Fotografenfamilie
Als ich letzte Woche in den Fotoalben stöberte, fielen mir einige lustige Geschichten aus unserer Fotografen-Familie ein, die ich hier mitteilen möchte.
Mein Vater erzählte so gerne die Sache mit dem frischgezapften Bier.
An Sonn- und Feiertagen war es bei seinen Eltern, also meinen Großeltern, Tradition, dass eine große Flasche voll frischgezapftes Bier (vom Wirtshaus nebenan) zum Essen ausgeschenkt wurde.
Es war Weihnachten und Großvater platzierte die große, mit Zinn ummantelte Flasche auf dem Tisch.
Großmutter Clara meinte, die Tafel müsse jetzt doch fotografiert werden, weil das Essen so wunderbar aussehen würde und alle Familienmitglieder endlich mal ruhig sitzen. Aber – die Flasche Bier müsste heruntergestellt werden, denn an Weihnachten geziemt es sich nicht, Bier zu trinken.
Und was denken die Leute, wenn sie die Bilder sehen und die Flasche Bier prangt da mitten auf dem Tisch!
Ein Glas Wein dürfte sein.
Großvater stellte die Flasche unten ans Tischbein und nun wurde fotografiert.
Welche Überraschung, als später auf jedem Foto als erstes die Bierflasche ins Auge sprang. Der Zinnmantel reflektierte voll das Blitzlicht.
Mit dem Fotografieren bei Hochzeiten ist das auch so eine Sache: Onkel Georg, Vollblutfotograf von Beruf, bekommt ab und zu Aufträge, Hochzeiten zu fotografieren. Ihr könnt Euch vorstellen, wie das ist: „Gruppenfoto, alle bitte hierher und nebeneinander aufstellen. Du bitte nach hinten und du bitte weiter nach rechts – es dauert eine Weile, bis alle an dem Platz stehen, der fürs Hochzeitsgästefoto passt.
Dann wird die Braut zurechtgemacht, die Locke noch ein wenig gezupft, der Bräutigam bekommt die Fliege zurechtgerückt – wunderschöne Momente, festgehalten mit der Kamera. OHNE FILM!
Ich kann Euch verraten, dass anschließend die Aufträge für Hochzeiten rapide abgenommen hatten.
Mein Ehe- von ehemals - Mann erhielt vom Nachbarn den Auftrag, ein Familienfoto zu machen.
Die Kamera wurde aufgebaut, die Familie in Stellung gebracht. Wer steht wo, wer sitzt? Die Aufnahmen wurden gemacht, natürlich in Schwarz-Weiß.
Die Abzüge brachten es an den Tag: Der großgewachsene Sohn überragt die kleine Mutter, der sitzende Vater, jetzt noch kleiner als die Mutter, lässt seine Glatze noch mehr glänzen, weil von oben fotografiert.
Nichts gegen die Fotografen in unserer Familie.
Unser kleiner Sohn wurde bei der ärztlichen Vorsorgeuntersuchung nach seiner Familie gefragt. Mama, Schwester, Bruder, kein Problem.
Auf die Frage nach seinem Vater kam wie aus der Pistole geschossen: „Mein Papa wohnt im Keller.“
Fotolabor und Werkstatt waren die beliebten Aufenthaltsorte im Keller.
Wie wäre die Antwort in der heutigen Zeit der Digitalkameras gewesen?
Was wären wir ohne Kameras und unsere Fotografen? Unsere Erinnerung würde verblassen. So haben wir schöne Alben mit Fotos vom Urlaub, von den Kindern, die Vergangenheit bleibt lebendig und wenn wir älter werden, erinnern wir uns an die schönen Zeiten in unserem Leben.
Mehr@cobimaexchen
Ohja, Fotofilme. Noch so etwas, das die junge Generation gar nicht kennt.