Neun bis zwei ist viel zu schnell vorbei 👹🍣🎎 Mein Japan

in Deutsch Unplugged5 days ago (edited)

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Das mit steigendem Alter die Tage immer schneller vergehen, ist für mich schon lange kein Geheimnis mehr. Da ich mich wohl auch nicht mehr zu den Jungspunden zählen darf und altersmäßig nun in eine ganz andere Liga aufgestiegen (oder doch abgestiegen?) bin, habe ich schon lange feststellen müssen, dass nicht nur die Tage, sondern auch die Wochen, Monate und Jahre viel zu schnell vorbeigehen. Sobald das neue Jahr begonnen hat, ist man sich bereits am wundern, warum denn schon wieder März ist und der Frühling abgebrochen ist. Und ehe man sich versieht, ist auch schon der Sommer vorbei und man beginnt, sich auf den nächsten Winter vorzubereiten. Und die anstehenden Weihnachtsplanungen machen dann am Ende auch dem letzten deutlich, dass auch dieses Jahr sich viel zu sehr beeilt hat.

Natürlich ist uns klar, dass die Zeit genau so schnell beziehungsweise langsam vergeht wie auch früher. Seit Menschengedenken ist ein Tag immer gleich lang, auch uns unser Gefühl etwas ganz anderes glauben lässt. Aber mit Gefühlen ist eben nicht zu spaßen, das sollte auch die Realität längst verstanden haben. Und aus genau diesem Grund frage auch ich mich immer wieder, wo denn all die Zeit geblieben ist. Früher konnte ich es kaum abwarten, dass es endlich wieder Wochenende wird, heute dagegen grübel ich eher darüber nach, ob ich in der gerade vergangenen Woche nicht doch etwas sinvolleres hätte anstellen können.

Dass mein Zeitgefühl aus dem Gleichgewicht gekommen ist, habe ich erst letztens wieder zu spüren gekommen. Es war Montag und die neue Woche hatte gerade erst begonnen. Ich hatte mich eigentlich sogar auf diesen Montag gefreut und mir für die kommenden Tage eine ganze Menge vorgenommen.

Anfangen wollte ich das ganze damit, dass ich die Kleinste zum Kindergarten bringe und später dann auch wieder abhole. Das Hinbringen ist meist nicht meine Aufgabe, aber an jenem Montag wollte ich mir das einfach nicht entgehen lassen. Der Kindergarten beginnt normalerweise gegen 9 Uhr, zu einer Zeit, wo ich mich eigentlich auf meine Arbeit vorbereite. Aber diesmal war es etwas anders und ich nutze die Gelegenheit, um ein wenig positive Abwechslung meinen Tag zu bringen.

Im Anschluss hatte ich noch einen Zahnarzttermin und als ich von diesem zurück war, war es auf einmal bereits Zeit, wieder zum Kindergarten zu fahren und die Kleine abzuholen. Das Abholen erfolgt immer gegen 14 Uhr, so dass der ganze Kindergartenspaß dann eigentlich nur fünf Stunden dauert. Für die Kinder mag das vielleicht lange sein, aber an jenem Tag kam mir das extrem kurz vor.

Als ich mich fertigmachte, um das zweite Mal zum Kindergarten zu fahren, fühlte es sich so an, als wäre ich erst vor einer Stunde von dort zurückgekehrt. Und nun sollte schon fünf Stunden um sein, und ich wunderte mich, wo denn der Montagmorgen nur hin ist. Und meinen Besuch beim Zahnarzt schien ich dabei irgendwie auszublenden, obwohl es dafür eigentlich gar keinen Grund gab.

Wie gesagt, laut Uhr waren fünf Stunden vergangen, aber mein Gefühl lies mich an dieser Realität ganz stark zweifeln. Mein Gefühl wollte es einfach nicht wahrhaben, obwohl ich im Rückblick in dieser Zeit sogar ein paar wichtige Dinge erledigen konnte.

Um ehrlich zu sein, mag ich dieses Gefühl nicht. Lieber ist mir die Zeit zu lange und ich muss mir überlegen, was ich damit anstelle, als das auf einmal nichts mehr davon übrig bleibt. Das Leben ist am Ende ganz klar viel zu kurz, auch wenn es uns an einigen Stellen viel zu lang und viel zu langsam vorkommt. Wie ich es immer am besten und sinnvollsten nutzen kann, ist auch mir nicht immer klar, auch wenn ich natürlich versuche, das Beste aus meiner Zeit zu machen. Das Problem ist, dass man viel zu viel Zeit damit verbringt, für sein Überleben zu sorgen, als richtig zu leben. Und nicht immer lässt sich beides perfekt miteinander vereinbaren. Sehr oft ist man leider damit beschäftigt, sich mit seinen vielfältigen Aufgaben und Sorgen auseinanderzusetzen, die einen oft viel zu wenig Zeit und Raum lassen, sich auf das Geschehen um einen herum einzulassen, welches uns viel besser tun würde.

Jetzt könnte man natürlich wieder das Gerede von den ganzen Kompromissen anstimmen, die zum Leben dazu gehören, aber manchmal hat man darauf eben auch keine Lust. Alles oder nichts mag nicht immer das beste Motto sein, aber ab und zu sollte man sich einfach ganz deutlich auf die Seite schlagen, zu der es einen zieht. Dann lässt man lieber die Finger ruhen und schließt kurz die Augen. Und dann lauscht man dem feinen Lied, das um einen herum gesungen wird und darf sich dabei ganz wohl fühlen...

いっしょうそばにいるから、いっしょうそばにいて、いしょうはなれないように、いしょうけんめいに。。。。


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 5 days ago (edited)

Das Problem ist, dass man viel zu viel Zeit damit zu verbringt, für sein Überleben zu sorgen, als richtig zu leben.

Die Aussage velangt nach einem Gespräch. Eine weit verbreitete Vorstellung vom richtigen Leben ist der Dauerurlaub. Das halte ich für dekadent und unbefriedigend. Die Natur hat das richtige Leben so eingerichtet, dass man vom Morgen bis zum Abend arbeiten muss, damit was zum Überleben auch in Notzeiten bleibt. Was eine realistischere Vorstellung vom richtigen Leben voraussetzt.

Davon auszugehen, dass nicht arbeiten müssen, also Urlaub das richtige Leben ist, erscheint mir abwegig. Was du ja auch gar nicht geschrieben hast, bei so einer Aussage aber mitschwingt. Es sei denn, du hast ein interessanteres Konzept fürs richtige Leben gefunden. Das würde mich interessieren. Das feine Lied, das um uns herum gesungen wird ist ja schon Mal ein Hinweis, ein anmutig geschriebener sogar.

 5 days ago 

Trotz der Gefahr, dekadent zu klingen, gehört Singen und tanzen für mich zum Leben einfach dazu. Vielleicht aber nicht ganz so, wie sich das einige andere vorstellen mögen.

Die oft zitierte Frage des "arbeiten, um zu leben oder leben, um zu arbeiten" deutet ja schon einmal daraufhin, dass sich hier zwei Dinge konträr gegenüberstehen könnten. Das vor dem Vergnügen die Arbeit kommt, mag von der Natur so eingerichtet worden sein, denn leider fliegen uns die gebratenen Tauben noch nicht in den Mund. Glücklicherweise habe ich oft sogar Freude beim Arbeiten, und ich versuche, das auch so oft es geht zu zeigen.

Wenn man nach Verrichten seines Tageswerkes sich immer wieder Frage muss, ob es denn auch in der Zukunft immer und überall zum eigenen Überleben reichen mag, fehlen halt leider oft die Zeit und auch die Muse, um sich auf Sachen zu konzentrieren, die man lieber machen würde und die mehr Spaß machen. Ob es nun wirklich eine realistische Vorstellung ist, vom Morgen bis zum Abend arbeiten zu müsse, bin ich mir nicht sicher.

Aber wenn man sich keine Sorgen um sein Überlegen machen müsste, wäre das Arbeiten eben viel angenehmer und ungezwungener und es würde einem mehr Zeit und Freiraum lassen, das Leben auf eine Art und Weise zu genießen, die einem selber am genehmsten ist. Und dazu gehören bei mir nicht unbedingt Urlaub und Feiern in Dauerschleife, sondern vor allem mehr Zeit für meine Familie zu haben. Mehr Zeit genau dann, wenn sie erbeten und gebraucht wird. Und dann wird gerne auch gesungen und getanzt...

 5 days ago 

Das klingt nach einem schönen Leben. Mach weiter so! Feiern in Dauerschleife ist öde.

 5 days ago 

Da muss ich doch meinen alten Post auskramen, aber das wird dir (vielleicht) weniger gefallen. Dieser Theorie nach wären mit 60 bereits 85% des Lebens vorbei, vorausgesetzt du wirst 100 Jahre alt.

Ja, ist schon so ein Ding mit der Zeit, einmal den Kaffee umgerührt und schon ist wieder ein Jahr rum :-)

 4 days ago (edited)

Mmh... dieser Theorie muss ich nachgehen. Wäre doch schön, wenn man diese irgendwie widerlegen könnte. Ich habe nämlich noch so viel vor, :)


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 3 days ago 

arigarou gozaimasu!

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