pic10 - De Koog, De Slufter - Texel
2023-09-07
Das Schönste an diesem Tag war tatsächlich die Muße, im Schatten liegend ein richtig gutes Buch zu verschlingen zu beginnen. "Sprich mit mir" von T.C. Boyle. Obwohl ich erst gut 100 Seiten gelesen habe, ist der Roman, der sich rund um ein verhaltenspsychologisches Experiment mit einem Schimpansen dreht, bereits jetzt eine unbedingte Empfehlung. Ergreifend! Wenn ein Buch mich schon im ersten Viertel so berührt, dass ich den Tränen nahe bin, ich kurz darauf laut auflachen kann, muss es gut sein!
Obwohl der Hund bei dieser Hitze andeutete, er könne gern den ganzen Tag nahezu bewegungslos neben mir liegen bleiben, und die Schnauze rümpfte, als ich seine Ausgehbekleidung in den Bus packte, wollte ich doch noch ein wenig was von der Insel Texel sehen. Ich hätte es wissen müssen: Wer fährt an so einem brüllenden Sommertag nach De Koog? Viele! Die Touristen eben, die es lieben, eng aneinander gereiht in einer Schlange, der man möglicherweise zu besten Sommerschlussverkaufszeiten vor der C&A-Kasse begegnet, an den extrem belebten Sandstrand zu schleichen. Viele!
Ohne uns! Wir gingen dann lieber direkt in den Ort und... hm... trafen auf Menschenmengen, die das Betrachten von Souvenirs und Strandaccessoires beglückend finden oder aber - und das war jetzt viel schlimmer - genau wie ich den extrem raren Schatten suchen und sämtliche sonnengeschützten Terrassenplätze vor attraktiven Cafés zu hundert Prozent belegten.
Auch die geplante Flucht in Museen, Galerien oder das Ecomar (incl. Seehundaufzuchtstation) schlug fehl, da der Hund nirgends mitkommen durfte. Den konnte ich aber bei der Wärme selbst bei geöffneten Fenstern nicht im Bus lassen.
Gut, ein paar Schritte mussten sein, weshalb wir ins De Slufter-Gebiet, eine große unter Naturschutz stehende Salzwiesenfläche, fuhren.
Der Slufter ist durch Menschen entstanden. Seit dem fünfzehnten Jahrhundert lag zwischen Texel und Eierland eine große Sandfläche. 1629 wurde hier ein Flugsanddeich gebaut, der ‚Zanddijk‘. Danach wurde das Gebiet westlich von diesem Zanddijk immer größer. 1855 wurde etwa anderthalb Kilometer westlich vom Zanddijk ein neuer Flugsanddeich angelegt, der ‚Lange Dam‘. Leider hielt dieser Damm nicht lange stand. Bei einem starken Sturm brach der Lange Dam 1858 an drei Stellen durch. Es entstanden tiefe Priele wodurch das Meerwasser in die dahinter liegende Strandfläche strömen konnte. Diese Priele wurden der Grote Slufter, der Kleine Slufter und die Muy genannt. Es ist gelungen, den Grote Slufter und die Muy definitiv zu schließen. Nur der Kleine Slufter wurde immer größer und er war schwer zu schließen. 1902 und 1910 war er kurzzeitig geschlossen, aber neue Durchbrüche schufen immer wieder eine Verbindung zum Meer. 1925 wurde der Deichschluss zum letzten Mal probiert. Naturschützer haben dafür gesorgt, dass es danach zu einem Naturgebiet wurde.
Ja, dort war es sehr schön und menschenleer, doch wenn mein nach wie vor recht wasserscheuer Mäx sich freiwillig in die kümmerlichen Wasserbestände fast ausgetrockneter Priele legt, ist es definitiv zu heiß für einen angenehmen Ausflug.
Morgen werde ich diese wunderschöne Insel verlassen, denn - ja, @don-t, pruste in deinen Kaffee, den du gerade auf der andalusischen Sonnenterrasse genießt - es ist mir/uns trotz beständig frischer Nordseebrise zu warm! Auf einer Wanderung ein Schattenplätzchen zu ergattern, ist schon ein Glücksfall. Hier wächst ja nichts Höheres. Und wenn sich doch mal ein Baum als Sonnenschirm erweist, sitzen schon mindestens vier Radfahrer darunter - die sind einfach schneller... ;-)
Zudem wird die Insel immer voller, sogar mein kleiner, ländlicher Campingplatz ist mittlerweile bis zum letzten Stellplatz belegt. Jeder will halt nochmal das traumhafte Wetter nutzen und ich fürchte, gerade zum Wochenende wird sich an dieser Situation nichts ändern.
Dann schwimme ich doch einfach mal gegen den Strom und wette, morgen an der Fähre aufs Festland mit keinerlei Wartezeit rechnen zu müssen.
Und weil's hier wirklich so, so schön war, abschließend doch noch ein kleines Andenken von meiner gestrigen "Fortbildung" auf der Schaffarm. Ralf schickte mir auf dieses Foto hin umgehend den Link zu einem Anhängerverleih hier in der Nähe - der Bursche muss mit... ;-)
De Slufter, jetzt weiß ich nach 42 Jahren, dank deiner Schilderung, was das mit dem Namen auf sich hat.
Das ist erstaunlich. ich habe mich vor ein paar Tagen mit meinem Sohn über unsere Radtour nach de Slufter unterhalten und er fand diesen Radweg dorthin so schön, weil er viel durch Wald führte. Das liegt wohl daran, daß die Autostraße den Wald "verschont".
Hm, ich habe den Wagen ja auch auf einem Parkplatz abgestellt (das Naturschutzgebiet selbst ist natürlich Auto- aber auch Radfahrer-frei), doch auch bis dorthin gab's keinen Wald... Naja, ein paar Bäumchen schon, in der Dünenlandschaft selbst jedoch nichts über Hüfthöhe.
Ich meinte aber auch die "Wanderwege" an sich. Und ich glaube eher, dass sich in über 40 Jahren einfach eine ganze Menge getan hat (die astreinen Radwege wirken jünger...). Vielleicht solltest du mal wieder nach Texel - für Radfahrer wie gesagt nach wie vor ein Träumchen!
Es wird so sein, daß sich in 40 Jahren einiges geändert hat. Wenn man bedenkt wieviel Stürme über die Lande gezogen sind und auch in unseren Regionen ganze Waldgebiete flach gelegt haben. Also sollten wir Texel ganz oben auf die Besuch-Liste setzen und sehen was sich geändert hat. Denn:
Das Buch hatte ich im Mai in der Hand. T.C. Boyle ist ja ein Garant für gute Unterhaltung. Elke hat mir abgeraten. „Zu traurig“, meinte sie, „ich musste dauernd heulen. Du willst dich im Urlaub doch amüsieren.“ Das habe ich dann vorsichtshalber in der Bücherei stehen lassen.
Hm. Die tragischen und lustigen Kapitel wechseln sich ab, das ist ganz gut gemacht. Irgendwann weiß man also, was kommt und so konnte ich mich gestern entscheiden, ob ich eher weinend einschlafen wollte oder mit den wohligen Gedanken an eine außergewöhnlich emphatische (Tier)Liebe. Ich werde die am Ende sagen, ob du dich nochmal ganz schnell auf den Weg in die Bücherei machen solltest oder dir diesen - wenigstens für dieses Buch - sparen kannst... :-)
Ich mag das Wetter auch nur am See aushalten.
Da gibt's dann auch hohe Bäume mit entsprechendem Schatten. Zum Glück haben wir das gestern noch genutzt. Heute ist ein Familienmitglied krank geworden... und das bei dem Wetter.
Komm gut nach Hause. Oder gibt's noch weitere Ziele auf dem Weg? Stand nicht auch noch der Hunsrück auf dem Zettel?
Ich hätte mal dort bleiben sollen - im Inland ist's ja noch viel schlimmer... ;-D
Ja, danke, aber nee, äh, ja... Ich fahre nun ganz gemächlich über Holland, Belgien, Nordfrankreich (vielleicht spare ich das auch aus), Luxemburg Richtung Mosel, Eifel, Hunsrück (was hitzemäßig vermutlich ein sehr großer Fehler ist, aber dort lebt die bucklige Verwandtschaft nun mal... ;-) )
Das ist dann aber schon noch ein Stück. Augenscheinlich wird das warme Wetter nur noch ein paar Tage anhalten. Solange es geht, werden wir die Tage noch genießen...
Die Tour hört sich spannend an. Finde ich total toll, wenn man spontan entscheidet, wo es als nächstes (auf der Route) hingeht. 🚌
Der Anhänger braucht aber dann eine Klimanlage... ;-)
Viel Spaß noch...
Jo. Und dann setzte ich Mäx hinein. Der hechelt so laut, das nervt… ;-)
Danke… :-)
Nein. Hast Du nicht. Du hast kein Schaf als Souvenir...? Nein. Bestimmt nicht. Oder...? Die Farbe fehlt Euch jedenfalls noch ;-))
Hallo?! Selbstverständlich nicht!
Und es gab noch sooo viel an anderen Farbe, Mustern…
25 Rassen, die meisten auch als Lamm - muss ich alle haben… ;-D