Auch Samurai drücken manchmal die Schulbank 👹🍣🎎 Mein Japan
Schule!
Bei diesem Wort kommen bei allen von uns die verschiedensten Erinnerungen hoch. Mal mehr und mal weniger positiv, aber ich nachhinein doch auch oft ein wenig verklärt. Aber nicht nur in den heutigen Zeiten mussten oder durften wir uns tagsüber von all den Lehrern so viel Zeug eintrichtern lassen, bis unsere Köpfe geraucht haben.
Nein, auch schon im alten feudalen Japan gab es einige Bildungseinrichtungen und die wahren nicht immer nur den Oberen vorenthalten. Denn wie ich bei unserem Ausflug nach AizuWakamatsu feststellen konnte, war insbesondere zum Ende der Edo-Zeit gute Bildung auch bei den Samurai immer wichtiger geworden.
Im Jahre 1803 wurde hier in Aizu durch den hier herrschenden Daimyo Matsudaira Katanobu das Nisshinkan gegründet, eine Schule für die Kinder des Aizu-Clans. Mit 10 Jahren wurde die Kinder, überwiegend natürlich die Jungs, anm Nishinkan aufgenommen und nicht nur in der Kampfeskunst, sondern auch akademisch unterrichtet.
Unterricht gab es u.a. im Lesen und Japanischer Kalligrafie, aber auch in Astronomie und Verhaltungsregeln für Samurais.
In der Schlacht um Aizu-Wakamatsu, welche kurz nach dem Ende der Edo-Zeit auch das Ende des Aizu-Clans bedeutete, wurde die Anlage teilweise zerstört und im letzten Jahrhundert dann an neuer Stelle originalgetreu nach den alten Plänen wiedererrichtet. Auf einer Fläche von 26.000 Quadratmetern befanden sich damals und auch heute wieder, die Kampfsporthalle, die Sternwarte und der Schwimmteich, der wohl der älteste Schwimmingpool Japans ist.
Aber begleitet mich doch auf eine kleine Tour durch das Nishinkan, welches auch heute noch die interessante Architektur der Edo-Zeit (1603-1868) wiederspiegelt.
Das allererste Foto zeigt das Haupttor, an welches sich zu beiden Seiten Gebäude anschließen. Hinter dem Haupttor, auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes, befindet sich Taiseiden, ein Schrein der Konfuzius gewidmet war, dessen Lehren auch in Japan großen Einfluß auf die Bildung und Erziehung gehabt haben.
Neben dem Eingangstor findet man dann die große Glocke, ein ziemlich imposantes Stück, welches ich gerne mal geschlagen hätte.
Zwischen Haupttor und Taiseiden gibt es eine kleine Gartenanlage mit Brücken und Wassergraben, der für die richtige Harmonie in der Anlage und beim Lernen sorgen soll, und auch bei mir seine Wirkung nicht verfehlt hatte.
Ein Rundgang durch die Gebäude zeigt dem Besucher, wie man sich den Samurai-Unterricht vorstellen konnte. Der Lehrer, natürlich mit Katana, dem Schwer der Samurai bestückt, sitzt, wie auch die Schüler auf Tatamimatten aus Reisstroh. Gemeinsam wird dann zum Beispiel lesen geübt oder auch japanische Kalligrafie, das kunstvolle und richtige Schreiben oder besser Malen der Kanji-Schriftzeichen.
An der Wand hängen natürlich weitere Katana-Schwerter, ein richtiger Samurai muss schließlich immer kampfbereit, auch wenn gerade Unterricht angesagt ist.
Auch die nötigen Umgangsformen wurden unterrichtet, z.B. wie man sich richtig verbeugen tut. Je nach Person gegenüber kann man schon einmal fast bäuchlings danieder liegen und seine Unterwerfung bezeugen.
Aber auch der richtige Umgabe mit Waffen, insbesondere dem Katana, kam nicht zu kurz. Die Übergabe von Schwerter erfolgte of nach einen bestimmten Ritual, und an Rituale galt es sich insbesondere im feudalen Japan streng zu halten. Da gab es insbesondere für die herrschende Klasse keine Ausnahmen.
Und natürlich wurde auch Sport und das Kämpfen trainiert, nicht nur mit Waffen sondern auch ohne, in den verschiedenen Kampfsportarten. Schwertkampf, Schiessen und Reiten standen auf der Tagesordnung, der Alltag eines heranwachsenden Samurais war bestimmt kein Zuckerschlecken, denn es galt sich ja auf mögliche kriegerische Herausforderungen vorzubereiten.
Und das hieß auch Unterricht im Seppuku, dem rituellen Selbstmord, dem sich nicht wenige Samurai nach Erleiden einer Schmach unterzogen haben. Die Ehre war wichtiger als das Leben, aber um nicht unnötig zu leiden, sollte dieses formvollendete Ableben dann doch wenigsten richtig praktiziert werden.
Ein weiterer Blick auf das Taiseiden,weches Konfuzius gewidmet ist, welcher nicht nur in China großen Einfluss hatte. Im Inneren findet man verschiedene Ausstellungsstücke und Altare, welche der Verehrung von Konfuzius und seiner Philosopie bzw. Religion dienen.
Die Haupthalle im Taisenden erinnert dann auch stark an chinesische Stile, mehrere Stücke in diesem Raum waren auch ein Geschenk aus China an den Matsudaira-Clan in Aizu.
Suiren-Suiba Ike, der wohl erste Swimmingpool in Japan, in dem die Samurai in voller Rüstung das Schwimmen üben mussten. Die Ausbildung zu dieser Zeit war nicht nur in Japan ein hartes Leben, aber die Nishinkan-Schule hat viele talentierte Absolventen hervorgebracht.
Auch wenn der Aizu-Clan den Übergang von der Feudalzeit in die Moderne nicht überlebt hatte, und in der letzten großen Schlacht in Aizu Wakamatsu die neuen Truppen des wiedererstarkten Kaisertums siegreich waren, hat doch der Geist dieser Zeit und insbesondere die Geschichte der Samurai hier in Aizu Wakamatsu in verschiedenen Orten und Anlagen überdauert.
Insbesondere sollten wir uns wohl auch in den heutigen Zeiten öfters mal der „Ju no Okite“ vergewissern, der Verhaltenregeln der Samurai in Aizu. „Lebe gerecht und strebe nicht nach Profit“ war einer der Leitsätze am Nishinkan, und Disziplin und Bildung wurden hier schon in einem frühen Alter gefördert und auch gefordert.
Der Blick von der astronomischen Aussichtsplattform zeigt noch einmal fast die ganze Anlage, in welcher vor 200 Jahren die angegenden Samurai einer umfassenden Ausbildung unterzogen wurden. Rechts im Hintergrund sieht man den Platz für Kyudo, das japanische Bogenschiessen, welches trotz dem Aufkommen modernen Feuerwaffen weiterhin trainiert wurde und sich auch heute noch in Japan einiger Beliebtheit erfreut, und auch jetzt noch von Oberschülern trainiert und praktiziert wird.
Das war es dann für dieses Mal, aberbei Gelegenheit gibt es natürlich neue Bilder und Eindrücke aus Aizu Wakamatsu. Und verabschieden tue ich mich für heute mit einem weiteren Satz aus den Verhaltensregeln der Aizu-Samurai:
„Tu nicht, was nicht getan werden darf“
ならぬことはならぬものです
(naranu koto ha naranu mono desu)