RE: Witness-Votes regelmäßig überprüfen!
Auch für deinen Kommentar musste ich mir etwas mehr Zeit zum Antworten nehmen, daher erst jetzt:
Ich habe schon bewusst die Zeugen-Wahl mit einer RL-Wahl verglichen. Es ist in meinen Augen nichts anderes. Jeder zieht für seine Wahl andere persönliche Wertigkeiten heran. So ist es durchaus legitim, wenn du "nur" für 4 Zeugen votest.
Du hast mir natürlich einiges Voraus, was das Wissen um die Geschehnisse im Zuges der Fork angeht. Ich bin sehr dankbar dafür, wenn du das immer mal einstreust. So kann man sich ein besseres Bild machen. Im Hinterkopf habe ich immer noch, mir die Posts aus der heißen Phase anzuschauen. Allerdings hält mich der Zeitfaktor entscheidend davon ab.
Ich finde es aber schon sehr erstaunlich, dass ein Einzelner oder eine Gruppe Weniger den Code so dominiert haben, dass dieser nicht mehr gepflegt oder entwickelt werden kann. Die beiden von dir genannten Herren sagen mir überhaupt nichts. Sind die hier aktiv oder aktiv gewesen?
Du hast schon recht. Es ist sehr dürftig, was die Entwicklung angeht. Immer wenn das Steemit-Team (wobei unklar ist, aus wie vielen Leuten das Team überhaupt besteht) sich zu (technischen) Änderungen äußert, heißt es nur: "Steht auf dem Plan" oder "Ist an das Team weitergeleitet". Da wären tatsächlich schon ein wenig mehr Infos hilfreich. Aber irgendwie kriegen wir es auch nicht hin, das aus dem Team herauszukitzeln. Sie hatten uns ja angeboten, Fragen zu beantworten, aber das "Format" kommt nicht in Gang... wenn nicht einer die Zügel in die Hand nimmt.
Wir können zwar nicht von einer glorreichen Zukunft berichten, aber wir könnten weiterhin von dieser träumen... und unseren kleinen bescheidenen Beitrag dazu leisten...
@Jaki01 ist noch früher zum Steem gekommen als ich, also viel mehr ein Steemer der ersten Stunde und sein Kommentar spricht ebenfalls Bände. Das Träumen allerdings, das kann dir niemand nehmen, Moecki. Doch gerade du als vielleicht noch hoffnungsfroher Entwickler solltest auch bereit sein, die schmutzige Realität zu sehen.
Dan Larimer ist der Entwickler des Steem, der sein Baby schon 2017 wieder verlassen hat mit den Worten, dass er hier nichts Neues mehr entwickeln kann. Der Hintergrund dieser Aussage: Er hatte durchaus anständige, soziale Ansätze in seiner Planung und für ihn war der Steem daher 2017 noch lange nicht fertig. Seine Pläne wurden aber von den Investoren, ohne die du so ein Projekt nicht stemmen kannst, immer wieder ins Gegenteil verzerrt. Aufgrund der Machtverhältnisse hatte er irgendwann keine Lust mehr, sich ständig mit Forderungen nach mehr Profit durch Zins und Wucher herumzuschlagen.
Sein Hauptproblem war, dass Blocktrades, einer der Hauptinvestoren und Betreiber der Steem-internen Börse, sämtliche Entwickler der Stinc. gestellt hat. Die waren, solange Larimer mitmachte, immerhin in der Lage bestimmte Neuerungen zum Steem-Kernel beizufügen. Nach Larimers Abgang haben die zwar auch nur noch in die Röhre geguckt , konnten aber Applikationen pfriemeln, die z. B. im Frontend, also außerhalb des Steem, funktionieren. Da war einfach zu viel Gier im Spiel, was das Spiel letztendlich von Grund auf verdorben hat.
Jacob Gadikian (@jacobgadikian, besser @faddat) ist auch Entwickler und war als Steemian von Anfang an dabei, voller Hoffnungen wie du, und wurde so zu einem der ersten lauten Kritiker des Systems Gier. Den haben sie ziemlich schnell und eiskalt rausgeekelt, wie sie jeden auch heute noch (nun auf dem Hive) raus ekeln, der dem System Gier quer kommt. Jacob hat dann 2020, parallel zur Hive-Fork den Blurt geforkt. Den Blurt haben die Ratten vom Hive (Blocktrades-Entwickler) monatelang mit ihren wenigen, rudimentären Kernel-Insiderkenntnissen über Hintertüren übelst attackiert.
Dan Larimer hatte einen sehr jungen Partner, Ned Scott. Der hatte vor seinem Steem-Abenteuer guten Erfolg an der Wall Street als Nahrungsmittel-Termin-Broker. Von ihm kamen die Steem-Investoren, auch teilweise aus seiner Familie. Er hat sie bei der Stange gehalten und wohl auch zwischen ihnen und Dans allzu sozialen Plänen vermittelt. Nach Dans Absprung hat Ned noch vier Jahre lang versucht, das Projekt Steem über Wasser zu halten, war aber im Großen und Ganzen vollkommen uninspiriert, wohl auch überfordert, und hat 2020 endgültig die Lust verloren.
So kam es zum Verkauf an den chinesischen Investor Sun, der im Abschluss massiv von den Blocktrade Leuten attackiert wurde. In der Hauptsache ging es wohl darum, dass sie selbst alle auf einen Riesen-Stake spekulierten, der nun Sun in die Hände zu fallen drohte. Mir hat es sich so dargestellt, dass Sun ein Nest giftiger Hornissen gekauft hat und keine Ahnung davon hatte, worauf er sich damit eingelassen hat. Wie es aussieht, hat Sun heute ebenfalls die Lust auf den Steem verloren. Geld lässt sich offenbar leichter verdienen, als mit dem Betreiben einer Blockchain.
Der einzige von uns Steemians, der vielleicht Näheres zur aktuellen Politik sagen könnte, wie und ob es mit der Entwicklung des Steem weiter geht, ist @steemchiller. Und weil der zu dem Thema schon lange so gut wie nichts Substantielles äußert, wofür ich vollstes Verständnis habe, ist meine Einstellung zur Zukunft des Steem genau so trübe, wie die von Jaki01. Solange sich die Blockchain noch einigermaßen melken lässt, wird sie weiter gemolken. Wer hier auf die Entwicklung irgendeines sozial verträglicheren Modells hofft, ist am falschen Platz. Daran haben die Melker kein Interesse. Das würde ihren Reibach mindern und wo kämen wir da hin. Sie sind schließlich Investoren und wir sind die Habenichtse.
Es ist so wohltuend, so etwas mal wieder von dir (und auch Jaki) zu lesen!
Weißt du, ich bin es so leid, mir hier von Leuten, die kaum ein, zwei Jahre auf dem Steem sind, das System erklären lassen zu sollen. Eine absurde Idee jagt die nächste und wird von den rewardgeilen Speichelleckern in neuen Posts ausgeschlachtet. So lange, bis niemand mehr weiß, was Sache ist. Das ist so unerträglich!
Zuletzt habe ich mich mal wieder ein wenig eingemischt, aber ich werde müde. Kaum ist man zur Mitarbeit sogar motiviert, kommt schon wieder eine Idee im Alleingang.
Nee, ich werde müde, muss aber gestehen, dass ich mich einzig in unserer DU-Blase auch nicht so recht wohl fühle. Wenn ich etwas - und sei es nur durch "Aufklärung" - bewirken kann, mag ich das ja auch gern tun. Aber so, wie es jetzt läuft, nicht mehr.
Das ist schade. Je mehr User aus der alten und ganz alten Garde verstummen (das ist noch das beste, die meisten verschwinden ganz oder switchen zu diesen Furunkeln wie Upvu & Co), desto mehr geht vom ursprünglichen Esprit verloren. Wir werden von vom Geldverdienen faszinierten Usern überrannt, vielleicht sogar bereits "regiert". Das ist nicht mehr "mein Steem". Und jeder interessierte Leser oder vielleicht sogar (Re-)Investor, der Augen im Kopf hat und ehrlich ist, wird sich ganz schnell umdrehen und abhauen. Wer ist an von Melkern hochgepushten Null-Niveau-Posts oder den Tagebüchern armer Menschen als erbärmlichen Versuch, die Aufmerksamkeit eines einsamen Wales namens "Steemit Team" zu erhaschen, interessiert?
Danke. Ich bewundere dein Standvermögen und habe mich für diesen Text fast geschämt. Weil er so gar nichts beiträgt zu deinem eh schon schwierigen Stand. Ich fürchte sogar, dass er dich nur noch mehr runter gezogen hat. Doch mit Durchhalteparolen kommen wir einfach nicht weiter und deine Selbstverheizung – du siehst ja selbst, wie weit die Kräfte reichen. Selbst wenn ich mich jetzt noch mit rein geworfen hätte, wie ein wilder Watz – das System bleibt wie es ist: Beton. Hau eine Million Euro rein, dann kannst du luktrativ melken. Ansonsten hat der Steem auch nach 6 Jahren immer noch nichts zu bieten. Selbst die Hoffnung, die uns einst beflügelte, ist schon seit Jahren welk.
Schönschreiber sind sowieso out. Chriddi. Wir belästigen die Leute damit, wie ich dir an anderer Stelle bereits geschrieben habe. Die Welt ändert sich und die alten, großen Künste bleiben dabei auf der Strecke. Ein Bürgertum in langsamer Agonie hält noch daran fest. Sich gegen die Dekadenz zu stemmen, nutzt nichts. Du kämpfst dabei gegen einen Ozean. Den kulturellen Verfall hält niemand mehr auf, weil Kultur kein Geschäft mit Massen ist. Das ist wie eine Seuche. Du kannst Menschen nicht zum Lesen zwingen. Die sind ja mittlerweile sogar zu blöd, mitten in einer Seuche eine einfache Schutzmaske zu tragen. Das würde sie ihrer Freiheit berauben, sagen sie. Zuviel Text würde sie ihrer wohligen Ohnmacht zwischen Grill, Bierflasche, Mobile und Shopping berauben. Das geht gar nicht! Lesen verbraucht einfach viel zu viel Energie im Hirn.
Chriddi – wir sind schon lange tot.
Solange wir noch zucken, sind wir auch nicht tot. Solange wir noch Scrabble-Steinchen hin- und herschieben können, sowieso nicht! Autsch, das war jetzt vermutlich auch wieder ein total unhipes Outing: echte Steine? So ganz analog mit einer Person aus Fleisch und Blut, mit der man sich sogar unterhält, als Gegenüber?
Kerle. Mensch – nicht dein Ernst. Gruftiger Sound, Alder! Chill ma die Base!
Danke für diese ehrliche, wenn auch ernüchternde Analyse/Diskussion, @afrog und @chriddi (ich habe das jetzt erst gelesen).
So wie bei diesen Sätzen von @afrog geht es mir auch immer, wenn ich mal wieder am STEEM 'herummeckere', ohne etwas ändern zu können:
Und auch hier stimme ich 100%ig zu:
Ganz genau: niemand!
Danke Afrog. Es ist immer interessant, ein wenig mehr über die Hintergründe zu erfahren... auch wenn ich mich da wiederhole :-)
Die schmutzige Realität ist leider auch, dass wohl so ziemlich jedes Projekt, das irgendwie mit Geldverdienen zu tun hat, so einen Ausgang - oder vielleicht besser - so einen Verlauf nehmen wird.
Mich würde es definitiv auch stören, wenn ich mit meinen Leistungen ständig für mehr Gewinn sorgen soll. Solange der ursprüngliche (offensichtlich soziale) Zweck erfüllt wird und damit (sozusagen nebenbei) Geld verdient werden kann, wäre ich dabei. Spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem die ursprüngliche Idee oder das Konzept für diesen Zweck über den Haufen geworfen wird, würde ich ebenfalls das Handtuch werfen. An der Stelle kann ich den Herrn Larimer sehr gut verstehen. Zugleich muss man ihm, was wahrscheinlich unstrittig ist, schon Cleverness attestieren. Spätestens an dem Punkt, an dem die Stinc. es nicht schaffte, dafür zu sorgen, dass der Code pflegbar bleibt, haben sie im Grunde schon für einen Sargnagel (oder eine ganze Packung) gesorgt. So ist das wohl, wenn man das Feld ausschließlich Investoren überlässt. Oder wenn man blauäugig eine Blockchain kauft ;-)
Ach, im Nachhinein ist es immer leicht, darüber ein Urteil zu fällen. Wie gesagt, es liegt aus meiner Sicht in der Natur der Menschen, dem Geld hinterherzulaufen. Manche weniger, viele mehr. Das macht jede gute Idee irgendwann zunichte... ob da nun Steem oder Hive oder irgendwas draufsteht, spielt gar keine Rolle.
Urteilen ist dort sinnlos, wo es kein Gericht und nicht einmal Geld gibt. Lösungen gegen die Vorherrschaft der Gier zu finden, das sollte Gegenstand von Überlegungen sein. Was ich schon seit der HF 18/19 fordere, die alle Schleusen für den einfachen Reibach geöffnet hat. Jene Fork, wegen der Larimer endgültig seine Steem-Nase voll hatte.
Es gibt Lösungen, aber dafür brauchst du auch die passenden Investoren. Jeder denkbare Weg den das Institut für Chainologie gefunden hat, ist eben nicht gerade das ideale Projekt für ein paar Freelancer in der Hinterstube. Sowas braucht leistungsfähige Entwickler- und ein inspiriertes Team verschiedener Fachrichtungen. Alleine die Evaluation, die Dokumentation tragfähiger Lösungen, wie auch die Akquisition geeigneter Investoren kosten Geld, das bis heute niemand anzulegen wagte.
Eines ist sicher: Das Graphene-Experiment ist nur schwerlich dafür geeignet, seriöse Organisationen von der wirtschaftlichen Brauchbarkeit dieser Softwaregattung zu überzeugen. Dabei liegt es doch auf der Hand! Ich habe oft genug darüber geschrieben aber das Thema hat außerhalb des Instituts niemand je zuende gedacht.
Auch glaubt jeder halbwegs interessierte Entwickler oder Investor, sein eigenes Stückchen vom Brot nagen zu können. Bei deren Konzepten bedarf es keiner Mitesser und sie fangen mit dem Einfachsten an. Es wird gemolken, bis der Euter schlaff am Boden schleift. Phantasie wird dafür keine gebraucht. Der nachhaltige Einsatz eines Steem-Konzepts im seriösen Wirtschaftsumfeld erfordert dagegen sehr viel Phantasie.