Erinnert ihr euch noch als alles zusammen brach?steemCreated with Sketch.

in #life6 years ago

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Dieser Moment im Leben, wo man sich selbst noch überhaupt nicht gefunden hat und einfach nur die Ansprüche die an einen gestellt werden erfüllen will aber es nicht kann. Für die meisten kommt der Moment wohl mit der ersten Ausbildung; bzw direkt nach der Schule.

Ich weiß das noch ziemlich genau. Ich war immer nur der Schüler der sich durch geschmuggelt hat. Hier 'ne 3, da 'ne 4. Auch mal ein paar 5er. Immer nur damit es gereicht hat für das nächste Jahr. Nicht weil ich faul war - Ich sah keinen Grund für bessere Noten.
Direkt nach der Schule aber, in der Ausbildung, hagelt es schlechte Noten. 5er waren mein Standard. Auch mit lernen wurde es nicht besser. Ich habe gekämpft und verloren. Das ganze hat mich nicht nur die Ausbildung gekostet - auch meinen Platz in der WG. So war es ein kleiner Ausflug, der mir gezeigt hat wie die Welt funktioniert oder das ich nicht in ihr funktionierte.

Zurück zuhause fand ich dann lange keinen Anschluss, so war nicht nur das eine Jahr verloren, sondern auch ein weiteres. Für mich war es zu diesem Zeitpunkt kaum zu ertragen. Ich saß fest, wo meine Freunde kein Problem hatten Anschluss zu finden. Auch wenn ich keinen direkten Druck von meinen Eltern bekommen hatte, fühlte ich mich dennoch schlecht sie mal um mal zu enttäuschen. Der Druck steigerte sich jeden Tag, bis zu dem Zeitpunkt wo ich im Grunde niemanden mehr hatte.

Was ist nur los?

Nicht einmal 2 Jahre aus der Schule und mein Leben erschien mir schon am Arsch zu sein.

Ich wusste die ganzen Monate nicht was ich überhaupt wollte, was ich konnte, worin ich besser war als andere. Niemand konnte mir das sagen. Alle um mich herum waren so nutzlos und haben nur den Druck auf mich erhöht. Die Bewerbungen die ich schrieb kamen meist gar nicht zurück. Was für mich aber ein Grund zur Hoffnung war, denn keine Antwort ist auch keine Absage.

Ausbildung!

Es klappte dann auch Ich fand eine Ausbildung und zog sie durch. Nicht zu schlecht, auch nicht zu gut, ich gab mir Mühe. Dann, als ich fertig war und die Zeit zum Bewerben an stand fiel ich wieder tief. Die Ausbildung in der Tasche doch ich wurde nicht eingeladen. Ich saß wieder beim Arbeitsamt. Doch woran lag es? Ich hab an der Art der Bewerbung gearbeitet, an Bewerbungsbildern, und und und. Doch nichts half. Bis zu diesem einen Tag. Ausgerechnet die Bewerbung in die ich meinen ganzen Frust rein schrieb wurde beantwortet und verhalf mir zu einer Einladung.

Ich war Happy, ich bereitete mich auf alle möglichen Fragen vor. Nichts konnte mich stoppen!
An diesem Tag dann, ich war super aufgeregt und saß im Warteraum. Jede Minute dauerte gefühlte Stunden. Diese Uhr an der Wand, oder besser gesagt ihr Tick-Tack brannte sich förmlich in mein Ohr. Es war erlösend als ich herein gebeten wurde. Ich schüttelte die Hände und wurde zum hinsetzen gebeten. Der erste Satz war war jedoch schon das Ende.

Zu Beginn sollten Sie wissen, dass wir Sie nicht her gebeten haben um über den Job zu reden. Unsere Plätze sind alle bereits vergeben.

Ich saß regungslos da.

Wir waren geschockt, dass jemand in ihrem Alter so eine negative Einstellung der Berufswelt entgegen bringt.

An dem Punkt war es für mich genug. keine Minute war vergangen, dass ich mich in den Stuhl setzte, ich stand auf und sagte

Danke.

Als ich dann aus dem Raum ging war mir voll bewusst, dass er noch nicht fertig war und mich eingeladen hat um mich meine Stimmung zu heben, doch ich wollte das nicht hören. Ich wollte keine einladenden Worte von jemanden der mich stehen lässt.

Verlust?

Es gab noch den ein oder anderen Versuch, aber es passte nie wirklich. Über Jahre ging das genau so weiter. Ich war wieder an genau dem Punkt wie vor der Ausbildung. Meine sozialen Aktionen waren an diesem Punkt auch am einschlafen. Alle anderen hatten schließlich ein Leben. Ein Leben was ich nicht schaffen konnte, wozu ich nicht einmal die Chance bekam. Aber selbst wenn, hätte ich sie mir verbaut.

In der Zeit, es waren immerhin einige Jahre, hatte ich mir diverse Freundschaften im Internet aufgebaut. Dadurch hatte ich die Gelegenheit diese auch zu besuchen und ein wenig zu lernen wie es bei anderen aussieht. Hier fing ich an eine der wichtigsten Eigenschaften in mir auf zu bauen: Empathie. Also mich in andere hinein versetzen zu können. Das kann ich bis heute recht gut. Und so lernte ich auch, dass ich anderen sehr gut zuhören kann - auch wenn das mit dem führen einer Konversation nie mein Ding war.

So wechselte meine soziale Interaktion mit anderen von der "echten Welt" in die digitale. Ich war noch immer alleine, aber hatte jemanden zum reden. Fast immer.

Getrieben durch meinen stärker werdenden Drang online zu sein versuchte ich mir von meinem Harz 4 und meinem kleinen Nebeneinkommen der "Minijobs" hier und da PC Teile zusammen zu sammeln und Computer zu bauen. Unterdessen lernte ich auch Linux lieben, denn hier war Zeit sinnvoll eingebracht. Ich fühlte mich nicht als würde ich dumm Spiele spielen aus denen ich nichts mit nehme. Ich war Teil von etwas.

Das ganze gab mir Stabilität, wenn auch kein Job. Ich sagte auch nicht mehr das ich Arbeitslos war, nein, ich arbeitete an einem Projekt mit. Hier und da tauchte mein Name auch mal in einem Projekt mit auf. Doch mit echter Arbeit ging es nicht aufwärts.

Der Weg nach unten

An einem bestimmten Punkt zog dann ein neues Mädchen in unser Dorf. Ich weiß nicht warum, aber ich war von ihr fasziniert. Es war auch gar nicht so schwer mit ihr in Kontakt zu, und letztendlich mit ihr zusammen zu kommen. Das war wirklich super, mit dem Nachteil dass ich mich aus meinen Leben in der Online Community zurück zog und praktisch nichts mehr am Computer tat. Nun denkt man sich vielleicht erst einmal, dass das doch gut ist und so dachte ich damals auch.

Doch ein Jahr später, als die rosarote Brille weg war sah ich etwas, was nicht einmal ihre Absicht war. Sie zog mir die Zeit weg, mein bisschen Geld und meine gute Laune. Was sie mir dafür gab war ein Gefühl gebraucht zu werden. Etwas was ich wollte, was mich aber mehr und mehr überrannte. Ich hatte ab einem bestimmten Punkt nicht mehr die Mittel ihr zu geben was sie brauchte und ab diesem Punkt wurde es wieder schlimm. Sie suchte sich den Ausgleich überall, bei Freunden, bei anderen Liebhabern, überall. So zog ich den Schlussstrich.

Ich war wieder ganz unten.

Hilfe tut manchmal weh

Schon einige Wochen / Monate traf ich mich damals mit einem Mädchen. Sie ging noch zur Schule und war in den meisten Dingen total nervig. Aber sie hatte diesen Charakterzug, der dir Verbal in die Eier tritt. Sie sagte was sie dachte. So dauerte es gar nicht lange bis sie mir die 4 Worte sagte die ich niemals vergessen werde.

Du bist ein Versager

Wir standen auf einem Schotterweg an der Bahnbrücke. Ich kann das nicht vergessen. Es war so ein wichtiger Moment. Das blieb mir Wochen, eigentlich sogar bis heute, im Kopf. Es war dieser kleine Schubser der in mir den Wunsch weckte es dieser kleinen Idiotin zu zeigen.

Es dauerte einige Monate aber ich machte mich selbstständig. Denn ich wusste jetzt was ich gut kann. Computer Zeug. So war es ein IT-Unternehmen. Es floppte total, doch ich hatte etwas neues im Lebenslauf. Der nächste Schritt war endlich der Führerschein. Ich hab lange drauf gespart aber endlich genug Geld für ihn und mit etwas hick-hacks auch gleich geschafft. Es dauerte noch ein wenig dann kaufte ich mir ein günstiges kleines gebrauchtes Auto.

Mittlerweile hatte ich auch ein bisschen mehr Selbstwertgefühl und war zuversichtlich einen Job zu bekommen und genau das passierte auch.

Ende

Ich kann bis heute nicht sagen, dass ich komplett raus aus dem schlechten bin. Meine sozialen Skills könnten viel besser sein, auch ein paar mehr Freunde würden mir sicher gut tun. Verbessern kann man sich ja immer.
Das wichtigste ist aber zu wissen, dass egal wie tief man sinkt, egal wie doll man nieder gedrückt wird - man muss nur einen Grund finden auf zu stehen und dem Leben in sein Gesicht zu boxen. Für mich war der Grund jemand dem ich es beweisen wollte. Für euch ist er vielleicht etwas ganz anderes. Es spielt keine Rolle was es ist, nur das er irgendwann kommt. Vielleicht erst wenn man aufgegeben hat - wer weiß. Doch solange man nicht stehen bleibt, geht es auch weiter und das ist der Punkt. Hab keine Angst dich zu bewegen.

Und wenn du es bis hierhin geschafft hast > Danke fürs lesen!

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Schön geschrieben.
Mein Lebensablauf ist nicht gerade sehr unterschiedlich zu deinem.
Aber Ende der Geschichte ist immer: Machen, einfach machen!

Gut gesagt!
Manchmal darf man wirklich nicht zu viel darüber nach denken 😁

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