RE: Kleine philosophische Grübelei zum Wochenausklang
Zu deinem sehr interessanten Beitrag möchte ich eine etwas verspätete 'Vermisstenanzeige' aufgeben: du hast das umgekehrte Fragezeichen nicht erwähnt, das im Spanischen die Frage eröffnet, die dann mit dem Fragezeichen in normaler Stellung abgeschlossen wird. Das ist weltweit einzigartig, informiert schon von Beginn des Satzes darüber, dass es sich um eine Frage handelt und so kann man die Satzmelodie darauf abstimmen, was das Verständnis erleichtert. Eingeführt wurde es 1754 und 1870 hat die Kgl. Akademie der Sprache auch festgelegt, dass die Länge des Satzes darauf keinen Einfluß hat. Also: ¿Qué? Das gilt übrigends auch für das Ausrufezeichen: ¡No!
Diese Zeichen können als Verstärkung bis zu dreimal erscheinen (immer die gleiche Anzahl am Anfang und am Ende) und auch als Kombination (¿¡)
Dir ist das natürlich bekannt, aber sicher haben sich schon so manche Besucher Spaniens, die das Castellano nicht beherrschen, darüber gewundert. In den anderen offiziellen Sprachen Spaniens (Catalán, Gallego...) gibt es das übrigends nicht und generell sind die zeichensparenden Generationen oft zu faul, um diese spanische Eigenart beizubehalten.
José Ortega y Gasset hingegend verteidigte es auf poetische Weise, als er 1914 in den 'Meditationen des Quijote' schrieb:
"De lejos, solo en la abierta llanada manchega, la larga figura de Don Quijote se encorva como un signo de interrogación: y es como un guardián del secreto español, del equívoco de la cultura española."