Sollten Kopfbälle im Fußball verboten werden?

in Deutsch Unplugged2 years ago (edited)
  1. Darstellung des Sachverhalts und Problems
    Fußball, ein Sport, welcher 1863 in London erfunden wurde und die Menschen von Anfang an begeisterte. Heutzutage ist Fußball kaum wegzudenken, besonders in Deutschland. Rund 7 Millionen Menschen sind rundherum in einem Verein tätig und besonders im Profi Bereich ist Fußball zu einem riesigen Geschäft geworden mit Unmengen an Arbeitsplätzen und Geld im Umlauf. Ablösen in Millionenhöhe sind hier keine Seltenheit mehr. Kopfbälle sind in diesem Sport zu einem Kernelement geworden, die ständig Verwendung finden. Ob zur Verteidigung nach einem hohen Ball oder als Möglichkeit der Torerzielung nach einer Ecke oder Freistoß. Besonders im modernen Fußball, im dem Standard Tore, wie zuletzt gesehen beim Relegationsspiel HSV gegen Hertha BSC, eine besondere Bedeutung haben, sind Kopfbälle besonders wichtig, um den entscheidenden Unterschied zu machen. Nun hat sich allerdings in einigen Studien gezeigt, dass Kopfbälle auch ein enormes Gesundheitsrisiko aufweisen. Spieler, die in ihrer Karriere sehr Kopfballstark gewesen waren, weisen Veränderungen in ihrem Gehirn auf, die die neuronalen Fähigkeiten einschränken und beispielsweise zu Demenz führen können. Dementsprechend stellt sich die Frage, ob Spieler diesem Risiko ausgesetzt, oder, ob Kopfbälle verboten werden sollten? In der folgenden Erörterung werde ich die Vor- und Nachteile eines Kopfballverbotes erörtern und am Ende ein Fazit ziehen und erläutern, welche Verbesserungen ich vorschlage.

2.1. Vorteil eines Verbotes

2.1.1. Geringeres Risiko von Kopfverletzungen
Es ist heute schon lange bewiesen das Kopfbälle dem Gehirn schaden. Die einzige Frage, die sich noch stellt ist nur die, wie sehr das Gehirn denn schlussendlich beschädigt wird? Laut einer britischen Studie sei das Risiko von Fußballern an neurodegenerativen Erkrankungen wie beispielsweise Demenz zu erkranken 3,5 Mal so groß, wie bei Menschen, die kein Fußball spielen. Welches Ausmaß es für Fußballer, besonders für kleinere Kinder, deren Nackenmuskulatur noch nicht voll ausgebildet ist, wodurch die Einschläge des Balles die Gehirnmasse heftiger bewegen lassen und die Gehirnmasse dadurch immer wieder Stauchen und Dehnen lässt und deren Gehirne noch nicht voll entwickelt sind, haben kann, wenn oft Kopfbälle trainiert werden, lässt sich aus diesem Faktor schon leicht herauslesen. Deutlich wird dies vor allem, wenn man sich das WM-Finale aus dem Jahre 1966 zwischen Deutschland und England anschaut. 6 der 11 Spieler, die damals von Anfang an auf dem Platz standen, erkrankten an Demenz, teilweise sehr schwer, von denen heute nur noch ein einziger lebt. Das gleiche Muster lässt sich aus einer Studie aus dem Jahr 2012 herauslesen, in der die Gehirnfähigkeit von jugendlichen Fußballspielern mit der von jugendlichen Schwimmern, die keine häufigen Kopferschütterungen erleiden, verglichen wurden. Es stellte sich erneut heraus, dass die weiße Substanz, die die Informationen im Gehirn leitet, deutlich größer beschädigt wurde, als die der Schwimmer. Auch der frühere Nationalspieler Jeff Astle, welcher zu seiner Profi Zeit ein gefürchteter Kopfballspieler war, erlitt schon mit 55 eine Demenz, an der er bereits mit 59 verstarb. Dies war damals einer der ersten Fälle, die weltweit für Schlagzeilen sorgten und Fußballspieler zum Nachdenken brachten. All diese Beispiele weisen eine Gefahr und ein Muster auf. Natürlich stecken viele dieser Studien noch in den Kinderschuhen. Die vermehrten Fälle der ehemaligen Fußballprofis können aber keine Zufälle sein. Bislang tut der DFB noch nicht besonders viel gegen Schäden durch Kopfbälle. Die Studien seien nicht aussagekräftig genug. Es wird aber Zeit das etwas unternommen wird. Angesichts der neuen Fakten, ist es dringend notwendig Sportler vor Erkrankungen zu schützen. Es wird deutlich, dass die Leistungsfähigkeit des Gehirns nach Kopfbällen immens sinkt und sämtliche neuronale Fähigkeiten stark eingeschränkt werden. Das kann auf Dauer niemals gut gehen. Ich denke nicht, dass jemand die Verantwortung darüber übernehmen will, dass ein sehr großer Teil von Fußballern an späteren Nachfolgen leiden. Ob Sie schwer sind und zum Tod führen oder nur kleine Konzentrationsschwierigkeiten sind, die den Alltag nicht schwerwiegend beeinträchtigen. Die Anzahl der Opfer muss reduziert werden, solange es noch möglich ist. Angesichts der 3,15 Millionen aktiven Fußballer in Deutschland, wiegt dieses Problem noch schwerer und sollte dringend bekämpft werden.

2.2. Nachteil eines Verbotes

2.2.1. Wichtiger Bestandteil des Fußballs
Im modernen Fußball, in dem fast jedes sechste Tor per Kopfball erzielt wird, hat der Kopfball auch im Angriff eine sehr entscheidende Rolle für den Stürmer und den Ausgang des Spiels. Wer den Kopfball nicht beherrscht lässt gute Möglichkeiten auf ein Tor aus und das Spiel geht möglicherweise verloren. Abgesehen vom Angriff spielt der Kopfball aber auch eine sehr entscheidende Rolle in der Verteidigung. Wie sollen denn beispielsweise hohe Bälle des Torhüters oder Verteidigers in die Spitze verteidigt werden, wenn der Verteidiger den Ball nicht mit dem Kopf klären darf? Der Verteidiger könnte viele Bälle nur noch sehr unorthodox klären, wodurch die Gefahr und die Torwahrscheinlichkeit durch hohe Bälle enorm steigen würde. Der Fußball würde sich grundlegend verändern, da hohe Bälle kaum noch zu verteidigen wären. Dies würde die Spannung und die Dramatik des Spiels erheblich einschränken. Welcher Zuschauer will denn nur hohe Bälle sehen, die vermehrt zum Tor führen und keine schönen Passkombinationen und Tricks? Ohne Kopfbälle würden wir nie wieder historische Tore, wie die von Miroslav Klose oder Horst Hrubesch (siehe Bilder unten) erleben. Genauso wenig wie eine fantastische Kopfabwehr von Virgil van Dijk. Fußball wäre nie wieder das gleiche und würde im Allgemeinen an Bedeutung verlieren, da ein ganz existenzieller Bestandteil fehle. Kopfbälle im Fußball zu verbieten hätte genau das gleiche Ausmaß auf den Sport wie Bodychecks im Eishockey oder harte Checks im American Football oder Rugby zu verbieten. In diesen Sportarten dürfte dann nur noch ein Leibchen aus der Hose gezogen werden, wie in der Schule. Wer mag sich so etwas im Profi Sport vorstellen? Der Sport würde einen der wichtigsten Komponenten verlieren, der den Sport zum größten Teil ausmacht. Niemand würde dies jemals wollen, obwohl das Risiko von größeren Verletzungen noch deutlich höher ist, als das von Kopfbällen im Fußball. Zudem wäre Sport ohne ein gewisses Verletzungsrisiko auch nicht Sport. Die Sportler arbeiten hart dafür und werden nebenbei auch sehr gut dafür bezahlt, den Zuschauern eine gute Show zu bieten. Dabei ist den Sportlern bewusst, dass es auf dem Feld auch sehr hart zugehen kann und dass sie sich dadurch verletzen können. Den Sportlern sollte dies auch beim Kopfball bewusst sein. Wer auf gar keinen Fall verletzt werden will, hat im Sport und ganz besonders im Fußball nicht viel verloren. Die Spieler haben ihr Hobby zum Beruf gemacht, wodurch die Spieler dem Risiko zugestimmt haben. Andererseits wäre dieser Spieler sicherlich kein Profi geworden. Zuletzt ist ein Hauptbestandteil des Geldes, die die Spieler monatlich verdienen, unteranderem durch Kopfbälle gerechtfertigt. Ohne Kopfbälle würden diese Spieler sicherlich nicht mehr so viel Geld verdienen, da der Sport an Bedeutung verliere. Deshalb ist es sowohl für die Dramatik des Spiels als auch für die Spieler wichtig, dass Kopfbälle nicht verboten werden.

  1. Fazit und Vorschläge
    Der Gedanke, dass Kopfbälle für ein geringeres Risiko von Kopfverletzungen verboten werden sollen, ist eine Illusion. Dazu ist das Spielkonzept von Fußball zu abhängig von Kopfbällen. Ohne Kopfbälle würde das Spiel anders gespielt werden und würde an Spannung und Dramatik verlieren. Dadurch würde weniger Geld eingenommen werden, wodurch das riesige Geschäft, was Fußball heutzutage ist, deutlich an Marktanteilen verlieren würde, was sich niemand leisten möchte. Andererseits muss aber etwas getan werden, um das Risiko von Kopfbällen zumindest Stück weit zu reduzieren. Dazu gefällt mir das Konzept, welches bereits in England umgesetzt wurde, sehr gut. In diesem Konzept gilt ein Verbot von Kopfbällen für unter 12-Jährige und ein wöchentliches Limit von Kopfbällen im Training für Profifußballer. Dadurch werden unter anderem Kinder geschützt, bei denen das Kopfballspiel noch kaum Verwendung findet. Andererseits werden auch die Profis geschützt, indem die Intensität von Kopfbällen so groß ist, dass sie geübt werden können, aber nicht zu groß, dass große Schäden durch dauerhaftes Kopfballspiel auftreten. Es wird dringend Zeit, dass auch der DFB diese Vorschläge übernimmt, um den Nachwuchs zu schützen und bei den Profis kein so großes Ausmaß an Demenz Erkrankungen zu erleiden, wie es beim englischen EM-Nationalteam von 1966 der Fall war. So kann Fußball in Deutschland nachhaltig entwickelt werden, ohne den Nachwuchs und stark betroffene Profis zu stark zu gefährden.

  2. Anhang

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https://11freunde.de/artikel/reine-kopfsache/312275



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 2 years ago 

Das ist tatsächlich eine gute Frage, die nie zur Zufriedenheit aller beantwortet werden wird. Ich zweifle das Risiko, das von Kopfbällen ausgeht, in keinster Weise an (wenn der Vergleich mit Kopftreffern im Boxsport gestattet ist - ähnliche erwiesene Gefährdung). Hier wurde nun für den Amateursport entschieden, daß ein Kopfschutz zu tragen ist. In Profiwettkämpfen wirst Du dagegen keinen finden...

Ob Dein Vorschlag ein gangbarer Weg wäre, kann ich nicht einschätzen. Von Fußball habe ich keine Ahnung, also wie wichtig Kopfbälle so für's Spielgeschehen sind. Der DFB lehnt ein Verbot für Kinder wohl ab "und setzt auf umfassende Schulung".

Insgesamt bin ich zwiegespalten: ich reite seit Kindertagen - ohne Helm und Rückenschutz. Nun betreibe ich keinen Wettkampfsport, insofern kann mir das auch kaum jemand verordnen. Andernfalls wäre das für mich ein Grund auszusteigen...

 2 years ago 

Ich denke, dass es durchaus machbar ist. Das das Konzept funktioniert, erkennt man am Mutterland des Fußballs. England hat diese Richtlinien bereits. Natürlich sind Kopfbälle wichtig, aber nicht so wichtig dass man sie ständig trainieren müsste. Es heißt ja immer noch FUẞball. Und wenn es sogar schon im Boxen Regelungen für den Kopfschutz gibt, indem Kopftreffer noch einmal deutlich wichtiger sind als im Fußball. Warum soll es diese Maßnahmen dann denn auch nicht geben. Auch wenn der Kopfball unersätzlich ist im Fußball, sollte immer noch das beste für die Gesundheit getan werden. Und das sind Maßnahmen wie in England, die gezogen werden müssen. Da reicht ,,Schulung" nicht mehr aus.

 2 years ago 

Schön, dass du dich mit einem weiteren Thema hier meldest.

Setze doch bitte noch den Tag #steemexclusive noch unter deinen Beitrag.
Du hast einige Links/Quellen (ohne nähere Erläuterung) angegeben, die du entweder für Zitate oder Recherchen oder Bilder verwendet hast. Falls du Zitate verwendet hast, sollten diese als solche entsprechend gekennzeichnet werden.

LG moecki

 2 years ago 

Okay danke für die Erinnerung!
Den Tag hatte ich vergessen.
Direkte Zitate dürfte ich eigentlich nicht verwendet haben.

 2 years ago (edited)

Ich sage nur: Gladiatoren. Die Spiele sind andere, die Zeiten modern, doch der Mensch ist im Kern seines Wesens noch immer der gleiche geblieben. In den Arenen des römischen Reiches haben sie zur Unterhaltung um ihr Leben gekämpft. Heute suchen sie die Gesundheit zu bewahren. Das ist immerhin Fortschritt.

Jeder Sportler sollte von Anfang an die Risiken kennen. Daher meine ich, dass es reine Privatsache ist, wenn jemand sich ihnen aussetzt. Man darf sich ja auch gerne totsaufen. Ich bin für Aufklärung der Sportler von Anfang an. Dein zitiertes Statistikmaterial scheint relevant genug für ein pädagogisches Konzept zu sein. So kann jeder Sportler seine eigene Entscheidung treffen, auf dass sich der Sport vielleicht von innen heraus ändert. Bis dahin lasst sie spielen!

Denkt man den Weg der Vermeidung einmal ganz krass weiter, mit Verboten und Regelmaßnahmen, endet die Menschheit mit dem Gehirn in einer Nährlösung. Weil schon das Aufstehen gefährlich ist. Das Individuum lebt so zehntausende von Jahren und sein Soziales reift im Virtuellen. Das wird niemand mehr von der Realität unterscheiden, weil das dann die Realität ist.

 2 years ago 

Hm, schade, dass nur mein erster (formaler) Kommentar über den DU-Account durchgekommen ist... aber jetzt:

Ich glaube nicht, dass man mit Verboten reagieren sollte. Wie du schon geschrieben hast, gibt es in jeder Sportart Risiken. Beim Fußball sind ja nicht nur die Kopfbälle gefährlich. Diverse andere Verletzungen sind immer wieder zu sehen, auch wenn diese meist nur temporär sind.
Ob es den Fußball durch ein Kopfballverbot weniger attraktiv machen würde, kann ich gar nicht beurteilen. Wenn ich mal Fußball schaue (was auch nur bei großen Wettbewerber der Fall ist - wie EM oder WM), dann ist mir wichtiger, dass es spannend ist und nicht "schön".

Wie bei so vielen anderen Bereichen müssen sich die Akteure aber über die Risiken bewusst sein. Sie müssen abschätzen, ob sie das Risiko eingehen wollen oder nicht.

 2 years ago 

Ich muss dir Recht geben, dass es ein Verboz bei den sehr jungen Sportlern unter 12 im Spiel gar nicht unbedingt benötigt wird. Dazu wird das Kopfballspiel zu wenig genutzt. Es geht nur darum dass die Trainer der Mannschaften nicht auf dumme Ideen kommen und große Übungen nur rund um den Kopfball machen, was durchaus eine ernstzunehmende Gefährdung sein kann, nicht wie beim 60 Minuten Spiel in der Jugend in dem kaum ein hoher Ball fliegt.
Ich denke auch, dass die Spannung ein wenig verloren gehen würde, da die Bewegungen der Spieler ziemlich unnatürlich und abgehackt aussehen würden, wodurch das Spiel ein wenig an Attraktivität und Schönheit verlieren würde, wodurch auch gleichzeitig die Spannung weniger werden würde, da das Spiel durch dauerhaft hohe Bälle sehr vorhersehbar und langweilig und vielleicht auch ein wenig Unfair auf den Betrachter wirken würde, was für das Erlebnis des Schauens fatal wäre.

 2 years ago (edited)

Eine starke Auseinandersetzung mit dem Thema. Es wäre das gleiche wenn man dem Boxer verbieten würde den Kopf zu treffen.

LG Michael

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