen Qualitäten zu sprechen und sie zu betonen. Wer einige Stärken hervorhebt, die er wirklich besitzt und die für eine Aufgabe oder ein Projekt wichtig sind, macht es vorbildlich. Wer zudem realistisch, bodenständig und glaubwürdig bleibt, überzeugt. Im Idealfall findet man die goldene Mitte.
Es ist beeindruckend, wenn man seine Stärken durch konkrete Beispiele unterstreicht. Eine vorherige Anstellung in einem Unternehmen, oder gewisse Erfolge sind häufig ein guter Ansatzpunkt.
Schlussfolgerung:
· Einige wichtige Stärken nennen
· Stärken durch Beispiele unterstreichen
Die folgenden Beispiele dienen als Inspiration. Sie können zeigen, wie das in der Praxis aussehen kann.
· „Mir liegt es, neue Aufgabenbereiche und Themengebiete schnell zu verstehen. Aus diesem Grund arbeite ich auch gerne im Projektmanagement, da man sich immer wieder auf neue Situationen einstellen muss.“
· „Ich kann sehr gut unter Zeitdruck und Stress arbeiten. Als in meinem letzten Beruf die Deadline für ein großes Projekt kurz bevorstand, hat mich das zu noch besseren Leistungen angetrieben.“
· „Um Probleme zu lösen, kommt meine Kreativität oft sehr gelegen. Während meiner Ausbildung habe ich zusammen mit einigen Kollegen regelmäßig ein Meeting veranstaltet, in dem wir gemeinsam durch Brainstorming neue Ideen entwickelt haben.“
· „Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, gebe ich nicht nach. Diese Zielstrebigkeit hat mir geholfen, nicht aufzugeben, auch wenn die Chancen schlecht standen, und am Ende den Ausbildungsplatz zu erhalten.“
Referenz: Jochen Mai: Vorstellungsgespräch: "Stärken und Schwächen", unter: http://karrierebibel.de/vorstellungsgespraech-staerken-schwaechen/ (abgerufen am 21.2.2017) · Foto: www.theodysseyonline.com