Royale Bekehrung durch Fortnite

in #fortnite7 years ago (edited)

Völliges Unverständnis

Äh, man läuft da nur rum und dann ist man aufeinmal tot.“ So oder so ähnlich war meine erste Reaktion als ich mich vor einigen Monaten mit dem Phänomen Playerunknown Battlegrounds (PUBG) beschäftigte. Whatever. Im Laufe des Jahres 2017 schlug das Spiel immer größere Wellen, brach Rekord um Rekord und ist  mittlerweile wohl das meist gespielte Spiel auf Steam. Da ich jedoch nicht auf first/third person Shootergames stehe, mit einigen Ausnahmen wie Doom oder den Bioshock-Games, ignorierte ich das Spiel weiterhin.  

 

Die ersten Zweifel

Der erste Wendepunkt kam durch ein Interview mit dem Erfinder von PUBG Brendon Greene beim H3 Podcast. Ein richtig koreckter Typ, der eigentlich nichts mit Gamedesign am Hut hat und mal eben eins der populärsten Spiele unserer Zeit entwickelt. Not bad. Mein Interesse war geweckt, doch war ich nicht bereit 30 Tacken für ein Spiel hinzulegen, das von Bugs und chinesischen Cheatern heimgesucht wird. 

Nach kurzer Zeit bin ich dann auf eine Review von RedletterMedia gestoßen. Von deren Game-Reviews halte ich eigentlich nicht sonderlich viel, da die Jungs eher im Filmbreich Zuhause sind. Doch bieten sie eine andere Perspektive auf beliebte Spiele und es ist daher immer wieder erfrischend Meinungen abseits des Mainsreams zuhören. Unabhängig davon, ob die Kritik jetzt gerechtfertigt ist oder nicht. 

Jedenfalls deckten sich deren Kritikpunkte an PUBG mit meiner eigenen Meinung, wodurch ich mich bestätigt fühlte. Ein kurzer Blick in den Kommentarbereich offenbarte mir, dass die Zuschauer den beiden Reviewern zustimmten und sie wohl „completely out of touch“ seien oder betitelten das Spiel „Long stretches of nothing and then maybe a quick firefight: The Game". 

Wieder machte sich das wohlige Gefühl der Bestätigung breit. Ich scrollte noch etwas hinunter und zu meiner Überraschung fand ich nun viele Kommentare, die den Reviewern vorwarfen nur an der Oberfläche des Spiels zu kratzen oder wesentliche Strategien nicht verstanden zu haben. Ich wurde ein wenig stutzig.


Die Alternative 

Ich surfte im Ticker von games-news und sah das Epic für Fortnite einen neuen Patch auflegte. Bei Fortnite handelt es sich um einen Left4Dead/Minecraft Symbiont in der Early Access Phase, welcher im Fahrwasser des Erfolgs von PUBG einen ähnlichen Battle Royale Modus erhielt. Bluehole, der Entwickler von PUBG, erwägte aufgrund der Ähnlichkeiten zwischen den beiden Spielen sogar den Schritt zur Klage.

Ich dachte mir:,,Cool, Fortnite gibt’s für lau und wenns echt so ähnlich ist, bekomm ich wenigstens einen kleinen Einlick ins Battle Royale Format.“


Eine Fahrt mit dem Partybus 

Den Epic-Launcher und das Spiel runtergesaugt, sprang ich ne gute halbe Stunde schon aus dem Partybus. Und schluckte nach drei Minuten Schrott. Mmh. Das war jetzt irgendwie unbefriedigend. Also noch eine Runde. Ich lief auf der schön aufgemachten Map herum, sammelte hier und da paar Drops ein und sah zu wie Karte immer weiter schrumpfte. Jedesmal wenn ein Alarmsignal ertönte, machte ich mich auf den Weg zur Safezone, um nicht von den tödlichen Wolken verschluckt zu werden. Und auf einmal waren von den anfanges 100 Kontrahenten nur noch drei Spieler, mich eingeschlossen, auf der Insel. Ohne das ich einen Kill begeisteuert hätte. Nach einem schnellen Feuergefecht bieß ich ins Gras. Das Spiel sagte mir, dass ich den dritten Platz belegt habe. Mmh. Das war jetzt irgendwie unbefriedigend. Ich machte das Game aus und war davon mal so gar nicht angetan.


Aus Mangel an Überzeugung

Am darauffolgenden Tag setzte ich mich nochmal ran, aber nach einer erfolglosen Runde mit nur einem Kill schaltete ich das Spiel wieder ab. Mit völligen Unverständnis, was denn diese Spiele so attraktiv macht, öffnete ich Twitch und routierte durch ein paar deutsche Fortnite-Streams. Arrgh, ich glaube deutsche Streams sind wohl die unterste Form der Unterhaltung. Total gelangweilt von der komplett belanglosen Delivery der Streamer blieb ich meiner bisherigen Meinung treu: „Battle Royale ist wohl nur was für Hunger Games Fans.“


Kollegiale Unterstützung

Einen Tag später führte ich ein Gespräch mit einem Kollegen über meine Erfahrungen, welcher der ganzen Battle Royale Thematik ebenfalls skeptisch gegenüber steht. Am Abend schmießen wir eine Runde im Duo-Modus an und als wir uns in einer Scheune verschanzten und von Gegnern umzingelt wurden, empfanden wir sogar sowas wie Spaß. Nach einem spannenden Kampf waren wir leider den restlichen Gegnern unterlegen und landeten in der Top20. Die zwei darauffolgenden Runden dagegen waren desaströs und wir wollten damit das Kapitel Battle Royale eigentlich abschließen. Eigentlich. 

Ich weiß wirklich nicht warum, aber aus irgendeinem Grund startete ich am nächsten Abend noch eine Solorunde und landete hier und da paar Kills. Ich schaute mir einige Finals an und war beeindruckt von den verschiedenen Strategien, welche die Spieler anwendeten. In wenigen Sekunden wurden hohe Türme zum snipen errichtet, die  durch heranfliegende Raketen zum Einsturz gebracht wurden. Mmh. Hab ich hier was übersehen?


Die Erleuchtung 

Um herauszufinden, warum ich das Spiel bisher so unterirdisch spielte, suchte ich bei Youtube nach Hilfe und fand dieses grandiose Video. Dies war der Eye-Opener, der meine Skepsis schließlich zerstreute. Aufeinmal machte alles Sinn. Mir wurde nun bewusst, dass ich mit dem völlig falschen Mindstate an das Spiel herangetreten bin. Wer sich nämlich planlos auf der Map bewegt, wird weder guten Loot einsacken, noch gute Positionen in der Safezone ergattern, um dort die eigenen Siegchancen  zu erhöhen. Wer im early und midgame nicht genug Ressourcen farmt, hat im Endgame nicht genug Material um sichere Forts zu bauen. 

Ich begriff, das mein falsches Verständnis der Mechaniken meine Planlosigkeit hervorrief. Meine geringe Bereitschaft in Gebieten zu landen, wo es erwartungsgemäß früh zu Feuergefechten kommen wird, verstärkte diesen Eindruck. 

Oft hörte ich das Wort "Narrativ" im Zusammenhang mit Battle Royale Spielen. Aber erst jetzt verstand ich die Bedeutung des Begriffs. Jede Runde stellt eine neue Geschichte dar. Wer aber an dieser Geschichte nur passiv teilnimmt, wird in der Ezählung keine große Rolle spielen. Allmählich dämmerte mir, wie elegant die einzelnen Zahnräder des Uhrwerks „Battle Royale“ ineinandergriffen. Ich war bekehrt. Und das Ziel war jetzt klar: Der letzte Überlebende auf der Insel zu werden.  

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