Rebell im Rüschenhemd: Als Sean Bean Napoleon bezwang

in Deutsch D-A-CH3 years ago

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„Do you remember? Chalk hearts melting on a playground wall“, wie Fish von Marillion im Hit „Kayleigth“ singt? Do you remember? Als „Sharpe“ im Fernsehen lief? Nein, das singt er nicht. Aber vor einem Vierteljahrhundert war die Verfilmung von Bernard Cornwells unübertroffenen Bestseller-Romanen ein echtes Fernsehereignis. „Sharpe“ spielt während der Napoleonischen Kriege. Sean Bean ist Richard Sharpe, ein junger und hartgesottener Soldat, leidenschaftlicher Liebhaber, Frauenliebling und Mann von wenigen Worten, der immer weiß, was Sache ist.

Auf dem Schlachtfeld ist er ein Held, für seine Freunde der beste und verlässlichste Freund und für seine zahlreichen Feinde ein unerbittlicher Gegner.

Der junge Sharpe, damals noch ein einfacher Soldat, wird von Major Michael Hogan, den Brian Cox spielt, als Spion rekrutiert und danach arbeitet er sich aus den Soldatenrängen hoch zum Offizier. Unterstützt wird er dabei von seinem Sergeanten Sergeant Patrick Harper (Daragh O'Malley) und einer Gruppe seiner treuen Scharfschützen in ihren grünen Uniformen.

Die Buchvorlage zu den Filmen wurden vom britischen Autor Bernard Cornwell geschrieben, der auch „The Last Kingdom“ erdacht hat. Im Verlauf von 14 Episoden in Spielfilmlänge, später gab es noch zwei Nachfolgefilme, kämpft Sharpe gegen die napoleonischen Truppen in Spanien, mehr aber noch gegen Feinde wie den ekelhaften, von Gott und dem Geist seiner Mutter besessenen Obadiah Hakeswill. Und er bricht reihenweise Damenherzen. Dabei leistet er unentwegt Heldentaten, die seinen Aufstieg in die Reihen der vom Adel beherrschten britischen Armee begründen.

Damals für einen niedriggeborener Nordländer eine ungewöhnliche Karriere, so dass Sharpe allein schon damit den Unwillen vieler hochgeborener Offiziere auf sich zieht. Clever an der Serie ist, dass damals schon großen wert auf einen unvergesslichen Soundtrack gelegt wurde, den vor allem der Klassiker „Over the Hills and Far Away“ bildet, gesungen von John Tams, der in der Serie Sharpes treuen Begleiter, den Scharfschützen und ehemaligen Wilderer Daniel Hagman spielt.

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Sharpe ist ein fiktives Drama, aber die Zeit der Napoleonischen Kriege haben wirklich so ausgesehen. 1993 wurde eine Fernsehserie in Auftrag gegeben, in der jede der Folgen versuchte, eines der Sharpe-Bücher mit unterschiedlichem Erfolg in eine Laufzeit mit Spielfilmlänge zu bringen. Von den vierundzwanzig Sharpe-Büchern, die geschrieben wurden, wurden immerhin sechzehn für das Fernsehen adaptiert – ein Mammutunternehmen für damalige Verhältnisse ohne Netflix und Amazon Prime.

Sean Bean verdankte der Rolle des Richard Sharpe einen Karrierestart nach Maß, obwohl er eigentlich gar nicht den Vorgaben Cornwells entspricht. Wer die Bücher gelesen hat, sieht vor seinem geistigen Auge einen ungewöhnlich großen Mann mit schwarzen Haaren, gebürtig aus London, unverwechselbar durch eine große Narbe im Gesicht.

Aber Bean schaffte es, ihn glaubwürdfig zu verkörpern, obwohl er viel kleiner ist, keine Narbe hat, dafür aber blodes Haar und keine Narbe und aus Yorkshire stammt. Bernard Cornwell soll so begeistert gewesen sein, dass er eines seiner späteren Bücher, als es die Serie schon gab, dem fleischgewordenen Film-Sharpe widmete. „Sharpes Battle“ lieferte die Begründung dafür, warum der Buch-Sharpe aus London mit Yorkshire-Akzent spricht: Sharpe habe als teenager aus London Yorkshire fliehen müssen, wo er den Dialekt annahm.

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Heute noch einmal angeschaut, bei Amazon Prime läuft die Serie, erinnert vieles hier an die großen Entwürfe von Game of Thrones. Zwar gibt es weitaus weniger Figuren und die Handlung konzentriert sich stets auf die Orte, an denen Sharpe gerade Abenteuer zu bestehen hat. Aber die emotionalen und kriegerischen Verwicklungen, die Schlachten und hinterlistig geführten Gefechte, die Partisanen, Doppelagenten und bösen Intrigien muten an wie eine frühe Version der Schlachten in Westeros.

Zudem gibt es viele echt wirkende Einblicke in eine dunkle Zeit, in der England und Frankreich um die Vorherrschaft auf dem europäischen Kontinent kämpften, mit allen Mitteln, aber – zumindest wenn Offiziere direkt aufeinandertrafen – auch mit letzten Resten von großem Rittertum.

Für die einfachen Soldaten hingegen, die in der Serie nur als Verfügungsmasse vorkommen, muss das alles die reine Hölle gewesen sein. Sie wurde nur zum Sterben gebraucht, gnadenlos in Reih und Glied vorwärtsgetrieben ins feindliche Feuer, ausgerüstet mit vorsintflutlichen Gewehren und von den eigenen Offizieren brutal unter einer grausamen Knute gehalten. 15 Stunden dauert es, alle Filme in einem Stück anzuschauen. Zeit, die sich allemal lohnt.

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... und ich habe noch nie davon gehört...?!

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