Parasiten des Finanzsystems im Kryptomarkt

Groß, bestens vernetzt und gefährlich – so wurde die US-Bank JP Morgan Chase kürzlich in einem Spiegel-Artikel beschrieben. Welchen Einfluss das Unternehmen auf Kryptowährungen hat, wurde unlängst offenbar.

Nachdem sich JP Morgans CEO Jamie Dimon immer wieder negativ über Bitcoin geäußert hatte, große Verluste für Anleger prognostizierte und sogar von Betrug sprach, hat das Unternehmen offenbar selbst in Bitcoin investiert – getreu der Devise "buy the dip". Nun haben Kursschwankungen meist verschiedene Ursachen und die jüngste Talfahrt des Bitcoin-Kurses zum Jahreswechsel etwa gilt für Experten des Kryptomarktes als eine notwendige, gesunde Kurskorrektur.

Im vorliegenden Fall deutet jedoch alles darauf hin, dass Dimon den Markt mit falschen Informationen und gezielter Diskreditierung des Bitcoins manipuliert hat, um günstige Bedingungen für das eigene Unternehmen zu schaffen. Nach EU-Recht handelt es sich hier um einen Straftatsbestand – die fraglichen Deals wurden an der Stockholmer Börse getätigt. Der Zeitpunkt, zu dem JP Morgan Bitcoin-Derivate erworben hat, nämlich zum Dip am 15. September 2017, deutet auffällig auf einen Zusammenhang mit den negativen Statements von Jamie Dimon in der Öffentlichkeit hin. Durch diese Kursmanipulation wurde nicht nur die Kryptowährung diskreditiert. Es wurden auch Anleger und Bitcoin-Unternehmen geschädigt. Ob das ebenfalls öffentlich geäußerte Bedauern des Vorstands-Chefs zu seiner früheren ablehnenden Haltung für Sympathiepunkte sorgen kann, ist schwer zu sagen. Und es spielt auch keine Rolle.

Wer sich fragt, in welchem Zusammenhang JP Morgan in der Vergangenheit zweifelhafte Berühmtheit erlangt hatte: Das Bankhaus war einer der Akteure bei der Pleite der Lehman Brothers, an der beinahe das globale Finanzsystem zusammengebrochen wäre. Kurioserweise fand dieses dramatische Ereignis ebenfalls am 15. September statt, im Jahr 2008. Für die Machenschaften, die als Ursache für diese Finanzkrise gelten – es wurden unter anderem Kredite mit illegalen Methoden hin- und hergeschoben – wurde JP Morgan zur höchsten Strafe verdonnert, die eine US-Regierung jemals verhängte: 13 Milliarden Dollar musste Amerikas Bank Nr. 1 beim erzielten Vergleich zahlen.

Jamie Dimon, schon damals Vorstands-Chef bei JP Morgan, hat seinen Posten behalten. Er hat immerhin einige Jahre später eine Gehaltskürzung wegen eines anderen Vorfalls hinnehmen müssen: Als die US-Justiz 2012 ein Betrugsverfahren wegen Fehlspekulationen gegen das Bankhaus führte, wurde Dimons Salär von 23 auf 19 Millionnen Dollar reduziert.

Von dieser Schlappe hat sich der Mann längst erholt. Für seine Leistungen im Jahr 2017 bekam er ein Gehalt von 29,5 Mio Dollar, so die neuesten Meldungen. Für alle, die sich unter diesem Betrag nichts vorstellen können: Angenommen, Dimon arbeitete ehrgeizige 100 Stunden pro Woche, also 14 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche. Und angenommen, er brauchte keinen Urlaub. Okay, sagen wir Weihnachten und Sylvester nimmt er sich je einen Tag frei. Dann käme er auf einen Tagessatz von 81.267 Dollar bzw. einem Stundenlohn von 5.805 Dollar.

Handelt es sich hier um leistungsgerechtes Einkommen? Möglicherweise, schließlich fahrt JP Morgan unter Dimons Führung Milliardengewinne ein. Dennoch wäre es an der Zeit für notwendige, gesunde Korrekturen.

QUELLEN:
https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/trotz-us-steuerreform-chefs-von-us-banken-erhalten-kraeftige-gehaltserhoehungen-5979875
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/finanzkrise-2008-die-akteure-der-lehman-pleite-a-922119.html
https://www.welt.de/wirtschaft/article122098255/So-buesst-JP-Morgan-fuer-einen-beispiellosen-Betrug.html
https://news.bitcoin.com/jamie-dimons-bitcoin-statements-reported-as-market-abuse-in-sweden/
https://www.bitcoinnews.ch/7717/jpmorgan-aendert-seine-haltung-und-ermutigt-kunden-zur-investition-in-bitcoin/
https://news.bitcoin.com/after-the-boss-calls-bitcoin-a-fraud-jp-morgan-buys-the-dip/