Bereits vor zehn Tagen habe ich mich mit Mäx im ausgebauten Bulli mit (fast) unbekanntem Ziel auf den Weg in den Nordosten der Republik, nach Mecklenburg-Vorpommern, begeben. Ich wollte den Müritz-Nationalpark bzw. die Mecklenburger Seenplatte punktuell bereisen - und immer dort bleiben, wo es gerade schön ist.
Zunächst verschlug es mich nach Goldberg auf einen winzig kleinen, familiären Campingplatz, welcher mir empfohlen wurde - ansonsten hätte ich von Goldberg vielleicht nie etwas gehört. Klar wollte ich später alle Freiheiten des Camper-Reisenden genießen, zunächst einmal wollte ich aber das Handling des Lebens im Bus trainieren. Das ist auch dringend nötig, denn der Lebensraum im Fahrzeug ist gerade mit dem Hund, der nicht weiß, warum er nun in einer Tour sein Plätzchen wechseln muss, recht beengt. Man überlegt sich dreimal, welche Kleinigkeit man nun wo unterbringt, um sie am Ende doch fünfmal hin und her zu räumen. Also blieben wir vier Nächte in Nachbarschaft von etwa zehn anderen Campern auf dem Zeltplatz.

In Goldberg begrüßt uns die dem Norddeutschen so gut bekannte Symphonie in Grau, die sich zu einem strömenden Dauerregen über zwei Tage entwickelt, so dass ich mein kurzfristig erworbenes Sonnen- bzw. Regendach sehr zu schätzen lerne. Dennoch muss der Hund bewegt werden - und mensch will ja auch etwas von seiner neuen Umgebung sehen.

Wir versuchen, rechts herum eine Runde um den Goldberger See zu drehen, was um das auffällig flache, fast runde, von der Mildenitz durchflossene Gewässer in etwa zwölf Kilometern möglich sein soll. Der Versuch (ich habe doch aber ein Hinweisschild gelesen...) endet an einer stark befahrenen Bundesstraße ohne Fuß- oder Fahrradweg, was uns zur Umkehr zwingt. Pitschnass müssen wir uns versorgen, der arme Hund wird kaum trocken und vermittelt am nächsten Morgen - als wir auf das Ende des Regens für einen erneuten Seeumrundungsversuch warten - nur eine Botschaft: "Ich bewege mich kein Stück von der Stelle!"

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Sobald der Regen etwas nachlässt, bewältigen wir die Runde um den See, diesmal links herum, dann doch. Das ist eine weite Wanderung, die durch einige Stangenkieferngebiete führt und kaum bemerkenswerte Schönheiten mit sich bringt, wobei die Wahrnehmung eventuell auch durch die wieder einsetzenden Wassermassen von oben beeinträchtigt sein mag. Letztlich landen wir wieder an der Bundesstraße und ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe. Da keinesfalls lebensmüde, schlagen wir uns nahe der Straße durch mooriges Gebiet ohne Wege. Abenteuerlich und mit quietschenden Wanderstiefeln, aus denen das Wasser nur so heraussuppt, wahrlich keine Freude. In Urlaubsstimmung will ich mich aber nicht beschweren, freue mich eher über den Reiher, dem das Wetter nichts auszumachen scheint, und der mich durch sein Spiegelbild gleich doppelt beschenkt.

Endlich klart der Himmel auf, endlich Sonne! Wir vergessen, dass es noch immer schwierig ist, in diesem kleinen Bus Dinge von A nach B zu räumen, zu beachten, welche Schränke bei aufgebautem Bett, welche bei aufgeklappter Sitzbank zu öffnen sind, und begeben uns über eine Kirschbaumallee (alle Früchte sauer...) zu einem Wanderausgangspunkt der Nossentiner/Schwinzer Heide. Hier treffen wir auf wunderschöne Waldwege - urwaldartig. Umgekippte Baumstämme bleiben als Totholz mitten auf dem Weg liegen, es gibt Raum, urige Baumpilze zu bewundern.

Wir treffen auf "Waldbewohner", von denen niemand ahnt, wie sie dorthin gekommen sind. Dank einiger Hinweisschilder erkennen wir auch die Wege, selbst, wenn sie nicht mehr so aussehen. Irgendwann treffen wir wieder auf Stangenkiefern - nur diesmal schöner, da nicht mehr beforstet. Dieses Wissen stammt von einem Informationsschild zur Besiedlungsgeschichte der Nossentiner/Schwinzer Heide. Ursprünglich war das Gebiet des Naturparks, das bereits vor 6000 Jahren von Menschen besiedelt wurde (jungsteinzeitliche Funde), ein dichter Wald mit den Hauptbaumarten Eiche und Buche. Mitte des 7. Jahrhunderts wanderten slawische Stammesgruppen in das Gebiet ein, besiedelten es und nutzten das Holz großflächig. Mitte des 13. Jahrhunderts kam es im Umfeld des Naturparks zur Gründung der Klöster Dobbertin und Malchow sowie der Städte Krakow, Goldberg und Plau, die allesamt die mittlerweile entstandenen Heideflächen nutzten. Im 18. Jahrhundert dann kam es zur Ausbeutung der Flächen durch Gutswirtschaft, die gezüchtete Stangenkiefern für Teeröfen benötigte. Durch naturnahe, mischwaldige Forstwirtschaft wird dieser monokulturelle Fehler nun mehr und mehr behoben.

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Am Sonntag brechen wir unser Zeltlager ab und wagen uns für eine letzte Kacki-Runde auf ein ehemaliges Kasernengebiet der NVA (Nationale Volksarmee der DDR). Es ist zwar spannend, auf dem Gelände dieses "Lost Place" verstreute Aktenreste von 1985 zu finden, die überall herum liegenden Scherben veranlassen uns dann aber doch zu einem schnellstmöglichen Abzug. Diesen nicht ohne Ablichtung eines gelungenen Graffitis.

MeckPomm hat sich noch nicht erledigt, doch ich will weder meine Leser noch mich, noch den endlich einmal vorhandenen Netzempfang überstrapazieren. Insofern bitte ich um Geduld. Ich bleibe am Ball und verspreche bereits jetzt Godendorf, wo die meisten meiner Insektenbilder entstanden sind. Ich bewege mich jetzt halt gerade von einer schönen Ecke, von einem schönen See zur/zum nächsten, weiß nicht, wo ich am nächsten Tag mit welchen Möglichkeiten bin - und das macht Spaß!

Bilder: @chriddi

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17.07.2020

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