FilmFriday: Ein Film in nur einem Shot | Birdman (2014)
Ich für meinen Teil bin ein riesiger Filmfan und kann mir nicht vorstellen, dass ich damit alleine hier auf Steemit bin! Also möchte ich für alle Filmbegeisterten einen Ort schaffen, wo wir uns über unsere liebsten Streifen austauschen können. Jeden Freitag könnt Ihr mit dem Tag #FilmFriday Eure Empfehlungen loswerden und gleichzeitig findet Ihr unter den anderen Vorschlägen vielleicht Euren Film für den Abend! Es wäre auch schön, wenn jeder ein paar Worte zu seinem Film sagen könnte und eine kleine Rezension verfasst. Aber ganz wichtig: BLEIBT SPOILERFREI! Man möchte sich den Film ja schließlich im Nachhinein anschauen. Des Weiteren würde ich mich pro Post nur auf einen Film beschränken. Alles andere wäre zu viel und es steht hier die Qualität und nicht die Quantität im Vordergrund. Ich freue mich dann auf Eure Empfehlungen nächsten Freitag!
Birdman (2014) von dem mexikanischen Regisseur Alejandro Iñárritu ist einer dieser außergewöhnlichen Filme, die sich in kein Genre einordnen lassen. Auch der volle Titel Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) verrät wenig darüber, worum es in dem Film geht. Ein Superheldenfilm ist es auf jeden Fall nicht.
Der Film handelt von dem Schauspieler Riggan Thomson (Michael Keaton), der in der Vergangenheit durch seine Rolle als der Comic-Held Birdman in der gleichnahmigen Filmreihe Weltberühmtheit erlangte. Am Ende seiner Karriere angelangt, versucht er sich als Theaterschauspieler, Autor und Regisseur am Broadway. Mit seinem neuesten Stück erhofft sich er sich einen letzten Durchbruch. Allerdings treten kurz vor der Premiere vielerlei Probleme und persönliche Differenzen auf.
Hinzu kommt, dass Riggan Thomson oft von seinem Alter Ego Birdman heimgesucht hat. Dieser verfügt über telekinetische Fähigkeiten und kann fliegen. Ob diese unrealistischen Superhelden-Momente reine Einbildung sind oder ob doch mehr dahintersteckt, bleibt eine Glaubensfrage.
Kommen wir nun zu dem allerkrassesten Merkmal des Films:
Der Film hat keinen einzigen Schnitt.
Okay, um fair zu sein, muss man sagen, dass die surreale Intro- und Outro-Sequenz den ein oder anderen Schnitt beinhaltet, aber dazwischen ist wirklich NICHTS. Nichts Sichtbares zumindest. Selbstverständlich wurde der Film nicht in einem einzigen Take gedreht, aber es wurde digital sowie analog getrickst, dass es so aussieht wie an einem Stück.
Trotz des Fehlens von Cuts schafft es der Film aber trozdem abwechslungsreich zu sein. Die Kameraarbeit ist atemberaubend und richtig kreativ wird es bei den Transitions. Dieses massive Stilmittel ist aber nicht nur Deko oder ein Angeben unter Regisseuren. Es hat auch einen Effekt, den man in ein direktes Verhältnis mit dem Inhalt setzen kann. Kurz vor der Fertigstellung des Theaterstücks leiden die Figuren, darunter vor allem der Protagonist Riggan Thomson, an unbändigem Stress. Man muss rund um die Uhr ansprechbar sein und kann sich dem Trubel nicht durch Pausen entziehen. Genauso kann auch das Auge sich nicht der immergleichen Einstellung entziehen. Es ist ein Mitreißen und ein Eintauchen in die Welt des übermässigen Pensums. Hier und da erinnern die Stresssituationen auch an Situationen aus dem eigenen Alltag.
Auch der Soundtrack, der überwiegend aus Schlagzeug-Soli besteht, trägt nicht gerade zur Entspannung bei.
Die Grenzen zwischen dem Spielen auf der Bühne und dem echten Leben hinter den Kulissen verschwimmen zum Teil. Es fällt den Figuren schwer, die eigenen Emotionen und persönlichen Differenzen auf der Bühne zu verstecken und das Lächeln der Stars gegenüber der Öffentlichkeit aufzusetzen.
Der Film ist gleichzeitig eine Metakritik an der Theater- und Filmbranche. Gut kommt die amerikanische Glämmerwelt hier nicht weg. Der Film bietet eine sehr pessimistische Sichtweise auf die Unterhaltungsindustrie. Die Figuren sind gescheiterte Persönlichkeiten, die alle einen an der Macke haben. Hinzu kommt Eitelkeit, die Verbissenheit auf Ruhm und Erfolg und das Bedürfnis, einfach nur "geliebt zu werden". Die Tücken des Berühmtseins und die Verblendung der Fans werden an vielen Stellen hervorgehoben. Außerdem wird der wahre Wert von Kunst infrage gestellt, der sich heute mehr an Besucherzahlen bemisst als an dem eigentlichen Inhalt.
Der Film hat zudem viele Elemente des schwarzen Humors. Es fällt aber schwer darüber zu lachen, da vieles kein Witz sondern Realität ist. Der Regisseur Iñárritu ist gerade bekannt für seinen knallharten Realismus.
Die Krönung des Ganzen ist das unwahrscheinlich makabere Ende. Ich möchte an dieser Stelle aber nichts vorwegnehmen.
Birdman wurde mit vier Oscars, darunter auch Bester Film, ausgezeichnet. Es war natürlich klar, dass sich die Academy auf Filme über ihre Branche stürzt. Der Film ist aber troztdem mehr als nur ein Jury-Liebling.
Auch wenn der Film eher schwerere Kost ist, kann ich ihn Euch nur wärmstens an Herz legen. Allein schon dass der Film ein einziger Shot ist, macht ihn zu einem unvergesslichen Erlebnis. Ihr werdet beim ersten Mal vielleicht nicht alles verstehen und manche Aspekte lassen sich womöglich nie vollständig intepretieren. Aber das ist es vielleicht, was den Film so großartig macht.
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Bildquellen: Bild im Thumbnail
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Love this film!
Good power and energy to you.
Sehr gut ausgeführt dein Beitrag zu Birdman ich muss zugeben es ist mir tatsächlich nicht aufgefallen das es in dem Film keinen Cut gibt. Man sollte ihn auf jedenfall mal gesehen haben, aber jetzt kommt's, ich persönlich finde den Film überbewertet. Mir kommt es so vor als ob man dem Film für Schauspieler aus Hollywood gemacht hat und viele Witze die vorkommen kann man besser verstehen wenn man Schauspieler ist. Allerdings ist das einfach nur meine eigene Meinung. Und wie gesagt einmal sollte man ihn sich auf jedenfall ansehen um sich sein eigenes Urteil zu bilden.
Man muss ja nicht immer einer Meinung sein.
Ich finde nach wie vor, dass Birdman nicht nur ein Film von Schauspielern für Schauspieler ist. Schließlich wirft er kein gutes Licht auf das Schauspielerdasein und hebt auch den Zeigefinger, dass vieles, was die Traumfabrik Hollywood produziert, keine Essenz mehr hat. Besonders interessant finde ich da den Dialog zwischen Riggan und der New York Times Filmkritikerin. Auf der einen Seite heißt es: "Wer als Künstler scheitert, wird eben Kunstkritiker." Gleichzeitig wirft die Kritikerin Riggan, der sich selbst als Schauspieler bezeichnet, vor: "Um das klarzustellen: Sie sind kein Schauspieler, sie sind Promi." Die Branche wird stets von beiden Seiten beleuchtet.
Hinzu kommen Themen wie Scheitern, Träume, Altwerden usw., die gar nichts mit Hollywood zu tun haben, und sich auch auf das Leben des normalsterblichen Nicht-Schauspieler beziehen.
Dahingehend finde ich den Film durchaus mehr als nur ein überbewerteter Hollywood-Liebling.
Danke für dein Kommentar!
Hier übrigens ein kleiner Artikel, welcher ein wenig darstellt, wie dieser Effekt "ohne Schnitte" erreicht wurde: https://www.hollywoodreporter.com/behind-screen/oscars-birdman-cinematographer-reveals-secrets-760590
Steadycams sind schon was feines :)
Danke, sehr interessant! :)