RE: Moderne deutsche Sprache - oder: das Gendern und ich
👍 👍 👍
Das Gendern nimmt irrwitzige Züge an...
Hier einmal der vollständige Brief, indem der Vorsitzende des VDS (Verein Deutsche Sprache), Walter Krämer, seinen Austritt aus der katholischen Kirche begründet (sehr lang, sehr interessant und sehr nachvollziehbar):
https://www.achgut.com/artikel/warum_ich_keine_kirchensteuer_mehr_bezahle
Die veränderte ß/ss-Regel halte ich übrigens für eine sehr sinnvolle Reformierung, denn dadurch ist er Einsatz des scharfen s endlich mal logisch und wirklich für alle nachvollziehbar. D.h. auch Menschen mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten, die sich Wortbilder selten einprägen können (war vorher bezüglich ß/ss echt wichtig), können sich die korrekte Schreibweise eines Wortes durch Verinnerlichung einer einzigen Regel (vorher: viele mit noch mehr Ausnahmen, also eigentlich keine Regel) herleiten.
Natürlich fällt mir dein ß auf. Ehrlich gesagt stocke ich im Fluss jedes Mal für den Bruchteil einer Sekunde, obwohl ich weiß, dass du diese Rebellion immerhin konsequent durchziehst. Nervt mich ehrlich gesagt schon ein bisschen - aber lange nicht so sehr wie das Gendersternchen... 😉
"Nerven" würde ich es nicht nennen, eher "störendes Augenstolpern" - und das passiert mir auch beim Ösi- und Schweiz-Schreib ganz ohne "ß".
Störend ist für mich daran, dass ich den Grund nicht nachvollziehen kann. In Posts von @udabeu (zB) kann ich das Augenstolpern in den meisten Fällen acktsebbtieren. Es bremst das Überfliegenwollen auf humorvolle und manchmal auch Sinn-erweiternde Art. Aber das rechne ich der kunst zu (absichtlich jetzt klein geschrieben) und wird nicht empfohlen als allgemeine Schreib-Weise. Dann würde es Schreib-Dumme.
Genderei mit Doppelpunkt konnte ich eine Zeit ganz gut ertragen, aber ich finde inzwischen die Partizipial-Konstruktion gelungener, und zwar auch gerade dann, wenn (wie schon gesehen) sie sich selbst durch den "Kaukau" (Kindersprech) zieht mit Ansprachen wie "Liebe Kollegende".
Rechtschreibung nicht "der Gesellschaft" und ihren Institutionen zu überlassen, sondern zur Staatsaufgabe zu machen, ist der neue politische Paternalismus, dessen irre und bis zur Menschen-Verachtung verantwortunglosen Züge wir derzeit täglich mehrmals beobachten dürfen.
Das ist selbstverständlich mal wieder viel präziser ausgedrückt... ;-)
Jo. Kann ich einzig bei den ausgewanderten Freunden - Südamerika, Asien und so - akzeptieren, die ja nicht unbedingt für mein Wohlbefinden nach Sonderzeichen kramen müssen... ;-)
Mag sein. Bremst aber auch das Lesenwollen jener, die nicht zum Überfliegenwollen hier sind. Uda hatten wir ja schon mal. Ich kann seine Texte als Kunst akzeptieren. Dass nicht jeder seine Kunst mag (ich z.B. sie trotz vieler gut gemeinter Versuche einfach nicht lesen kann, ohne bekloppt zu werden) wird wiederum Uda akzeptieren (müssen). Ja, es freut mich sogar sehr für ihn, dass er mit dir einen wertschätzenden Liebhaber gefunden hat. So what? Ich will einfach nicht absichtlich stolpern, weil mir jemand "aufzwingen" möchte, gründlich zu lesen, was ich ohnehin grundsätzlich tue.
Jo, ist schon hart und wahrlich das Gegenteil von "Weiterentwicklung einer lebendigen Sprache". Vielleicht sollten wir alle wieder zurück zum Latein - da ist seit Jahrhunderten nichts mehr dran zu rütteln... ;-)
Bezüglich Udabeu und den Lesestolpersteinen fühle ich mich ein wenig missverstanden. Da habe ich mich wohl zu undeutlich ausgedrückt.
Für einen Post in der Länge eines Udabeu-Posts brauche ich sonst keine zwanzig Minuten. Udabeu verrätselt auf mehreren Ebenen, und das lasse ich mir gefallen. Dabei geht es erst einmal nur um mich, ich stelle das nicht als Vorbild hin. Es steht als ein Beispiel dafür, dass ich nicht kategorisch dafür bin, dass jeder Text flüssig lesbar sein müsse. Nein, unter bestimmten Umständen "darf" das anders sein.
Aber genau betrachtet ist jede gute Metapher, jedes ungewöhnliche Bild, jeder neue Gedanke ein Lesestolperstein. Über den kann ich hinwegeilen, aber ich bin eingeladen, ihn zu würdigen.
Es gibt hier Stadtteile, die haben Pflastersteinstraßen, die sind so grob, dass dir sogar im Auto fast das Gebiss raus fällt. Sie zu Fuß zu überqueren, war mir anfänglich fast unmöglich. Bis ich den simplen Trick herausgefunden habe: Entschleunigung. Bewusstes Setzen der Schritte. Ein "Sport" der besonderen Art, eine mentale Übung, ein Genuss.
Fand je ein Genuss in Eile statt?
Nicht wollte ich unterstellen, du oder andere läsen nicht gründlich, und das grundsätzlich. Aber (Frage!) vielleicht oft rasch und manchmal genusslos? Ich persönlich bin da brutal und lege sehr häufig Texte, die ich nicht genießen kann, bei Seite... Okay, ich halte mir zugute, dass mein Genuss-Empfinden recht viele Ebenen oder Unter-Qualitäten umfasst, so dass ich auch die Schreibe von Kant genießen kann: ob ihrer Differenzierung und Referenzierung ("immer das Ganze vor Augen" - Beethoven, allerdings über sich selbst und seine Kompositionen gesagt).
Kurz: ich korrigere meinen Satz und sage:
Da bin ich 100%ig bei dir.
Und jeder "darf" frei entscheiden, ob er sich darauf einlässt / einlassen möchte oder nicht.
Manchmal geht das natürlich nicht (z.B. Texte, die man für die Arbeit lesen muss), doch grundsätzlich: Ich auch. Hat auch oft zur Folge, dass ich mir Folgetexte aufgrund der Erfahrung gar nicht mehr vorknöpfe.
Ja, das kenne ich leider - da wachsen dann Vor-Urteile...
Hahaha, ich habe vor einer Weile einen Artikel gelesen und mich dabei wütend am deutschen BundesINNENministerium aufgehangen.
( Ich muss dazusagen, das war kurz nach Baerbocks "Kanzlerinnenamt".)
;-))
(Zitat aus dem verlinkten Text von Walter Krämer, m/w/d)
Ich ergänze: ...verachtet (natürlich nur angeblich) Frauen, Lesben, Schwule, Transsexuelle, Ungeschlechtlichseinwollende, Transgenderleute, Um-ihr-männlich-oder-weiblich-Sein-Ringende und überhaupt alle, die von moralisch Überlegenen protegiert werden müssen.
Ja, das kannst du noch und nöcher ergänzen, es läuft immer aus dasselbe hinaus.
Wie ist es denn mit 'verachtet alle (und das sind viele!), die kognitiv dazu in der Lage sind, Genus von Sexus zu unterscheiden'?
Du meinst - Genus von Gender zu unterscheiden vermögen?
Ich denke, es ist tatsächlich weniger irgendein Inhalt als vielmehr das Protektorat als solches. Moralisch sich überlegen Wähnende haben eines deklariert und okkupiert und "verteidigen" jetzt ihr Böhmen und Mähren. (Mit dem Veganismus rollt eine weitere Protektionismus-und-Paternalismus-und-Hauptsache-Gutmensch-Welle an uns heran.)
Auch von mir nochmal Dank für den Hinweis.
Der Autor ist zu so manchen Themen unterwegs und schreibt nach dem, was ich bisher gesehen habe, immer interessant und lesenswert.
...aus einem anderen Artikel von W. Krämer ist übrigens ein schönes Beispiel für ein schriftliches Wortspiel, welches sich die Österreicher und Schweizer nicht leisten können...
Das Wortspiel ist deutlich schöner als (aus einer anderen RS-Diskussion erwachsen)
Ich verfolge Herrn Krämer noch nicht so lange, immer nur mal ab und an. Aber nun - nachdem @tepez es erwähnt hat - habe ich es endlich geschafft, mich beim VDS anzumelden. Jetzt gibt es öfter was auf die Augen... :-))
VDS? Ick schau ma'.
Sehr schöner Link, danke - der Mann trifft es ziemlich auf den Punkt.
Natürlich tut es mir leid, Dich zu nerven - ist nicht meine Absicht. Aber das ist keine Entschuldigung von meiner Seite und keine Änderungsabsicht. Da bin ich EISKALT ;-))
Hihi, habe Beides nicht erwartet. Lese dich trotzdem gern.
Viele Grüsse und ein paar süsse Küße... ;-)
Habe gerade "Füße" gelesen... ;-)))
Siehste, das kommt bei der Sprachpanscherei raus… ;-p
Aber, aber... Langes ü wie Füße, Grüße, Süße,... bedeutete immer das ß. Kurzes ü war verbunden mit dem Doppel-s, also Nüsse Küsse, Flüsse... Da hat eine*_:r falsch gepanscht ;-)))
Im Plural schon. Ich erinnere aber an Fluß und Flüsse vs. Fuß und Füße. Völlig inkonsequent - wobei das Adjektiv so gar nicht in deinem Sprachsinne sein dürfte... ;-)
Und dass lautet nicht daaaß, sondern das... :-D
Finde ich auch.