Alles auf ruhig am Showa-Tag - Endlich darf entspannt werden! 👹🍣🎎 Mein Japan
Heute ist endlich mal wieder einer der Tage, an dem in vielen Ecken des Landes das Leben ein wenig ruhiger abläuft und sich viele Menschen einfach mal gemütlich zurücklehnen und verschnaufen. Und vor allem freuen sich viele auf die nächsten Tage, in denen dieser Zustand weiter anhalten wird.
Wir haben wahrscheinlich viele Vorstellungen von Japan und eine davon ist es wohl, dass die Menschen dort zu jeder Zeit fleißig am Arbeiten sind und Urlaub in diesem Land eher ein Fremdwort ist. An diesem Bild mag so einiges dran sein, denn mal so eine, zwei oder vielleicht auch mal drei Wochen nicht arbeiten zu müssen und zu verreisen, darauf würde hier in Japan wohl kaum einer kommen. Natürlich ist das schade, denn sein eigenes Wohlergehen sollte man nicht hinter das der eigenen Firma zurückstellen, aber auch hier gilt: Andere Länder, andere Sitten.
Und wenn auch die Japaner nicht selbständig ihre freien Tage planen können, so gibt es doch wenigsten einiges an Feiertagen, an denen dann auch in Japan vielerorts die Arbeit ruhen darf.
Einer dieser Feiertage ist der 29. April,"Showa no Hi" 昭和の日, Showa-Tag, an dem dem früheren Showa-Kaiser Hirohito geacht wird, der von 1926 bis 1989 amtieren durfte. Bereits während der Regierungszeit Hirohito's wurde von 1927 und 1988 sein Geburtstag gefeiert, ab dem Jahre 1949 war dieser Tag dann gesetzlicher Feiertag (Tennō tanjōbi 天皇誕生日 „Geburtstag des Kaisers“). Der Geburstag des amtierenden Reiwa-Kaisers (令和) Naruhito fällt auf den 23. Februar, welcher nun der aktuelle Tennō Tanjōbi ist.
Die 63-jährige Amtszeit von Hirohito, dem Showa-Kaiser, sah mehrere einschneidene Ereignisse für die japanische aber auch für die Weltgeschichte, wie die japanische Invasion der Mandschurei 1931, den Zweiten Weltkrieg und die daraus folgende Besatzungszeit in Japan, als auch das japanische Nachkriegs-Wirtschaftswunder. Als Staatsoberhaupt war Hirohito zumindest nominell verantwortlich für die agressive Rolle Japans im Weltkrieg, aber da nach dem Krieg viele Beweise vernichtet wurden, ist eine abschließende Bewertung wohl eher schwierig. Auch die Amerikaner brauchten den Kaiser als stabilisierendes Element für ihre Besatzungspolitik und verzichteten ihrerseits auf eine Anklage als Kriegverbrecher.
Nach dem Todes Hirohitos wurde der 29. April zuerst zum "Tag des Grüns", eine Reminiszenz an die Naturverbundenheit des ehemaligen Herrschers. Seit dem Jahre 2007 wird dieser Tag nun als "Showa Tag" begangen, wohl auch als offizielle Erinnerungen an den früheren Kaiser.
Für die meisten Japaner ist der 29. April ein ganz normaler Feiertag und ich habe schon oft feststellen könne, dass viele Menschen auf Anhieb nicht einmal wissen, was denn heute begangen wird. Dies gilt aber auch für viele andere gesetzliche Feiertage im Laufe des Jahres, ein doch recht interessantes Phänomen.
Das wichtigste ist wohl, dass "Showa no Hi" die "Goldene Woche" einläutet, einer Abfolge von drei weiteren Feiertagen Anfang Mai. Hierzu zählen am 3. Mai der "Verfassungsgedanktag" (憲法記念日 Kenpō Kinenbi), am 4. Mai der "Grünen Tag" (みどりの日 Midori no Hi) und am 5. Mai der "Kindertag" (こどもの日 Kodomo no Hi). In Verbindung mit den Wochenenden kann man hier endlich einmal ein doch immer benötigte Auszeit vom täglichen Alltagsstress nehmen.
Normalerweise ist das Wetter zu dieser Jahreszeit einfach herrlich mit viel Sonnenschein, so dass viele Japaner in dieser Zeit das erste Mal im Jahr an den Strand gehen. Überall kann man rauchende Grills sehen und riechen und die meisten Menschen sind in bester Stimmung.
Auf dem Land dagegen sieht es teilweise ganz anders aus, denn jetzt wird es Zeit für den Reisanbau (田植え taue), so dass das Familientreffen oft auf den Feldern stattfindet. Viele Menschen, die Reisfelder besitzen, sind eigentlich keine Bauern und haben andere Jobs, so dass die Aussaat an den freien Tagen erfolgen muss.
Wenn ihr normalerweise in der Goldenen Woche nach Japan kommt, könnt ihr leicht das Gefühl bekommen, dass alle Japaner gerade auf Reisen sind. Wie ich schon erwähnt hatte, ist "Urlaub" hier in Japan nicht gerade das meist gebrauchte Wort ist, die meisten Menschen bekommen nur einmal im Jahr 3 oder 4 Tage zusammen frei, also muss diese Chance auch voll genutzt werden. In normaler Zeiten wären alle bekannten Orte voller Menschen, die Hotels wären schon Monate im Voraus ausgebucht und die Züge wären noch voller, als in der Hauptverkehrszeit. Und Einkaufszentren und Kaufhäuser würden gestürmt, als gebe es kein Morgen mehr.
Aber vieles davon wird wohl in diesem Jahr ausfallen und auch mit dem Wetter müssen wir mal sehen. Meinen ersten Besuch und Spaziergang am Meer habe ich je bereits im Februar absolvieren können, aber der erste Sprung ins Wasser muss wohl doch noch eine Zeit warten.
Freuen tue ich mich auf diese kleine Auszeit natürlich trotzdem, und wir haben auch etwas vor. Aber davon gibt es ein anderes Mal mehr, also bleibt mir nur dran an diesem Kanal, damit ihr auch ja nichts verpasst. Und für heute genießen wir erst einmal "Showa no Hi", und freuen uns darüber, dass Japan nun so ist, wie es gerade ist, und die Showa-Zeit nun auch schon länger der Vergangenheit angehört.
良い一日を Yoi ichi nichi wo (Have a nice day!)