Teil 1: Mein Leben in der DDR - Schule und Lehre
Das Wetter spielt aktuell wirklich verrückt. Vor zwei Tagen war es noch richtig warm und jetzt haben wir seit 24 Stunden immer wieder kurze, aber recht starke und intensive Regenfälle. Das bedeutet, ich kann auf dem Grundstück oder an den Gebäuden hier nichts machen. Und dabei gäbe es so einiges zu tun.
Also habe ich einen Ring gefertigt, den sich jemand gewünscht hat, aus einer 10-Mark-DDR-Gedenkmünze "100 Jahre Tag der Arbeit: 1. Mai". Auf dem Relief, der Vorderseite der Münze, steht eingeprägt: “ARBEIT BROT UND VÖLKERFRIEDEN DAS IST UNSERE WELT - DEUTSCHE DEMOKRATISCHE REPUBLIK”.
Ich besitze auch mehrere hundert DDR-Münzen, zum Teil Sonderprägungen, aus denen ich Schmuck fertige. Sie sind für mich etwas Besonderes, da sie etwas mit meiner direkten Vergangenheit zu tun haben.
Da ich heute nicht weiß, was ich machen soll und Sport erst morgen wieder angesagt ist, schreibe ich doch einfach mal ein wenig über meine Vergangenheit in der DDR. Ein längerer Bericht über den Wendehals Kreistagsabgeordneten Creuzburg steht noch aus, denn hier benötige ich noch einige Beweise. Denn im Gegensatz zu ihm überprüfe ich alles, was ich über andere veröffentliche, vorher mehrmals.
Also hier für alle, die es interessiert, einmal ein wenig über meinen Werdegang in der DDR.
Die Kindheit lassen wir hier einfach einmal weg und fangen damit an, dass ich mit der Schule nie groß etwas am Hut hatte und ab der sechsten, siebten Klasse eigentlich so gut wie nie in der Schule anwesend war. Nach der neunten Klasse habe ich die Schule dann verlassen.
Dann ging es los, dass ich das erste Mal in Kontakt mit den Behörden gekommen bin. In der DDR war es verpflichtend, eine Lehre aufzunehmen. Man wurde mehr oder weniger genötigt, auch einer Arbeit nachzugehen. Arbeitslosigkeit im eigentlichen Sinn gab es nicht. Und wer sich wirklich geweigert hat zu arbeiten, für den gab es auch keine Bezüge wie Bürgergeld oder Sozialhilfe oder Ähnliches.
Also hatte ich mich dafür entschieden, in der Brauerei Gotha eine Lehre anzufangen. Doch eine Woche vor Lehrbeginn war eine Besichtigung in der Brauerei und der Ammoniakgestank war so extrem, dass ich gesagt habe: "Nö, nicht mit mir." Dann bekam ich eine Lehre als Maurer. Es ging los mit zwei Wochen Theorie, das war ganz okay. Aber dann kam das Praktische: In Erfurt auf einer Baustelle war meine Aufgabe nach einer kurzen Einweisung, den gesamten Tag mit einer Schubkarre Ziegelsteine von A nach B zu fahren. Den Spaß habe ich genau drei bis vier Stunden mitgemacht, dann habe ich mich in den Zug gesetzt und bin nach Hause gefahre und mene Karriere als Maurer war beendet. Ja ja, der Jacob war damals eine faule Sau :)
Dann haben sich die Behörden etwas intensiver eingeschaltet und man hat auch mächtig Druck auf meine Mutter ausgeübt. Diese war Unterstufenlehrerin und Horterzieherin und ihr hatte ich es zu verdanken, dass sie so einiges in meiner Schulzeit, aber auch später, gerade bügeln konnte. Also habe ich gezwungenermaßen eine Lehre bei der Reichsbahn begonnen. Damals gab es einen Spruch: "Hast du einen dummen Sohn, schick ihn schnell zur Bauunion, ist er noch viel dümmer, die Reichsbahn nimmt ihn immer." Na ja, sie haben mich genommen :)
Diese Lehre habe ich dann drei Jahre über mich ergehen lassen und abgeschlossen. Aber auch dort war ich recht selten anwesend. Die Lehre hat so ziemlich alles beinhaltet, vom Stellwerksdienst über Fahrkarten knipsen bis hin zu den Ansagen, die man früher per Mikrofon gemacht hat, wenn ein Zug eingefahren ist. "Achtung, Achtung, auf Gleis hat Einfahrt der Schnellzug von Eisenach zur Weiterfahrt nach Berlin über Dresden. Bitte zurücktreten von der Bahnsteigkante und Vorsicht bei der Einfahrt des Zuges." :)
In dieser Zeit hatte ich Haare bis zum Hintern runter und sah deshalb immer recht lustig aus, die Reichsbahnuniform die man tragen musste, mit meinen langen Haaren. Auf vielen Dienststellen passte mein Äußeres nicht ins Bild, also hat man mir teilweise für ein, zwei Wochen im Voraus in meinem Dienstbuch meine Anwesenheit bestätigt, hat mich aber darauf hingewiesen, dass ich nicht kommen muss. Also hatte ich viel Freizeit und als Bonus hatte ich die Möglichkeit, mit der Reichsbahn hinzufahren, wo ich wollte und das natürlich kostenlos.
Ich muss dazu sagen, in dieser Zeit hatte ich schon mehr Geld verdient, als meine Mutter an Gehalt bekommen hatte. Ich hatte mein eigenes kleines Fotolabor und hatte aus der Bravo immer Bilder von Lindenberg, AC/DC, Kiss und Ähnlichen abfotografiert und dann Fotos in Ausweisgröße, damals nur in Schwarz-Weiß, selbst entwickelt und verkauft. Ich hatte sogar mein kleines eigenes Dealer-Netz, die diese Bilder auf den Schulhöfen vertickt haben. Also habe ich schon damals mit 17 Jahren wirklich recht viel Geld mit diesen Fotos verdient.
Ich weiß, hier bringen solche langen Beiträge kaum etwas, weil nur wenige Menschen sie vollständig lesen. Morgen folgt der zweite Teil, in dem ich erzähle, was ich nach der Lehre begonnen habe, wie ich anfing, Modeschmuck herzustellen, und welche Repressalien ich durch Behörden und das MfS erdulden musste. Ich berichte auch darüber, wie ich noch mehr Geld verdiente und offiziell / inoffiziell keine Steuern für diese Einnahmen zahlen musste oder von mir verlangt wurden.
Obwohl ich von den Behörden unter Druck gesetzt wurde, habe ich gerne in der DDR gelebt. Und zwar nicht nur, weil ich recht gut verdient habe. Ich weiß, wenn man älter wird, sagt man oft "früher war alles besser". Das von mir oft erwähnte soziale Miteinander und die gegenseitige Unterstützung waren damals Alltag und nicht wie heute eine Ausnahme. Durch die Grenzöffnung hat man einiges dazugewonnen, aber meiner Meinung nach auch viel verloren. Natürlich sieht das jeder anders, und richtig beurteilen kann es wohl nur jemand, der bei der Grenzöffnung in der DDR lebte und mindestens 20 Jahre alt war. Denn bis heute halten sich noch Geschichten über Hungersnöte in der DDR und wie beschissen wir doch alle dort gelebt haben. Was natürlich totaler Quatsch ist.
Auf diesem Bild dürfte ich ungefähr 16 Jahre alt gewesen sein
musste schmunzeln,bei deinem lehrstellen gang :-)
war wohl nichts für dich,dann die bahn,na,da haste doch durchgehalten
wie du immer kohle gemacht hast oder mit welchen sachen,finde ich mega interessant
japp,habe ganz durchgelesen weil ich deine geschichten abenteuerlich finde somit cool
Dann bist du ja ein echter Ossi :-). Die Ossis sind wirklich etwas heller im Kopf als die Wessis, die, wie ich auch, total verblödet wurden. Es bedarf da schon einiges an Wollen wieder normal denken zu können, wie eben ein Ossi! Coole Vita :-).