Und wieder hat es gewackelt 👹🍣🎎 Mein Japan

in Deutsch Unplugged5 months ago

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Da waren wir beinahe am Vergessen, dass dieses Jahr bei uns hier in Japan mit einem ganz besonderen (Pauken-)schlag begonnen hatte, schon wurden wir ganz deutlich wieder daran erinnert, dass wir hier im Land der aufgehenden Sonne beim Tanz auf dem Vulkan in der ersten Reihe mitwirbeln. Und dabei kam es mir so vor, als wäre das diesmal sogar mit Ansage passiert, und ich hätte es eigentlich erwarten können.

Aber nochmal kurz im Rückblick: Der Jahreswechsel war gerade erst vonstatten gegangen, als uns noch am Neujahrstag ein heftiger Erdstoß daran erinnerte, dass wir hier in Japan ja auf einem Teil des pazifischen Feuerrings sitzen, der die meisten der Pazifikanreinerstaaten regelmäßig mit seismologischen Aktivitäten unterhalten tut. In Sachen Erdbeben hat es Japan in der Vergangenheit schon des öfteren getroffen, und insbesondere die Katastrophe von 2011 haben die meisten Japaner immer noch im Gedächtnis, was auch ihr Verhalten bei jetzigen übervorsichtiges Verhalten bei den letzten Erdstößen erklärt. Das Erdbebenzentrum lag nur rund 200 Kilometer von unserer Stadt entfernt und deshalb hatte es auch hier ordentlich gerumpelt, was zu einer sofortigen Tsunamiwarnung führte, auf die wir, da wir doch in der Nähe des Meeres wohnten, dann besser gehört haben.

Im direkt betroffenen Gebiet gab es leider größere Schäden zu vermelden, welche bis heute zu umfangreichen Evakuierungen und Einschränkungen geführt haben, aber im Rest des Landes ging das Leben dann doch irgendwie weiter, und der Alltag war fast wieder zurück. Man lebt hier in Japan halt immer mit einem Risiko, dass einen die Naturgewalten bezwingen könnten, und die meisten Menschen haben sich daran wohl schon lange gewöhnt. Anders kann man sein eigenes Leben ja auch gar nicht bestreiten, auch wenn natürlich die vielen Vorsorgemaßnahmen, die man für den Fall von Erdbeben, und anderen Naturkatastrophen getroffen hat, immer allgegenwärtig sind. Aber irgendwann wird halt auch das Risiko zur Routine und man blendet vieles, was damit zusammenhängt, einfach aus. Bis es dann wieder wackelt!

Und genau so war es in dieser Woche. Am Vorabend waren wir unvermittelt auf das Thema Erdbeben zu sprechen gekommen, weil einer der sogenannten Experten für unsere Gegend ein starkes Beben vorhergesagt hat, welches wohl innerhalb von zwei Wochen passieren könnte. Unser Haus würde das wohl nicht unbeschadet überstehen, und auch wenn ich solchen Vorhersagen normalerweise immer skeptisch gegenüberstehe, war ich doch am überlegen, was man nun eigentlich tun oder nicht tun sollte. Wenn es wirklich ein ernsthafte und gesicherte Erdbebenwarnung für die eigene Region gibt, bliebe einem doch eigentlich nur eine Option, und die wäre, genau diese Region zumindest temporär zu verlassen. Aber im Ende bleiben dann solche Warnungen eher wage und lassen viel Spielraum für Interpretationen.

Wie auch immer, diese Gedanken müssen wohl am nächsten Morgen noch in meinem Kopf gewesen sein, denn als um kurz nach sechs das Haus wackelte, war ich sofort wach und bin raus aus dem Bett. Bei früheren Beben hätte ich mich schnell wieder umgedreht und versucht wohlig weiterzuschlafen. Aber diesmal bin ich gleich runter um zu checken, wie und wo es denn genau gebebt hatte. Der Ort war genau der, der uns am Vortag prognostiziert wurde, nur die Stärke des Bebens war glücklicherweise bedeutend geringer als vorhergesagt. Schäden sind diesmal zum Glück ausgeblieben, aber letztendlich hat sich auch nichts geändert. Das war nämlich nicht das vom Experten angekündigte Großbeben, welches den Druck aus den tektonischen Platten nehmen würde. Stärke 3 ist dafür viel zu wenig, obwohl diese mich an diesem Morgen für kurze Zeit ordentlich auf Trab gehalten hat.

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Ob noch mehr kommen wird, weiß am Ende niemand genau. Und daher auch nicht, wie man sich nun am besten verhalten soll. Trotz allem sind wir nun wenigsten mal wieder beim Thema "Notfalltasche", welche wir mal wieder kontrollieren und auf den neuesten Stand bringen wollen. Auf alles kann man sich nie vorbereiten, und wenn man wie wir beim Neujahrsbeben draußen unterwegs ist, hilft einem auch die beste Notfalltasche nicht, wenn sie unter den Trümmern des eigenen Hauses wartet. Wir werden wohl zusätzlich noch ein paar extra Sachen im Auto deponieren, in der Hoffnung, dass wir im Fall des Falles wenigsten dort gut ran kommen.

Zumindest hat sich mein Bewusstsein für diese Angelegenheit wieder geschärft, auch wenn ich diesbezüglich eigentlich eher nachlässig bin. Manche Sachen weist man halt lieber weit von sich und versucht sie zu ignorieren, in der Hoffnung, dass der Kelch an einem vorbei geht. Was man am besten machen soll, kann einen keiner wirklich sagen, und wenn man zehn Experten fragt, kann man mit bis zu zehn verschiedenen Antworten rechnen. Aber wahrscheinlich ist es keine schlechte Idee, über ein paar weitere Vorbereitungen nachzudenken, und das, was wir bereits vorbereitig haben, noch ein wenig zu optimieren. Wenn sich dann am Ende herausstellen sollte, dass alles unnötig war und nicht gebraucht wird, wird man trotzdem erleichtern aufatmen und froh sein, dass es genau so gekommen ist.

Das Thema Erdbeben wird in Japan in diesem Jahr wohl noch öfters auf der Tagesordnung stehen, auch wenn ich dann doch lieber beabsichtige, mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Es gibt so einiges, was ich in den kommenden Monaten vorhabe und da passen mir trübe Gedanken aber auch gar nicht. Ganz im Gegenteil, ich stehe dann lieber auf Optimismus und Fröhlichkeit, und auch davon sollte man immer etwas parat und in seiner Notfalltasche stecken haben. Das hilft einen vielleicht auch in Zeiten, wenn es mal wieder kräftig wackelt und bebt.

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 5 months ago 

Wir leben auch in der Nähe von gefährlichen Vulkanen, Die Magmakammern darunter sind teilweise sogar noch vorhanden, aber die Vulkane darüber sind seit Jahrtausenden erloschen. Da kann man, selbst neben einem Vulkan, einigermaßen zuverlässig in die Zukunft planen.

Ganz ehrlich, stünde ich aus zwingenden Gründen auf dem Feuerring, würde ich auch darüber nachdenken, umzuziehen. Zauberhafte Kultur hin oder her. Die nutzt nichts, wenn dein Auto in einer Erdspalte verschwunden ist und das Haus in Trümmern liegt. Dann war es mal zauberhaft.
Jeden Tag auf das große Beben warten, hat so gar nichts von Spiel und Spaß und wohin Verdrängung führt, weiß die Psychologie sehr genau.

 5 months ago 

Richtig, die ganze Erdbebensache spricht ganz klar gegen das Land der aufgehende Sonne. Zumindest in Sachen Naturkatastrophen würde die Heimat gewinnen, aber in Sachen "persönlicher " Sicherheit punktet das Land dann doch wieder. Mit der Unbekümmerheit, mit der ich mich hier durch Stadt und Land bewege, wäre ich in Deutschland ein ganz leichtes Opfer.

Das persönlich Erdbebenrisiko ist generell ja auch gar nicht so hoch, von daher wartet man nicht wirklich auf den nächsten Knall. Aber richtig, Verdrängen ist auch nicht die richtige Lösung.

 5 months ago 

Mit der Unbekümmerheit, mit der ich mich hier durch Stadt und Land bewege, wäre ich in Deutschland ein ganz leichtes Opfer.

Da kann ich dich aus eigener Erfahrung beruhigen. Ich war in meinen 71 Jahren nie Opfer. Außer als Kind. Da war ich Opfer eines unbeherrschten Vaters, einer Lehrerin und des Mobbingpulks auf dem Schulweg. Aber ich verstehe deine Bedenken. Besonders freundlich ist das Klima im Lande nicht. Es herrscht allgemein schlechte Laune.
Dabei gibt es so viel Anlass zu guter Hoffnung. Zum Beispiel hier, in einer zweiteiligen Doku der ARD kannst du sie schöpfen.

 5 months ago 

Wenn man bedenkt welch schlimme Ausmaße Erdbeben im Japan schon gezeitigt haben, sind deine Bedenken vollkommen berechtigt. Du bist ja nicht nur für dich verantwortlich. Ich würde auch alles in Erwägung ziehen was du so an Vorsichtsmaßnahmen vorgesehen hast. Also bitte nicht verdrängen lieber maxinpower.

 5 months ago 

Mit deinen Worten hast du ja Recht. So sehe ich das ja eigentlich auch, und werde daher schon noch mal so einiges überdenken und optimieren. Vor allem werde ich nun mein Auto auch als Depot benutzen, und versuchen den Tank mindestens halb voll zu halten. Sicher ist sicher!

Haustiere Katzen und Hunde können die bevorstehenden Erdbeben spüren. Sie können den Besitzer in der Nacht vor dem Ausbruch des Erdbebens sehr aufwecken. Wenn Sie Angst vor einem neuen Erdbeben haben, kaufen Sie sich eine Katze oder einen Hund und achten Sie auf ihr Verhalten.

 5 months ago 

Tiere habe wir nicht, und das ist auch gerade keine Option. Wichtiger ist für den Notfall vorzusorgen und immer ein paar Sachen parat zu haben, mit denen man schnell das Haus verlassen kann. Hoffentlich wird es dazu aber nie kommen!

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