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RE: DU spielt SCRABBLE™ (58) - Gleichberechtigung

in Deutsch Unpluggedlast year

Recht auf Homeschooling

Ich würde wohl auf dieses Recht verzichten wollen :-)
Schule ist eben (aus Elternsicht) nicht nur Wissensvermittlung. Das Treffen mit anderen Schülern gehört doch auch dazu. Sich zu Hause einzuigeln ist leider angesichts der immer häufiger anzutreffenden Mediensucht nicht sehr hilfreich. Ich würde meinen, dass die Zeit ohne Schule auch dazu beigetragen haben wird.

Die Kinder sehen das wohl etwas anders. Und das liegt nicht nur daran, dass man die Schule doof findet, sondern eher, dass sie die Aufgaben zu Hause viel schneller erledigen konnten, und dann unmittelbar Freizeit hatten. Und eben nicht im Klassenzimmer sitzend der x-ten Wiederholung lauschen mussten.

Neugierig sind m. E. übrigens die meisten Kinder von Geburt an, allerdings wird ihre Wissbegierde oft nicht befriedigt und auf ihre Fragen genervt reagiert. Spätestens die Schule tut dann ihr Übriges.

Absolut richtig! Der Ansatz, die Neugierde zu bewahren, ist genau das, was wir verfolgen... und auch versuchen vorzumachen. Trotz aller Erfahrungen, die die Kinder oftmals doch in der Schule machen müssen..

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 last year (edited)

Der erste Abschnitt deines Kommentars erinnert mich an Diskussionen mit meinem Vater, während ich vom Online-Wetten lebte:

Vater: "Du wirst dein ganzes Geld verlieren, ich kann nachts nicht mehr ruhig schlafen, wenn ich daran denke, dass du wettest!"

Ich: "Mach dir keine Sorgen. Gestern habe ich mir übrigens eine Wohnung vom Wettgeld gekauft - es funktioniert also anscheinend irgendwie."

Vater (wie @moecki): "Hm ... ok, so ein Wohnungskauf ist ein echtes Argument ... aber du hast doch überhaupt keine sozialen Kontakte, wenn du den ganzen Tag vor dem Computer sitzt und wettest, statt z. B. Arbeitskollegen zu treffen!"

Ich: "Das Gegenteil ist der Fall: Arbeite ich 'regulär', muss ich den Tag mit Menschen verbringen, die ich teilweise völlig uninteressant finde, und abends bin ich dann zu müde, meine Freunde zu treffen. Wette ich jedoch, kann ich jederzeit zwischendurch Pausen einbauen, um mir für die Menschen Zeit zu nehmen, die mir wirklich wichtig sind, mich mit Schachfreunden zu treffen oder Judo zu trainieren, ohne einen nervenden Arbeitgeber vorher um Erlaubnis bitten zu müssen."

Und das liegt nicht nur daran, dass ...

... sondern, neben den von dir genannten Gründen, auch daran, dass teils weite Schulwege entfielen, wodurch neben der signifikanten Zeitersparnis überdies der Verkehr entlastet und die Umwelt geschont würde.

Versteh mich nicht falsch, ich will deine Sicht der Dinge nicht einfach wegwischen. Mir ist bewusst, dass die Mehrheit der Deutschen eine Schulpflicht befürwortet.
Mir persönlich widerstrebt jedoch der Gedanke auch rein gefühlsmäßig, dass sich der Staat jeden Morgen alle Kinder im Alter von X bis Y viele Stunden lang zwangsweise einverleibt ... Es widerspricht letztlich einfach meinem Verständnis von Freiheit.

 last year 

Es widerspricht letztlich einfach meinem Verständnis von Freiheit.

Ich denke, genau das ist der Punkt. Mal davon ausgehend, dass in deinem speziellen Fall ein "Aushebeln" der Schulpflicht deinem Kind (auf jeden Fall im Bereich der Wissensvermittlung) nicht schaden würde, vielleicht eher gut täte, dürfte dir trotzdem klar sein, dass es in diesem Punkt nicht mit "Schulpflicht ja (momentan mehrheitliche Meinung) oder nein" getan ist. Jedenfalls nicht, wenn man eine Gesellschaft als Ganzes systemisch betrachtet und dann auch noch wagt, das Wort "Chancengleichheit" (die teilweise allein aufgrund genetischer, also unbeeinflussbarer, Faktoren utopisch ist, wenn man "Leistungsgesellschaft" mal ganz außen vorlässt) zu erwähnen.
Ziehen wir mal den guten alten Kant zu Rate (hoffentlich das korrekte Zitat von 1793):
"Niemand kann mich zwingen auf seine Art (wie er sich das Wohlsein anderer Menschen denkt) glücklich zu sein, sondern ein jeder darf seine Glückseligkeit auf dem Wege suchen, welcher ihm selbst gut dünkt, wenn er nur der Freiheit Anderer, einem ähnlichen Zwecke nachzustreben, die mit der Freiheit von jedermann nach einem möglichen allgemeinen Gesetze zusammen bestehen kann, nicht Abbruch tut."
Wie gesagt: Du schadest in deinem Streben nach individueller Freiheit vermutlich niemandem, wenn deine Tochter nicht zur Schule müsste. Ohne Schulpflicht ("allgemeinen Gesetze") bräuchten "Hinz und Kunz" ihre Kinder aber auch nicht beschulen lassen, was wiederum zu erheblichen Schäden an Kind und Gesellschaft führen würde.

Dass unser System Schule dringenden Überarbeitungsbedarf aufweist, steht ja gar nicht zur Diskussion. Das füllt ja auch Abende mit Experten aus allen Bereichen... ;-)
"Unten" noch ein ganz klein bisschen mehr... ;-)

 last year (edited)

Wären "Hinz und Kunz" dazu bereit, ihre Kinder in gewissen Abständen testen zu lassen, die nur bei gutem Abschneiden von der Schulpflicht entbunden blieben, sähe ich keine Schäden für Kind und Gesellschaft.

So wie die Gesellschaft heute (noch) funktioniert, vermute ich, dass die meisten Eltern (aufgrund von Zeit- und/oder Wissensmangel) ihre Kinder ohnehin der Schule anvertrauen würden.

Je mehr Eltern jedoch dazu in der Lage und willens wären, ihre Kinder selbst zu unterrichten, desto mehr Ressourcen könnten die Schulen (ganz im Sinne der Chancengleichheit!) für diejenigen allokieren, die es wirklich nötig und und nicht genug Unterstützung seitens ihrer Eltern haben.

Übrigens verlassen laut Focus jedes Jahr "rund 50000" Jugendliche die Schulen ohne Abschluss, was mittlerweile für 17 % der Altersgruppe der 20- und 34-Jährigen gilt!
Das ist in meinen Augen ein System des Grauens, geprägt von Lehrermangel, zu großen Klassen, schlechter Ausstattung und zwischen Bildungsministerium (ständige 'Reformen' + Bürokratie), guten Noten fordernden Eltern und schlecht erzogenen Schülern 'zerriebenen' Pädagogen.

 last year 

Bei allem Für und Wider zur Schulpflicht muss man in der Tat konstatieren, dass das System so ideal nicht sein kann - abgesehen davon, dass wahrscheinlich kein System in der Beziehung jemals ideal sein könnte. Wenn es so funktionieren würde, wie ich mir das vorstelle bzw. wie es sein sollte, dann gäbe es ja die im Root-Post genannten Probleme nicht. Dann wäre ja alles in Ordnung.
Aus dieser Sicht kommt man zwingend zu der Schlussfolgerung, dass auf jeden Fall etwas anderes gemacht werden muss, bei dem alle Schichten eingebunden werden können. Ich gehe allerdings davon aus, dass es ein "grundlegend anders" aus Gründen, die dem politischen Bereich zuzuordnen sind, nicht geben wird.

 last year 

Das ist in meinen Augen ein System des Grauens [...]

Ganz deiner Meinung (siehe meine Statements zu den Ergebnissen der Iglu-Studie).
So, wie es ist, kann es nicht bleiben, "unregulierter" Wegfall der Schulpflicht geht aber eben auch nicht.
Okay, mit "Prüfungensbereitschaft" gäbe es natürlich Regeln... ;-)

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