Reden wir doch mal über die deutsche Jugend – Gastbeitrag

in #deutsch6 years ago

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Reden wir doch mal über die deutsche Jugend – Gastbeitrag


 Gastbeitrag von «der Iwan», geboren in der Pfalz, diente als  Oberfeldwebel in der Funktion als Ausbilder für die GA von 2015-2016.     Manchmal muss man sich den Frust von der Seele schreiben. Es reicht  nicht aus, wenn man sich nur bei den Kameraden und Freunden auslässt.  Konstruktive Kritik innerhalb der Bundeswehr ist nicht erwünscht und in  den Streitkräften herrscht das Prinzip der drei Affen: «nichts hören,  nichts sehen, nichts sagen». Wenn die deutsche Armee wieder schlagfertig  werden will, muss man in breiter Fläche die Gesellschaft verändern.  Ausrüstung und Ausbildungskonzepte sind ein Teil des Problems. Als  Ausbilder in Grundausbildungskompanien habe Ich die Erfahrung gemacht,  dass die meisten Probleme von den Rekruten mitgebracht werden und in der  Bundeswehr eher schlecht als recht behoben werden können. Die  Gesellschaft und Politik sind gefragt: «Was für eine Armee wollt ihr  haben?» Also reden wir doch mal über die deutsche Jugend, die in regelmäßigen  Abständen an den deutschen Kasernen aufschlägt. Und Ich möchte  klarstellen, dass es mir hier nicht um Schuldzuweisungen geht. Aber die  Jugendlichen, die in meiner Zeit die Grundausbildung begonnen haben,  sind eine mittelschwere Katastrophe für jede Armee, die ihres Namens  würdig sein will. Ausreißer gibt es immer wieder nach unten und nach oben. Aber im  Durchschnitt sind die Jugendlichen im Alter 18-25 unsportlich, häufig  fettleibig/übergewichtig, demotiviert, mental nicht belastbar und  emotional kaum abgehärtet.  Wir reden hier vom Durchschnitt! Dass es  auch andere Beispiele gibt, die man positiv hervorheben sollte, steht  außer Frage! Sehr oft ist es jedoch so, dass diese Ausnahmesoldaten keineswegs  Ausnahmen sind, sondern nur das leisten und erbringen, was vor etwa zehn  Jahren noch der obere Durchschnitt war. Die Leistungsfähigkeit der  Rekruten hat dramatisch nachgelassen, was wir anhand unserer Unterlagen  bei den Sportprüfungen genau nachverfolgen können. Wenn es dann mal  einen überdurchschnittlichen Rekruten gibt, der sowohl kognitive als  auch körperliche Glanzleistungen bringt, handelt es sich fast immer um  einen ehemaligen Schüler einer Sportschule oder um einen jungen Mann  oder eine junge Frau aus den ehemaligen Gebieten der DDR, der/die einer  tradtionsreichen Sportart in seiner/ihrer Freizeit nachgeht. Aber der  normale Rekrut verfehlt das Mindestmaß an Leistung meist um ein  Vielfaches.  Nach Dienstunterbrechung stopfen sich diese jungen Rekruten  häufig den Bauch mit Chips, Cola und anderem Dreck voll. Zusätzlich  folgt dann am nächsten Morgen die gute Versorgung in der Truppenküche.  Mit der Folge, dass die Soldaten, da wir sie auch sportlich nicht an  ihre Leistungsgrenzen heranbringen dürfen, in der GA sogar noch Gewicht  zulegen und fetter werden! Egal ob Gepäckmarsch oder lockere Runden um das Kompaniegebäude –  immer gab es massive Leistungseinbrüche bei den jungen Rekruten. Ihre  körperliche Belastungsfähigkeit ist extrem niedrig, sodass bereits nach  etwa 800 Metern mit 15 Kg Gepäck und erhöhtem Schrittempo die ersten  Jungen und Mädchen nach «Halt! Pause!» rufen oder gar am nächsten Tag  aufgeben und die Ausbildung freiwillig wieder verlassen. Nachdem in der  Vergangenheit einige Rekruten zusammengebrochen und sogar verstorben  sind, haben Ausbilder durch medialen Druck und die Anpassungswilligkeit  der übergeordneten Führung mittlerweile gebundene Hände und Füße, wenn  es um die Ausbildung der Rekruten geht. Mit dem Effekt, dass nicht  einmal mehr das Mindeste, das unterste Level von dem was gefordert ist,  bei vielen ausgereizt wird. Rekruten leisten ihre absoluten  Minimalprüfungen ab, werden aber nie an ihre körperlichen Grenzen  gebracht, weil man keinen verschrecken will und den «Shitstorm» aus dem  BMvG und den Medien fürchtet. In der Folge musste ich Rekruten in ihre  Stammeinheiten entlassen, für deren Befähigung zum Dienst ich mich als  Ausbilder quasi verbürge, von denen ich aber ganz genau weiß, dass sie  nicht den Standards entsprechen, die man in der jeweiligen Einheit  pflegt. Aber welche Einheit hat schon Zeit das nachzusteuern?  (Stichwort: Neue Dienstzeitregelung) <span  style="display: inline-block; width: 0px; overflow: hidden;  line-height: 0;" data-mce-type="bookmark"  class="mce_SELRES_start"></span> Aber es ist nicht nur das Körperliche, was den jungen Leuten fehlt.  Es ist auch ihre emotionale Belastbarkeit. Beispielsweise brach ein  junger Mann vor mir in Tränen aus, nachdem ich ihn laut wegen eines  nicht unerheblichen Fehlers zurechtweisen musste. Es handelte sich um  einen netten, höflichen und begabten Jungen, der direkt aus dem Abitur  kam und jetzt vor mir und einem anderen Unteroffizier Tränen vergoß. Uns  allen war das mehr als peinlich, wenngleich es sich wirklich nicht um  eine große Sache handelte und ich ihn weder beleidigt  noch die mögliche  Lautstärke voll ausgekostet hatte. Der Zugführer selbst war es jedoch, der mich und den anderen  Kameraden zurechtwies und sein Handeln damit begründete, dass der junge  Rekrut ihm soeben im persönlichen Gespräch gebeichtet hatte, dass noch  nie IRGENDJEMAND in seinem Leben mit ihm so laut geschimpft habe. Das  hätte den jungen Mann emotional überfordert und ich sollte mich «in  Zukunft zurücknehmen und mehr Rücksicht zeigen».  Die restlichen zwei  Wochen blieb mir nichts anderes übrig als meine Befehle, selbst wenn sie  von den Rekruten nicht ausgeführt wurden, in Anwesenheit des jungen  Hauptmanns nur in erhöhter Zimmerlautstärke zu wiederholen.  Inwiefern  hier junge Menschen wirklich zu guten Soldaten ausgebildet wurden, kann  ich nicht sagen. Diese und ähnliche Vorfälle haben sich gehäuft zugetragen – es  handelt sich keinesfalls um Einzelfälle. Vor allem bei jungen Frauen  zeigte sich, dass diese nah am Wasser gebaut waren und beispielsweise  beim Begehen kleinster Fehler dies gleich als persönliche Niederlagen  werteten und vor ihren Kameraden weinten (von den sportlichen Leistungen  braucht man nicht reden, die sind weit unter dem Durchschnitt der  Männer). Wenn die Bundesrepublik wieder eine leistungsfähige Jugend in ihren  Soldaten versammeln will, dann muss sie damit anfangen Schulsport und  die richtige Ernährung höher zu gewichten. Viele Probleme der jungen  Rekruten kommen aus dem Elternhaus und der Schule, wo man sie scheinbar  auch nur noch mit Samthandschuhen anfässt und so emotional verkümmern  lässt. Eine Armee muss in der Grundausbildung die Rekruten an einen  Mindesstandard heranführen, kann aber nicht alles nachsteuern, was  Schule und Gesellschaft auf dem Weg zum Kasernentor bereits verbockt  haben. Die Kinder müssen frühzeitig mehr Sport machen und womöglich, ich  wage es kaum zu schreiben, auch mal eine laute Schimpftirade über sich  ergehen lassen. Die Generation der Helikopter-Eltern schickt  bedauerlicherweise junge Erwachsene zu uns, die mental und emotional  noch Kinder sind. Das kann die Bundeswehr dann auch nicht mehr richten! Das muss vorher passieren. 

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recruits' performance has diminished dramatically

Hurra, das deutsche Volk wurde erfolgreich pazifiziert!

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