Das Kloster St. Johann in Müstair
Müstair im Münstertal
Vor ungefähr 1 Jahr sind wir von der Schweiz nach Bali ausgewandert und haben hier eine kleine Tauchschule eröffnet. Wir sind natürlich sehr glücklich, diesen Schritt gemacht zu haben und dennoch habe ich manchmal Heimweh. Deswegen möchte ich euch heute mein Heimatdorf Müstair, im Kanton Graubünden (Schweiz) kurz vorstellen. Bis zum 16. Lebensjahr bin ich dort aufgewachsen und auch die Schule besucht. Da es keine weiteren Ausbildungsmöglichkeiten dort gibt, müssen die meisten Jugendlichen nach der Grundschule wegziehen oder im Elternbetrieb mithelfen. Ich bin danach nach Chur und Zürich gezogen, um meine Ausbildung zu machen und später um Arbeit zu suchen.
Müstair liegt ganz im Osten der Schweiz und grenzt an Italien mit dem Südtirol. Vom lateinischen „monasterium“ wird auch der Ortsname Müstair abgeleitet und beißt übersetzt „Kloster“. Müstair zählt heute genau 748 Einwohner und ist das größte Dorf im Val Müstair. Zum Val Müstair (Deutsch = Münstertal) zählen noch die Dörfer, Sta. Maria, Valchava, Fuldera, Lü und Tschierv. Im ganzen Tal wird vorwiegend Rätoromanisch gesprochen, welches die vierte Landessprache der Schweiz ist und natürlich auch meine Muttersprache. Wegen der Touristen aber auch weil Müstair an der Grenze zu Italien liegt, wachsen die meisten Kinder automatisch mit drei Sprachen auf (Rätoromanisch, Deutsch und Italienisch) – dafür bin ich bis heute sehr dankbar. Ab Schulalter wird zusätzlich noch Französisch und Englisch gesprochen. Müstair ist bis heute noch sehr bekannt für das Benediktinerinnenkloster St. Johann oder aktuell auch wegen Dario Cologna (Olympiasieger in Langlauf 2018).
Das Benediktinerinnenkloster St. Johann
Das Kloster St. Johann wurde 775 n. Chr. von Karl den Grossen gegründet, nachdem er ein Schneesturm auf dem Umbrailpass überlebt hatte. Im 12. Jahrhundert wurde das Kloster zum Frauenkonvent und ist bis heute von 12 Benediktinerinnen bewohnt. Eine davon, die Sor Domenica, ist sogar noch verwandt mit mir. Deshalb wünschte sich meine Oma lange, dass ich auch einmal Nonne werde :-). Das Kloster wurde nie zerstört aber teilweise umgebaut oder restauriert. Heute besteht die Klosteranlage aus mehreren Gebäudeteilen mit verschiedenen Baustielen aus unterschiedlichen Epochen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich mit meinen Großvater in die Kapelle durfte, um die Glocke zu läuten, sobald jemand gestorben war. Die Kirche und die Heiligkreuzkapelle stammen aus den 8. Jahrhundert und sind genauso erhalten geblieben. Die Sonnenuhr hat uns als Kinder auch immer fasziniert.
UNESCO-Weltkulturerbe
Im Jahre 1983 wurde das Kloster St. Johann als UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen, worauf die Münstertaler bis heute noch sehr stolz sind. Für das ganze Val Müstair ist dies eines der wichtigsten Einnahmequellen. Seit der Aufnahme in die UNESCO, strömen Touristen von allen Ländern ins wunderschöne Münstertal. Historisch bekannt sind auf jeden Fall die Wandmalereien in der Kirche, welche zum größten und zum besten erhaltenen Freskenzyklus aus dem Mittelalter zählen. Seit ich mich erinnern kann, waren ständig Archäologen im Kloster und immer wieder wurde eine neue Entdeckung gemacht, wie auch der Plantaturm.
Beiliegend zeige ich euch ein paar Fotos, welche ich im letzten Jahr aufgenommen habe.
Linksammlung:
Val Müstair: https://val-muestair.engadin.com/de
Das Kloster St. Johann: http://www.muestair.ch/home/
Sonnige Grüsse aus Bali
Prisca
Ein schönes Kloster!
Während du Heimweh hast... habe ich Fernweh :D
Danke, ja das Kloster ist wirklich wunderschön. Es ist halt immer schwierig, die ganze Schönheit in Bilder zu fassen :-). Ich hoffe, dass es bei euch auch bald wieder warm wird. Liebe Grüsse
Ja, leider kriege ich es mit meiner Cam auch nicht wirklich hin. Aber wir üben :D
Schöner Artikel (toller Regenbogen als Abschluss)! :)
Mein letzter handelt übrigens von Zürich, und ich weiß nicht, ob du meine älteren Beiträge, ebenfalls zu Graubünden, schon kennst?
Hallo @jaki01, ich habe mich riesig gefreut, dass dir mein Artikel gefällt. Herzlichen Dank auch für dein kräftiges upvote :-). Um deine Artikel über Graubünden zu finden, hätte ich ganz weit zurückblättern müssen. Du hast dir wirklich ein paar schöne Ecken der Schweiz ausgesucht, vor allem das kleine Dörfchen Mathon mit seinen 50 Einwohnern und die Viamala-Schlucht. Vor allem auf Capuns hätte ich jetzt Lust - das ist eines der besten einheimischen Gerichte - natürlich dicht gefolgt von den Pizokels, Plain in Pigna oder Maluns :-). Warst du auch bereits im schönen Val Müstair? Das Tal ist ca. 2 Stunden von Chur entfernt und meiner Meinung, eines der schönsten Täler der Schweiz. Liebe Grüße, Prisca
da ist es :) sehr sehr schön :) .. ich hoffe du hast den nicht Werdegang der Nonne nicht bereut :P :P
Danke Lena, das freut mich :-). Kennst du das Kloster? Haha, ganz sicher habe ich es nie bereut :-). Aber weisst du, wenn ich die Nonnen früher besucht habe, waren diese immer so glücklich und haben immer gelächelt. Anscheinend ist das Leben im Kloster schöner, als man sich das manchmal vorstellt. Liebe Grüsse
Schöne Bilder und Geschichte! Mir gefällt sehr die Art, in der du deine Jugend und die Geschichte deiner Heimat erzählt hast. Ach! Was für ein Erstaunen zu wissen, dass Rätorromanisch deine Muttersprache ist. Meine ist Spanisch!
Danke, das freut mich :-). Leider ist die Sprache am aussterben und nur wenige in der Ostschweiz reden noch Rätoromanisch. Spanisch würde ich aber automatisch ein wenig verstehen ;-). Liebe Grüsse