Writing competition "143" - "The stone rings on the mountain" / "Die Steinringe auf dem Berg"

Deutsch im Anschluß...

‘What? Is? That???’

The expedition team had sent high-resolution images of the discovery that had caused euphoria and a lot of question marks in the impassable and little-studied areas of the Kjølen mountains a few hours ago.

At the university, which was the first point of contact as sponsor of the exploration tour, none of the professors involved were able to find out what exactly the team around Leon - an adventurous and well-travelled doctoral student in environmental archaeology - had found near the summit of Galdhøpiggen. The only thing that has been ruled out is that it is a natural formation. Although one of the scientists, a zoohistorian, expressed the bold opinion that it could be the fossilisation of a prehistoric giant snake. To be honest, none of the other researchers took this seriously.

Nevertheless, in their helplessness, they could not avoid putting together a larger panel of experts. Representatives of other research institutions, as well as politicians, local mountaineers and, yes, esotericists, now sat round the table and discussed the sensational find.

While it was hoped that the analysis of the rock samples (at least: samples - it was a hard, resistant material, as Leon conveyed with the express delivery) would shed some light on the matter, the wildest theories were developed. A kind of Nordic Stonehenge, an early place of worship. A work of art by an anonymous artist who had secretly created it there. A legacy of extraterrestrial visitors. Of course, the fraction is represented everywhere ;-))

When the analysis of the samples was on the table, all the speculation came to an end; the result was too unreal: it was a special textile fibre that had been woven and interwoven in a crazy way. Hemp and sisal were involved, as well as various polymer compounds. The fact that something so stable and robust could be made from it was actually surprise enough. The questions: Who? When? What for? And how? were far from being answered.

A young woman, probably a local teacher, had turned up at the meeting with her child. She had a bright, lively-looking boy of about eight years old. The whole time he was trying to catch a glimpse of the photos and drawings of the site. Suddenly he blurted out: ‘That's a knot! Can't you see that?’ ‘Gordios - you wanted to be quiet and not disturb us...!’ The mum looked half embarrassed, half amused.

And several of those present jerked their heads up. ‘The little one is right! Look at the structure and the texture. It's a knot. Much more complicated than sailor's knots or those from the climbing technique. But it's definitely a knot!’

Everyone was suddenly talking excitedly. Did it still matter what purpose the gigantic knot served? Who constructed it?

Professor Xpilar, who was chairing the panel, took the floor: ‘Thank you, little man, for your good powers of observation. Your ability to abstract what you see has brought us a decisive step forward. Your name is Gordios, isn't it? What a coincidence... Perhaps you know the story of the Gordian knot? If ours is one of those, it won't be possible to untie it... We'd have to cut it to untangle it. But... ... ... I ask you all: why should we do that?’

Image by @xpilar

Deutsche Version:

„Was? Ist? Das???“

Das Expeditionsteam hatte hochauflösende Bilder der Entdeckung geschickt, die vor wenigen Stunden in den unwegsamen und wenig untersuchten Gegenden im Kjølen-Gebirge für Euphorie und eine Menge Fragezeichen sorgte.

An der Universität, die als Sponsor der Erkundungstour erster Ansprechpartner war, konnte sich keiner der beteiligten Professoren erkundigen, was genau die Truppe um Leon – einen abenteuerlustigen und weit gereisten Doktoranden der Umweltarchäologie – da in der Nähe des Gipfels vom Galdhøpiggen gefunden hat. Ausgeschlossen wurde lediglich, daß es sich um eine natürliche Formation handelt. Obwohl ja einer der Wissenschaftler, ein Zoohistoriker, die verwegene Meinung äußerte, es könne sich um die Versteinerung einer urzeitlichen Riesenschlange handeln. Um ehrlich zu sein, nahm das keiner der anderen Forscher ernst.

Trotzdem kamen sie in ihrer Hilflosigkeit nicht daran vorbei, ein größeres Expertengremium zusammenzustellen. Vertreter anderer Forschungseinrichtungen, aber auch Politiker, lokale Bergsteiger und ja, Esoteriker , saßen nun am runden Tisch und diskutierten den sensationellen Fund.

Während man sich etwas Aufklärung von der Anlyse der Gesteinsproben (jedenfalls: Proben – es handelte sich um ein hartes, widerstandsfähiges Material, wie Leon mit der Eilsendung übermittelte) versprach, wurden die wildesten Theorien entwickelt. Eine Art nordisches Stonehenge, eine frühe Kultstätte. Ein Kunstwerk eines anonymen Künstlers, der es heimlich dort erreichtet hat. Eine Hinterlassenschaft außerirdischer Besucher. Klar, die Fraktion ist überall vertreten ;-))

Als die Auswertung der Proben auf dem Tisch lag, war zunächst Schluß mit all den Spekulationen; zu unwirklich stellte sich das Ergebnis dar: es handelte sich um eine spezielle textile Faser, die auf irrwitzige Art und Weise verwoben und verflochten war. Hanf war im Spiel und Sisal und ebenso verschiedene Polymerverbindungen. Daß daraus etwas derart Stabiles und Robustes gefertigt werden könnte, war eigentlich schon Überraschung genug. Die Fragen: Wer? Wann? Wofür? Und Wie? waren damit aber noch längst nicht beantwortet.

Eine junge Frau, wohl eine ortsansässige Lehrerin, war mit ihrem Kind in der Besprechung aufgetaucht. Sie hatte einen aufgeweckt wirkenden, lebhaften Jungen im Alter von etwa acht Jahren. Die ganze Zeit versuchte er, Blicke auf die die Fotos und Zeichnungen von der Fundstelle zu erhaschen. Plötzlich platzte er heraus: „Das ist ein Knoten! Seht Ihr das denn nicht?“ „Gordios – Du wolltest doch still sein und nicht stören…!“ Die Mutter wirkte halb peinlich berührt, halb belustigt.

Und mehrere der Anwesenden hoben ruckartig die Köpfe. „Der Kleine hat recht! Schaut Euch die Struktur und das Gefüge an. Es ist ein Knoten. Viel komplizierter als Seemannsknoten oder die aus der Klettertechnik. Aber eindeutig ein Knoten!“

Aufgeregt sprachen auf einmal alle durcheinander. Spielte es noch eine Rolle, welchem Zweck der gigantische Knoten diente? Wer ihn konstruiert hat?

Professor Xpilar, der den Vorsitz über das Gremium inne hatte, ergriff das Wort: „ Danke, kleiner Mann, für Deine gute Beobachtungsgabe. Deine Fähigkeit, zu abstrahieren, was Du siehst, hat uns einen entscheidenden Schritt weiter gebracht. Du heißt Gordios, ja? Was für ein Zufall… Vielleicht kennst Du die Geschichte vom Gordischen Knoten? Wenn es sich bei unserem Exemplar um einen solchen handelt, wird er nicht zu lösen sein… Man müßte ihn zerschlagen, um ihn zu entwirren. Aber… … … Ich frage Euch alle: warum sollten wir das tun?“