Über die Biskaya
Einmal Blauwassersegeln
Blauwassersegeln – welch ein Klang dieses Wort für mich hat. Vor meinem geistigen Auge entstehen Bilder, die das Segeln ohne Land am Horizont zeigen. Eine kleine derartige Erfahrung habe ich schon mal auf einem Törn nach Helgoland gemacht. Doch es sollte auch mal mehr sein. Das Lesen verschiedenster Reiseberichte hat schon vor langer Zeit den Wunsch in mir geweckt für längere Zeit auszusteigen. Blauwassersegeln oder auch Hochseesegeln – vielleicht einmal um den Atlantik, vielleicht auch aus der Karibik weiter in den Pazifik, so wie es manchen ergeht, nachdem die Karibik erreicht ist.
Auf der Biskaya
Um ein Gefühl für längere Hochseetörns zu bekommen, entschied ich mich für eine Biskayaquerung. Auch hier auf Steem ist mindestens eine Geschichte dazu zu finden
Start in anspruchsvollen Gewässern
Meine Reise beginnt in Cherbourg am Ärmelkanal mit der Yacht Hera. Die erste Nacht wird noch im Ausgangshafen verbracht, bevor es Richtung Biskaya geht. Wir befinden uns im Kanal, sodass das Auslaufen mit der Tide abgestimmt sein muss. Wie sich zeigen wird ist auch das Einlaufen am Etappenziel sehr von der Tide abhängig. Das Ziel heißt Guernsey und der Hafen ist nur bei Hochwasser erreichbar. Dementsprechend fällt die Navigationsplanung auch aus. Für mich war das in dieser Form neu, da Tidengewässer bisher nicht von mir befahren worden sind.
Die Yacht
Marina Cherbourg
Das Wetter hätte beim Auslaufen besser sein können. Es war so windig, dass nur mit verkleinerter Segelfläche gefahren werden konnte. Das erste Wegstück konnte so auch zurückgelegt werden. Doch mit zunehmender Fahrtdauer wurde es immer ungemütlicher, sodass letztendlich alle Segel eingeholt worden sind um allein unter Motor nach Guernsey zu gelangen. Welch ein Einstieg in den Törn. Einige der Berichte, die ich gelesen hatte, sprachen von einer unangenehmen Fahrt über die Biskaya. Mental hatte ich mich auf viel Wind und Welle eingestellt. Dieser erste Schlag kam meiner Vorstellungen recht nahe.
Abfahrt aus Cherbourg
Ankunft auf Guernsey
Da das Ein- und Auslaufen in Guernsey nur bei Hochwasser möglich ist, war Zeit für ein wenig Sight-Seeing vorhanden, denn es sollte erst nachmittags am folgenden Tag weitergehen. Die zu beobachtenden Tidenhübe im Kanal sind schon beeindruckend; jedenfalls für mich, der nur die Nordsee kennt.
Hafeneinfahrt bei Niedrigwasser
Tide in Guernsey
Ein Auslaufen zum Nachmittag hieß, dass eine Nachtfahrt ansteht. Eine einzige Nachtfahrt hatte ich bis dato hinter mir, entsprechend aufgeregt war ich. Glücklicherweise war das Mistwetter abgezogen und hatte herrlichstem Segelwetter Platz gemacht. So ging es dann unter Segeln in die Nacht hinein Richtung Brest. Mit etwa 3bft war der Wind wunderbar zum Segeln, sodass Brest im Laufe des folgenden Tages erreicht wurde. Dies war nun der Absprunghafen für den langen Schlag nach Spanien. Nach einer Nacht wurde für die Überfahrt losgemacht.
Abend in Brest
Abfahrt aus Brest
Querung
Rückblickend war es völlig in Ordnung, dass der Einstieg etwas ungemütlich war, da wir im Laufe der Reise mit unglaublichem Wetter beglückt wurden. Der Atlantik empfing uns mit unglaublichem Wetter. Der Himmel war blau und keine Wolke zu sehen, das Wasser glatt und die Sonne schien. Einzig der fehlende Wind war etwas schade. Also trieb uns der Dieselwind in Richtung Süden.
Es geht über die Biskaya
Das Leben an Bord war während der Überfahrt anders, als ich es bisher gewohnt war. Mit einem Wachplan wurde die Verantwortung für das Ruder und das Wache gehen geregelt. In 4h Blöcke war der Tag eingeteilt worden. Auch das gehört dazu.
Der Wachplan
Die Biskaya zeigte sich von ihrer schönen Seite. Meine Befürchtungen bewahrheiteten sich glücklicherweise nicht, was das Wetter angeht. Sonne, Wind und ein paar Wolken wechselten sich rege ab, sodass zwischendurch immer mal wieder gesegelt werden konnte, wenn der Dieselwind mal Pause hatte.
Die Biskaya bei Tag
Nacht auf der Biskaya
Das Gefühl für mehrere Tage auf offener See zu sein, ohne Land in Sicht zu haben, kann ich nur schwer in Worte fassen. Es ist atemberaubend, wenn die See am Horizont in den Himmel übergeht und niemand sonst um einen herum zu sehen ist. Wenn sich dann nach mehreren Tagen am Horizont die Küste abzeichnet, so ist auch dies ein berauschendes Gefühl gewesen. Wir erreichten La Coruna, unser Ziel, unter Segeln und machten neben der ‚Celebrity Eclipse‘ im Hafen fest. Der Rest der Reise bestand nun noch aus Sight-Seeing in La Coruna.
Sonnenuntergang auf der Biskaya
Unter Segel
Land in Sicht
Hafen von La Coruna
La Coruna
Eines ist mir klar geworden während dieser Reise. Ich will es wiederholen und die Lust auf längeres Blauwassersegeln, sprich leben an Bord, ist nur größer geworden.
Also die glatte See könnte ich mir noch gefallen lassen, aber das andere Wetter... Andererseits wurdest du am Zielort ja mit schönen Eindrücken belohnt. :-))
Auch wenn ich mit Segeln nichts am Hut habe, aber die Vorstellung, dass man dadurch übers Meer und mit einer überschaubaren Menschenmenge von Land zu Land kommen kann, ist schon verlockend... (aber nur bei schönem Wetter ;-)))
Bei dieser Reise ging es neben den Eindrücken, die der Zielort und die Zwischenstopps bereit hielten auch um die Eindrücke, die die Reise an sich erzeugt. Allein die Tatsache auf einem Boot so weit auf dem Meer unterwegs zu sein, dass rundum nur Wasser zu sehen ist, hat etwas mit mir gemacht. Die Kraft und Schönheit der Natur ist zum Greifen nahe (dies kann auch neben dem Segeln bei anderen Gelegenheiten auch erlebt werden. Im Gebirge kann bei mir auch dieses Gefühl aufkommen).
Dass sich dann auch noch von A nach B bewegt wird setzt dem Ganzen die Krone auf.
Das Wetter kommt halt, wie es kommt. Mit einem eigenen Boot wäre es durchaus denkbar so lange zu warten bis einem das Wetter wieder genehm ist.
wow-was für ein schöner abenteuer post....
atemberaubende momente kann man richtig mitfühlen....
Also seit meine Tochter vor Jahren den Segelschein gemacht hat und ich einmal aus Prinzip einen Törn mitmachen wollte, weiß ich wenigstens, wovon Du schwärmst...;-))
Wasser ist beileibe nicht "mein" Element und tagelang kein Land sehen klingt gar nicht gut in meinen Ohren. Es sind aber wunderschöne Eindrücke und Bilder, die Du zeigst - die schaue ich mir sehr gerne vom sicheren Land aus an und frage auf gar keinen Fall nach, warum das "Blauwassersegeln" genannt wird ;-))
Richtig cool!!! Habt Ihr auch Begegnungen mit Orkas gehabt? Hier wird ja oft in den Nachrichten über unangenehme Begegnungen berichtet. Gerade in der Zone "Nordspanien".
Nein, auf der Überfahrt sind uns nur Delfine begegnet. Ein Wal wäre natürlich nochmal ein anderes Kaliber gewesen.
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