Ist Elementary OS wirklich einsteigerfreundlich?
In dieser Reihe möchte ich einen Blick auf die Einsteigerfreundlichkeit verschiedener Linux Distributionen werfen und damit herausfinden, ob diese für Anfänger geeignet sind. Viele stellen sich bei der Hülle an Distributionen immer wieder die Frage, welches Linux man für den Stino empfehlen könnte, welches andere aber wohl zu kompliziert wäre.
Elementary
Werfen wir zuerst einen Blick auf die Website!
Mit einem Wort: Klasse!
Die Website ist in unheimlich vielen Sprachen verfügbar und beweist das Talent des Elementary Teams beim Thema Design. Alles ist übersichtlich und einfach gehalten und es gibt sofort eine Möglichkeit, das Betriebssystem herunterzuladen und direkt einen Link zu einer deutschen Anleitung, wie man das System in wenigen Schritten installieren kann. Dazu werden alle Kern-Apps vorgestellt und sowohl für einfache Benutzer, als auch für technisch Interessierte, sehr viele Informationen zur Verfügung gestellt. Ein Store bietet T-Shirts und Kaffeetassen an.
Die Pay-What-You-Want-Funktion ist eine wirklich interessante Idee. Natürlich ist das nur eine andere Form von Spenden aber es verleitet doch mehr Leute dazu, für die Software auch wirklich zu bezahlen.
Was man etwas vermisst, ist ein Forum. Soziale Netzwerke sollen ein Ersatz sein. Der Durchschnittsnutzer wird damit wohl kein Problem haben aber eine deutsche Community, um Fragen zu beantworten, wäre vielleicht langsam auch an der Zeit. Der Datenschutz-Affine hätte sich wohl zumindest eine Alternative im Fediverse, also Mastodon, Diaspora oder Friendica (etc.) gewünscht.
Installation
Die Installation läuft aktuell genau so wie bei Ubuntu, Mint und anderen Ubuntu-basierten Systemen mit Ubiquity. Obwohl Ubiquity während der Installation eine Slideshow mit Informationen bietet, sieht man in Elementary leider nur einen Ladebalken. Ich denke dieser Installer wurde bereits tot-analysiert also belassen wir es dabei. ;-) Im Live-Modus ist Gparted verfügbar. Ansonsten ist der Live-Modus genau so elementar wie Elementary.
Dazu sollte man noch erwähnen, dass Elementary mit System76 gerade an einem neuen Installer arbeitet. Das Konzept davon lautet: Jede Installation ist eine OEM-Installation
Das bedeutet, dass in Zukunft eine Installation zuerst nur das blanke System auf die Platte zieht und man das eigene Benutzerkonto dann beim ersten hochfahren erstellt. Wenn es soweit ist, schreibe ich dazu auch noch gerne einen ausführlichen Test.
Ein sehr unschöner Bug ist in Elementary 0.4 Loki aber immer noch vorhanden! Die Sprache wird nicht übernommen und ist nach der Installation immer noch auf englisch. Natürlich kann man sie leicht auf deutsch wechseln, aber werden dann auch die Namen der Ordner (Documents, statt Dokumente) im Home-Verzeichnis auch noch geändert. Wozu hat man dann die Sprache im Installer überhaupt ausgewählt?
Pantheon
()
Die Desktopumgebung von Elementary heißt Pantheon und ist einsteigerfreundlich hoch zehn. Das Konzept ist weder Windows-ähnlich noch so wirklich OS X-ig, da es kein globales Menü gibt und das Anwendungsmenü im oberen Panel links zu finden ist. Das Bedienkonzept ist eher etwas an Gnome 2 angelehnt.
Das Anwendungsmenü ist so einfach wie funktional. In der Zeit in der ich Elementary genutzt habe, hatte ich aber häufig Probleme mit Bugs gehabt. Nicht selten ist das obere Panel grundlos abgestürzt, eingefroren und neugestartet. Das Anwendungsmenü hat häufig nicht reagiert und ließ sich nicht öffnen. Nach der Installation von Apps mit sehr großen Icons, wie LibreOffice, hat das Menü auch manchmal einige Sekunden gebraucht, bis es gestartet ist, oder auf die nächste Seite gegangen ist. Dazwischen hat es unschön geruckelt.
Sollte ein Anwendungsmenü nicht in jedem Betriebssystem immer ohne Probleme funktionieren?
Das Dock hat nie Probleme gemacht, lässt jedoch viele Funktionen vermissen. Es wäre schön, wenn man mit einem Mouseover eine Vorschau des aktuellen Programms bekäme.
Was viele erst einmal sehr verwirrt, sind wohl die Fensterknöpfe. Hier hat man wohl krampfhaft versucht etwas eigenes zu erfinden. Der Schließen-Knopf ist links und der Maximieren-Knopf ist rechts. Ein Minimieren-Button fehlt komplett!
Die Idee dahinter: Eine App sollte den Zustand speichern, in dem sie zuletzt benutzt wurde und in dem gleichen Zustand dann auch wieder starten. Das Konzept wurde bei den Elementary-eigenen Apps auch umgesetzt und ist auch gar keine schlechte Idee. BEI ALLEN ANDEREN APPS JEDOCH NICHT! Immerhin lässt sich eine App mit einem Klick auf ihr Icon im Dock minimieren.![Bildschirmfoto von »2018-03-13 08-45-07«.png]
Da stellt sich die Frage: Ist Elementary ein Betriebssystem oder eine Konzeptstudie?
Der Dateimanager
Er hat Tabs und bedient sich damit ähnlich wie ein Browser. Das ist wirklich ganz nett. Im Vergleich mit Nautilus vermisst man jedoch stark eine Such-Funktion. Dazu ist er mir leider öfter abgestürzt.
AppCenter
Elementary hat auch ein eigenes AppCenter, welches wirklich großartig ist. Es ist zumindest stabiler als Gnome Software und KDE's Discover und installiert zuverlässig die über 75 Elementary eigenen Apps. Viele andere Apps funktionieren aber nicht richtig. Am schlimmsten ist das bei LibreOffice, welches NICHT vorinstalliert ist. Man kann es zwar irgendwie installieren aber da das zugehörige GTK-Modul nicht mitinstalliert wird, sieht es aus wie ... lässt es sich damit auch bedienen wie ... das geht einfach nicht klar! Bei vielen Apps ähnliche Probleme.
Das Design von Elementary ist zwar nicht schlecht, wenn auch Geschmackssache, aber es versagt hart bei allen anderen Apps, die nicht von Elementary sind. Diese Programme sehen oftmals so furchtbar aus, wie ein ungemachtes Bett. An dem Zustand wollen die Entwickler außerdem nichts ändern, wie man hier nachlesen kann:
https://github.com/elementary/stylesheet
Special fixes for GNOME apps (Nautilus, GNOME Control Center, GNOME Shell, etc) or other desktop environments will >not be implemented. The aim of style classes should be to be generic across applications. If an application needs a >unique style, it should be bundled with that application.
Die Entwickler haben wirklich Visionen. Da stellt sich nur wieder die Frage: Betriebssystem für den täglichen Gebrauch oder eine Konzeptstudie?
Konsequent wäre es, alle anderen Apps aus dem AppCenter zu entfernen.
Fazit
Es ist wirklich schade. Elementary hat so viele tolle Ansätze, viele tolle Funktionen und ist wirklich einfach zu bedienen. Das AppCenter hat endlich wieder Entwickler dazu gebracht, neue Linux-Apps zu entwickeln. Trotzdem scheitert es immer noch an Bugs und an den zu realitätsfernen Visionen der Entwickler. Ich würde Elementary nicht für einen Anfänger empfehlen!
Congratulations @krille! You have completed some achievement on Steemit and have been rewarded with new badge(s) :
Award for the number of upvotes received
Click on any badge to view your own Board of Honor on SteemitBoard.
For more information about SteemitBoard, click here
If you no longer want to receive notifications, reply to this comment with the word
STOP