[Therapie - Teil 2] Positive Momente
Herzliches Hallo an alle,
heute ging es weiter mit der Therapie. Was wir heute besprochen haben, schildere ich euch jetzt ;)
Was bisher geschah
Beim letzten Termin zeichneten wir eine kleine "Karte" mit den belastenden Aspekten meines Lebens und deren Wertung. Als Aufgabe bis zum nächsten Termin erhielt ich dasselbe zu zeichnen, nur dieses mal mit den Positiven Aspekten meines Lebens.
Dies machte ich auch, wenn aber etwas anders als sie dachte^^ Die Aufgabe bestand eigentlich darin einzelne Momente herauszusuchen, ich jedoch malte Zeitspannen drauf. Von dem Alter bis zu diesem ging es mir so; vom nächsten Alter bis dahin ging es so, usw.
Heute knüpften wir dazu an
Ich zeigte ihr meine Karte und sie meinte: "So hat das noch nie jemand gelöst"^^ Sie fragte mich dann aus, zu einzelnen Punkten, wann habe ich Freude verspührt, oder Stolz? Wenn ich jetzt einen einzelnen Moment herausnehmen solle, an dem ich so was verspührt habe, welchen würde ich nehmen? Mir schoss es sofort in den Kopf: Das Baumhaus, welches mein Vater mit mir gebaut hatte!
Ich wünschte mir schon immer ein Baumhaus.
Und mein Vater hatte eine Waldhütte, dort fingen wir mal an das Fundament zu bauen. Leider ging es dann nicht mehr weiter: Wir wollten an ein Wochenende wieder weiterbauen, doch in der Woche zuvor haute ich mal wieder von der Schule ab. Als Strafe bauten wir also nicht mehr weiter.
Da muss ich meinen Vater kurz verteidigen, denn er wusste ja nicht, was abging. Ich meinte am Telefon immer alles sei gut, weil er mit der Mutter schon genug Stress hatte und ich nicht wollte, dass er sich wegen mir auch noch sorgen musste (wohlbemerkt dachte ich das ganze schon mit 7-8 Jahren!).
Mein Vater verkaufte irgendwabn die Waldhütte und das Baumhaus wurde leider nie fertiggestellt. Aber mir hat der Nachmittag, an dem wir das Fundament zusammen bauten, sehr gut gefallen. Endlich hatte ich meinen Vater mal für mich allein :) Sonst haben wir auch oft etwas gemacht, aber meist waren seine Freundin, oder unsere Gäste mit dabei. Außer beim Ball-Spielen (Fußball, Federball, usw.) dort spielten wir zu zweit, aber leider kam es mir immer so kurz vor. Wie lange genau wir spielten weiß ich nicht, ich schaute da nicht auf die Uhr, aber mir kam es halt immer sehr kurz vor.
Danach wurde es schwer...
Denn mir fiel nichts mehr ein. Das war eine so schöne Erinnerung und ich suchte weiter nach Erinnerungen auf diesem Niveau aber fand keine... Alles darunter fiel mir auch nicht mehr ein. Sie fragte ein bisschen weiter, dann fiel mir das erste Jahr Berufsschule ein. Das gefiel mir sehr gut, ich fühlte mich zum Ersten mal seit der Trennung richtig am Platz - auch wenn ich das Schuljahr nicht geschafft hatte^^ Aber wir hatten so einen Spaß in der Klasse zusammen. Ich erzählte also ein Bisschen von diesem Jahr. Anschließend ging sie kurz ein Glas Wasser holen und ich überlegte in der Zwischenzeit weiter.
Na klar! Die Fete in Wien, warum ist mir das nicht eingefallen!? Also notierte ich es schnell auf der Karte bis sie zurückkam. Ich erzählte ihr also etwas von der Fete, gab auch meinen Konsum im Hotel zu, wir redeten etwas übers Konsumieren, warum und weshalb, was ich damit ausblenden/vertreiben möchte/wollte usw.
Am Anfang waren es die Erinnerungen, die in mir hochkamen von damals. Später konsumierte ich, um Freude zu spühren, denn durch das Sertralin waren die Gefühle lange Zeit weg. Wenn man dann mit Freunden zusammenkam und konsumierte, spührte ich zur Abwechslung mal Freude, anstelle des ewig langem Nichts...
Dann fragte sie mich noch zu meinen Großeltern aus. Es kam wieder eine schöne Erinnerung: Als ich mit meinem Opa auf der Bank vor dem Hotel saß und wir über eine Stunde zusammen redeten. Bis ich leider den Bus zur Mutter nehmen musste, weil sie sonst wieder herumstresst... Ich hätte so gerne länger mit meinem Opa geredet. Wir redeten sonst sehr wenig zusammen...
Auch das Kartenspielen mit meiner Oma gefiel mir. Oder zusammen "Wetten, dass..." schauen, oder die Konzerte die ich mit meinen beiden Oma's besuchte.
Die Stunde war dann auch schon wieder beendet. Als Aufgabe für das nächste Mal soll ich wieder bei dieser Karte weiter arbeiten und weitere schöne Augenblicke aus meinem Leben suchen, denn die negativen Erinnerungen kommen automatisch im Gehirn hoch, doch für die Positiven muss man "arbeiten", nachdenken und im Speicher suchen, sodass man später eine Kapazität von positiven Erinnerungen hat, wenn wieder schlechte aufkommen.
Beste Grüße,
BlackButterfly666
Hört sich gut an.
Ich wünsche Dir weiter viele schöne Einblicke/ Rückblicke bei der Suche nach den schönen Momenten im Leben.
Vielleicht baust Du ja eines Tages an dem einstmals begonnen Fundament weiter.
Bin Courage
🍀
0.00 SBD,
0.01 SP